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Mit dem Zug von Amsterdam nach Bristol

In der Vergangenheit sind wir immer irgendwie nach Bristol geflogen oder wir haben von London aus Bus oder Auto genutzt, um nach Bristol zu kommen. Diesmal haben wir bewusst auf das Verkehrsmittel Bahn gesetzt, nachdem wir letztes Jahr gute Erfahrung mit dem Eurostar gemacht haben.

Die Organisation der Reise ist allerdings eine kleine Herausforderung. Die Tickets und Verbindungen müssen in verschiedenen Portalen zusammen gesucht werden. Zu guter Letzt haben wir mit einer EXCEL-Liste gearbeitet und uns einen Zwischenstopp in Amsterdam gegönnt. Dadurch kommt man preislich für zwei Personen auf etwas mehr als bei der Flugvariante

Die Reise von Amsterdam beginnt morgens um 10:11 Uhr. Eurostar und der französische Thalys sind mittlerweile fusioniert, so dass der Eurostar nicht mehr von London nach Amsterdam durchfährt und wir in Brüssel umsteigen müssen. Dazu haben wir in Brüssel 45 Minuten Zeit. Eigentlich reichlich Reserve, aber Thalys verlässt mit etwas Verspätung Amsterdam, die er dann nicht wieder einholen kann.

Das Check-In für den Eurostar verläuft wie auf einem Flughafen. Man kann nicht einfach auf den Bahnsteig und in den Zug einsteigen, sondern muss erst durch verschiedene Kontrollen. Da am letzten Wochenende die Rechner der Flugsicherung in London ausgesetzt haben, ist der Andrang auf den Eurostar massiv. Vor der Sicherheitskontrolle hat sich bei unserer Ankunft auf dem Brüsseler Bahnhof bereits eine lange Schlange gebildet.

Einfahrt in den Eurostar-Tunnel
Einfahrt in den Eurostar-Tunnel

Mit 20 Minuten Verspätung haben es dann alle Passagiere an Bord geschafft und der Zug verlässt bis auf den letzten Platz gefüllt Brüssel Midi Richtung London. Nach dem Halt in Lille kommen wir in den Bereich um Calais. Man erkennt dies daran, dass die ganzen Gleise und Ladezonen für den Schienenverkehr mit Zäunen und Stacheldraht abgesichert sind. Petra gelingt ein Schnappschuss bei Einfahrt der Zuges in den Tunnel unter dem englischen Kanal.

GWR Ticket Office in Paddington
GWR Ticket Office in Paddington

Von dem Rest der Zugfahrt bekommt man eigentlich nicht viel mit, da der Zug entweder im Tunnel oder zwischen Lärmschutzbauten fährt. London St. Pancras ist uns bereits aus dem letzten Jahr bekannt und wir besorgen uns wieder etwas zu Essen auf dem Real Food Market vor dem angrenzenden Bahnhof Kings Cross. Auf den Besuch des Hypes um Harry Potter und das Gleis 9 3/4 verzichten wir diesmal und begeben uns direkt per Underground Ringlinie zur Paddington Station.

Jugendstil Ornamente in der Halle der Paddington Station
Jugendstil Ornamente in der Halle der Paddington Station
Jugendstil Ornamente von Paddington Station
Jugendstil Ornamente von Paddington Station

Die Tickets für die Great Western Railway (GWR) müssen wir uns dort in Papierform abholen. Wir sind sehr rechtzeitig dort und hätten auch einen Zug früher nehmen können, aber unsere Tickets sind an den Zug und die Reservierung eines Sitzplatzes gebunden.

Animal Dinning Table vor Paddington Station
Animal Dinning Table vor Paddington Station

Wir haben noch einige Zeit, um die Umgebung der Paddington Station zu erkunden. Nach weiteren 1,5 Stunden im Zug der Great Western Railway erreichen wir gut gelaunt Bristol Temple Meads und werden dort bereits freudig erwartet.

Mailand, wir kommen!

Heute ist wieder ein Reisetag angesagt. Es geht mit dem Zug von Basel SBB direkt durch die Alpen nach Milano. Übrigens ist das Wort durch die Alpen wörtlich zu nehmen. Der erste Teil von Basel nach Bern findet zu 50% unterirdisch statt. Danach geht es im Tal des Thuner Sees entlang und dann wieder in den Berg.

Danach kommen wir zum Lago Maggiore. Hier reihen sich Palazzo an Palazzo. Dies ist definitiv auch ein Gewässer, an dem es sich eine Weile aushalten lässt. Nur das notwendige Kleingeld muss vorhanden sein.

Am Endpunkt der Zugfahrt, Milano Centrale, ist der Bahnhof so voll, dass selbst das Verlassen des Bahnsteigs schon mühselig ist. Dabei ist der Bahnhof riesig groß. Uns erinnert er ein wenig an den Leipziger Haptbahnhof. Wir müssen uns erst einmal in dem Gewusel der vielen Leute orientieren. Für einen Touristen, der nach Milano kommt, ist es nicht einfach zu erkennen, wo man Tickets für die öffentlichen Verkehrsmittel bekommt. Da hatte man es mit Basel einfacher, wo die Basel-Card in der Hotelbuchung gleich mit inbegriffen ist.

Bei einer anständigen Pizza warten wir auf unsere Haustürschlüssel
Bei einer anständigen Pizza warten wir auf unsere Haustürschlüssel

Wir folgen der Metro-Ausschilderung, immer in der Hoffnung, dass man vor einer Absperrung auch Tickets kaufen kann. Die Strategie ist gut und wir besorgen uns für die nächsten drei Tage eine Tageskarte. Unsere Unterkunft liegt in der Gegend südwestlich vom Duomo. Ein kleines Appartment in einem alten Palazzo. Wir werden bereits erwartet und  eingewiesen. Leider hat der Vormieter den Schlüssel nicht in den Briefkasten geworfen, so dass der Schlüssel erst wieder beschafft werden muss.

Galleria Vittorio Emanuele II die schicke Einkaufspassage, wo alle Nobelmarken vertreten sind
Galleria Vittorio Emanuele II die schicke Einkaufspassage, wo alle Nobelmarken vertreten sind

Wir nutzen die Zeit, um erst einmal zu essen. Allerdings ist es auch diesmal mit 16:00 Uhr nicht die beste Zeit. Wir finden im „Pane e Vino“ um die Ecke aber ein Restaurant, das eine hervorragende Pizza serviert. Klaus unterschätzt aber die Größe eines „großen“ Bieres. Es handelt sich um eine Maß, also ein Liter!

Danach ist dann auch der Schlüssel da und wir können uns häuslich niederlassen. Zum Abend drehen wir noch eine Runde um den Duomo und den dortigen Weihnachtsmarkt. Dieser ist aber nicht mit den Märkten in Deutschland oder in Basel vergleichbar. Es sind standardisierte Stände. Es gibt zwar Gebäck, Käse, Wurst und Schinken zu kaufen, aber keinerlei Getränke.

Klaus kauft auf dem Weihnachtsmarkt noch Salami für uns
Klaus kauft auf dem Weihnachtsmarkt noch Salami für uns

Heimfahrt

Heute geht es wieder Richtung  „Continent“. Es ist schon merkwürdig, aber so reden die Briten nach wie vor, wenn es über den englischen Kanal geht und gerade nach dem Brexit bekommt dies eine ganz eigene Bedeutung.

Eurostar Zug im Bahnhof St. Pancras
Eurostar Zug im Bahnhof St. Pancras

Wir packen nach dem Frühstück erst einmal unsere Sachen und gehen zu Fuß zum Bahnhof St. Pancras. Wir wissen ja bereits, wo wir hin müssen und dass das Prozedere eher dem Einchecken wie auf dem Flughafen ähnelt als dem Besteigen eines Zuges am Bahnhof.

Wir sind viel zu früh da und durch die Sicherheitskontrolle. Deshalb verbringen wir einige Zeit im total überfüllten Wartebereich. Etwa 15 Minuten vor Abfahrt dürfen wir in den Eurostar nach Amsterdam einsteigen.

Wir verlassen den Bahnhof St. Pancras. Viele sind bereits in ihre Lektüre vertieft.
Wir verlassen den Bahnhof St. Pancras. Viele sind bereits in ihre Lektüre vertieft.

Der Eurostar verlässt London größtenteils  im Tunnel oder in Canyon Trassen. Man bekommt nur ganz wenig von London und der Landschaft Richtung Kanal mit. Den Übergang in den Kanaltunnel bekommen wir gar nicht mit, da wir uns mittlerweile schon in andere Beschäftigungen vertieft hatten.

Einer der selten Blicke auf London aus dem Eurostar
Einer der selten Blicke auf London aus dem Eurostar

Plötzlich weiter Blick mit einem Stacheldrahtzaun zu beiden Seiten der Bahnstrecke und die Autos bzw. LKW fahren auf der rechten Fahrbahnseite. Wir sind bei Calais aus dem Tunnel heraus. Die Überquerung des Kanals in einem Tunnel hatten wir uns etwas dramatischer vorgestellt, aber vielleicht ist es für manchen Passagier besser, wenn die Vorstellung, dass über den Köpfen fast hundert Meter Wasser und Gestein sind, nicht in die Köpfe kommt.

Übrigens gab es die ersten Gedanken zu einem Kanaltunnel schon 1751: Der französische Physiker, Geologe und Geograf Nicolas Desmarest schlug in seiner Dissertation vor, eine Tunnelverbindung zwischen Dover und Calais einzurichten. Die Strecke sollte etwas weiter westlich verlaufen als der heutige Tunnel. Die Sandbank in der Mitte sollte aufgeschüttet werden, damit die Pferde, die die Kutschen ziehen, dort grasen könnten.  Er erhielt dafür 1753 den Preis der Wissenschaftsakademie von Amiens, aber leider wurde der Vorschlag keine Realität, aber es gab auch im folgenden Jahrhundert mehrere Entwürfe für einen Tunnel. Erst 1993 fuhr dann der erste Testzug durch den heutigen Tunnel – 242 Jahre (8 Ingenieur-Generationen) nach der ersten Idee!

In Brüssel haben wir einen ungeplant längeren Aufenthalt, da man im Zug Taschendiebe ertappt hat und diese an die Brüsseler Polizei übergeben werden. Nach einiger Zeit geht es weiter und der Zug erreicht trotzdem pünktlich Amsterdam.

Wir gönnen uns im Bahnhof bei einem mexikanischen Imbiss ein Mittagessen. Auch hier kann man nicht mit Bargeld bezahlen, aber das kennen wir bereits aus England. Der Zug nach Hannover ist dann unspektakulär und fast pünktlich. Surreal ist nur ein Vorgang an der deutschen Grenze. Ganz früher musste man hier Papiere vorzeigen oder Untersuchungen wegen Drogen über sich ergehen lassen. Heute kommt eine Durchsage, dass man nun die Grenze überfahre und nach deutschem Gesetz dazu verpflichtet sei, in der Bahn eine Maske zu tragen. Also müssen wir alle plötzlich wieder eine Maske aufsetzen. Die Passagiere des Zuges nehmen es mit Gelassenheit und Humor.

Fehlstart

Für heute hatten wir uns den Besuch des British Museum, das ganz in der Nähe von unserem Hotel liegt, vorgenommen. Am gestrigen Abend haben wir geprüft, ob die Reservierung eines Visitor Slots notwendig ist. Laut Internetseite ist es empfohlen, aber nicht zwingend notwendig. Wir haben versucht, probehalber zu buchen, aber es ist noch alles frei, also lassen wir es. Nach dem Frühstück brechen wir zum Museum auf und sind entsetzt, da wir am Eingang eine mehrere hundert Meter lange Schlange erspähen. Diese Schlange bewegt sich zudem so gut wie nicht weiter. Zum stundenlangen Schlangestehen haben wir keine Lust und disponieren um. Nach dem Museumsbesuch wollten wir auch noch einen Schaufensterbummel machen.Damit wollen wir nun beginnen.

Döner ist ein deutsches Nationalgericht
Döner ist ein deutsches Nationalgericht

Weiter geht es zum Trafalgar Square und dort kurz durch die National Galerie, da es hier eine öffentlich zugängliche Toilette gibt. Hier hängen vor allem die großen alten Schinken. Wir bleiben aber nicht länger, sondern gehen zur Piccadilly Road und dann durch die Old Bond Street. Dies sind die Straßen, in denen man jede Menge Geld für Edelschmuck, Uhren und Klamotten ausgeben kann. Die Modehäuser machen auf uns aber einen eher langweiligen Eindruck. Das kaufkräftige Publikum scheint wenig experimentierfreudig zu sein. Auch im Burlington Garden und in der Regent Street sieht es nicht besser aus. Wir gehen auch durch die Carnegie Street, die uns ebenfalls nicht begeistert.

Mittagspause der Büroangestellten (in Uniform)
Mittagspause der Büroangestellten (in Uniform)

Wir landen zur Mittagszeit am Golden Square in einem Sandwich und Salat Laden, um einen Tee zu trinken. Die Büroangestellten der Innenstadt strömen in die umgebenden Läden, um sich ihr Lunch zu besorgen. Wir gehen weiter über Leicester Square zum Covent Garden, aber auch hier will sich bei uns keine Begeisterung einstellen. Zusätzlich gehen uns die Straßenkünstler auf die Nerven, die mittlerweile alle mit Mikro und Verstärker um die Aufmerksamkeit der Passanten buhlen. Vielleicht sind wir auch einfach nicht gut drauf und brauchen eine ordentliche Pause. Also ab nach Hause!

Nach einer eingehenden Pause entschließen wir uns, noch einmal zu starten und der British Library einen Besuch abzustatten. Dort lagern etwa 150 Millionen Bücher und Dokumente. Es gibt eine Dauerausstellung der größten Schätze, die sehr gut dokumentiert sind. Sie ist nach Themen gegliedert, wie Heilige Bücher, Entstehung des Buchdrucks, Buchkunst und Manuskripte berühmter Personen. Da wir am Freitag von St. Prancras abfahren werden, statten wir dem Bahnhof bereits einen Besuch ab, um zu erkunden wo der Eurostar abfährt und ob wir besondere Prozeduren beachten müssen. Auf jeden Fall muss man hier durch eine Sicherheits- und Grenzkontrolle und wir müssen genügend Zeit einplanen.

Eingang zum Gleis 9 3/4 im Bahnhof Kings Cross
Eingang zum Gleis 9 3/4 im Bahnhof Kings Cross

Gleich nebenan befindet sich der Bahnhof Kings Cross, der durch Harry Potter eine hohe Berühmtheit erreicht hat. Auch wir wollen uns einmal das berühmte Gleis 9 3/4 anschauen. Es ist schon ein kräftiger Trubel, der hier um Harry Potter gemacht wird. Natürlich gehen wir auch noch in den Merchandising Shop. Mit uns ist aber kein Geschäft zu machen und so bleiben die Zauberstäbe, Pullover, Zaubererumhänge und Plastik-Eulen im Laden.

Taxen vor dem Bahnhof Kings Cross
Taxen vor dem Bahnhof Kings Cross

Auf dem Platz vor dem Bahnhof Kings Cross findet der Real Food Market mit dem Angebot statt, das wir heute nach der allgemeinen englischen Küche brauchen. An einem Stand mit tropisch afrikanischen Wraps erstehen wir je einen mit und einen ohne scharf. Nach der Stärkung in der Sonne gehen wir auf einer Nebenstraße in Richtung Euston Road. Die Gegend hat schon bessere Zeiten gesehen, aber einige private Initiativen versuchen hier einiges auf die Beine zu stellen, wie z.B. einen Nachbarschaftsgarten oder eine Lernhilfe.

Gebäude in der Nähe des Bahnhofs St. Pancras
Gebäude in der Nähe des Bahnhofs St. Pancras

Mit dem Bus der Linie 68 fahren wir von der Euston Road nach Newington südlich des River Thames. Unsere Oyster-Card kommt einmal ordentlich zum Einsatz. Es geht quer durch das Gewühl der Innenstadt, aber wir haben vom Oberdeck einen guten Überblick und bewundern den Mut der Radfahrer, die sich in dieses Gewühl trauen und das sind nicht wenige. In Newington beginnen die Wohnscheiben der 70er, wie man sie aus vielen Großstädten kennt. Mit einer anderen Buslinie fahren wir über die Westminster Bridge zurück zum Trafalgar Square, von wo aus wir zu Fuß zurück zu unserem Hotel gehen.

Das waren heute eine Menge Schritte!

To travel !!!

Da der Termin im Bürgerbüro erst um 10:30 Uhr ist, können wir etwas länger  schlafen. Es gibt also noch ein gemütliches Frühstück im Garten.

Danach schwingt sich Klaus auf’s Rad und Petra packt die letzten Reste, so dass es umgehend los gehen kann.

Das Bürgerbüro ist kundenfreundlich wie immer und Klaus ist bereits um 10:45 Uhr als stolzer Besitzer eines vorläufigen Reisepasses wieder zu Hause. Um 12:40 Uhr fährt der nächste Zug nach Amsterdam. Wir machen uns rechtzeitig auf den Weg und ächzen ein wenig unter den ungewohnt schweren Taschen in der Hitze. Am Hauptbahnhof sorgt dann die DB noch für Verwirrung, so dass selbst wir als eigentlich erfahrene Bahnreisende, schon fast im falschen Zug nach Köln gesessen hätten. Als wir die Treppe hoch kamen war als nächstes der Zug nach Amsterdam angeschlagen. Einfahren tat aber der Zug nach Köln. Erst im letzten Moment, als sich alle bereits auf das Einsteigen konzentrierten, änderte sich die Anzeige und die Hinweise an den Wagen waren gegen die Sonne kaum zu lesen.

Petra schafft es noch in letzter Sekunde, als die Türen schon schließen, mit Koffer aus dem falschen Zug zu springen – noch einmal gut gegangen und das schon zum zweiten Mal heute!

Der richtige Zug (ein IC) einige Minuten später ist fast vollständig belegt. Das ist in Zeiten des 9€ Tickets eigentlich ungewöhnlich! Petra ergattert noch einen einzelnen Sitzplatz und Klaus muss zur Strafe auf „Netzkarte“ fahren. Die Gepäckablage lässt sich ganz gut als Stehhilfe brauchen. Nach einer Stunde ergattern wir kurz vor Osnabrück zwei Sitzplätze nebeneinander und werden von dort auch nicht mehr vertrieben!

Fahrräder am Amsterdamer Hauptbahnhof - wie gut, dass die nicht alle mit dem Auto in die Stadt gefahren sind...
Fahrräder am Amsterdamer Hauptbahnhof – wie gut, dass die nicht alle mit dem Auto in die Stadt gefahren sind…

In Bad Bentheim haben wir planmäßig Aufenthalt und die deutsche Lok wird gegen eine niederländische getauscht. Auch das Personal wechselt. Als es wieder losgehen soll, macht der Zug nach wenigen Metern eine Vollbremsung. Das wiederholt sich noch einige Male. Wir kommen gar nicht aus dem Bahnhof. Das war nicht einmal Känguru-Strom…

Fahrradabstellanlage in Amsterdam
Fahrradabstellanlage in Amsterdam

Dann stehen wir erstmal eine Weile. Danach geht es wieder so los. Vermutlich kann man weiter vorne das Fluchen einiger Bahntechniker hören. Nach einer Weile geht es dann doch – uff!

Blick vom Hotel hinab auf den Bahnsteig
Blick vom Hotel hinab auf den Bahnsteig

Die Häuser ändern sich, die Landschaft wird flach und immer nasser. Das Holländisch der Durchsagen verstehen wir sogar noch. Irgendwann tauchen die ersten Klappbrücken und Segelyachten auf. Nach 4 Stunden sind wir in Amsterdam. Auf dem Bahnhof stehen wir vor einem Rätsel: Wie  kommen wir hier wieder raus? Wie und der Pariser oder Hongkonger Metra muss man am Ausgang seine Fahrkarte auf einen Scanner halten um rausgelassen zu werden. Deshalb hat wohl niemand im Zug die Fahrkarten kontrolliert!

Der Blick aus unserem Hotelzimmer!
Der Blick aus unserem Hotelzimmer!

Die nächste Überraschung wartet vor dem Bahnhof: Massen an Fahrrädern; Zigtausende auf mehreren Etagen übereinander. Auf einem schmalen Pfad kommen wir hindurch zu unserem Hotel und hier nun Überraschung Nummer 3: Unser Zimmer liegt im 7. Stock in einem Nachbargebäude , das nur über eine Brücke im 5. Stock erreichbar ist, da es auf Stelzen über Gleis 2 und 3 steht.

Dachschaukel auf dem A'DAM
Dachschaukel auf dem A’DAM

Als wir den Vorhang öffnen, haben wir einen gigantischen Ausblick auf die Gleise, auf den Fluss Ij, der direkt am Hauptbahnhof vorbei fließt und den gegenüber liegenden Stadtteil. Nach einer kurzen Erfrischungspause machen wir uns auf den Weg, diesen Stadtteil zu erkunden, den uns ein Nachbar ans Herz gelegt hatte. Auch das Hotel hatte er uns empfohlen. Wir schicken ihm ein Foto von unserem Blick aus dem Hotelzimmer und er macht uns noch darauf aufmerksam, dass man auf der Dach-Terrasse des Hochhauses schaukeln kann. Stimmt nun sehen wir es auch, aber das ist nicht so unser Ding.

Herman!
Herman!

Mit der kostenlosen Fähre geht es mit vielen anderen Menschen auf das andere Ufer. Auf das Hochhaus wollen wir nicht, Wir bleiben am Boden und gehen die Van den Pekstraat entlang. Das ist ein Wohngebiet mit einem einheitlichen Baustil, nich besonders reich. Einige Künstler sind hier aktiv. Wir sind hungrig und durstig, aber nehmen nicht das erste Lokal, obwohl das hier keine keine Touristengegend ist. Bei einem etwas schräg anmutenden Laden mit netter Musik und einem Hinweis auf einen Hofgarten können wir nicht wiederstehen und so sitzen wir bei Pekkys im Hinterhof nahezu in einer Passionsblume zwischen lauter alten Möbeln und irgendwelcher Schrottkunst. Über uns sitzt ein rosa Plastikflamingo in einem Nest mit noch grünen Passionsfrüchten (Maracuja). Wir stärken uns mit Burger, Makrelen und Sardinen aus der Dose, Käse, Wurst, Oliven, Crackern, Ingwerbier und einem normalen Bier.

An der Schleuse zum Nordhollandkanal
An der Schleuse zum Nordhollandkanal

Es wird dämmerig und wir ziehen weiter. Kreischende grüne Sittiche erregen unsere Aufmerksamkeit. Sie fallen über die Früchte in einigen Bäumen her. Wer hier einen Obstbaum hat, hat es mit ihnen sicher nicht leicht. Sie fressen sogar die noch unreifen Zieräpfel.

Passagiere eines der zahlreichen Flusskreuzfahrtschiffe füttern eine Schwanenfamilie
Passagiere eines der zahlreichen Flusskreuzfahrtschiffe füttern eine Schwanenfamilie

Mit der Fähre fahren wir wieder zurück auf die Seite der Amsterdamer Altstadt. Da es mittlerweile dunkel ist, lassen wir die Kameras im Hotel und machen uns auf die Suche nach einem gemütlichen Pub/Cafe in der Altstadt. Es schieben sich immer noch massenhaft Menschen durch die Stadt und futtern Pommes, Pizza, Eis, Waffeln, Kebab, aber wir wollen doch einfach nur draussen sitzen und ein Bier trinken.

Kostenlose Fähre über die Ij
Kostenlose Fähre über die Ij

Schließlich landen wir im Cafe Van der Beeren, einem kleinen Laden mit Jugendstil Dekor und einem türkisch-holländischem Besitzer. Hier gibt es 12 Biere vom Fass, das sollte reichen! Wir kommen mit zwei Brasilianern aus dem Königreich ins Gepräch, denen wir versprechen nach Brasilien zu reisen sobald sie Bolsonaro abgesetzt haben. Im Gegenzug müssen sie uns versprechen das nächste Mal in Deutschland nicht nach München und Neuschwanstein zu reisen, sondern nach Hamburg!