Archiv der Kategorie: Galicien 2010

Reise nach Galicien im Juni 2010

Avilés

Iglesia Jesús del Nazareno
Iglesia Jesús del Nazareno

Nachdem wir unsere Koffer gepackt haben und ich bereit bin für den Flughafen, haben wir noch drei Stunden Zeit. Wir fahren aus Cudillero auf der einzigen Straße diesmal nach oben über den Berg hinaus. Dort treffen wir auf etliche sehr schöne Häuser, leider sind jedoch viele verfallen. An einer gewaltigen Kirche halten wir an. Da wir gerade nichts besseres zu tun haben, besichtigen wir die Kirche. Sie ist sehr gepflegt, wirkt nicht so historisch gewachsen, sondern durchgeplant als Gesamtkunstwerk.  Gegenüber auf der anderen Straßenseite steht ein Schloss. Einem Faltblatt aus Cudillero entnehmen wir, dass hier einige bedeutende Kunstwerke zu sehen sind, aber das Museum ist am Wochenende geschlossen und uns bleibt nur der Blick durch den Zaun.

In der Altstadt von Avilés
In der Altstadt von Avilés

Wir beschließen, die verbleibende Zeit zu nutzen und uns die Innenstadt von Avilés anzusehen. Die Stadt ist umgeben von Industriegebieten und großen Mietshäusern der letzten Jahrzehnte. Wir fahren auf Glück in die Richtung, in der wir die Altstadt vermuten und landen ganz erfolgreich in der Innenstadt. In einem Parkhaus lassen wir unser Auto und laufen dann immer der Nase nach, bis wir die Altstadt gefunden haben. Die Häuser haben Arkaden, so dass sich auch bei Regen im Trocknen einkaufen lässt. Einige sehr herrschaftliche Häuser stehen dazwischen, sowie Rathaus und Kirche. Am heutigen Samstag sind Hochzeiten angesagt. Vor der Kirche wird die Braut mit langem weißem Schleier vom Brautvater geleitet. Vor dem Rathaus sorgt eine andere Hochzeitsgesellschaft für kräftigen Lärm und lässt es gewaltig knallen. Anscheinend ist das normal, wir sind wohl die einzigen, die sich erschrecken.

Zum Flughafen brechen wir rechtzeitig wieder auf, da wir vermuten, dass auch hier die Beschilderung in der Stadt nur mäßig hilfreich ist und wir wahrscheinlich erst eine Weile suchen müssen, um ein Hinweisschild zum Flughafen zu finden. So kommt es dann auch, da hilft uns nur der Orientierungssinn, die Landkarte, um zu schauen, welche Orte in welcher Himmelsrichtung liegen und die Ruhe bewahren.

Mein Rückflug geht wieder über Palma. Dort habe ich den Eindruck,  schon fast in Deutschland zu sein. Klaus fährt mit dem Auto zurück auf der Autobahn nach Viveiro.

Auf nach Asturien

Die Luft ist heute morgen deutlich kühler. Über See steht eine Nebelbank. An Land scheint die Sonne. Wir wollen heute möglichst nahe an den Flughafen Oviedo kommen, um morgen nicht mehr so lang fahren zu müssen. Der Flughafen liegt entgegen dem Namen nicht in der Nähe von Oviedo, sondern in der Nähe von Avilés an der Küste.

Playa San Romana
Playa San Romana

Unser erster Stopp ist der Strand von San Romana. Dort sind wir ganz allein. Der Strand hat zwar die übliche Infrastruktur: Unterstand, Dusche usw., aber er ist voll mit dem Müll des Meeres und wirkt dadurch auf den ersten Blick nicht so attraktiv. Ganz schön sind jedoch die Felsen, die bei dem auflaufenden Wasser genau in der Brandungszone liegen.

Höhle am Playa As Castrais
Höhle am Playa As Castrais

Unser nächstes Ziel ist der Strand As Castrais. Dort hat die See aus der felsigen Steilküste interessante Formationen gespült. Bei Hochwasser ist der Strand vollständig überflutet. Deshalb beeilen wir uns, um noch rechtzeitig dort zu sein. Vom Strand aus, sind etliche Höhlen zugänglich, die eine kathedralenertige Form haben. Wir gehen tief in die Felsen hinein, überall tropft das Wasser aus den Steinen. Wir können noch viel sehen, aber bekommen auch schon an einigen Stellen nasse Füße. Der Strand ist gut besucht und zu recht eine größere Touristenattraktion. Wir nutzen die Pause zu einem Picknick. Ein kleines Stück weiter östlich halten wir noch einmal am Playa Del Castro. Hier hat die See ganze Torbögen aus den Felsen gespült. Jetzt fängt der Nebel an, die Küste zu erobern. Große Schwaden treiben über Land.

Der Hafen von Luarca
Der Hafen von Luarca

Vor Ribadeo fahren wir auf die neue Autobahn, um nicht den Umweg über das Landesinnere machen zu müssen. Wir sind uns auch nicht ganz sicher, ob die Straße passierbar ist, da die schweren Regenfälle einige Straßen unpassierbar gemacht hatten. Danach verlassen wir sie wieder, um weiter auf der Nationalstraße zu fahren. Kurz vor Luarca biegen wir ab und fahren über winzige Straßen hinab zu dem Ort. Von oben schauen wir in die tiefe Schlucht, in der der Ort liegt. Wir schlängeln uns die Straßen hinunter und suchen den Weg zum Hafen. Der Nebel ist hier so stark, dass wir manchmal nicht sehen, was unter uns ist. Als erstes landen wir am Leuchtturm, der mit seinem Nebelhorn kontinuierlich tutet. Daneben befinden sich Kapelle und Friedhof. Zusammen mit den Nebelschwaden wirkt das sehr morbide. Am Hafen stellen wir das Auto ab und gönnen uns einen Kaffee. Die Stadt liegt wie ein Amphittheater um den Hafen herum und hat eine ganz besondere Atmosphäre.

Cudillero bei Sonnenuntergang
Cudillero bei Sonnenuntergang

Unser letztes Ziel für heute ist Cudillero. Hier wollen wir über Nacht bleiben. Die Anfahrt gestaltet sich schwierig, da uns ein Schild in die Irre schickt. Als Ausgleich bekommen wir spektakuläre Ausblicke auf die neue Autobahnbrücke. Cudillero liegt ähnlich wie Luarca in einer tiefen Schlucht. Diese ist aber kleiner und kein Flusstal, wie in Luarca. Auch hier sind die Häuser wie in einem Amphittheater dicht an dicht um den Marktplatz herum angeordnet. Der Hafen ist nach außen in die See gebaut und durch eine enorme Betonmole geschützt. Das Nebelhorn des Leuchtturms tutet unablässlich: lang – kurz – kurz. Wir finden ein Hotel in der Innenstadt. Unser Auto müssen wir jedoch außerhalb der Stadt am Hafen parken. Für PKW ist hier kein Platz. Die Stadt bereitet sich auf ein mehrtägiges Musikfestival vor, das morgen abend starten soll und außerdem spielt Spanien gerade bei der WM gegen Chile. Es ist also viel los in der Stadt.

Pilger

Jeder der uns auf die Pilger ansprach, hatte das romantische Bild von Wanderwegen durch wunderschöne Landschaft vor Augen. Unser Bild hat sich aus der Perspektive von Autofahrern vor Ort sehr verändert. Wir haben viele Pilger gesehen, die wie diese beiden mit missmutigem Gesicht auf dem Seitenstreifen einer Nationalstraße wandern, immer umweht von Autoabgasen. Ich denke, wer in dieser Gegend wandern will, braucht dazu nicht den Jakobsweg – es gbt definitiv schönere Strecken, wie z.B entlang der Küste der Costa Da Morte.

Von einem Ende der Welt zum Anderen

Blick auf den Atlantik bei Laxe
Blick auf den Atlantik bei Laxe

Das Erwachen ist anders als sonst. Keine Sonne brennt ins Zimmer. Es ist Nebel und Fisterra ist vom Zimmer aus kaum zu sehen. Da es keine direkte Küstenstraße gibt und wir uns etwas schneller Oviedo nähern müssen, schneiden wir durch das Landesinnere ab. Der erste Küstenort den wir ansteuern ist Laxe. Der Nebel ist mittlerweile von der Sonne weg gebrannt und es weht ein erfrischender Wind aus nördlicher Richtung. Hinter dem Ort lassen wir das Auto stehen und gehen das letzte Stück zum Leuchturm zu Fuß. Am Leuchtturm klettern wir ein wenig die Küste hinunter. Wir schauen den Wellen bei der Brandung zu und überlegen, wie es wohl früher den Seglern gegangen ist, wenn sie bei auflandigem Wind hier vor der Küste segelten.

Der nächste Ort an der Küste, den wir anfahren, heißt Malpica de Bergandinios. Wir fahren zur Spitze und schauen auf die Islas Sisargas. An dem Kap ziehen mehrer Segler mir guter Geschwindigkeit vorbei. Der Wind hat etwas aufgefrischt, aber alle haben gute Segelfläche stehen und scheinen sich über den günstigen Wind zu freuen. Wir freuen uns über unsere Essensvorräte und machen ein ausgeprägtes Picknick.

Lass mein Kalb in Ruhe!!
Lass mein Kalb in Ruhe!!

A Coruña und Ferrol lassen wir links liegen und sparen es uns für das nächste Mal auf. Unser Ziel ist Cedeira von wo aus wir die Wallfahrtskirche S. Andrés de Teixido besuchen wollen. Der Reiseführer verspricht uns wild romantische Landschaft mit frei lebenden Pferden. Wir werden nicht enttäuscht, auch Rinder teils mit imposanten Hörnern leben hier frei zusammen mit den Pferden. Der Wind hat mittlerweile eine kräftige Stärke erreicht, so dass wir uns auf einem höher gelegenen Aussichtspunkt schon am Geländer festhalten müssen und sich auf der See Schaumkronen zeigen.

Die Straße endet in Cariño. Der Reiseführer weiß über diesen Ort nicht viel zu berichten. Uns gefällt es hier gut und wir würden hier gerne über Nacht bleiben. Aber wo gibt es ein Hotel? Da wir keine Hinweisschilder finden können, nehmen wir alle unsere spärlichen Spanischkenntnisse zusammen und fragen in einem Zeitschriftenladen nach einem Hotel. Die Inhaberin läßt es sich nicht nehmen, uns persönlich zu einem schönen kleinen Hotel einige Straßen weiter zu führen.

Wild lebende Pferde bei Carino
Wild lebende Pferde bei Cariño

Unser Feierabendbier genehmigen wir uns in der Hafenkneipe und stellen Vermutungen darüber an, wovon Cariño wohl existiert. Tourismus ist es wohl nicht und trotzdem geht es der Stadt sehr gut. Es gibt eine Strandpromenade, ein nagelneues großes Rathaus, jede Menge Bautätigkeit und die Autos sind neu und auch nicht die billigsten. Wenn unsere Spanischkenntnisse besser wären, könnten wir nachfragen, aber so ergehen wir uns in phantasievollen Schmuggelgeschichten.

Nach Kap Finisterre an das Ende der Welt – oder – „Die spinnen die Pilger!“

Ein Wikingerboot auf dem Rio Ulla
Ein Wikingerboot auf dem Rio Ulla

Kap Finisterre heißt heute unser Ziel oder Leuchtturm, wir wir meistens sagen. Zuvor genießen wir jedoch erst einmal ausgiebigst ein opulentes Frühstücksbuffet und erklären es kurzerhand zur heutigen Hauptmahlzeit. Dann kann es losgehen. Die Küste ist hier immer noch so eng bebaut, dass ein Übergang zwischen den einzelnen Orten höchstens am Ortsschild erkennbar wird. Das Meer ist immer nur durch Häuserlücken zu erkennen. Als wir den Rio Ulla überqueren (zum zweiten Mal, wir erinnern uns, aber diesmal in der anderen Richtung), erspähen wir unterhalb der Brücke drei nachgebaute Wikingerboote. Das müssen wir uns genauer ansehen und so fahren wir hinunter zum Ufer. Leider sind von dort die Schiffe nicht so gut zu erkennen, wie von der Brücke aus. Hier findet alljährlich ein Wikingerfest statt, da im nächsten Ort eine Burg stand, um den Einfall von Wikingern und Normannen zu verhindern.

Holzweg durch die Dünen bei Olveira
Holzweg durch die Dünen bei Olveira

Den nächsten Stop legen wir in Olveira ein, um eine große Wanderdüne zu bestaunen. Die Ecke steht unter Naturschutz. Sie besteht aus meist bewachsenen Dünen und Lagunen. Nur eine ca. 30m hohe Düne ist nur spärlich bewachsen. Auf Holzwegen laufen wir durch die Dünen, stärken uns anschließend mit einem Kaffee und fahren dann weiter. Die Gegend wird nun weniger touristisch, uns gefällt sie deutlich besser als der südlichere Teil der Rias Baijas. In Muros enden die Rias offiziell und die Costa da Morte beginnt. Die Landschaft wird rauer, die Hänge sind steiler, mehr Felsen sind zu sehen.

Küste unterhalb des Leuchtturms Larina
Küste unterhalb des Leuchtturms Larina

In Larina hält uns nicht mehr im Auto, wir müssen ans Wasser und diese Küste bewundern! Ein Leuchtturm thront über den Felsen. Das Wasser läuft ab, in den Felsen bleiben kleine Pools mit klarem Wasser, in denen sich Muscheln, Krabben, Krebse und Fische tummeln. Wir hocken davor und freuen uns an diesen Frischluft-Aquarien. Während dessen, schlagen die Wellen gegen die Felsen und das Wasser spritzt hoch auf, obwohl es nahezu windstill ist. Die Sonne brennt heute genauso unerbittlich, wie die letzten Tage, aber es ist diesig.

Abgestellte Schuhe am Kap Finisterre
Abgestellte Schuhe am Kap Finisterre

Gegen 18 Uhr sind wir am Kap Finisterre. Hier treffen wir wieder auf viele Pilger, die schauen wollen, wo früher die Welt zu Ende war. Uns als Segler interessiert mehr der Leuchtturm und die meteorologische Station, die heute ein kleines Hotel ist. Leider ist dieses Hotel bereits ausgebucht. Wir trösten uns mit einem Eis und wandern hinaus auf die Spitze. Hier staunen wir sehr über kokelnde Feuer und einen Geruch nach verbranntem Gummi. Hier verbrennen doch allen Ernstes Pilger ihre Schuhe und Jacken! Viele stellen ihre Wanderstiefel auch einfach auf den Felsen ab. So einen Unsinn haben wir noch nie gesehen – Die spinnen die Pilger!

In Fisterra gehen wir auf die Suche nach einem Hotel und finden ein neu gebautes Haus in einer kleinen Nebenstraße. Die Zimmer sind sehr schön, das Badezimmer ein High-Tech-Wunder und das Ganze für 50 € inklusive Frühstück und Swimmingpool. Letzteren nutzen wir gleich aus – aaaaah! Dann laufen wir hinunter in die Stadt, kaufen ein Badelaken und ein paar kurze Hosen und finden dann am Hafen ein kleines Restaurant, wo ich Chipirones probiere. Ob ich wohl jemals woanders wieder Meeresfrüchte mag? Diese sind einfach immer frisch und gut hier.

Der Hafen von Fisterra und dicker Rauch über der Küste
Der Hafen von Fisterra und dicker Rauch über der Küste

Wir wundern uns über die vielen Lagerfeuer entlang der Küste. Es scheint als ob alle Menschen draußen sitzen und zusammen gegrillte Sardinen essen. Ab und zu sind Böller zu hören. Im Hotel fragen wir schließlich, was eigenlich gefeiert wird: Es ist San Juan. Der ist uns aus Dänemark als St. Hans bekannt. Der Rauch der vielen Feuer liegt in einer dicken Inversionsschicht über der Küste.

Am Hafen beobachten wir noch einen Fischer beim Ausladen seines Fangs. Er hat reiche Beute gemacht. Überhaupt scheint es uns hier extrem viele Fische zu geben. Jedes Hafenbecken, in das wir schauen, sieht aus wie ein großes Aquarium.

Den Abend beschließen wir auf der Terrasse des Hotels während die Nachbarn versuchen, das größte Lagerfeuer des Ortes hinzukriegen. Von hier aus sieht es aus, als ob das Haus demnächst abbrennt…