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Mit dem Zug von Amsterdam nach Bristol

In der Vergangenheit sind wir immer irgendwie nach Bristol geflogen oder wir haben von London aus Bus oder Auto genutzt, um nach Bristol zu kommen. Diesmal haben wir bewusst auf das Verkehrsmittel Bahn gesetzt, nachdem wir letztes Jahr gute Erfahrung mit dem Eurostar gemacht haben.

Die Organisation der Reise ist allerdings eine kleine Herausforderung. Die Tickets und Verbindungen müssen in verschiedenen Portalen zusammen gesucht werden. Zu guter Letzt haben wir mit einer EXCEL-Liste gearbeitet und uns einen Zwischenstopp in Amsterdam gegönnt. Dadurch kommt man preislich für zwei Personen auf etwas mehr als bei der Flugvariante

Die Reise von Amsterdam beginnt morgens um 10:11 Uhr. Eurostar und der französische Thalys sind mittlerweile fusioniert, so dass der Eurostar nicht mehr von London nach Amsterdam durchfährt und wir in Brüssel umsteigen müssen. Dazu haben wir in Brüssel 45 Minuten Zeit. Eigentlich reichlich Reserve, aber Thalys verlässt mit etwas Verspätung Amsterdam, die er dann nicht wieder einholen kann.

Das Check-In für den Eurostar verläuft wie auf einem Flughafen. Man kann nicht einfach auf den Bahnsteig und in den Zug einsteigen, sondern muss erst durch verschiedene Kontrollen. Da am letzten Wochenende die Rechner der Flugsicherung in London ausgesetzt haben, ist der Andrang auf den Eurostar massiv. Vor der Sicherheitskontrolle hat sich bei unserer Ankunft auf dem Brüsseler Bahnhof bereits eine lange Schlange gebildet.

Einfahrt in den Eurostar-Tunnel
Einfahrt in den Eurostar-Tunnel

Mit 20 Minuten Verspätung haben es dann alle Passagiere an Bord geschafft und der Zug verlässt bis auf den letzten Platz gefüllt Brüssel Midi Richtung London. Nach dem Halt in Lille kommen wir in den Bereich um Calais. Man erkennt dies daran, dass die ganzen Gleise und Ladezonen für den Schienenverkehr mit Zäunen und Stacheldraht abgesichert sind. Petra gelingt ein Schnappschuss bei Einfahrt der Zuges in den Tunnel unter dem englischen Kanal.

GWR Ticket Office in Paddington
GWR Ticket Office in Paddington

Von dem Rest der Zugfahrt bekommt man eigentlich nicht viel mit, da der Zug entweder im Tunnel oder zwischen Lärmschutzbauten fährt. London St. Pancras ist uns bereits aus dem letzten Jahr bekannt und wir besorgen uns wieder etwas zu Essen auf dem Real Food Market vor dem angrenzenden Bahnhof Kings Cross. Auf den Besuch des Hypes um Harry Potter und das Gleis 9 3/4 verzichten wir diesmal und begeben uns direkt per Underground Ringlinie zur Paddington Station.

Jugendstil Ornamente in der Halle der Paddington Station
Jugendstil Ornamente in der Halle der Paddington Station
Jugendstil Ornamente von Paddington Station
Jugendstil Ornamente von Paddington Station

Die Tickets für die Great Western Railway (GWR) müssen wir uns dort in Papierform abholen. Wir sind sehr rechtzeitig dort und hätten auch einen Zug früher nehmen können, aber unsere Tickets sind an den Zug und die Reservierung eines Sitzplatzes gebunden.

Animal Dinning Table vor Paddington Station
Animal Dinning Table vor Paddington Station

Wir haben noch einige Zeit, um die Umgebung der Paddington Station zu erkunden. Nach weiteren 1,5 Stunden im Zug der Great Western Railway erreichen wir gut gelaunt Bristol Temple Meads und werden dort bereits freudig erwartet.

Mailand, wir kommen!

Heute ist wieder ein Reisetag angesagt. Es geht mit dem Zug von Basel SBB direkt durch die Alpen nach Milano. Übrigens ist das Wort durch die Alpen wörtlich zu nehmen. Der erste Teil von Basel nach Bern findet zu 50% unterirdisch statt. Danach geht es im Tal des Thuner Sees entlang und dann wieder in den Berg.

Danach kommen wir zum Lago Maggiore. Hier reihen sich Palazzo an Palazzo. Dies ist definitiv auch ein Gewässer, an dem es sich eine Weile aushalten lässt. Nur das notwendige Kleingeld muss vorhanden sein.

Am Endpunkt der Zugfahrt, Milano Centrale, ist der Bahnhof so voll, dass selbst das Verlassen des Bahnsteigs schon mühselig ist. Dabei ist der Bahnhof riesig groß. Uns erinnert er ein wenig an den Leipziger Haptbahnhof. Wir müssen uns erst einmal in dem Gewusel der vielen Leute orientieren. Für einen Touristen, der nach Milano kommt, ist es nicht einfach zu erkennen, wo man Tickets für die öffentlichen Verkehrsmittel bekommt. Da hatte man es mit Basel einfacher, wo die Basel-Card in der Hotelbuchung gleich mit inbegriffen ist.

Bei einer anständigen Pizza warten wir auf unsere Haustürschlüssel
Bei einer anständigen Pizza warten wir auf unsere Haustürschlüssel

Wir folgen der Metro-Ausschilderung, immer in der Hoffnung, dass man vor einer Absperrung auch Tickets kaufen kann. Die Strategie ist gut und wir besorgen uns für die nächsten drei Tage eine Tageskarte. Unsere Unterkunft liegt in der Gegend südwestlich vom Duomo. Ein kleines Appartment in einem alten Palazzo. Wir werden bereits erwartet und  eingewiesen. Leider hat der Vormieter den Schlüssel nicht in den Briefkasten geworfen, so dass der Schlüssel erst wieder beschafft werden muss.

Galleria Vittorio Emanuele II die schicke Einkaufspassage, wo alle Nobelmarken vertreten sind
Galleria Vittorio Emanuele II die schicke Einkaufspassage, wo alle Nobelmarken vertreten sind

Wir nutzen die Zeit, um erst einmal zu essen. Allerdings ist es auch diesmal mit 16:00 Uhr nicht die beste Zeit. Wir finden im „Pane e Vino“ um die Ecke aber ein Restaurant, das eine hervorragende Pizza serviert. Klaus unterschätzt aber die Größe eines „großen“ Bieres. Es handelt sich um eine Maß, also ein Liter!

Danach ist dann auch der Schlüssel da und wir können uns häuslich niederlassen. Zum Abend drehen wir noch eine Runde um den Duomo und den dortigen Weihnachtsmarkt. Dieser ist aber nicht mit den Märkten in Deutschland oder in Basel vergleichbar. Es sind standardisierte Stände. Es gibt zwar Gebäck, Käse, Wurst und Schinken zu kaufen, aber keinerlei Getränke.

Klaus kauft auf dem Weihnachtsmarkt noch Salami für uns
Klaus kauft auf dem Weihnachtsmarkt noch Salami für uns

Auf in den Süden

Nein, nein nicht so wie ihr denkt – Flughafen, Flugzeug und dann Sonne. So weit in den Süden soll es nicht gehen.

Der Blick aus unserem Hotelfenster geht in einen interessanten Innenhof
Der Blick aus unserem Hotelfenster geht in einen interessanten Innenhof

Wir haben beide beruflich in der Gegend um Mailand herum zu tun gehabt und wollen uns endlich diese außergewöhnliche Stadt einmal genauer anschauen. Um dahin zu kommen, wollen wir die Bahn benutzen. Also nehmen wir den ICE 73 in Richtung Basel.

Die netten Lokale lassen wir links liegen. Wir wollen lieber an den Rhein.
Die netten Lokale lassen wir links liegen. Wir wollen lieber an den Rhein.

Petra macht sich mit dem Italienisch Sprachkurs im DB Reiseportal schon ein wenig fit für Mailand. Klaus schnupft und hustet vor sich hin, ist aber glücklicherweise reisetauglich!

In der Altstadt von Basel faszinieren uns die an fast jeder Ecke leise plätschernden Brunnen mit ihrem klaren Wasser. Uns erinnert das an eine Bergwanderung.
In der Altstadt von Basel faszinieren uns die an fast jeder Ecke leise plätschernden Brunnen mit ihrem klaren Wasser. Uns erinnert das an eine Bergwanderung.

Vor über 35 Jahren war Petra als Studentin in ihren ersten Semesterferien mit der Bahn von Jugendherberge zu Jugendherberge gereist. Die Tour ging damals von Karlsruhe durch das Elsass nach Basel und Zürich. Von dort ging es dann wieder zurück nach Stuttgart. Unterwegs hat sie Freunde und Familie besucht, sowie neue Freunde gefunden. Mit der damaligen Reise sind viele besondere Erinnerungen verbunden, eine davon ist das Kunstmuseum in Basel. Deshalb wird Basel unsere Zwischstation.

Eine Seilfähre! Das müssen wir uns genauer ansehen!
Eine Seilfähre! Das müssen wir uns genauer ansehen!

Wir genießen die Reise und den Blick aus dem Zugfenster: In den Tälern der Mittelgebirge hängt ein wenig dekorativer Nebel. Ein Stück weiter südlich verschönert noch ein klein wenig Schnee die Landschaft. Kurz vor Freiburg kommt die Sonne raus, der Schnee ist weg und die Sonnenstrahlen glitzern auf den Pfützen. Im Hintergrund ist der Schwarzwald zu sehen.

Wir steigen auf die weihnachtlich geschmückte Seilfähre und machen es uns unter dem Vordach gemütlich.
Wir steigen auf die weihnachtlich geschmückte Seilfähre und machen es uns unter dem Vordach gemütlich.

In Basel SBB kann man in den Zug nach Mailand umsteigen, der gleich auf den Bahnsteig gegenüber steht. Wir wollen aber noch in Basel bleiben und haben uns für zwei Nächte ein Zimmer im IBIS am Bahnhof reserviert. Es ist ein Standard IBIS Zimmer mit einem Blick auf den Innenhof, das sehr ruhig ist, wenn die Bauarbeiter drei Häuser weiter Feierabend gemacht haben.

Unser Kapitän hat nicht viel zu tun. Zum Ablegen muss er nur das Ruder auf die andere Seite legen. Den Rest macht die Fähre von selbst und wir gleiten lautlos nur mit leise plätscherndem Wasser über den Rhein - fast wie Segeln!
Unser Kapitän hat nicht viel zu tun. Zum Ablegen muss er nur das Ruder auf die andere Seite legen. Den Rest macht die Fähre von selbst und wir gleiten lautlos nur mit leise plätscherndem Wasser über den Rhein – fast wie Segeln!

Wir nutzen das restliche Tageslicht und machen uns gleich auf den Weg Richtung Altstadt. Wir wollen zum Rhein, solange es noch hell ist. Auffällig ist auf jeden Fall schon einmal die freundliche Behandlung durch die Autofahrer. An jeder Straßenecke gibt es einen Zebra-Überweg und sowie man dort ankommt, stoppt der Verkehr, um einen hinüber zu lassen.

Aus dieser alten Kaserne ist ein Spiel- und Sportclub geworden
Aus dieser alten Kaserne ist ein Spiel- und Sportclub geworden

Als wir bei dem ersten Maronen-Stand die Maronen mit unseren mitgebrachten Scheinen bezahlen, werden wir dezent darauf hingewiesen, dass die Scheine bereits seit gut einem Jahr nicht mehr im Verkehr sind und wir sollten sie schleunigst bei einer Bank umtauschen. Trotzdem nimmt der Verkäufer unseren alten Schein an. Auch hier unheimliche Freundlichkeit. Die nächste Bank, die wir finden, ist die Baseler Kantonalbank. Dort werden wir erst einmal gefragt, ob wir Kunden sind, was wir verneinen müssen. Alte Scheine könne man nur auf ein Konto einzahlen wird uns von der Mitarbeiterin gesagt, aber sie könne ja einmal den Chef fragen. Dieser berichtigt und sagt, es ginge auch mit einer Bankcard. Es stellt sich heraus, dass dies nur für eine Schweizer Bankcard gilt. -Hmm- Wenig später ist er mit einer anderen Karte da und löst das Problem.

Ein Fahrgastschiff fährt in der Dämmerung stromaufwärts an den hell erleuchteten Türmen von Roche vorbei
Ein Fahrgastschiff fährt in der Dämmerung stromaufwärts an den hell erleuchteten Türmen von Roche vorbei

Während dessen flirtet Klaus mit dem Roboter am Eingang mit humanoiden Zügen. Es stellt sich heraus, dass es sich um Klara handelt, deren Hauptaufgabe es ist, ihren Gegenüber von den tollen Leistungen der Baseler Kantonalbank zu überzeugen und die es toll findet, über den Kopf gestreichelt zu werden. Nun ja, was Kundenservice angeht, haben sie auf jeden Fall eine glatte EINS verdient. Ob man einer Mitarbeiterin, auch einem Roboter über den Kopf streichen sollte, halten wir aber für fragwürdig.

Weihnachtsbäckerei in der Altstadt von Basel
Weihnachtsbäckerei in der Altstadt von Basel

Wie war noch die Strategie, wenn man zum Fluss will? Immer bergab gehen! So finden wir zügig den Rhein. Am Rhein fällt uns eine Fähre auf, die quer über den Fluss setzt und an einem Seil hängt. Der Fährmann braucht dazu nur das Zugseil auf die richtige Seite bringen und das Ruder legen. Den Rest macht die Strömung des Rheins. Das müssen wir natürlich einmal ausprobieren.

Schneekugeln gibt es auf dem Weihnachtsmarkt zu kaufen
Schneekugeln gibt es auf dem Weihnachtsmarkt zu kaufen

Auf der nördlichen Rheinseite angekommen, schlängeln wir uns über die alte Kaserne und dann Rhein aufwärts bis zur Wettsteinbrücke, die uns wieder zurück zur Altstadt und zum Münster führt.

Kunstvoll gearbeitete Schubladen in bizarren Holzstämmen gibt es auch auf dem Weihnachtsmarkt
Kunstvoll gearbeitete Schubladen in bizarren Holzstämmen gibt es auch auf dem Weihnachtsmarkt

Da wir das letzte Mal heute Morgen ordentlich gegessen haben, steht uns gegen 17:00 Uhr der Sinn nach einer handfesten Mahlzeit. Das ist hier in der Schweiz aber gar nicht so einfach. Die meisten Restaurants haben erst ab 18:00 Uhr geöffnet und die Cafés machen meist schon gegen 17:00 Uhr zu. Es muss halt alles seine Ordnung haben! Somit landen wir in einer Brasserie, die von Mövenpick betrieben wird und durchgängig geöffnet hat, sowie warme Speisen serviert. Jetzt wissen wir, wie Mövenpick reich geworden ist….

Nun wissen wir, was man sich auf der Alm zu Weihnachten schenkt
Nun wissen wir, was man sich auf der Alm zu Weihnachten schenkt

Nach der Stärkung schmeißen wir uns noch einmal in das Getümmel der Weihnachtsmärkte und probieren sehr leckeren Kakao und schauen dabei zwei kitschigen sprechenden Elchköpfen zu.

Fazit unserer Englandreise

Unsere Rückkehr aus England ist nun fast einen Monat her. Viel hat sich dort seitdem verändert: Vier Tage nach unserer Rückkehr hatte Großbritannien eine neue Premierministerin, weitere zwei Tage später einen neuen König. Auch wenn wir nicht mehr ganz taufrisch sind, aber unser gesamtes Leben war Elizabeth II die Queen. So fühlt sich dieser Wechsel auch für uns seltsam an und wir hatten viel Mitgefühl mit unseren britischen Freunden.

Was wohl aus der Pappqueen geworden ist, die wir in London scherzhaft begrüßt hatten?
Was wohl aus der Pappqueen geworden ist, die wir in London scherzhaft begrüßt hatten?

Unterwegs ist uns immer wieder aufgefallen, wie wichtig sie insbesondere bei den ehrenamtlichen Organisationen war. Wo immer sie zu Besuch gewesen war, wie z.B. bei den Seenotrettern in Tynemouth oder beim Vindolanda Trust, hingen entsprechende Bilder an der Wand und wurden ganz offensichtlich in Ehren gehalten. Auch bei uns ist natürlich der Besuch des Bundespräsidenten ein Ereignis, aber entweder kommen die Bundespräsidenten nicht so weit rum oder es gerät schnell wieder in Vergessenheit. Jedenfalls ist uns solch eine Verbundenheit in Deutschland noch nirgendwo aufgefallen.

Die Tour

Unser Hotel in Tynemouth im Nebel
Unser Hotel in Tynemouth im Nebel

Angekommen sind wir in Tynemouth, das uns gleich so gut gefiel, dass wir zwei Tage länger geblieben sind.

Das Hauptziel der Reise war der Hadrians Wall, der sich länger als gedacht erwies, da die eigentliche Mauer noch durch Forts an beiden Enden entlang der Küste verlängert wird. So gibt es bereits südlich von Tynemouth in South Shields ein römisches Fort. Das haben wir erst später erfahren und auch das Museum of the Great North in Newcastle haben wir schlicht übersehen. Es gibt also gute Gründe wiederzukommen.

Der Blick aus dem temporär errichteten Tor zeigt, wie sich der Hadrianswall scheinbar schwerelos die Hügel entlang schwingt
Der Blick aus dem temporär errichteten Tor zeigt, wie sich der Hadrianswall scheinbar schwerelos die Hügel entlang schwingt

Wir hätten auch nicht gedacht, dass wir so viel Zeit am Hadrians Wall verbringen würden und dass es so viel zu sehen geben würde. Alle weiteren Ziele haben wir demzufolge entweder ausgelassen oder im Schnelldurchgang erledigt.

Auf dem Weg von Carlisle Richtung Süden haben wir einen Bogen um die großen Städte gemacht, da dies unseren Zeitrahmen gesprengt hätte. Für Städte wie Liverpool, Manchester oder Birmingham sollte man sich etwas Zeit nehmen. Das gleiche gilt für eine Tour durch Schottland, das wir ganz einfach rechts liegen gelassen haben.

Verkehrsmittel

Entspanntes Leben an Deck
Entspanntes Leben an Deck

Die Idee, mit der Bahn nach Amsterdam und von dort mit der Fähre nach Newcastel zu fahren, war klasse. Der Service an Bord der DFDS-Fähre nach Newcastel und der Shuttlebus waren super. Das werden wir das nächste Mal z.B. bei einer Schottland Runde wieder so machen, nur nicht wieder mit dem Auto über London zurück. Autofahren in London ist schwierig und wegen der Maut teuer. Besser wäre es, mit der Fähre auch wieder zurück zu fahren. Am Hadrians Wall gibt es eine eigene Buslinie, wer also sich nur dort aufhalten möchte, kann dies völlig ohne Auto machen.

Wenn wir uns den Ort so anschauen, können wir uns gut vorstellen, wo die fehlenden Teile der Mauer geblieben sind. Die kleine Knutschkugel in der Mitte ist übrigens unserer Mietwagen.
Wenn wir uns den Ort so anschauen, können wir uns gut vorstellen, wo die fehlenden Teile der Mauer geblieben sind. Die kleine Knutschkugel in der Mitte ist übrigens unserer Mietwagen.

Das Auto, ein Fiat 500, war völlig ausreichend und auf den engen Nebenstraßen gut. Das nächste Mal würden wir aber einen Wagen mit Automatik buchen, da die Kombination aus Linksverkehr und links Schalten vor allem in den vielen Kreiseln eine Herausforderung war. Als Deutscher muss man sich zudem daran gewöhnen, das Maut und Parkgebühren über Kennzeichenerfassung mit Kamera abgerechnet werden. Der Bezahlvorgang ist über Internet meist etwas gewöhnungsbedürftig.

Von der Firma Europcar können wir nach mehreren negativen Erfahrungen nur abraten. Die Mietstationen sind nicht besetzt, das Fahrzeug hat Mängel und obwohl es an der Abgabestation liegt, dass das Fahrzeug erst einen Tag später zurück gebucht wird, bucht Europcar noch einen extra Tag von der Kreditkarte, obwohl vorher telefonisch bestätigt wurde, dass alles OK sei.

Die Fahrt mit dem Eurostar funktioniert und ist unspektakulär. Wenn es sich anbietet, kann man es als Alternative zum Flugzeug nutzen, aber es ist kein Highlight. Die Fahrt mit der Fähre war schöner.

Unterbringung

Unsere Unterkunft in Humshaugh
Unsere Unterkunft in Humshaugh

Wir haben in Hotels, Pubs mit Gästezimmern und „Bed and Breakfast“ übernachtet. Die Qualität war sehr unterschiedlich. Im Großen und Ganzen sind wir bis auf Blackpool wegen des Bankholiday überall gut untergekommen, obwohl wir nicht viel vorgeplant und gebucht hatten.

Herausragend waren ganz klar das Grand Hotel in Tynemouth, das B&B in Haltwistle, das Kings Arms Hotel in Lytham und das Harlingford Hotel in London.

Wirtschaft

Wir wurden in England damit empfangen, dass die alten Pfund Noten nicht mehr galten und die Engländer scherzten selbst darüber, dass man nur noch mit Plastik bezahlen würde. Dies um so mehr als Bargeld völlig aus der Mode gekommen ist. Selbst ein Bier im Pub an der Theke wird mit Karte durch Auflegen auf das Kartenlesegerät bezahlt.

Jeder Tag braucht ein Schaf
Jeder Tag braucht ein Schaf

In der Landschaft fiel uns auf, dass es wenig Wald, wenig Ackerwirtschaft und viel Weidewirtschaft gibt. Wir haben dann einmal in Statistiken nachgeschaut. In Deutschland kommen 2 Schafe auf 100 Einwohner, aber in Großbritannien 48 Schafe auf 100 Einwohner – bitte nicht missverstehen!

Die Auswirkungen des Brexit haben wir natürlich an der Grenze erfahren. Was das für die Briten und die Wirtschaft bedeutet, wollen wir hier nicht erörtern. Wir sind allerdings der Meinung, dass Großbritannien zu Europa und in die EU gehört.

To travel !!!

Da der Termin im Bürgerbüro erst um 10:30 Uhr ist, können wir etwas länger  schlafen. Es gibt also noch ein gemütliches Frühstück im Garten.

Danach schwingt sich Klaus auf’s Rad und Petra packt die letzten Reste, so dass es umgehend los gehen kann.

Das Bürgerbüro ist kundenfreundlich wie immer und Klaus ist bereits um 10:45 Uhr als stolzer Besitzer eines vorläufigen Reisepasses wieder zu Hause. Um 12:40 Uhr fährt der nächste Zug nach Amsterdam. Wir machen uns rechtzeitig auf den Weg und ächzen ein wenig unter den ungewohnt schweren Taschen in der Hitze. Am Hauptbahnhof sorgt dann die DB noch für Verwirrung, so dass selbst wir als eigentlich erfahrene Bahnreisende, schon fast im falschen Zug nach Köln gesessen hätten. Als wir die Treppe hoch kamen war als nächstes der Zug nach Amsterdam angeschlagen. Einfahren tat aber der Zug nach Köln. Erst im letzten Moment, als sich alle bereits auf das Einsteigen konzentrierten, änderte sich die Anzeige und die Hinweise an den Wagen waren gegen die Sonne kaum zu lesen.

Petra schafft es noch in letzter Sekunde, als die Türen schon schließen, mit Koffer aus dem falschen Zug zu springen – noch einmal gut gegangen und das schon zum zweiten Mal heute!

Der richtige Zug (ein IC) einige Minuten später ist fast vollständig belegt. Das ist in Zeiten des 9€ Tickets eigentlich ungewöhnlich! Petra ergattert noch einen einzelnen Sitzplatz und Klaus muss zur Strafe auf „Netzkarte“ fahren. Die Gepäckablage lässt sich ganz gut als Stehhilfe brauchen. Nach einer Stunde ergattern wir kurz vor Osnabrück zwei Sitzplätze nebeneinander und werden von dort auch nicht mehr vertrieben!

Fahrräder am Amsterdamer Hauptbahnhof - wie gut, dass die nicht alle mit dem Auto in die Stadt gefahren sind...
Fahrräder am Amsterdamer Hauptbahnhof – wie gut, dass die nicht alle mit dem Auto in die Stadt gefahren sind…

In Bad Bentheim haben wir planmäßig Aufenthalt und die deutsche Lok wird gegen eine niederländische getauscht. Auch das Personal wechselt. Als es wieder losgehen soll, macht der Zug nach wenigen Metern eine Vollbremsung. Das wiederholt sich noch einige Male. Wir kommen gar nicht aus dem Bahnhof. Das war nicht einmal Känguru-Strom…

Fahrradabstellanlage in Amsterdam
Fahrradabstellanlage in Amsterdam

Dann stehen wir erstmal eine Weile. Danach geht es wieder so los. Vermutlich kann man weiter vorne das Fluchen einiger Bahntechniker hören. Nach einer Weile geht es dann doch – uff!

Blick vom Hotel hinab auf den Bahnsteig
Blick vom Hotel hinab auf den Bahnsteig

Die Häuser ändern sich, die Landschaft wird flach und immer nasser. Das Holländisch der Durchsagen verstehen wir sogar noch. Irgendwann tauchen die ersten Klappbrücken und Segelyachten auf. Nach 4 Stunden sind wir in Amsterdam. Auf dem Bahnhof stehen wir vor einem Rätsel: Wie  kommen wir hier wieder raus? Wie und der Pariser oder Hongkonger Metra muss man am Ausgang seine Fahrkarte auf einen Scanner halten um rausgelassen zu werden. Deshalb hat wohl niemand im Zug die Fahrkarten kontrolliert!

Der Blick aus unserem Hotelzimmer!
Der Blick aus unserem Hotelzimmer!

Die nächste Überraschung wartet vor dem Bahnhof: Massen an Fahrrädern; Zigtausende auf mehreren Etagen übereinander. Auf einem schmalen Pfad kommen wir hindurch zu unserem Hotel und hier nun Überraschung Nummer 3: Unser Zimmer liegt im 7. Stock in einem Nachbargebäude , das nur über eine Brücke im 5. Stock erreichbar ist, da es auf Stelzen über Gleis 2 und 3 steht.

Dachschaukel auf dem A'DAM
Dachschaukel auf dem A’DAM

Als wir den Vorhang öffnen, haben wir einen gigantischen Ausblick auf die Gleise, auf den Fluss Ij, der direkt am Hauptbahnhof vorbei fließt und den gegenüber liegenden Stadtteil. Nach einer kurzen Erfrischungspause machen wir uns auf den Weg, diesen Stadtteil zu erkunden, den uns ein Nachbar ans Herz gelegt hatte. Auch das Hotel hatte er uns empfohlen. Wir schicken ihm ein Foto von unserem Blick aus dem Hotelzimmer und er macht uns noch darauf aufmerksam, dass man auf der Dach-Terrasse des Hochhauses schaukeln kann. Stimmt nun sehen wir es auch, aber das ist nicht so unser Ding.

Herman!
Herman!

Mit der kostenlosen Fähre geht es mit vielen anderen Menschen auf das andere Ufer. Auf das Hochhaus wollen wir nicht, Wir bleiben am Boden und gehen die Van den Pekstraat entlang. Das ist ein Wohngebiet mit einem einheitlichen Baustil, nich besonders reich. Einige Künstler sind hier aktiv. Wir sind hungrig und durstig, aber nehmen nicht das erste Lokal, obwohl das hier keine keine Touristengegend ist. Bei einem etwas schräg anmutenden Laden mit netter Musik und einem Hinweis auf einen Hofgarten können wir nicht wiederstehen und so sitzen wir bei Pekkys im Hinterhof nahezu in einer Passionsblume zwischen lauter alten Möbeln und irgendwelcher Schrottkunst. Über uns sitzt ein rosa Plastikflamingo in einem Nest mit noch grünen Passionsfrüchten (Maracuja). Wir stärken uns mit Burger, Makrelen und Sardinen aus der Dose, Käse, Wurst, Oliven, Crackern, Ingwerbier und einem normalen Bier.

An der Schleuse zum Nordhollandkanal
An der Schleuse zum Nordhollandkanal

Es wird dämmerig und wir ziehen weiter. Kreischende grüne Sittiche erregen unsere Aufmerksamkeit. Sie fallen über die Früchte in einigen Bäumen her. Wer hier einen Obstbaum hat, hat es mit ihnen sicher nicht leicht. Sie fressen sogar die noch unreifen Zieräpfel.

Passagiere eines der zahlreichen Flusskreuzfahrtschiffe füttern eine Schwanenfamilie
Passagiere eines der zahlreichen Flusskreuzfahrtschiffe füttern eine Schwanenfamilie

Mit der Fähre fahren wir wieder zurück auf die Seite der Amsterdamer Altstadt. Da es mittlerweile dunkel ist, lassen wir die Kameras im Hotel und machen uns auf die Suche nach einem gemütlichen Pub/Cafe in der Altstadt. Es schieben sich immer noch massenhaft Menschen durch die Stadt und futtern Pommes, Pizza, Eis, Waffeln, Kebab, aber wir wollen doch einfach nur draussen sitzen und ein Bier trinken.

Kostenlose Fähre über die Ij
Kostenlose Fähre über die Ij

Schließlich landen wir im Cafe Van der Beeren, einem kleinen Laden mit Jugendstil Dekor und einem türkisch-holländischem Besitzer. Hier gibt es 12 Biere vom Fass, das sollte reichen! Wir kommen mit zwei Brasilianern aus dem Königreich ins Gepräch, denen wir versprechen nach Brasilien zu reisen sobald sie Bolsonaro abgesetzt haben. Im Gegenzug müssen sie uns versprechen das nächste Mal in Deutschland nicht nach München und Neuschwanstein zu reisen, sondern nach Hamburg!