Nach dem Schmuddelwetter gestern bekommen wir heute ein wunderschönes Wetter präsentiert.
Sonne und Wind!
Blick von unserem Balkon auf den Wochenmarkt
Morgens werden wir von Straßenlärm geweckt. Direkt unter unserem Balkon findet in der Straße der Wochenmarkt statt.
Ein Fest für die Sinne.
Fischverkauf auf dem Markt
Da unsere Reserven an Obst und Gemüse zur Neige gehen, decken wir uns nach dem Frühstück erst einmal ein. Besser und frischer können wir es nicht bekommen.
In dem kleinen Hafen von Loutraki liegen ein paar kleine Fischerboote
Danach machen wir uns zur Küstenpromenade auf. Der Wind kommt aus West und bläst mit etwas 5 Bft den Golf von Korinth entlang. Dadurch baut sich Seegang auf, der auf den Strand vor Loutraki brandet. Der Wind bringt zusätzlich noch saubere Luft über das Meer heran und es ist herrlich an der Promenade entlangzulaufen.
Im Café kommt ein Losverkäufer vorbei und die Verwandtschaft spendiert eine Runde Lose aus der Weihnachtslotterie – leider gewinnen wir alle nichts
Vor dem Mittag treffen wir uns dann mit der entfernten Tante. Es ist schön, sie nach 30 Jahren wiederzusehen.
Im Hafen von Archea Epidavros liegt tatsächlich eine Segelyacht. Bislang können wir die Yachten, die wir außerhalb des Hafens von Piräus gesehen haben, an einer Hand abzählen.
Den Tag beschließen wir mit einer kleinen Auto-Rundtour Richtung Nemea. Im Windschatten der Berge ist der Golf von Megara (andere Seite vom Kanal von Korinth) wie glatt gebügelt. Wir machen noch einen kurzen Halt im Naturhafen von Archea Epidavros.
Dann wird es aber langsam dunkel und wir brechen die Fahrt nach Nemea ab, um wieder Richtung Korinth und nach Loutraki zu fahren.
Nach vielen archäologischen Stätten ist uns heute nicht der Sinn nach weiteren alten Steinen.
Blick aus dem Zugfenster in den tosenden Bergbach, der uns durch die Schlucht begleitet
Die Tochter von unseren Verwandten hat Lust, uns zu begleiten und so fahren wir mit dem Auto über die neue Autobahn nach Diakopto, um dort die Schmalspurbahn nach Kalavrita zu besteigen. Man kann zwar auch mit dem Auto dorthin, aber die Bahnstrecke führt durch eine dramatische Schlucht im Sandsteingebirge und das wollen wir uns nicht entgehen lassen.
Blick von Kalavrita hinauf zum Skigebiet
In Kalavrita auf einer Höhe von 750m angekommen, fühlt man sich an einen Wintersportort im Harz erinnert und tatsächlich gibt es hier oben auch Schnee, der aber schon wieder taut. Als wir aus dem Zug steigen, bekommen wir Nieselregen ab.
Die Strecke führt immer dicht an den Felswänden entlang
Der Ort ist aber für die Griechen noch mit einer ganz anderen Geschichte verbunden, die ein Deutscher wissen sollte, wenn er/sie in diese Gegend kommt.
Unterwergs hält das Bähnle auch in Mega Spileon. Dort gibt es ein Kloster aus dem 4. Jahrhundert. Es wurde im 2 Weltkrieg von deutschen Soldaten zerstört und die Mönche ermordet.
Am 13.12.1943 verübten hier deutsche Wehrmachts- und SS-Truppen schwere Kriegsverbrechen. Die Vorgänge von damals sind in einer Gedenkstätte in der ehemaligen Schule zusammengetragen. Mehrere Orte wurden dem Erdboden gleich gemacht und wie aus einem Wehrmachtsbericht hervor geht, 698 Griechen erschossen. In Kalavrita hat man Frauen und Kinder von den Männern (dazu zählten auch alle Jungen, die älter als 12 Jahre waren) getrennt und in die örtliche Schule gesperrt, die dann angezündet wurde. Glücklicherweise konnten sich Frauen und Kinder befreien. Die Männer wurden alle erschossen. Aus den gezeigten Wehrmachtsdokumenten wird klar, dass es ein eiskalt geplanter und von oben angeordneter Mord an der Bevölkerung war.
Streckenweise fährt das Bähnle als Zahnradbahn
Wenn man dies gesehen hat, versteht man, dass es bei einigen Griechen immer noch Vorbehalte gegen Deutsche gibt. Auf der anderen Seite ist es schön zu sehen, wie man heute offen und freundlich aufgenommen wird. Dies ist eine Basis auf der man bauen kann.
Bahnbetriebswerk in Diakopto
Auf dem Rückweg nach Loutraki nehmen wir dann die alte N8, die immer an der Küste entlang führt. Was für ein Gegensatz zum Bergort Kalavrita, hier reiht sich ein Badeort an den nächsten.
Loutraki liegt in der Nähe von Korinth, das auf dem Isthmus zwischen Attika und dem Peloponnes liegt. Die Gegend hat zum einen gute Böden für die Landwirtschaft, zum anderen eine strategische Lage. Dies führte dazu, dass sich hier eine sehr einflussreiche und wohlhabende Stadt entwickelte. Man kann dies gut an der Ausgrabungsstätte des antiken Korinth erkennen.
Asklepios, der Sohn von Apollon wurde von den Kranken verehrt, die ihm Keramikkörperteile als Opfer brachten in der Hoffnung auf Genesung
Die Pimmelparade: auch alles Opfer an Asklepios
Teller und Kopf aus byzantinischer Zeit
Ein schönes Stück aus der antiken Keramikmanufaktur in Alt-Korinth. Hier waren alle Voraussetzungen gegeben, um feine Keramik herzustellen und in die antike Welt zu exportieren. Die Einnahmen hieraus waren ein Beitrag zum Reichtum von Korinth.
Ein schönes Stück aus der antiken Keramikmanufaktur in Alt-Korinth. Hier waren alle Voraussetzungen gegeben, um feine Keramik herzustellen und in die antike Welt zu exportieren. Die Einnahmen hieraus waren ein Beitrag zum Reichtum von Korinth.
Frauenfiguren aus mykenischer Zeit
Allerdings haben die Korinther es während ihrer Blütezeit mit wechselnden Partnerschaften getrieben, was am Ende zu einer Eroberung durch die Römer und die totale Zerstörung führte. Erst viel später wurde eine neue Stadt am Golf von Korinth gebaut.
Reste des Apollon-Tempels
Die Peiréne-Quelle war von der Antike bis ins 19. Jahrhundert in Benutzung
Antikes Vorratsgefäß
Bein Blick von Alt-Korinth zum Hafen Lechaion fällt der Blick auf diesen Seemann
Der Kanal von Korinth wurde erst 1893 eröffnet. Das Konzept zur Querung mit Schiffen geht aber bis in die Antike zurück. Allerdings hat man damals die Schiffe mit Muskelkraft über den Isthmus gezogen. Teile der Steinstraße von damals sind immer noch zu sehen.
Bevor der Kanal gebaut wurde, wurden nicht zu große Schiffe über diesen gepflasterten Weg bis in den Saronischen Golf gezogen. Dadurch sparten sie sich den gefährlichen Weg um den Peloponnes. Die Schleifspuren sind noch gut zu erkennen.
Der Kanal ist von Ungarn gebaut worden. Dazu musste eine tiefe Kerbe in den Fels geschlagen werden. Für einen Kanal mit Schleusen hatte man oben zu wenig Wasser. Bei seiner Eröffnung verkürzte er die Reise um etwa 250 Seemeilen und vermied die Umschiffung des Kap Malea, welches wohl nicht ganz ungefährlich war.
Blick von oben in den Kanal Richtung Norden
lick durch den Kanal Richtung Isthmía
Wer besonders mutig ist, kann von einer Plattform unterhalb der Fahrbahn 60m tief am Bungee-Seil springen
Blick aus dem Kanal in den Golf von Korinth
Heute beschränkt sich die Nutzung hauptsächlich auf Sportboote, da er für moderne Frachter zu schmal ist. Die Kanalgebühren sind dabei nicht unerheblich. 80€ bis 9m Länge. Jeder weitere Meter etwa 25€. Nun ja, mit unserer ‚Lorrikeet‘ hätten wir dann etwa 160€ zu entrichten.
Dafür ist eine eindrucksvolle Kanalfahrt gewiss!
Heute ziehen wir um. Hier in Griechenland haben wir entfernte Verwandte, die in Loutraki wohnen. Wir haben sie das letzte Mal ebenfalls vor 30 Jahren in Athen getroffen. Auch das ist natürlich eine spannende Geschichte.
Blick auf den Hafen und einen Teil des Hera-Heiligtums von oben. Diese Gebäude stammten aus dem 4. – 8. Jahrhundert vor Christus und wurden Anfang des 20. Jahrhunderts von Humphry Payne, dem Direktor der britischen Schule von Athen, ausgegraben.
Es fährt dorthin zwar auch die Metro, aber wir wollen noch weitere Orte auf dem Peloponnes besuchen und dann ist man ohne Auto etwas eingeschränkt. Also haben wir ein Auto gemietet, mit dem wir aus Athen dort hin fahren. Die Autovermietung unterhält zwar in der Stadt eine Filiale, aber dort fährt man dann doch besser mit dem Taxi hin. Mit dem Service des Hotels ist das kein Problem.
Überreste des Tempels, des Altars und der Stoa
Von der Autovermietung geht der Weg am Meer entlang Richtung Korinth. Allerdings ist die Straße nicht gerade eine Schönheit. Sie führt entlang an Industrieanlagen und Raffinierien. Erst das letzte Stück vor dem Isthmus ist ganz OK. Loutraki selbst ist ein typischer Seebadeort im Winter. Viele Geschäfte und Hotels haben geschlossen.
Leuchtturm am Kap Iréon
Wir haben uns ein Appartement gemietet. Aber auch hier zeigt sich die Winterzeit. Als wir es übernehmen, ist es in der Bude empfindlich kalt. Die Wände sind ausgekühlt und wir müssen erst einmal die elektrische Heizung anschmeißen, um es uns etwas angenehmer zu machen.
Reste eines Altars
Da es noch früh am Nachmittag ist, brechen wir zu einer archäologischen Städte am Kap Iréon auf. Dort gab es ein Heiligtum der Hera. Wenn man sich die Anlage genau anschaut, erkennt man, dass es sich um einen idealen Schutzhafen mit hervorragender Wasserversorgung gehandelt hat. Also findet sich dort neben Molen auch eine Stoa, wo Handel getrieben wurde. Vom Kap hatte man zudem fast 360° unter Kontrolle.
Der Korinthische Kanal ist von hier aus deutlich zu sehen
Auf dem Kap gibt es auch einen Leuchturm, der den Schiffen den Weg in den Kanal von Korinth weißt. Seglerherz was willst du mehr?
Abends gibt es dann großes Hallo mit der Verwandtschaft. In den letzten 30 Jahren ist natürlich viel passiert und es gibt viel zu erzählen.
Zweiter Weihnachtsfeiertag und damit wieder ein Tag an dem alle Museen und Ausstellungen geschlossen haben. Aber kein Problem, das Wetter spielt mit.
Kleiner Teich mit Statue und Schildkröten im Nationalgarten
Nicht weit vom Hotel liegt der Nationalgarten mit dem Zappeio. Viele Athener nutzen diesen Garten als Laufstrecke. Ob die Luft hier wirklich so gut ist, dass man hier laufen sollte, sei noch dahin gestellt, aber das Grün der Büsche und Bäume vermittelt zu mindestens den Eindruck, dass es hier gesünder sei.
Vom langen Stehen bekommt man schnell Rückenschmerzen, also schnell etwas Gymnastik – das hilft garantiert!
Vor dem Präsidentenpalast, der an den Garten grenzt, können wir eine weitere Form der sportlichen Aktivitäten beobachten – das Männerballet in Uniform. Vor dem Palast schiebt die Nationalgarde choreografiert Wache.
St. Georgskapelle auf dem Lykavettos: Von außen hübsch, von innen blättern die Wandmalereien in großen Flatschen ab.Schöner Abstieg vom Lykavettos
Wir winken dann noch bei Herrn Tsipras und begeben uns nach Kolonaki. Dies ist einer der teuersten Stadtteile von Athen und hier befinden sich auch die Botschaften von Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Allerdings ist die Botschaft von Großbritannien ziemlich scheußlich. Wir steigen die Ploutarchou zur Lycabettus Funicular, einer Schrägseilbahn zur Spitze. Dieses Mal lassen wir uns hoch befördern, um dann beim Abstieg über den Serpentinenweg die Aussicht genießen zu können. Wir sind offensichtlich nicht die Einzigen, die diese Idee haben. Oben an der Kirche auf dem Lycabettus ist es ziemlich voll. Auf dem Weg nach unten verläuft es sich aber.
Plakat in einem Jazz-Café in Exzarchia
Nun ist Kontrastprogramm angesagt. Nordwestlich vom Lycabettus befindet sich der Stadtteil Exarchia, der eine Hochburg der autonomen Szene von Athen ist. Die Mauern sind voll mit Graffii und einige Häuser sind ziemlich heruntergekommen. Es gibt aber auch sehr liebevoll zurechtgemachte Ecken und ansprechende Cafés.
Sokrates denkt unterstützt von Athene und Apollon vor der Akademie der WissenschaftenDieses kleine bescheidene zentral gelegene Haus hinterließ Schliemann seiner zweiten Frau
Auf der Panepistimiou lassen wir uns dann von dem Großstadtleben treiben und schauen uns die Bauten der Nationalbibliothek, der Universität und der Akademie der Wissenschaften an. Alles Bauten die von Nordeuropäern erdacht und zu Otto’s Zeiten gebaut wurden. Ein Stück weiter in Richtung Syntagma befindet sich dann noch das Schliemann-Haus, dass heute die Münzsammlung beherbergt. Gar keine so schlechte Idee, wenn man bedenkt, dass Schliemann einer der Superreichen seiner Zeit war und dies aus ärmlichstem Verhältnis. Über ihn nachlesen lohnt sich! Nachdem wir noch kurz durch die Galerie des Kaufhauses Attika gegangen sind lassen wir uns noch ein Wenig durch die Plaka bei der Hadrians Bibliothek treiben, um dann im Hotel eine Pause bis zum Abend einzulegen.
Zu manchen Tageszeiten gibt es kräftige Staus in der Plaka
Heute wollen wir die zweite verbliebenen Kellertaverne in der Plaka ausprobieren. Es sieht so aus, als wenn es diese Art der Restaurants kaum noch gibt. Wir werden sehr herzlich empfangen und der Fisch ist auch wirklich gut. Trotzdem werden wir den Eindruck nicht los, hier einen Dinosaurier kennengelernt zu haben.
Blick von Anafiotika zum Lykavettus
Steile Gasse in Anafiotika
Blick vom Areopag auf den Hephaistos Tempel auf der Agora
Die nächtlich beleuchteten Propyläen auf der Akropolis
Zum Abschluss des Abends gehen wir noch einmal mit Kameras bewaffnet den Weg am Fuß der Akropolis entlang zum Areopagus Hügel. Hier treffen sich die Jugendlichen.
Schriller Laden in MonastirakiEine Katze wärmt sich an der aufsteigenden warmen Luft aus einer der letzten Kellertavernen in der Plaka
Als wir nach Monastiraki absteigen, wissen wir wo die Partyzone ist. Hier boxt der Papst! Je weiter wir in die Plaka kommen, desto mehr geht alles schlafen. Das war vor 30 Jahren definitiv anders. So ändern sich die Zeiten.
….oder wo man mit dem Segelboot nicht so schnell hinkommt