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Kalifornien blüht

Willow - die alte Dame
Willow – die alte Dame

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg, meine Nichte und ihre Pferde zu besuchen, die tägliche Pflege und Beschäftigung benötigen. Also wird erst einmal die alte Dame ‚Willow‘, deren Hufgelenke geschwollen sind, gepflegt. ‚Brego‘, ein junger Wallach, hingegen muss dringend bewegt werden. Er hat über Winter eine Fettschicht angesetzt. Bevor wir gehen, werden beide noch einmal auf dem Geländer herumgeführt.

Bregow braucht Bewegung
Bregow braucht Bewegung

Wie schon berichtet, ist alles derzeit enorm grün hier. Aber es ist nicht nur grün – nein überall, wo es Wiesen gibt, blühen Blumen.

Blühende Wiesen am Shell Creek
Blühende Wiesen am Shell Creek

Die Natur nutzt die Zeit bis alles wieder verdorrt. Ein ganz besonderer Ort, um dies hier zu sehen, ist Shell Creek. Wir kennen diesen Ort bereits aus vorherigen Besuchen. Aber diesmal ist Shell Creek überzogen mit einer farbenfrohen Blütenschicht.

Da heute Sonntag ist, sind wir nicht die Einzigen, die sich dies anschauen wollen. Die Straße am Shell Creek ist gesäumt mit Autos und viele Familien nutzen das schöne Wetter, um hier einen Spaziergang zu machen.

Lupinen und Co
Lupinen und Co

Das Areal ist durchzogen mit kleinen Wegen und im Großen und Ganzen halten sich auch alle daran, die Pflanzen nicht nieder zu trampeln.

Ein Windrad und der Mond am Shell Creek
Ein Windrad und der Mond am Shell Creek

Auf dem Rückweg probieren wir noch eine andere Straße aus, die über Pozo führen soll, aber nach einem kurzen geteerten Stück, dann einer Schlaglochstrecke geht sie in eine unbefestigte Piste über und wir drehen um. Das ist uns mit dem Mietwagen zu heikel.

Ein ganz normaler Tag in Málaga

Puh, nach so einem Tag in Granada müssen wir erst einmal wieder herunter kommen. Ausschlafen, auch wenn die Nachbarn und der Verkehr in der Straße dies anders sehen und erst einmal alles Material sichten. Nach einem ausgiebigem Frühstück in unserem Café an der Markthalle, wo wir mittlerweile auch bereits bekannt sind, decken wir uns erst einmal in der Markthalle mit Obst ein. Petra hat sich auf der Alhambra scheinbar einen Schnupfen eingefangen, den wir mit Vitaminen bekämpfen wollen.
Historischer Pavillon mit schöner Aussicht in La Concepción, dem botanischen Garten
Historischer Pavillon mit schöner Aussicht in La Concepción, dem botanischen Garten

Eigentlich soll der englische Friedhof heute auf dem Plan stehen, aber als wir auf die Uhr schauen ist es bereits 13:00 Uhr und der Friedhof schließt bereits um 14:00 Uhr, also verschieben wir den Besuch und setzen uns ins Auto, um den Botanischen Garten unterhalb des Stausees zu besuchen. Die Sonne scheint aus allen Knopflöchern und eigentlich ist es auch der richtige Tag dafür.

Schöner Bambus
Schöner Bambus

Der Botanische Garten ist aus einer alten Zitronen- und Orangen-Plantage hervorgegangen. Auf dem Gelände finden sich heute Bäume, Palmen und Pflanzen aus aller Welt. Alle sind beschriftet. Von vielen haben wir noch nichts gehört und andere haben wir bereits in freier Natur gesehen. Zudem bietet der Garten noch einen schönen Blick über Málaga.

Wie ein kleiner Dschungel
Wie ein kleiner Dschungel

Abends wollen wir noch einmal in der Stadt auf die Suche nach örtlicher Musik gehen. In der Vergangenheit haben wir uns häufig Musik aus örtlichen Plattenläden mitgebracht. Scheinbar hat das Internet diesen hier in Málaga bereits den Garaus gemacht.

Sind die Läuse auf den Opuntien Cochenille-Läuse? Klaus macht den Test...
Sind die Läuse auf den Opuntien Cochenille-Läuse? Klaus macht den Test…

Aber einmal ehrlich, wer findet in Hannovers Innenstadt heute noch einen Plattenladen? Man muss schon wissen, dass man bei Huggendubel in den Keller steigen muss oder bei Saturn in die erste Etage. Also kommen wir, um nicht ganz unverrichteter Dinge zu sein, mit einer neuen Flasche Wein ins Hotel und machen uns an die Arbeit, den Blog weiter zu füttern.

Biosphäre 1 und 2

Heute verlassen wir Tucson. Die Stadt hat uns positiv überrascht. Sie ist ungefähr so groß wie Hannover. Da es aber kaum mehrstöckige Gebäude gibt, ist die Ausdehnung viel größer. Sie wirkt sehr gepflegt und wohlhabend. Es gibt Fahrradwege und sogar eine kurze Straßenbahnlinie.

Seltsame Flugobjekte
Seltsame Flugobjekte

Ein großer Arbeitgeber ist neben der Uni die Airforce, was uns gestern zwei im Formationsflug über die Innenstadt fliegende Drohnen sehr deutlich demonstrierten. Wir haben genügend unbesichtigte Orte für einen weiteren Besuch übrig gelassen.

Unser nächstes Ziel ist Biosphäre 2. Dieses Experiment ist uns aus der Presse noch gut bekannt und es gibt die Chance das hier nördlich von Phoenix zu besuchen. Anfang der 90er Jahre baute das Ganze ein Milliardär mit dem Ziel zu beweisen, dass ein Leben außerhalb der Erde in einem abgeschlossenen Raum dauerhaft möglich ist.

Biosphäre 2 von außen: vorne das Regenwaldhaus, dahinter der Ozean mit den anderen Klimazonen und ganz hinten eine der beiden "Lungen"
Biosphäre 2 von außen: vorne das Regenwaldhaus, dahinter der Ozean mit den anderen Klimazonen und ganz hinten eine der beiden „Lungen“

Wenn man sich diese Ecke der Welt ansieht, die innerhalb von wenigen Jahrzehnten mit Millionen von Menschen bevölkert wurde, die hier nun mitten in der Wüste bei im Sommer extrem heißen Temperaturen leben, so kann man sicherlich auf solch eine Idee kommen. Als Mitteleuropäer frage ich mich hier des öfteren, wie solche Städte mit Wasser versorgt werden können. Irgendwie funktioniert das aber anscheinend.

Biosphäre 2 von außen: links neben dem Regenwaldhaus die Wohnräume, die Leitwarte und rechts die zweite "Lunge"
Biosphäre 2 von außen: links neben dem Regenwaldhaus die Wohnräume, die Leitwarte und rechts die zweite „Lunge“

Schon in New Mexico war zudem der Blick ins Weltall gerichtet: Von White Sands über Alamogordo bis hin zum Very Large Array ist der Blick eher ins Weltall als auf die Erde gerichtet. Und so manche Ecke hier, sieht auf den ersten Blick auch nicht viel anders aus als die Mondoberfläche… Da erscheinen einem dann solche Ideen plötzlich gar nicht mehr so absurd. Trotzdem war dieser Versuch in meinen Augen der Spleen eines Milliardärs. Eine wissenschaftliche Herangehensweise hätte sicherlich anders ausgesehen. Wir bekommen dort eine Ansammlung von Biotopen unterschiedlichster Art auf dichtestem Raum zu sehen. Letztendlich diente dieser Teil der Biosphäre 2 dazu, die Bewohner mit Sauerstoff zu versorgen. Dazu hätte es aber sicherlich gereicht, ein ausreichend stabiles Biotop mit genügend Pflanzen zu schaffen. Es war sicherlich nicht notwendig vom Regenwald, über Subtropen bis hin zur Wüste die meisten Klimazonen dieser Erde abzubilden.

Der Ozean mit den gemäßigteren Klimazonen
Der Ozean mit den gemäßigteren Klimazonen

Heute gehört das Areal der Universität und man widmet sich hier nun ganz handfester Forschung an Biosphäre 1 nämlich unserer Erde. Dazu schafft Biosphäre 2 sehr gute Bedingungen. Drei Projekte konnten wir sehen, so wird derzeit erforscht, wie Böden an Hängen Wasser aufnehmen und wieder abgeben, wie Pflanzen und Pilze Fels zu Boden zersetzen und warum sich die Mesquitebäume derzeit so stark ausbreiten. Wie beim Very Large Arra ist auch hier die Öffentlichkeitsarbeit vorbildlich.

Für einen Besuch im Kunstmuseum von Phoenix ist es mittlerweile zu spät und so ändern wir den Plan und widmen uns weiter der Biosphäre1 mit einem Besuch im Boyce Thompson Arboretum, einem botanischen Garten östlich von Phoenix. Besonders spannend finden wir den Mustergarten, der zeigt, wie man möglichst wassersparend unter den hiesigen Klimabedingungen eine schönen Garten anlegen und pflegen kann.

Für die Nacht haben wir uns ein Hotel in der Innenstadt gesucht, dass nah am Kunstmuseum gelegen ist. Schon beim Verkehr, dass wir jetzt wirklich in einer Großstadt sind. Glücklicherweise führt uns das Navi souverän zu unserem Hotel. Während ich hier tippe, kreist draußen ein Hubschrauber mit Suchscheinwerfer über der Stadt und leuchtet auch unser Zimmer fast aus.

Ab in die Wüste!

Nachdem wir in unserem schönen Zimmer wunderbar geschlafen haben, genießen wir ein genauso prächtiges Frühstück: frischer Obstsalat, Granola, Joghurt, dunkler Kuchen mit Pistazien und Clotted Cream, Zitronenpfannkuchen mit warmen Ahornsirup und natürlich nicht zu vergessen Saft und Kaffee und Tee.

Die Bear Mountain Lodge
Die Bear Mountain Lodge

Das Haus an sich ist bereits eine Augenweide. Nicht nur ist alles liebevoll eingerichtet, sondern überall hängen oder stehen Kunstwerke: Bilder, Skulpturen und viel Keramik. Eine Galerie nutzt das Haus, um Kunst auszustellen und natürlich auch zu verkaufen. Heute morgen sind es nun vier Riesenpudel, die im Garten miteinander tollen. Die Riesenpudel sind ein Markenzeichen der Lodge, es gibt sogar Postkarten mit gezeichneten Pudeln.

Rund um die Lodge tummeln sich viele Vögel an den zahlreichen Futterstellen
Rund um die Lodge tummeln sich viele Vögel an den zahlreichen Futterstellen

Nach dem Frühstück unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang. Gestern sind wir im Dunkeln angekommen. Nun wollen wir wenigstens sehen, wo wir eigentlich sind. Liegt es nun an der Höhe oder am Frühstück, dass uns die Strecke bergauf so schwer fällt?

Außerdem wollen wir noch die Altstadt von Silver City sehen. Wir hatten gehört, sie solle recht sehenswert sein. Unsere Wirtin meint, der wirtschaftliche Aufschwung wäre in Silver City noch nicht angekommen. In der Altstadt verstehen wir dann, was sie meint: Viele Läden sind leer oder zumindest geschlossen. Am späten Vormittag sitzen viele Leute scheinbar ohne Aufgabe auf irgendwelchen Bänken. Touristen scheinen außer uns keine unterwegs zu sein. Das angeblich so großartige Angebot an Kunsthandwerkerläden überzeugt uns nicht wirklich.

Silver City Downtown
Silver City Downtown

Wenigstens eine Galerie wollen wir uns dann doch mal anschauen: eine aus Berlin stammende Malerin betreibt das Atelier. Wir kommen ins Gespräch und erfahren, wie schlecht die Welt sei: in Berlin gibt es zu viel Kriminalität, in Kalifornien zu viele Überschwemmungen und zu viel Nebel, in Arizona zu viele Klapperschlangen, nur hier ist das Paradies – aha! Wir beschließen uns nun doch auf den Weg zu machen.

Hier war mal die Main Street
Hier war mal die Main Street

Das einzig wirklich Bemerkenswerte an dieser Altstadt  ist der grobe Planungsfehler der Gründer. Man hatte im 19. Jahrhundert beschlossen, eine Stadt aus Stein zu bauen und ein Straßenraster festgelegt. Dabei muss man offensichtlich übersehen, dass genau hier bei größeren Regenfällen der Wasserablauf ist. Vielleicht hätte man die Indianer fragen sollen, die man von hier zwangsumgesiedelt hat. Als beim nächsten großen Regen, dem Wasser die Häuser im Weg standen, nahm es die Hauptstraße. Da der Querschnitt nicht ganz zu reichen schien, gruben sich die Wassermassen einen gewaltigen Canyon, in dem die Hauptstraße und die dazugehörigen Gebäude davon gespült wurden. Man hat aus der Not eine Tugend gemacht und das Ganze zum Park erklärt.

Colossal Cave
Colossal Cave

Um kurz vor Mittag fahren wir endlich los. An der Straße nach Lordsburg befindet sich eine gewaltige Kupfermine. Wir hatten uns schon auf der anderen Seite der Stadt, über die Erdmassen gewundert, die dort aufgefahren wurden. Die Mine liefert nun die Erklärung: irgendwo muss der Abraum ja hin. Nun fahren wir erst einmal ein gutes Stück.

Um halb vier sind wir östlich von Tucson und halten vor der Höhle Colossal Cave. 1879 hat sie ein Farmer wieder entdeckt, der nach seinem entlaufenen Vieh suchte. Zuvor war sie bis ins 15. Jahrhundert von einem Indianerstamm genutzt worden.In den 30er Jahren ist sie dann so ausgebaut worden, dass ein kleiner Teil ohne besondere Ausrüstung besucht werden kann. Leider ist viel abgebrochen und beschädigt. In der Höhle ist es ungefähr 20°C warm und trocken. Es ist sehr deutlich zu sehen, dass die Höhle durch eine Spalte zwischen den Platten der Erdkruste entstanden ist. Eindringendes Wasser hat in Jahrmillionen die Hohlräume ausgewaschen.

Das dritte Rehe sprintet seinen beiden Kumpeln noch schnell hinterher
Das dritte Rehe sprintet seinen beiden Kumpeln noch schnell hinterher

Bereits auf dem letzten Stück Weg zur Höhle haben uns die großen Säulenkakteen begeistert und so fahren wir noch ein Stück weiter zum Saguaro Nationalpark. Es ist kurz vor Sonnenuntergang. Unterwegs springen mal wieder ein paar Rehe über die Straße. Der Park hat nur bis Sonnenuntergang geöffent, aber wir dürfen noch hinein. Auf einer 8 Meilen langen Ringstraße rollen wir langsam durch die Sonora Wüste mit ihren wunderschönen Kakteen. Als wir wieder am Eingang ankommen, ist es dunkel.

Im Saguaro Park nach Sonnenuntergang
Im Saguaro Park nach Sonnenuntergang

In einem kleinen Bed & Breakfast Hotel ganz in der Nähe haben wir für die nächsten zwei Nächte eine Unterkunft gebucht. Ein Lehrerehepaar hat nach dem Beginn ihrer Rente ihr Haus ausgebaut und einige wenige sehr liebevoll eingerichtete Zimmer geschaffen.

In Nassau zu Fuß angekommen

Rankpflanze im Retreat
Rankpflanze im Retreat

Unser Tag beginnt mit einer Enttäuschung: Der Frühstückraum besteht aus einem Tisch, an dem ein paar Angestellte Fußball gucken statt zu arbeiten. Auf einem Tisch an der Seite liegen Packungen mit Styroporgeschirr und Plastikbesteck, daneben lieblos ein Eimer Cornflakes, eine Schale Dosenobst, eine Flasche Milch und eine Packung Toast. Der Wasserkocher ist leer. Zum Hinsetzen gibt es nichts. Wir setzen uns nach draußen an einen Tisch vor der Rezeption. Aber auch dort fühlen wir uns nicht willkommen. Ein Mitarbeiter parkt seinen Wagen rückwärts ein und lässt ihn laufen. Eine Mitarbeiterin fegt demonstrativ das Büro aus. Wir werden satt, aber wir sind ziemlich sauer. Wenn wir hier länger bleiben müssten, würden wir uns nun ein neues Hotel suchen. Auch die anderen Gäste sind genervt. Wir überlegen uns, wie man den Laden hier mal auf Vordermann bringen müsste, denn eigentlich ist es eine schöne Anlage mit großen alten Bäumen und netten kleinen Häuschen darunter. Wir ziehen schließlich mit unseren Teebechern an den Pool um, aber irgendwann ist es dort auch vorbei mit dem Frieden. Es wird gnadenlos die Weihnachtsmusik angeschaltet und gefegt. Also auf und die Stadt anschauen!

Poison Wood
Poison Wood

Gestern hatten wir nach Fahrrädern gefragt, aber eine Fahrradvermietung scheint es nicht zu geben, nur Mopeds kann man anscheinend mieten. Vorn an der Straße ist eine Bushaltestelle und ansonsten gibt es Taxis. Wir breiten den Stadtplan aus und erkunden erst einmal das Nächstliegendste: „The Retreat“ – ein winzig kleiner Nationalpark ein kurzes Stück die Straße runter: In einem 11 Hektar großen Garten gibt es eine umfangreiche Sammlung an Palmen. Wir laufen auf kleinen Pfaden durch einen dschungelartigen Wald und sind komplett alleine hier. Zwischendurch sind tiefe höhlenartige Löcher im Boden, aus denen teilweise auch Palmen wachsen. Warnschilder weisen uns auf Poison Wood hin, das wir nicht berühren sollen. Später schauen wir nach: der Baum ist verwandt mit der giftigen Eiche (Poison Oak), die wir schon aus USA kennen.

Conch auf dem Fischmarkt
Conch auf dem Fischmarkt

Nach dem Dschungel ist uns nun dringend nach Strand zu Mute. Glücklicherweise liegt der nur wenige Minuten die Straße runter. Auf einer kleinen Pier ist ein Fischmarkt aufgebaut. Es gibt Conch (Fechterschnecken), große Barsche, Red Snapper und eine Art Hummer. Anschließend laufen wir den Strand entlang bis zum winzigen Fort Montagu über dessen Mauern die Kanonen hinwegragen. Ein britischer Herzog mit Verfolgungswahn hat im 18. Jahrhundert während seiner Amtszeit auf den Bahamas solange Forts gebaut, bis man ihn von seinem Job erlöst hat. Kein einziges dieser Forts wurde jemals ernsthaft gebraucht, aber für Salutschüsse waren die Kanonen gut geeignet.

Fischmarkt
Fischmarkt

Wir trinken an einem kleinen Stand „Sky Juice unleaded“ – ein süßes Getränk aus Kokosnuss und Milch. Das Ganze hätten wir auch noch mit Rum haben können, aber dann hätten wir den Tag wohl kaum überlebt. Nun muss ich die Schuhe wieder anziehen, denn ab jetzt sind Zugänge zum Wasser rar. Alles verbirgt sich hinter Zäunen. An der nächsten Bank versuchen wir vergeblich Bargeld aus dem Automaten zu ziehen. Auch an den nächsten Banken funktioniert das nicht. Wir haben zwar außer US-Dollar auch noch Euros und britische Pfund und könnten letztere morgen noch umtauschen, aber es wäre doch angenehmer zu wissen, dass wir im Zweifelsfall noch Bargeld abheben könnten. Auf den Inseln weiter draußen wird es sicherlich keine Chance mehr geben mit Kreditkarte zu zahlen wie hier in Nassau.

Innovative Bootslagerung
Innovative Bootslagerung

Hinter den Brücken zu Paradise Island wird die Straße langsam städtischer und trauriger. Offensichtlich gab es hier mal viele kleine Läden, die alle dicht gemacht haben. Wir verlassen die Straße, da wir den Wasserturm erspäht haben, den wir als nächstes erklimmen möchten, um mal einen Rundblick über die Insel zu bekommen. Um dort oben hin zu kommen, müssen wir über „The Queens Staircase“, eine Treppe zu Ehren von Queen Victoria. Für jedes Jahr Ihrer Amtszeit gibt es eine Stufe, insgesamt 65. Der Zugang zur Treppe ist eine enge Schlucht, die wohl in den Fels gehauen wurde. Eigentlich soll es laut Reiseführer noch einen Wasserfall neben der Treppe gebe, aber der ist wohl außer Betrieb. Oben gibt es viele kleine Buden, die aber größtenteils geschlossen haben oder gerade dicht machen. Das erste der drei Kreuzfahrschiffe im Hafen hat gerade abgelegt, nun lohnt sich das Geschäft wohl nicht mehr. Der Wasserturm ist geschlossen, als Alternative klettern wir auf das nächste Fort, das der britische Herzog gebaut hat. Auch von hier haben wir schon einen einigermaßen Überblick.

Das Treppenhaus der Königin
Das Treppenhaus der Königin

Auf dem Rückweg kehren wir in einem kleinen vollkommen leeren Gartenlokal ein. Die Inhaberin macht kugelrunde Augen. Mit Gästen hatte sie wohl nicht mehr gerechnet. Nach uns kommt noch ein Paar. Es stellt sich heraus, dass die beiden mit dem Segelboot unterwegs sind und so nehmen wir schnell Kontakt auf. Er ist Frankokanadier, sie Französin. Sein Vater hat das Boot innerhalb von 2 Monaten von Quebec auf die Bahamas gesegelt. Die beiden wollen genau wie wir auf die Exumas, aber schon morgen auslaufen. Aufgrund des kräftigen Windes haben sie die letzten Tage lieber hier in Nassau verbracht und können uns schon einige Tipps geben. Sie wissen auch, wo sich unsere Charterbasis befindet und nehmen uns nach dem Essen mit hin. Nach vorne zur Straße sieht alles noch sehr nach Baustelle aus. Am Wasser ist ein nagelneuer Hafen. Unser Boot liegt schon da und wird gerade fit gemacht. Wenn wir schon mal hier sind, wollen wir auch Hallo sagen. Wir treffen Norman, den Chef der Charterbasis, der uns sehr freundlich begrüßt. Er und seine Mitarbeiter sind hier die ersten Menschen mit weißer Hautfarbe, die wir arbeiten sehen.

Americas Cupper im Hafen von Nassau
Americas Cupper im Hafen von Nassau

Claire, die Französin hatte uns erzählt, dass ein Stück weiter die Straße entlang in Richtung des Kreuzfahranlegers sich das Ambiente sehr stark ändern soll. Also laufen wir nach dem Abstecher zum Hafen weiter die Bay Street entlang Richtung Westen. Tatsächlich ändert sich der Charakter fast schlagartig. Nun stehen keine Läden mehr leer. Schicke Boutiquen und Schmuckläden reihen sich aneinander. Wir besuchen den Straw Market, eine Markthalle mit Läden, die im Wesentlichen Taschen und Hüte aus Stroh, Holzarbeiten und Klamotten verkaufen. Die meisten sind geschlossen und die restlichen scheinen auch gleich schließen zu wollen. Es ist 17 Uhr und die beiden anderen Kreuzfahrer bereiten sich auf das Ablegen vor.

Kirche in Nassau
Kirche in Nassau

Wir laufen noch ein Stückchen weiter und finden noch einen vor Kurzem eröffneten Platz zu Ehren eines Sklaven, der im 19. Jahrhundert, die ersten Sklavenaufstände angeführt hat und eine Kirche, in der gerade ein Chor probt. Draußen patroulliert der Küster im schwarzen Ornat. Als ich neugierig schaue, lädt er mich ein, doch noch schnell ein Foto von der Kirche zu machen. Das lass ich mir nicht zweimal sagen. Dann finden wir auch noch eine Bank. Wir machen noch einen Versuch mit den Bankkarten und diesmal habe ich Erfolg, Klaus mit seiner Karte seltsamerweise nicht.

Haus mit Kletterpflanze an der Bushaltestelle
Haus mit Kletterpflanze an der Bushaltestelle

Die Rückreise treten wir mit dem Bus an. Drinnen spielt laute Reggaemusik. Wir kommen mit einer Frau ins Gespräch, die erzählt, was man ihr alles aus dem Auto geklaut hat: unter anderem Frontscheinwerfer, Zündschloss und Radio. Geparkt war das Auto vor der Polizeistation. Ich frage, ob es nicht einfacher gewesen wäre, gleich das ganze Auto zu klauen. Sei meint, das täte hier niemand. Dafür ist die Insel einfach zu klein.

Zurück im Hotel stellen wir uns erst einmal unter die Dusche. Da ich die Worte von Claire noch im Ohr habe, die sich nach 10 Tagen auf ihre erste Dusche freute, nutzen wir die vermutlich letzte Chance für die nächsten Tage und waschen gleich schon zum ersten Mal unsere durchgeschwitzte Wäsche in der Badewanne. Anschließend setzen wir uns wieder an den Pool. Unbarmherzig dudelt dort die Weihnachtsmusik. Klaus kann schließlich erwirken, dass sie zumindest leise gedreht wird. Als wir versuchen, noch eine dritte Flasche Bier am Empfang zu kaufen. Stellt sich heraus, dass die Vorräte alle sind…