Archiv der Kategorie: Bahamas 2013

Flug nach Nassau und Segeltour mit einem gecharterten Boot

In 8 Stunden vom Hochsommer in den tiefsten Winter

Heute morgen wache ich vor dem Wecker auf, nur um Sekunden später aus der Koje zu springen, weil wieder einer dieser typischen Bahamas-Schauer einsetzt. Kaum habe ich alle Luken zu, ist der Schauer auch schon wieder vorbei. So war es ständig die letzten Tage, manche Schauer dauerten nur Sekunden. Selten war ein Schauer mal länger als eine Minute.

Blick von der Bay Street Marina Richtung Westen zum Kreuzfahrtterminal
Blick von der Bay Street Marina Richtung Westen zum Kreuzfahrtterminal

Zum Frühstück machen wir aus den restlichen Eiern ein Omelett, essen dazu den Rest unseres Graubrots, die restliche Orangenmarmelade und den restlichen Käse. Dazu gibt es außer Tee noch Saft aus der letzten Flasche Cranberry-Saft. Trotzdem ist noch genügend an Lebensmitteln und insbesondere Getränken übrig. Wir hatten vermutet, dass es heißer sein würde und wir mehr trinken würden. Außerdem hatten wir einen soliden Vorrat an Bier eingekauft, um damit gegebenenfalls frischen Fisch einzutauschen. Leider gab es diese Gelegenheit nicht.

Die Insel New Providence von Süden
Die Insel New Providence von Süden

Was machen wir nun mit den Lebensmitteln? Die Charterbasis hatte uns gesagt, sie würden die Reste spenden, aber das werden sie sicherlich nicht mit angefangenen Packungen tun, wie z.B. einer halben Flasche Olivenöl. Ein paar Plätze weiter liegt eine Charteryacht, die heute starten soll. Klaus spricht sie an, ob sie unsere Reste haben wollen. Sie schicken uns den Skipper vorbei. Der kommt aus South Dakota und ist mit 6 Freunden unterwegs auf einer Yacht, die nur wenig größer ist als unsere. Er ist begeistert über das Angebot (insbesondere das Bier) und bekommt von uns gleich noch ein paar Tipps für die Tour hinzu. Und falls wir mal nach South Dakota kommen, sollen wir uns unbedingt melden, dann will er uns auch mit Tipps versorgen…

Die Nordküste von New Providence, links oben Nassau und die Paradies Insel
Die Nordküste von New Providence, links oben Nassau und die Paradies Insel

Anschließend starten wir noch einen kleinen Spaziergang zum nächsten Hafen. Dort hatte ich zu Beginn unserer Tage in Nassau, leere Conch-Schalen liegen sehen und ich hätte gern noch welche. Aber nun ist Hochwasser und das Wasser zu tief, um dort anzukommen. Zwei Fischer stehen im Wasser und sind dabei, ihre Fische zu säubern. Ich frage, ob sie mir welche herausholen können. Einer der beiden tut das gern und reinigt sie sogar noch mit Wäschebleiche (!) für mich. Dafür hätte er natürlich gern einen kleinen Obolus. Ich habe nur gar kein Geld mitgenommen. Ich nehme die Schalen in einem Karton mit und verspreche, mit Geld wiederzukommen.

Als wir zurück in den Hafen kommen, hat die Charterbasis schon mit der Bestandsaufnahme bei uns an Bord begonnen. Die Gruppe aus South Dakota ist gerade kläglich mit ihrem Ableger gescheitert und hängt nun quer vor den Boxen, wo sie von der kräftigen Strömung nun wie festgenagelt liegt. Ich spüle die Schalen noch einmal mit Frischwasser aus und lege sie dann zum Trocknen in die Sonne. Dann stecke ich ein paar Dollar ein und gehe nochmal die Fischer besuchen.

Berry Islands
Berry Islands

Nach der Abnahme unseres Bootes müssen wir das Schiff räumen, weil es heute nachmittag schon wieder übergeben werden soll. Wir setzen uns vor das Büro mit unserem Gepäck in den Schatten. Auf der Baustelle für das neue Marinagebäude finde ich ein paar passende Kartons, um die Conch-Schalen transportsicher zu verpacken. Die Zeit reicht nicht, um noch etwas zu unternehmen. So bleiben wir einfach sitzen, genießen die Wärme und den Ausblick.

Um 12 Uhr holt uns das Taxi ab und bringt uns zum Flughafen. Der Taxifahrer erzählt von Junkanoo-Parade am frühen Morgen des 1. Januar. „Sein“ Club hat gewonnen, die Valley-Boys haben den ersten Platz gemacht. Eine selbstgemachte Rassel liegt noch im Taxi: eine Art Zwille mit quergespannten Drähten, auf die plattgehauene Kronkorken aufgefädelt sind. Er fragt nach den Tempolimits auf deutschen Straßen und erzählt, dass er gern mal Schnee sehen möchte.

Berry Islands
Berry Islands

Acht Stunden später und zwei Zeitzonen weiter landen wir in Albuquerque. Die Temperaturen liegen am Gefrierpunkt – brrr. Nach einer längeren Diskussion mit der Autovermietung über die Konditionen unseres Vertrags mit der TUI bekommen wir auch endlich unser Auto. Das Navi scheitert leider dabei, uns zum Hotel zu führen, aber nach fast 10 Jahren ist meine Ortskenntnis noch gut genug, um das selber hinzubekommen.

Berry Islands - die Seekarte sagt an dieser Stelle wahrscheinlich "Shifting Sands"
Berry Islands – die Seekarte sagt an dieser Stelle wahrscheinlich „Shifting Sands“

Um 23 Uhr sind wir im Hotel. Das Zimmer ist gut, aber kalt. Wir werfen einen laut röhrenden risiegen Heizlüfter udn so eine Art künstlichen Kamin an, um es möglichst schnell warm zu bekommen. Außerdem hätten wir jetzt gern nach all den Erdnüssen, Mandeln, Brezeln, Keksen mal was richtiges zu essen. Also stürzen wir uns nochmal in das Nachtleben von Albuquerque. Das Hotel ist in der Innenstadt neben meinem Lieblingsfrühstückscafé. Außer etlichen Nachtclubs, Discos und Kneipen hat auch noch ein Taco-Laden offen und wir bekommen noch zwei herzhafte Burritos. Von der Kneipe nebenan, wummern während dessen die Bässe herüber. Um 1 Uhr nachts sind wir dann endlich im Bett und versuchen uns unter der dünnen Decke im kalten Bett warme Gedanken zu machen.

Rolling Home to Nassau

Segeln kann auch Sport sein...
Segeln kann auch Sport sein…

Logbuch:

Vorhersage E-SE 15-20kn vereinzelt Schauer

8:00 Wind E3

8:15 Wir gehen Anker auf vor Highborn Cay und setzen Groß und Genua

11:24 Position 24°49,1’N 077°05,8’W

13:36 Position 24°59,5’N 077°11,8’W auf Grund scheint ein größeres Wrack zu Liegen. Es ist nicht in der Karte verzeichnet.

15:30 Fest an der Tankstation Harbor Marina. Die Station hat geschlossen

16:00 Fest an der Tankstation Paradise Island. Die hat offen!

16:00 Endgültig fest an der Pier von Navtours

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Heute morgen klingelt der Wecker um 6 Uhr, um sicherzugehen, dass wir nicht verschlafen. Frühstücken tun wir bei Sonnenaufgang und um 8:15 Uhr rasselt die Ankerkette lauthals zurück in den Ankerkasten. Wir setzen erst Kurs auf die Yellow Bank, wo wir wie auf der Hintour um die Korallenriffe herum fahren müssen. Allerdings machen wir uns Gedanken, ob wir bei den herrschenden 4 Windstärken und der dazugehörigen Welle, in der Lage sein werden, die Korallen so rechtzeitig zu sehen, dass wir bei den den 6 – 7 Knoten, die wir laufen rechtzeitig ausweichen können. Andererseits sind wir schnell genug, um auch einen Umweg zu machen und die Yellow Bank auf der Südseite zu umfahren. Wir ändern den Kurs und haben die nächsten 3 – 4 Stunden den Wind genau von hinten. Das ist bei der Welle Schwerstarbeit. Die Lady rollt in der See und das Dinghi schlingert hinterher.

Der Blick von unserem Liegeplatz in Nassau auf die Brücken hinüber nach Paradise Island
Der Blick von unserem Liegeplatz in Nassau auf die Brücken hinüber nach Paradise Island

Leider ist auch dieser Weg nicht frei von Korallenriffen und wir müssen im Slalom um die Dinger herumfahren. Nach der Anstrengung haben wir uns den Nudelsalat zur Stärkung redlich verdient. Um halb drei sehen wir Nassau schon deutlich vor uns. Kurz bevor das Fahrwasser zu eng wird, bergen wir die Segel und fahren das letzte Stück unter Maschine. Wir versuchen uns via Funk in der Charterbasis anzumelden, aber anscheinend hört uns niemand. Erst in Sichtweite des Hafens, werden wir gehört. Es liegen wahrscheinlich an den Docks zu viele Schiffe dazwischen. Wir sollen erst noch tanken fahren, also weiter zur Tankstelle. Leider hilft uns niemand beim Festmachen. Die Anleger sind hier alle für viel größere Schiffe gemacht, so dass das Anlegen mit so einem „kleinen“ Schiff eine echte Tortur ist. Unser Anleger klappt bei Wind gegen Strom erst im dritten Anlauf und trotzdem verhakt sich wieder das Fenderbrett an den Dalben und wir müssen lange ziehen und zerren bis die Lady passend liegt. Nur taucht noch immer niemand auf. Dann stellt sich heraus, dass die Tankstelle bereits geschlossen hat. Grumpf: wie wäre es mit einem großen Schild mit den Öffnungszeiten darauf?

Ich frage per Funk in der Charterbasis, was wir tun sollen. Zurück auf die andere Seite zu Paradise Island, da sei noch eine Tankstelle. Ich frage, ob sie sich sicher sind, dass die auch offen hat. Ja, eigentlich schon, aber ich soll zur Sicherheit mal per Funk nachfragen. Das tue ich auch und bekomme das ok. Also zurück und die andere Tankstelle suchen. Es dauert ein bisschen, aber dann haben wir sie endlich gefunden und bekommen das Gewünschte.

Blick von unserer Marina über den Hafen von Nassau
Blick von unserer Marina über den Hafen von Nassau

In der Charterbasis springen dann gleich 3 Leute hinzu und helfen beim Festmachen. Außer Leine anreichen und ein bisschen abhalten, brauchen wir nichts mehr tun. Als erstes entsorgen wir nun unseren Müll der letzten 10 Tage, dann kochen wir den obligatorischen Tee und machen uns daran Neujahrswünsche zu beantworten. Nun wird es Zeit, die versäumte Feier nachzuholen. Wir freuen uns nun beide auf ein ordentliches Stück Fisch nach 10 Tagen ohne Fisch und Fleisch.

Frisch gewaschen ins Neue Jahr

Der Hafen von Highborne Cay
Der Hafen von Highborne Cay

Logbuch:

Vorhersage  tagsüber schwacher Wind aus SE-E abends auf NNO drehend zunehmend auf 20kn

9:30 Auslaufen Hawksbill Cay, wir setzen Groß und Genua. Zum Laden läuft der Motor weiter

10:45 Passieren Spitze Elbow Cay

11:30 Position 24°33,3’N 076°51,5W

14:08 Anker nieder vor Highborn Cay

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Jetzt ist es in Europa schon 2014, aber hier ist es erst kurz nach 21 Uhr. Wir sind also genau genommen noch in 2013, aber der Reihe nach:

Nach einer sehr warmen Nacht mit wenig Wind, wachen wir erst spät auf. Nachts habe ich zwischendurch zur Abkühlung eine Weile im Cockpit gesessen, wenn die Polster nicht so klamm wären, hätte ich dort gern weiter geschlafen. Aber sie sehen im Laufe des Tages so viel Salzwasser von nassen Füßen und nassen Badeklamotten, dass sie sofort klamm werden, sobald die Sonne weg ist. Tagsüber bläst der Wind glücklicherweise aus der richtigen Richtung so dass wir mit einer schönen Backstagbrise nach Norden Richtung Highborne Cay laufen. Zwischendurch sorgen Wolken immer wieder für Abkühlung.

Windhose über Highborne Cay
Windhose über Highborne Cay

Highborne Cay ist eine Privatinsel mit einem kleinen Hafen. Wir haben keine Ahnung, was dort ein Liegeplatz kostet, aber Fragen kostet ja bekanntlich nichts. Über Funk sagt man uns, dass der Hafen voll sei. Na gut, dann gehen wir wieder vollkommen kostenlos vor Anker. Platz ist hier genug. Wir können ja mit dem Dinghi in den Hafen fahren. Das tun wir auch.

Alles sieht sehr geschniegelt aus und die Liegeplätze sind alle belegt, aber nach Ostseemaßstäben ist „voll“ natürlich ganz was anderes… Wir legen an, ziehen uns die müffelnden Schnorchelshirts aus und was halbwegs präsentables über. Schilder weisen darauf hin, dass sich alle Besucher der Insel im Office anmelden müssen, dass die Entsorgung eines Müllsacks 5 Dollar kostet und ein Beutel Eis 6 Dollar. Das brauchen wir alles nicht. Morgen in Nassau ist die Müllentsorgung kostenlos und der Kühlschrank funktioniert noch. Wir melden uns im Office und fragen, ob wir ein wenig spazieren gehen dürfen. Nein, dürfen wir nicht, aber wir dürfen gern 15 Dollar bezahlen und dann auch im Laden einkaufen und im Restaurant essen. Na, vielen Dank, kochen kann ich selbst und um mich in einem Laden umzusehen, brauche ich in Nassau gar nichts bezahlen. Wir hätten die Insel gern angesehen, da wir als Reiselektüre, wie schon berichtet, ein Buch einer ehemaligen Inselmanagerin lesen. So geschniegelt hatte ich mir das nach der Schilderung hier nicht vorgestellt, aber da es in der Zwischenzeit einen Eigentümerwechsel gab, kann sich auch vieles geändert haben. Wir bedanken uns höflich und fahren wieder. Zum Ausgleich tuckern wir noch bis zur Nordseite und drehen dann wieder um.

Regenschauer mit Gelegenheit zum Duschen
Regenschauer mit Gelegenheit zum Duschen

Zurück an Bord machen wir das Dinghi klar für die Überfahrt nach Nassau. Das bedeutet, den schweren Außenborder wieder hoch an den Heckkorb von Lady Marceline zu befördern. Mit vereinten Kräften bekommen wir das hin. Ufff, danach wollen wir zur Abkühlung eigentlich eine Runde ums Schiff schwimmen, als Klaus plötzlich entgeistert auf die Insel starrt. Eine dunkle Wolke ist aufgezogen, ein Teil der Wolke hängt in Fetzen nach unten und von dort aus krümmt sich ein Rüssel zum Boden hinab. Er scheint nicht ganz bis nach unten zu reichen. Nun aber fix! Ich reiche Klaus alles unter Deck, was nicht fest mit dem Schiff verbunden ist. Wir machen das Funkgerät an und ziehen uns Schuhe an. Der Motor ist sowieso immer startklar. Dann bewaffne ich mich mit einem Fotoapparat und fotografiere das Ungetüm damit uns im Notfall wenigstens jemand glaubt… Es zieht allerdings ein paar 100 Meter weiter südlich und fängt an, sich immer weiter vom Boden zurückzuziehen, bis nur noch die seltsamen Fetzen an der schwarzen Wolke übrig bleiben. Über der Insel steht ein Regenbogen, kurze Zeit später haben wir einen kräftigen Regenschauer.

Wir nutzen die Chance und stellen uns in unserem Badezeug in den Regen statt ins Wasser zu springen. Die schwarze Wolke zieht weiter auf See und bleibt dort lange stehen und schüttet so vor sich hin. Wir brauchen nun nur noch Shampoo und den Spülgang aus der Schiffsdusche und sind frisch gewaschen, um das Neue Jahr angemessen begrüßen zu können.

Feuerwerk im Hafen von Highborne Cay vom schwankenden Boot aus gesehen
Feuerwerk im Hafen von Highborne Cay vom schwankenden Boot aus gesehen

Für morgen bereiten wir aus diversen Resten einen Nudelsalat, der in den Kühlschrank wandert und für uns heute abend aus dem restlichen Gemüse einen großen Topf voll Curry. Währenddessen wandert ein kurzer Schauer nach dem anderen über uns hinweg. Mit ihnen kommen kräftige Windböen und das Boot schaukelt im leichten Schwell, der hier geht. Als ich noch einen Schluck Wasser aus dem Kessel in unser Curry gießen will, sorgt eine Welle dafür, dass ich versehentlich den Gaskocher lösche. Ich erkläre kurzer Hand das Essen für fertig.

Wie feiert man nun Sylvester an Bord? Wir haben weder Sekt noch Raketen. Also gibt es Bier und oh Wunder auf Highborne Cay um halb zehn sogar ein Seglerfreundliches Feuerwerk.

Wir wünschen auf diesem Weg allen einen guten Start in das Jahr 2014!

Flaute auf der Rücktour

Logbuch:

9:15 Auslaufen Warderick Wells Cay. Wir setzen Groß und Genua

12:03 Position 24°23,9’N 076°46,6’W

13:55 Fest an einer Mooring Boie vor Hawksbill Cay

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Gestern hatten wir überlegt, auf welcher Route wir unsere Rückreise nach Nassau antreten. Angesagt war, dass gegen Ende unserer Zeit der Wind auf Nord drehen würde. Von den Exumas rüber nach Nassau ist die Richtung Nordwest, also nicht gerade optimale Bedingungen für Lady Marceline. Eine Alternative wäre, Richtung Nordost nach Eleuthera zu laufen . Die Insel würde uns guten Schutz vor Nordwinden bieten und wir könnten dann auf der Südseite der Insel Richtung Nassau laufen. Dazu bräuchten wir aber genügend Wind, denn die Strecken sind lang. Der Vorteil wäre, dass wir außer den Exumas auch noch eine andere Ecke kennenlernen könnten. Als ich dann jedoch, dank Internetverbindung, eine aktuelle Vorhersage hole, lautet die Prognose: schwacher Wind erst aus Südos, dann über Ost auf Nordost drehend. Das reicht nicht für eine Tour nach Eleuthera. Also segeln wir einfach die gleiche Strecke zurück und versuchen mal die Plätze zum Übernachten anzusteuern, die wir auf der Hintour ausgelassen haben.

Mangroven auf Hawksbill Cay
Mangroven auf Hawksbill Cay

Mit den Wettervorhersagen ist das hier so eine Sache. Auch wenn unsere erste Amtshandlung beim Aufstehen ist, das Ankerlicht auszuschalten und das Funkgerät an. Über Funk haben wir bislang nur ein einziges Mal einen Wetterbericht empfangen. Mobilfunk ist hier im Nationalpark nicht verfügbar, also haben wir auch keine Internetverbindung mit dem ipad. Ausgeholfen haben wir uns deshalb mit dem Mittelwellensender „National Radio of The Bahamas“. Glücklicherweise haben wir unseren kleinen Weltempfänger mitgenommen, denn mit dem eingebauten Radio hier bekommen wir nur UKW. Dafür können wir auch den MP3-Player dranhängen und damit auch das Cockpit beschallen. Der Mittelwellensender hält uns über alles Wesentlich hier auf dem Laufenden: Von der Sonntagspredigt über verlesene Todesanzeigen, die Gewinner der Junkanoo-Parade vom 1. Weihnachtsfeiertag, die Opfer eines Bandenkrieges in Nassau (jetzt haben wir auch begriffen, warum wir dort nachts nicht herumlaufen sollten) bis hin zum neuesten Flüchtlingsdrama mit einer vollkommen überladenen Nussschale aus Haiti wissen wir nun was die Bahamas bewegt.

Gras auf Expansionskurs
Gras auf Expansionskurs

Das mit den Flüchtlingsbooten aus Haiti ist nichts Neues. Ich lese gerade den Bericht einer Frau, die Anfang der 90er Jahre zusammen mit ihrem Mann Highborne Cay gemanagt hat (die Insel ist in Privatbesitz und hat einen kleinen Hafen, eine Laden und ein paar Ferienhäuser. Sie berichtet von einem kaum 10 Meter langen Boot, dass eines Tages mit 100 Flüchtlingen an Bord auf der Insel gestrandet ist. Die Inselbesatzung hat die Flüchtlinge mit dem Lebensnotwendigen versorgt und die Marine der Bahamas hat denen geholfen ihr Boot wieder flott zu bekommen, um weiter Richtung Florida zu schippern. In Warderick Well Cay hängt ein Zeitungsartikel vom Anfang des Monats, wonach dort vor der Insel ein ähnliches Boot in Seenot geraten ist. Etwa 30 Haitianer sind dabei ums Leben gekommen. Im Artikel wurden die Mitarbeiter des Nationalparks gelobt, denen es gelungen ist, die Mehrzahl der Leute zu retten. Es erinnert uns alles sehr an die Flüchtlingsdramen vor Lampedusa im Mittelmeer, nur dass hier der Umgang mit den Flüchtlingen humaner zu sein scheint.

Fundsache in den Magroven: wir adoptieren den Frosch - Müll darf man mitnehmen
Fundsache in den Magroven: wir adoptieren den Frosch – Müll darf man mitnehmen

Heute morgen ist unser erster Wassertank alle. 160 Liter haben 6 Tage gehalten, also haben wir pro Person etwa 13 Liter am Tag verbraucht. Das ist nach unseren Massstäben schon recht verschwenderisch. Nun sollten wir noch etwa 200 Liter für die restlichen 3 Tage haben.

Zur üblichen Zeit machen wir die Leine von der Mooring los und machen uns auf den Rückweg. Zu Beginn weht noch etwas Wind ziemlich genau von hinten. Das ist ein blöder Kurs, da das Vorsegel immer einfällt. Aus unserem Peekhaken und etwas Tauwerk bauen wir uns einen Ausbaumer. Ich hoffe nur, dass das Ding nicht abbricht, wie sollen wir sonst die Mooringleinen aus dem Wasser angeln? Glücklicherweise hält die Konstruktion.

Krebs beim Ausnehmen einer Muschel und ...
Krebs beim Ausnehmen einer Muschel und …

Wolken sind heute keine da, die Sonne brennt unerbittlich. Mit ein paar Wäscheklammern und einem meiner Seidentücher bauen wir einen Sonnenschutz, um am Steuerrad keinen Hitzschlag zu bekommen, ansonsten trinken wir Unmengen an Wasser. Vor Hawksbill Cay ist der Wind fast ganz weg. Wir machen den Motor an und motoren zum Mooringfeld. Zwei Yachten verlassen es gerade. Weiter draußen ankern zwei riesige Motoryachten. Es ist flach hier und wir müssen uns vorsichtig um einige Korallenriffe herum hinein tasten. Dabei verscheuchen wir einen großen Rochen. Aber warum wir hier alleine sind, ist uns trotzdem nicht klar. Zur Abkühlung schwimmen wir erst einmal ein paar Runden um das Schiff. Den Nachmittag versuchen wir uns mit Hilfe eines Bettlakens etwas Schatten zu verschaffen. Das ist ein mühseliges Unterfangen, denn das Schiff dreht hin und her.

Erst kurz vor Sonnenuntergang werden wir unternehmungslustiger und wagen noch einen Ausflug mit dem Schlauchboot. Auch hier ist wieder eine Verbindung zu den Mangroven im Inneren der Insel nur dass diese Verbindung zu flach ist. Wir kommen nur ein kleines Stück hinein und ziehen dort das Schlauchboot auf den Strand. Ein Krebs ist gerade dabei, eine Muschel auszunehmen. Als ich ihm mit der Kamera zu nahe komme, vergräbt er sich blitzartig im Sand.

... wer findet jetzt den Krebs?
… wer findet jetzt den Krebs?
Lady Marceline vor Anker
Lady Marceline vor Anker

Wir machen einen kleinen Spaziergang. Auch hier ist es vollkommen still. Von der Ostseite der Insel ist die Brandung zu hören, gelegentlich hören wir eine Fliege. Es wird so schnell dunkel, dass wir bald wieder umdrehen. Zurück im Boot ist die Sonne bereits untergegangen. Zwei weitere Motorboote sind noch in der Bucht vor Anker gegangen. Die Riesenboote weiter draußen sind verschwunden. Zum Abend kommt etwas Wind auf und es ist sehr schaukelig hier am Liegeplatz. Auch wenn wir das Dinghi schon seit ein paar Tagen nachts längsseit holen, damit es nicht so viel Krach macht, so schlagen die Wellen hier trotzdem lautstark unter das Heck. Zum Abendessen gibt es als neueste Kreation ein sehr leckeres Flaschenkürbiscurry mit Blaubeeren und hartgekochten Eiern.

Auch Haie müssen mal schlafen

Heute bleiben wir in Warderick Wells Cay. Nach dem Frühstück statten wir dem Nationalparkzentrum einen weiteren Besuch ab. Wir kaufen ein paar Souvenirs und einen Zugang zum WLAN, der uns nach mehreren Tagen Abstinenz Zugang zum Internet via Satellit verheißt. Die letzten Tage hatte das ipad noch Zugang über Mobilfunk, aber die Geschwindigkeit reichte nicht aus, um auch das Netbook mit dranzuhängen und das Blog zu aktualisieren. Ich habe einfach offline weitergeschrieben in der Hoffnung, es irgendwann alles auf einen Schlag hochzuladen.

Danach gehen wir schnorcheln, erst an einem versunkenen Boot zwischen den Moorings, dann von einem kleinen Strand aus an der Nordspitze der Insel. Dies sind die Plätze, an denen der volle Gezeitenstrom läuft. Deshalb haben wir sie uns für den späten Vormittag ausgesucht. Es ist Niedrigwasser und damit die Chance hier ohne nennenswerte Strömung zu schnorcheln. Anschließend machen wir eine Pause und ich aktualisiere endlich das Blog. Dann machen wir usn am frühen Nachmittag auf zu einem Platz vor der Ostküste der Insel. Hier läuft kaum Strömung, aber wir haben viel Seegang und das Dinghi nimmt bei langsamer Fahrt viel Wasser über. Wir sind schon durchnässt bevor wir überhaupt im Wasser waren. Das Dinghi machen wir an einer Mooring für Dinghis gleich neben einem großen Korallenfelsen fest. Ich bleibe zur Sicherheit im Dinghi und Klaus geht erst einmal alleine schnorcheln, während ich das Boot mit meiner Flosse wieder leer schöpfe. Nach einer Weile kommt er zurück ins Boot und fragt ob ich Lust habe zu schnorcheln. Er müsse mich allerdings darauf hinweisen, dass dort ein großer Hai sei. Unter dem Riff liegt ein ca. 2,5 m langer Hai am Boden und schläft. Auf seinem Rücken liegen zwei Schiffshalter-Fische. Ich verzichte auf diese Badebekanntschaft und schaue mir die Sache vom Schlauchboot aus an. Wir lassen uns noch ein Stückchen sacken, um einen besseren Blick zu haben. Dann fahren wir zum Nationalparkzentrum, um herauszufinden, was wir da gesehen haben. Es scheint ein Atlantischer Ammenhai zu sein. Sie jagen nachts und schlafen tags unter Korallen. Dem Menschen werden sie nur gefährlich, wenn sie provoziert werden. Die Frage ist nur, was ist für einen Ammenhai eine Provokation?