Archiv der Kategorie: Paris 2012

Reise zum 20. Hochzeitstag

Englisch in Paris – ein Nachtrag

Soeben habe ich von Mark Twain die Glosse „Eine Beobachtung in Paris“ gelesen. Er schreibt dort:

„Der Pariser reist nur wenig, er versteht keine Sprache als die seinige, liest nur einheimische Bücher und ist infolgedessen recht beschränkt und selbstzufrieden. Doch seien wir gerecht; es gibt Franzosen, die auch fremde Sprachen verstehen: die Kellner. Unter anderem verstehen sie auch Englisch; allerdings auf ihre Art – sie können es sprechen, aber nicht verstehen. Sie machen sich leicht verständlich, aber es ist fast unmöglich, einen englischen Satz so auszudrücken, dass sie fähig wären, ihn zu verstehen.“

Das erinnert mich an unseren Paris-Aufenthalt. Wir waren es in der Vergangenheit gewohnt, dass wir mit Französisch am Besten voran kam. Wann immer ich Französisch sprach, wurden wir freundlich behandelt. Versuchte es Klaus auf Englisch, wurden wir ignoriert oder die Antworten waren sehr kurz angebunden. Dieses Mal war alles anders, wann immer ich Französisch sprach, versuchte man mir auf Englisch zu antworten. Entweder ist mein Französisch so schlecht geworden, dass man Mitleid mit mir hatte und mir weitere Quälerei ersparen wollte oder aber die Pariser wurden einer Hirnwäsche unterzogen…

Institut du Monde Arabe

Für unseren letzten Tag in Paris haben wir uns das Institut du Monde Arabe vorgenommen. Uns lockt die interessante Fassade, der Ausblick vom Restaurant auf dem Dach und natürlich auch die Ausstellungen. Wir beginnen unseren Besuch mit einer Tasse Kaffee auf dem Dach. Von dort bewundern wir den Blick über die Stadt. Währenddessen beginnt der Regen zu tröpfeln. Von oben arbeiten wir uns nun nach unten durch und starten mit der ständigen Ausstellung. Diese reicht von Mesopotamien und dem Gilgamesch-Epos über den Handel mit dem römischen Reich, der Entwicklung der Städte, der Entstehung der drei Hauptreligionen bis hin zu den Wissenschaften. Erschöpft geben wir nach etwas über der Hälfte auf und stärken uns erst einmal mit einem sehr leckeren Mittagessen im hauseigenen Restaurant. Besonders beeindrucken uns aber die gleichwertige und vergleichende Darstellung der drei Religionen und die alten Werke über Mathematik und Astronomie.

Eingangsschild und Fassade des Instituts

Anschließend stürzen wir uns auf die aktuelle Kunstausstellung. Diese widmet sich der Frage, wie Künstler aus dem Nahen Osten den menschlichen Körper darstellen. Im 19. Jahrhundert kamen die ersten Studenten von dort nach Europa, um Kunst zu studieren. Zu ihrer Ausbildung gehörte zwingend auch die Darstellung von Akten. Wie gingen sie damit um, entwickelten sie später eine eigene Art und Weise, den menschlichen Körper darzustellen? Die Ausstellung ist sehr vielfältig und bietet so einige Überraschungen, die wir hier nicht verraten.

Fassadenelemente von innen

Währenddessen gehen draußen mehrere Gewittergüsse nieder. Wir sind froh, drinnen zu sein. Damit endet unser Besuch in Paris und wir holen anschließend unser Gepäck aus dem Hotel und machen uns auf den Weg zum Gare de l’Est und unserem Nachtzug nach Hannover.

Pavillon vor dem Institut entworfen von Zaha Hadid

Wohnen in Paris

Anzeige für eine 4-Zimmer-Wohnung

Gestern auf dem Rückweg vom Park, kamen wir am Schaufenster eines Maklers vorbei und studierten die Preise für Eigentumswohnungen. Wir hatten ja schon viel Schlimmes über den Wohnungsmarkt in Paris gehört, trotzdem verschlug es uns den Atem. Unter 10 000 € pro Quadratmeter für eine Eigentumswohnung geht hier anscheinend gar nichts. In einem anderen Schaufenster sahen wir auh Preise für Mietwohnungen. Die waren dementsprechend hoch. In unserer Sachgasse befindet sich an der Straßenecke eine Bäckerei, die außen eine Art Theke vor den verspiegelten Fenstern hat. Dort trafen wir auf ein paar Betrunkene. Einer davon diskutierte mit seinem Spiegelbild.

Anzeige für ein 11-Quadratmeter Zimmer im 7. Stock

Gegenüber von unserem Hotel befindet sich ein niedriges Bürogebäude, dass offensichtlich schon längere Zeit verlassen ist. Die Fenster sind blind. Es ist von wildem Wein überwuchert. Auf dem Dach wachsen kleine Bäumchen, in denen die Tauben gern sitzen. Wenn man duch’s Fenster schaut, sieht man Büroräume mit Aktenordnern in den Regalen, einem Kopierer und vertrockneten Zimmerpflanzen. Dass es sich jemand leisten kann, ein Gebäude in Paris leer stehen zu lassen, ist schon ziemlich erstaunlich. Beim Auschecken aus dem Hotel frage ich nach, aber die Dame an der Rezeption arbeitet hier noch nicht so lange und kann auch nicht mehr berichten, als das, was wir schon selbst beobachtet haben. Auch sie findet es sehr verwunderlich.

Schlafender Mann auf dem Gehweg

Anschließend saßen wir dann wieder gegenüber beim Frühstück. Auf der anderen Seite der Kreuzung rückte ein Reinigungstrupp in einer Gasse an und säuberte mit einem Hochdruckreiniger den Gehweg. Plötzlich entdeckte ich dort auf der anderen Straßenseite der Gasse einen Mann, der auf dem Gehweg schlief. Bislang war er mir nicht aufgefallen. Ich überlegte, ob der Reinigungstrupp auch den Gehweg auf der anderen Straßenseite säubern würde und was sie dann wohl mit dem Clochard täten. Kurze Zeit später wurde meine Frage beantwortet. Sie hielten kurz vor dem schlafenden Mann an, verstauten den Hochdruckreiniger und fuhren davon. Wir fingen wieder an uns Gedanken über den Wohnungsmarkt in Paris zu machen und was wir wohl täten, wenn zu Hause ein Mensch vor unserem Haus auf dem Bürgersteig schliefe.

Hausboote mit Blick auf Notre Dame

Nach dem Frühstück machen wir uns auf dem Richtung Seine dort sehen wir erneut etliche Hausboote. Im Vergleich zu den Preisen für eine Wohnung ist solch ein Hausboot wohl tatsächlich eine Alternative, denn was eine Wohnung direkt am Wasser mit Blick auf Notre Dame kosten würde, wagen wir schon gar nicht mehr zu fragen. Für den Preis kann man sicherlich ein sehr luxuriöses Hausboot mit sicherlich der doppelten Wohnfläche bauen.

Das große und das kleine Palais

Nachdem wir gestern unverrichteter Dinge wieder abziehen mussten, sind wir heute wild entschlossen, den Besuch im Grand Palais nachzuholen. Nach dem Frühstück in der Brasserie um die Ecke, wo wir die Sonne genosse haben, die aus allen Knopflöchern schien, vertun wir keine weitere Zeit und fahren mit der Metro hin. Zur Auswahl stehen drei Ausstellungen. Wir entscheiden uns für „Beauté animale“. Dabei geht es um die Darstellung von Tieren in der Kunst. Eine ähnliche Ausstellung habe ich bereits vor kurzem im Landesmuseum in Hannover gesehen.

Das wunderschöne Café im kleinen Palais

Die Ausstellung ist wunderbar, aber wir hatten die Hoffnung auch das Innere des Gebäudes mit der großen Glaskuppel zu sehen. Diese Hoffnung erfüllt sich nicht. Dazu hätten wir die Monumenta besuchen müssen. An der Kasse stand jedoch eine sehr lange Schlange. Selbst das Café ist geschlossen, aber man rät uns, das kleine Palais zu besuchen, dort sei ein Café.

Im Innenhof des kleinen Palais‘

Gesagt, getan. Der Eintritt ist frei und so besuchen wir auch noch das kleine Palais. Das Café befindet sich im Innenhof sehr romantisch in den Arkaden mit Blick auf sehr viel Grün. Nachdem wir nun schon einmal hier sind, besichtigen wir auch noch die ständige Ausstellung. Sie umfasst verschiedene Perioden der Kunstgeschichte. Besonders beeindruckt uns die Sammlung an Jugendstilobjekten.

Im kleinen Palais

Für unseren letzten Abend in Paris haben wir uns vorgenommen, ein paar Spezialitäten einzukaufen und uns damit anschließend im Jardin du Luxembourg zum Gourmet Picknick niederzulassen. Wir finden einen kleinen korsischen Laden, in dem wir Käse und Wurst einkaufen In der Galerie Lafayettes kommen noch Rotwein und Pain Rustique hinzu. So ausgestattet, treten wir den Heimweg in der Metro an und probieren einmal aus, wie sich Sardinen wohl in der Dose fühlen mögen.

Skulptur von Rodin im kleinen Palais: Amor und Psyche

Wir sind froh, als wir wieder an der frischen Luft sind und haben Mitleid mit jedem, der dies täglich ertragen muss. Auf den Bahnsteigen standen um diese Uhrzeit etliche Angestellte der Metro und sorgten dafür, dass sich die Türen schließen konnten, indem sie alle Jackenzipfel, Taschen und ähnliches noch schnell ins Wageninnere drückten. Gelegentlich blieb auch noch ein kleiner Zipfel eingeklemmt in der Tür.

Im Treppenhaus des kleinen Palais‘

Wie schön, dass wir uns jetzt in den Park setzen können. Dort suchen wir uns ein schönes Plätzchen mit Blick auf das Palais, greifen uns drei Stühle und freuen uns über unser stilvolles Abendbrot. Draußen spielt wieder die Band, die wir schon am Sonntag erlebt hatten. Kurz vor Sonnenuntergang laufen einige Polizisten vorbei. Kurze Zeit später wissen wir warum. Sie fangen an, auf ihren Trillerpfeifen zu blasen und die Besucher mit lauten Rufen aus dem Park zu scheuchen. Um halb zehn schließt der Park.

*1: Amor und Psyche in Kopenhagen

 

Fortbewegung in Paris

Station mit Leihfahrrädern

Für uns bedeutet Fortbewegung in Paris, Metro bzw. RER fahren. Ich habe mich vorher auf einer Internetseite über die aktuellen Tarife informiert. Auf unseren vorherigen Reisen hatten wir uns immer ein Carte Orange besorgt. Dazu brauchte man ein Passfoto und konnte sich dann in Paris solch eine Karte ausstellen lassen und anschließend die passenden Zeitkarten dazu kaufen. Das System gibt es auch immer noch, heißt jetzt nur Carte Navigo. Leider beginnen die Zeitkarten erst Montags. Da wir an einem Sonntag angekommen sind, lohnte sich das so nicht. Wir haben deshalb die teurere Touristenkarte gekauft, die zwar viele Vergünstigungen verspricht, aber wie an so vielen Orten, haben wir auch hier nicht vor, die entsprechenen Einrichtungen zu besuchen. Ansonsten hat sich an der Metro nicht viel verändert, nur die Musiker in den Schächten sind weniger geworden.

Leihfahrrad auf einem Radweg

Oberirdisch hat sich mehr getan. Man fährt nun Fahrrad in Paris. An vielen Ecken gibt es futuristische Fahrradleihstationen. Mit einer Carte Navigo hätten wir hier Fahrräder leihen können, aber es wäre auch möglich für ein paar Tage ein Abo zu kaufen. Wir lassen das sein, es erscheint uns viel zu gefährlich, in Paris Fahrrad zu fahren. Unterwegs treffen wir allerdings immer wieder auf neu geschaffene Fahrradwege. Dies sind entweder die Busspuren oder auch kleine Seitenstraßen, die zu Fahrradwegen erklärt wurden, sogar Hinweisschilder für Fahrradfahrer gibt es. Was uns als Fußgänger nervt, sind die Fahrradfahrer, die einfach den Fußweg benutzen, wenn ihnen die Straße oder die Fahrradwege nicht gefallen. Verkehrsregeln scheinen für Fahrradfahrer hier nicht zu existieren.

Radfahrer auf einer Busspur

Gestern morgen beim Frühstück in dem Café an der nächsten Straßenecke unterhielten sich zwei ältere Herren erst über Politik, Kleidung und die Kinder. Als ein etwas jüngerer Mann auf Krücken hinzu kam, drehte sich das Gespräch kurz danach um einen Fahrradunfall, den er erlebt hatte. Die Gruppe war der Ansicht, dass es gut sei Fahhrad zu fahren, wegen der Umwelt, aber auch sie hielten es für gefährlich. Es gehört halt noch etwas mehr dazu, den Verkehr einer Stadt zu ändern. Nur Fahrräder und gelegentlich ein Fahrradweg reichen nicht. Trotzdem wird das System mit den Leihrädern gut angenommen. Diese Fahrräder sind wirklich zu einem Teil des Stadtbildes geworden.

Das Wartungsfahrzeug des Betreibers der Fahrradleihstationen

Nachtrag:

Das Ganze gibt es anscheinend auch für Autos, wie wir an entsprechenden Fahrbahnmarkierungen und Säulen in der Nähe des Pantheon sehen konnten.

Autoleihstation in der Nähe des Pantheon