Archiv der Kategorie: Andalusien 2014/15

Reise über Weihnachten und Sylvester nach Malaga und Umgebung

Abschied nehmen

Heute ist unser letzter Tag in Málaga. Morgen geht es mit dem Flieger wieder in die Heimat. Bereits vor unserem Urlaub haben wir geplant, einige herausragende Lebensmittel mit nach Hannover zu bringen. Aus meiner Zeit mit vielen Reisen nach Galizien weiß ich, dass man nicht an einem guten Schinken, Chorizos und Manchego-Käse vorbeikommt. Auch damals habe ich es gewagt, einen ganzen Ibero-Schinken mitzunehmen, den ich immer liebevoll ‚Die spanische Geige‘ nenne, da er in verpackter Form sehr daran erinnert. In den letzten Tagen sind wir häufiger an einem Spezialitätengeschäft vorbeigeschlichen und haben uns die Nase an der Scheibe mit den vielen leckeren Sachen plattgedrückt, die wir in den letzten zwei Wochen in diversen Bars probiert haben.
Fassadengemälde am Parkhaus gegenüber
Fassadengemälde am Parkhaus gegenüber

Also rein ins Geschäft! Wir wollen uns die Sachen dort gleich reisefertig verpacken lassen. Wir fragen vorsichtig, ob hier jemand Englisch kann, da unsere Spanisch-Kenntnisse  für ein solches Vorhaben nun doch nicht reichen. In Galizien hatte ich den Vorteil, dass ich von unserer Chef-Assistentin begleitet wurde, deren Mann einen solchen Laden betreibt. Es erweist sich aber als problemlos. Am Ende verlassen wir den Laden mit mehreren Tüten gut verpackten Würsten, Käse und einem geruchsdicht verpackten 6kg schweren Ibero-Schinken. Auf dem Weg ins Hotel finden wir vor einem anderen Geschäft sogar noch Pappe um das gute Stück noch besser zu schützen. Klebeband und Schnur bekommen wir im Schreibwarenladen. Man muss eben nur kreativ sein.

Warte, warte nur ein Weilchen - seltsame Begegnung im Comic-Laden
Warte, warte nur ein Weilchen – seltsame Begegnung im Comic-Laden

Nachdem wir die Köstlichkeiten reisefertig haben, steht ein weiterer Einkaufsbummel auf dem Programm. Direkt neben dem Hotel befindet sich ein grosser Comic-Laden. Da zumindest ich den Ehrgeiz habe, mein Spanisch zu verbessern, liegt es nahe, mir einige davon zuzulegen. Des Weiteren bin ich ein Fan von gut gezeichneten Geschichten in Feder-Technik. Wir bringen ziemlich lange in dem Laden zu, der allerdings zu einem großen Teil von den üblichen Comic-Publikationen dominiert wird.  Man muss schon genau suchen, um spanische Zeichner zu finden.

Im Hafen
Im Hafen

Mit unseren Erwerbungen aus dem Comic-Laden schlendern wir dann in Richtung Hafen. In der Nacht haben dort mehrere Kreuzfahrtschiffe und ein polnischer Rahsegler festgemacht. An der ‚Muelle Uno‘ finden wir einen wunderbaren Platz in der Sonne und mit einem Tee und einem Kaffee fangen wir gleich an, in den Comics zu stöbern.

– Einfach nur schööön –
An der Muelle Uno
An der Muelle Uno

Einige Tassen später haben wir den Eindruck, uns bewegen zu müssen. Also gehen wir um die Mole herum zum Hausstrand. Langsam fühlen wir uns hier schon richtig zu Hause. Allerdings machen wir etwas, was hier eigentlich nur die Touristen machen: Wir versuchen gegen 17:30 etwa 30 Minuten vor Sonnenuntergang in einem Strandlokal etwas zu essen. Es klappt, das Essen ist gut, aber wir sind absolut die letzten Gäste und um uns herum wird bereits abgebaut, sauber gemacht …

Als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, ergibt sich wieder einmal ein atemberaubendes Bild und als wir kurz vor dem Hafen sind können wir zusehen, wie einer der Kreuzfahrer ablegt, im Hafen dreht und dann ausläuft. Sein Ziel ist Barcelona (Vesseltracker).
Abschiedstrunk
Abschiedstrunk

Den letzten Abend beschließen wir bei einem Glas Manzanilla im Restaurant gegenüber vom Hotel. Er gehört im weitesten Sinne zu der Gruppe der Sherrys, ist aber definitiv trocken. Eine gute Beschreibung findet sich bei Wikipedia. Dieser Wein hat es uns angetan, allerdings macht es keinen Sinn ihn mitzunehmen und Glasbruch im Koffer zu riskieren. Man kann ihn bestimmt auch in Deutschland bekommen.

Zeit diese Reise ein wenig Revue passieren zu lassen. Es war ein sehr schöner Urlaub, auch wenn wir mit mehr Wärme gerechnet hatten. Zu unserer Überraschung sind wir hier in dieser Ecke Europas auf Zusammenhänge der Geschichte gestoßen, von denen wir vorher nicht den Hauch einer Ahnung hatten. Unser Geschichtswissen war sehr lückenhaft. Wir können uns gut vorstellen, hier noch einmal zu reisen.

Die Dolmen von Antequera

Wieder einmal starten wir vor dem Frühstück und fahren nach Antequera. Dort soll es interessante Hügelgräber, Dolmen genannt, aus der Steinzeit geben und in den Bergen soll es den Naturpark ‚Torcal‘ mit Möglichkeiten zum Wandern geben.

Der Korridor-Dolmen Viera von innen: am Ende die Öffnung zur kleinen Grabkammer
Der Korridor-Dolmen Viera von innen: am Ende die Öffnung zur kleinen Grabkammer

Zunächst einmal fahren wir nach Antequera hinein und versuchen im Innenstadt-Bereich das Auto zu lassen. Gar nicht so einfach. Wir finden schließlich ein Parkhaus und lassen uns wieder einmal in einem Café nieder um Té, Café con leche, dos sumo de Narancha und dos Bocadillos zu ordern. Ein gutes und ausreichendes Frühstück in Spanien.

Eingang zum Menga Dolmen
Eingang zum Menga Dolmen

Gut gestärkt geht es zu den Dolmen. Aus Deutschland und Dänemark kennen wir bereits Hügelgräber, allerdings wussten wir nichts darüber, dass es diese auch in Spanien gibt und wie sie gebaut wurden.

Im Menga Dolmen: ungewöhnlich sind die drei Stützen in der Mitte, die genau an den Stoßstellen der bis zu 250 Tonnen schweren Deckenplatten stehen
Im Menga Dolmen: ungewöhnlich sind die drei Stützen in der Mitte, die genau an den Stoßstellen der bis zu 250 Tonnen schweren Deckenplatten stehen

An dem sogenannten Menga-Dolmen gibt es eine Besucherinformation, in der ein guter Film über Bedeutung und den Bau dieser Dolmen gezeigt wird. Um diese Dolmen herum gibt es noch viele wissenschaftliche Fragen. Was man mittlerweile sicher rekonstruieren kann, ist der Bau. Es zeugt von unglaublicher planerischer Leistung und wir würden heute sagen ausgefeiltem Projektmanagement, diese Bauwerke herzustellen.

Blick aus dem Menga Dolmen auf La Peña
Blick aus dem Menga Dolmen auf La Peña

Als wir in den ersten Dolmen eintreten, dessen Öffnung zum Sonnenaufgang der Frühjahrs Tag/Nacht-Gleiche ausgerichtet ist, sind wir von der Genauigkeit der Steinbearbeitung überrascht. Desweiteren kann man im Gang stehen. Dieser hat am Ende eindeutig eine Grabkammer.

La Peña
La Peña

Der zweite Dolme, die Cueva de Menga, ist für Dolmen unüblich, nicht nach der Sonne ausgerichtet, sondern auf den Berg ‚La Peña‘. Wenn man mit Phantasie hinschaut, erkennt man die Silhouette eines liegenden Kopfes mit Hals, Kinn, Mund Nase und Augen. Es gibt die Theorie, dass die Leute damals diesen Berg als Gottheit verehrt haben.

Der Torcal Dolmen hat einen gemauerten Korridor der in einen runden Raum mit Kuppel führt. Dahinter liegt dann die kleine Grabkammer
Der Torcal Dolmen hat einen gemauerten Korridor der in einen runden Raum mit Kuppel führt. Dahinter liegt dann die kleine Grabkammer

Bei Ausgrabungen in diesem Dolmen hat man auch keine Knochenreste gefunden. Zudem hat man beim Eintreten in den Dolmen kein Engegefühl. Die Decke ist bis zu 3,6m hoch und wird durch zwei mittlere Säulen getragen. In diesen Säulen befinden sich auch Vertiefungen, die mit anderen Vertiefungen in der Wand korrespondieren, so dass hier wohl Balken dazwischen waren. Allerdings gibt es andere Dolmen in Europa die ähnlich gebaut waren und tatsächlich als Gräber dienten, sogenannte Galeriegräber. Hier muss sicher noch weiter geforscht werden.

In der runden Kammer des Torcal Dolmen
In der runden Kammer des Torcal Dolmen

Der dritte Dolme liegt etwas abseits und stammt aus späterer Zeit. Die Seitenwände sind flache Steine wie gemauert aufeinander gelegt. Die Decke bilden wieder Monolithen. Die Grabkammer ist rund und wie eine Kuppel geschichtet, allerdings bildet den Abschluss wieder ein Monolith.

Interessante Steinformationen auf dem Torcal
Interessante Steinformationen auf dem Torcal

Nach der ‚Tour de Dolmen‘ machen wir uns auf den Weg zum Torcal. Wieder einmal gar nicht so einfach. Die Ausschilderung zum Torcal ist nicht eindeutig und wir verfahren uns ständig in Antequera. Das Navi hilft auch nicht weiter, da es Torcal als Ort nicht gibt. Wir behelfen uns mit einem Trick und geben den nächsten Ort hinter der Abfahrt in die Berge an. Voilà, es klappt. Rechtzeitig gegen 15:30 Uhr sind wir am Torcal, um noch eine kleine Wanderung auf dem Rundweg zu unternehmen.

El Torcal
El Torcal

Die Felsformation ist aus verkarstetem Kalksandstein. Dadurch, dass die Schichten unterschiedlich hart und verwittert sind, ergeben sich ganz irrwitzige Figuren und einige Felsen scheinen nur auf drei Punkten zu schweben. Da wir hier deutlich über 1000m Höhe sind, ist im Schatten der Boden und einige Pfützen gefroren. Nun verstehen wir, warum im Wanderführer dieser Bereich nicht für den Winter empfohlen wird. Wenn es hier oben schneit, dürfte die Wanderung nicht ganz ungefährlich sein, da  die Felsen sehr glatt sind. Bei Sonnenuntergang sind wir auf dem Rückweg und wir können die ganze Szenerie von hier bewundern. allerdings schließt gerade das Café. Schade, es wäre ein toller Platz in der Abendsonne gewesen.

So fahren wir zurück und schließen den Abend in unserem bereits bekannten ‚Meson Gibralfaro‘ in dem wir mittlerweile per Handschlag und großem Hallo begrüßt werden.

El Chorro oder unter Geiern

Wusstet Ihr, dass Spanien ein Kletter-El-Dorado ist? Nun, wir waren heute nicht klettern, sondern wandern.

Schöner Ausblick auf den Stausee vom El Mirador
Schöner Ausblick auf den Stausee vom El Mirador

Mit Kirchen, Palästen und Moscheen sind wir erst einmal durch. Aus unseren diversen Reise- und Wanderführern hatten wir uns die Gegend ‚Desfiladero de los Gaitanes‘ herausgesucht, die für ihre dramatischen Felsformationen bekannt ist und das Kletterparadies in Europa sein soll. Also machen wir uns wieder vor dem Frühstück auf den Weg.

Der Wanderweg führt durch einen kleinen Tunnel. Auf der anderen Seite sind mehrere Höhlen im Fels
Der Wanderweg führt durch einen kleinen Tunnel. Auf der anderen Seite sind mehrere Höhlen im Fels

Ausgangspunkt der Wanderung soll das Restaurant ‚El Mirador‘ sein, das bestimmt auch etwas für hungrige Wanderer hat. Als wir gegen 10:00 Uhr dort ankommen, sind wir die ersten Gäste und werden mit einem enormen Bocadillo belohnt und der Name ist Programm. Von dort überschaut man die beiden Stauseen, die die Zuflüsse in die ‚El Chorro‘-Schlucht heutzutage regulieren. Früher soll es hier immer wieder schwere Überflutungen gegeben haben. Daher hat sie auch ihren Namen, was nichts anderes heißt als ‚Die Schnelle‘.

Neu angepflanzte einheimische Bäume
Neu angepflanzte einheimische Bäume

Nun kann es losgehen. Wir gehen den Schotterweg in Richtung der Schlucht. Dort angekommen dürfen wir aber nicht auf den „hängenden Weg“ in die Schlucht. Wir sind genauso enttäuscht wie einige andere Wanderer. Dies hat man wohl geahnt und extra jemanden dort platziert, der aufpasst, dass auch wirklich keiner über den Bauzaun steigt. Wir sprechen ihn an und erfahren, dass der Weg absturzgefährdet ist und bis zum Sommer erneuert wird. So etwas wird eben im Winter gemacht.

Verbliebene Eukalyptusbäume am Stausee
Verbliebene Eukalyptusbäume am Stausee

Also machen wir uns auf den Rückweg am Rückhaltebecken vor der Schlucht entlang. Hier ist man gerade dabei, die Eukalyptus Bäume zu fällen und mit heimischen Bäumen wieder aufzuforsten.

Fahrt durch die Berge, die uns an den Yosemite erinnern
Fahrt durch die Berge, die uns an den Yosemite erinnern

Am Auto angekommen stellen wir fest, dass es gut war einigermaßen früh da zu sein, denn nun ist der Parkplatz beim ‚El Mirador‘ übervoll, da es scheinbar eine Sitte ist, an Neujahr essen zu gehen. Wir verlassen den Ort mit dem Ziel, die Schlucht von der anderen Seite anzufahren. Vielleicht sieht man dort mehr.

Reste einer Kirche, die anscheinend aus dem massiven Fels geschlagen wurde
Reste einer Kirche, die anscheinend aus dem massiven Fels geschlagen wurde

Der Weg führt uns durch eine atemberaubende Landschaft, die uns an den Yosemite-Park in Kalifornien erinnert. Zwischendrin gibt es einen Hinweis auf archäologische Ausgrabungen von Bobastro. Sagt uns gar nichts, also hin. Normalerweise soll man dort 3€ Eintritt zahlen, aber es ist niemand dort, die Tür ist auf und wir bewegen uns alleine auf dem Gelände.

Das Becken des Pumpspeicherwerks auf dem Gipfel des Berges
Das Becken des Pumpspeicherwerks auf dem Gipfel des Berges

Hier haben zur Mauren-Zeit bis in die Zeit von Abd al-Rahman III Leute gelebt, deren Anführer Umar Ibn Hafsun man heute wohl einen ‚Warlord‘ nennen würde. Er hat um sich Leute gescharrt, die mit den Herrschenden nicht klar kamen. Die Siedlung war auf einem Berg und gut geschützt und von dort wurden auch immer wieder Beutezüge unternommen. Er hat immer wieder mit Jemandem paktiert und dann die Abmachungen gebrochen. Es gab hier auch eine Kirche. Der Spuk war mit seinem Tode schnell vorbei und sein Sohn hat sich Abd al-Rahman III unterworfen. Wie wir wissen, ist aber auch dieses Reich nach dessen Tode zerfallen.

Vier der fünf Gänsegeier, die über uns kreisten
Vier der fünf Gänsegeier, die über uns kreisten

Oberhalb von Bobastro stehen wir plötzlich am Ufer eines sehr hoch gelegenen Pumpspeicherwerkes – irgendwie bizarr! Am Ende der Straße befindet sich dann ein wunderbarer Aussichtspunkt und, wie praktisch, eine kleine Taverne. Das schreit nach einem Heißgetränk. Über der Taverne kreisen die Gänsegeier und wir sind fast die einzigen Gäste.

Alter und neuer Weg durch die Chorro-Schlucht
Alter und neuer Weg durch die Chorro-Schlucht

Wir fahren zurück und dann wirklich zur Schlucht. Nun kommen wir doch noch auf unsere Kosten. Es ist ein toller Ort. Mit dem Fernglas können wir von hier auch den Zustand des Weges begutachten. Nun, es ist besser, dass wir den Alten nicht benutzt haben und der Neue, der schon teilweise fertig ist sieht viel besser aus. Vielleicht nächstes Mal.

Weintrauben statt Sekt

Heute ist Sylvester. Nachdem es uns gestern ziemlich am Kopf gefroren hat, gehen wir erst einmal eine Mütze für Klaus kaufen. Desweiteren wollen wir die  nächsten Tage wandern und es fehlen uns noch einige Karten. Ach ja und dann ist da noch der Brauch mit den 12 Weintrauben, die man hier in Spanien zu Mitternacht beim Schlagen der Uhr in sich einwirft. Weintrauben fehlen uns auch noch. Es können gerne ein paar mehr sein.
Das Grab von Annie ist das schönste Grab des Englischen Friedhofs
Das Grab von Annie ist das schönste Grab des Englischen Friedhofs

Als wir alles bekommen und im Hotel verstaut haben, zeigt die Uhr immer noch keine Eins. Na bitte, heute kann es mit dem Englischen Friedhof klappen. Also los geht’s. Wie bereits beschrieben, ist der Englische Friedhof eine Kuriosität, die erst durch Ignoranz der spanischen Katholiken entstanden ist. Seit 1831 können hier Andersgläubige bestattet werden.

Das Grab eines Gymnasiasten aus Wiesbaden, der 1874 hier bestattet wurde
Das Grab eines Gymnasiasten aus Wiesbaden, der 1874 hier bestattet wurde

Das jüngste Grab, das wir sehen, ist von Ende 2013. Die Mehrheit der Gräber ist von Engländern, aber es sind auch etliche Deutsche dabei.  Auf dem Friedhof ist eine Kapelle, die von der anglikanischen Kirche betrieben wird. In der Beschreibung des Friedhofes steht, dass es die einzige in Spanien sei, wir können das nicht ganz glauben, aber nehmen es erst einmal hin.

Etwas makabre Auflistung der hier bestatteten Schiffsjungen der 'Gneisenau'
Etwas makabre Auflistung der hier bestatteten Schiffsjungen der ‚Gneisenau‘

Auch hier erleben wir eine Überraschung. Auf dem Friedhof befindet sich auch ein Sammelgrab für die ertrunkenen Seeleute der SMS ‚Gneisenau‘, sowie deren Kapitän. Wir wussten nichts über dieses Schiff.

Die frühesten Gräber im inneren Teil des Friedhofs sind mit Muscheln verziert
Die frühesten Gräber im inneren Teil des Friedhofs sind mit Muscheln verziert

Es handelte sich um ein Kadettenausbildungsschiff der deutschen kaiserlichen Marine, dass am 16.12.1900 vor Málaga strandete. Ehrlich gesagt haben die ein enormes Pech gehabt. Bei Oststurm wollten sie in den schützenden Hafen von Málaga einlaufen, hatten bereits die Segel geborgen und dann streikte die blöde Maschine. Die ‚Gneisenau‘ trieb auf die Hafenmole und zerschellte dort. Bei dem Unglück kamen 42 von etwa 400 Besatzungsmitgliedern ums Leben, unter ihnen auch der Chief, der Erste Offizier und der Kapitän. Bei den anderen Toten handelte es sich vornehmlich um Schiffsjungen und niedere Ränge.

Eichhörnchen auf dem Englischen Friedhof
Eichhörnchen auf dem Englischen Friedhof

Das wirft für uns einige Fragen auf. Haben sich die anderen in Sicherheit gebracht ohne auf die Jungs zu schauen? Bei den drei Führungsoffizieren handelt es sich für uns ganz klar um Selbstmord. Auf jeden Fall hat die Mannschaft der ‚Gorch Fock II‘ im Jahr 2000 dem Grab einen Besuch abgestattet und eine restaurierte Gedenkplakette angebracht.

Strandfunde
Strandfunde

Wir werden um 14:00Uhr freundlich gebeten, den Friedhof zu verlassen, da man nun schließen möchte.

Nach dem Friedhofsbesuch begeben wir uns zu einem ausgedehnten Spaziergang an den Strand. Wir gehen immer nach Osten und finden Muscheln, Schnecken und sogar eine große Koralle.
Zwei Mädchen spielen am Strand
Zwei Mädchen spielen am Strand

Umkehren tun wir an einem Restaurant mit einem Strand. Wir genehmigen uns jeder einen Salat und etwas zu trinken. Leider landen wir im Zuständigkeitsbereich von „José“, einem Kellner, der offensichtlich noch nicht lange in Spanien lebt und chinesische Wurzeln hat.

Schönes Strandlokal
Schönes Strandlokal

Er hat es sich in den Kopf gesetzt, neue Technologien hier einzuführen. Im Gegensatz zu seine Kollegen hantiert er mit einem Smart-Phone, um die Bestellungen aufzunehmen und er bekommt auch nicht mit, wenn sich Gäste umsetzen bzw. bezahlen und Trinkgeld liegen lassen. Es kommt alles irgendwann und am Ende hilft nur ‚José aqui! la cuenta por favor!‘ Ist eigentlich nicht die richtige Art mit einem spanische Kellner umzugehen, aber auch andere jüngere Gäste beginnen sich einen Spaß daraus zu machen. Der Platz ist dafür um so besser. Eine herrliche Sicht auf die Bucht von Málaga. Danach laufen wir in den Sonnenuntergang zurück zum Hotel.

Abgezählte Weintrauben für Kurzentschlossene
Abgezählte Weintrauben für Kurzentschlossene

Bereits heute morgen haben wir gesehen, dass auf dem zentralen Platz in der Stadt eine Bühne aufgebaut wurde. Das Programm für den heutigen Abend ist also klar: Essen und dann in die Stadt. Essen im Restaurant wird schwierig, da viele geschlossen haben. Also vertilgen wir unsere Vorräte an Obst, Brot und Käse. Dann packen wir unsere 24 Weintrauben ein und machen uns kurz vor 23:00 Uhr auf den Weg. Wir sind offensichtlich nicht die Einzigen.

Die Standardverkleidung aus der silbernen Tüte
Die Standardverkleidung aus der silbernen Tüte

Auf dem Platz ‚De la Constitution‘ spielt nun eine Band und versucht etwas Stimmung zu machen. Allerdings ist Fröhlichkeit auch hier in Spanien  ein ernsthaftes Unterfangen! Man konnte heute am Tage bereits die Grundausstattung ‚Sylvester‘ bestehend aus Luftschlange, bunter Pappbrille, Spitzhütchen zum selbst basteln, ein wenig Konfetti, einer kleinen Tröte und natürlich 12 Weintrauben kaufen. Leider alles in einer versilberten Plastikverpackung, die dann natürlich überall herumliegt. Kurz vor Mitternacht werden die Weintrauben bereit gehalten. Als es dann soweit ist muss ich mich an den Weintrauben verschlucken, schaffe  es aber beim 12. Schlag alle Trauben intus zu haben.

Klaus sorgt dafür, dass unser dänsicher Freund H.C. Andersen standesgemäß mitfeiern kann
Klaus sorgt dafür, dass unser dänsicher Freund H.C. Andersen standesgemäß mitfeiern kann

Happy New Year Miss Sophie!!!!

Irgendwie haben wir nicht an Sekt oder ähnliches gedacht – da waren einige andere schlauer. Wir schlagen uns in eine Nebenstraße und just vor uns macht eine geschäftstüchtige Spanierin ihren Laden um 0:15Uhr  wieder auf. So kommen wir doch noch zu unserem Sekt. Wir sitzen auf Hockern vor dem Laden und freuen uns daran, Leute zu schauen.

Córdoba – Die Mezquita und Madinat al-Zahra

Die Mezquita wirkt von außen eher unscheinbar. Nur die äußeren Abmessungen lassen Größeres erahnen.
Die Mezquita wirkt von außen eher unscheinbar. Nur die äußeren Abmessungen lassen Größeres erahnen.

Neben der Alhambra in Granada steht auch die Mezquita in Córdoba auf dem Pflichtprogramm eines jeden Andalusien-Reisenden. Von hier gibt es jede Menge Bilder, die das Bild Spaniens prägen. Wir brechen also wieder früh auf und fahren nach Córdoba. Glücklicherweise hält sich der Andrang im Winter in Grenzen. Es gibt keine Probleme, das Auto zu lassen und ohne große Schlangen kommen wir hinein. Zunächst einige Infos zur Mezquita:

Nur an wenigen Stellen lässt sich noch der ursprüngliche Raumeindruck der mit 175m x 134m größten Moschee der Welt erahnen
Nur an wenigen Stellen lässt sich noch der ursprüngliche Raumeindruck der mit 175m x 134m größten Moschee der Welt erahnen

An dem Ort gab es zur Westgoten-Zeit von Spanien eine Kirche. Als die Mauren nach Spanien kamen, haben sie sich den Bau zunächst mit den Christen geteilt. Geht also auch.

Der Mihrab der Moschee
Der Mihrab der Moschee

Dann nahmen die Moslems an Zahl stark zu und sie wollten eine eigene große Moschee bauen. Also kauften sie den Christen die Kirche ab, wie freiwillig das war, ist nicht überliefert. In drei Abschnitten entstand dann die Mezquita unter drei aufeinander folgenden Herrscher, Abd ar-Rahman I & II und al-Mansur. Abd ar-Rahman III ließ sich westlich von Cordoba eine neue Stadt bauen. Aber  dazu später.

Wilde Mischung aus christlichen und muslimischen Bestandteilen
Wilde Mischung aus christlichen und muslimischen Bestandteilen

Als dann die Christen Córdoba eroberten, hatten sie nichts besseres zu tun, als mitten in die Mezquita eine Kirche zu bauen und jede Nische mit irgendeinem Altar oder einer Kapelle zu nutzen.

Mittendrin dann diese Kathedrale...
Mittendrin dann diese Kathedrale…

Herausgekommen ist ein verwirrender Stil-Mix. Es ist schade, wieviel dabei von dem ursprünglichen Bau verloren gegangen ist. Ein Audio-Guide gibt viele Informationen, aber wir drehen noch eine zweite Runde ohne die Quasselstrippe. Nach einiger Zeit meldet sich in meinem Kopf wieder der Overflow-Warnton und ich muss dringend raus, um nicht schwermütig zu werden. Zudem ist es in dem Gemäuer sehr kalt (gefühlte null Grad).

Rekonstruktion des Wasserrades aus dem 9. Jh., das die Wasserversorgung des Alcazar sicherstellte
Rekonstruktion des Wasserrades aus dem 9. Jh., das die Wasserversorgung des Alcazar sicherstellte

Der Gang auf die alte Römer-Brücke –  ja die waren auch hier,  sie haben Córdoba sogar gegründet – versöhnt mich wieder. Danach setzen wir uns in die Sonne auf den Marktplatz von Córdoba und wollen eigentlich ‚churros con chocolate‘ probieren, aber die sind bereits ausverkauft. Also Schokolade mit einem Sandkuchen – besser als nichts.

Blick auf die Ausgrabungsstätte
Blick auf die Ausgrabungsstätte

Im Reiseführer lesen wir über eine Ausgrabungsstätte, ‚Madinat al-Zahra‚ genannt. Hier wollte sich Abd ar-Rahman III in einer eigens gegründeten Stadt verewigen. Wir  entscheiden dort hinzufahren.

Wieder aufgebaute Säule
Wieder aufgebaute Säule

Zu der Ausgrabungsstätte gehört auch eine gut gemachte Ausstellung, die noch viele Informationen zur damaligen Zeit und der Einordnung dieser Stadtgründung gibt. Abd ar-Rahman hatte für sich selbst den Titel Kalif angenommen. Zum guten Ton eines Kalifen gehört es, eine eigene Stadt zu gründen. Er hatte sich damit direkt in Konkurrenz zum Kalifen in Bagdad gesetzt und insbesondere dem weiteren Gegenkalifat der Fatimiden in Nordafrika. Das erklärt auch die Scharmützel, die er sich in Nordafrika geliefert hat und einiger ‚Piratenüberfälle‘ an der Küste.

Rekonstruierte Halle
Rekonstruierte Halle

Der Bau der Stadt endete nach etwa 70 Jahren als er starb und man sich über seine Thronfolge nicht einigen konnte. Das Reich zerfiel daraufhin in viele kleine Fürstentümer, die sich gegenseitig bekriegten.

Diese nutzten die Anlage abwechseln für die durchziehenden Heere. Na ja und bekanntlich gehen Soldaten dann mit den Unterkünften und der Bevölkerung nicht pfleglich um. Das war das Ende von Madinat al-Zahra. Über die Jahrhunderte wurde  der Ort dann reichlich geplündert und verfiel.

Rekonstruierter Portikus
Rekonstruierter Portikus

Zum Schluss deckte die Natur dann noch eine konservierende Schicht darüber und das ganze fiel bis 1911 in einen Dornröschenschlaf. Wachgeküsst wurde es von Archäologen, die in dieser Zeit in Europa und der Welt sehr aktiv wurden. Seither hat man vieles ausgegraben und teilweise auch restauriert, so dass man einen Eindruck von der Anlage bekommt.

Wer Córdoba und die Mezquita besucht, sollte unbedingt auch hierherkommen und mindestens 2 Stunden mitbringen. Erst dann wird der Eindruck rund.