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El Cerrito und Parque 2000

Gepflegtes Gelände mit Agaven und Pyramide im Hintergrund
Das Gelände von El Cerrito

Ursprünglich hatten wir eine Fahrt nach San Miguel Palmas vorgehabt, aber dahin sind es etwa 3 Stunden Fahrt und die Kids müssen gegen 14:30 Uhr aus der Schule abgeholt werden. Davon hätten wir dann nicht viel. Deshalb starten wir heute den zweiten Versuch mit der Pyramide El Cerrito.

Wieder einmal sind wir fast die einzigen Besucher, da es in der Woche und außerhalb der Saison ist. Das Gelände ist äußerst gepflegt und hat neben der Pyramide und den umgebenden Ausgrabungsstätten ein kleines Museum. Wir begeben uns erst einmal zur Pyramide und bestaunen dabei auch die ganzen Pflanzen, Blüten, Bienen und Kolibris.

Pyramide mit den Resten eines spanischen Gebäudes
Die jetzt eher kahl wirkende Pyramide war ursprünglich mit einem Putz bedeckt, der in rot, ocker und blau bemalt war und war vermutlich weitaus eindrucksvoller als heute

Die Pyramide war vor ihrer Ausgrabung ein Berg, auf dem sich der Besitzer eine Hacienda baute. Damit hat er eigentlich dasselbe gemacht, was auch die Erbauer gemacht haben. Ursprünglich stand dort ein Tempel.

Betreten verboten
Betreten verboten

Heute kommt man nicht mehr auf die Pyramide, da durch das Besteigen die Stufen in Mitleidenschaft gezogen werden. Von da oben hat man bestimmt einen wunderbaren Blick. Unterhalb der Pyramide befinden sich verschiedene Zeremonien Plätze, die Altäre und Tempel drumherum hatten. Die genaue Funktion dieser Strukturen erschließt sich uns leider nicht, da es keinen Guide gibt. Es gibt ein paar Infotafeln in spanischer Sprache, die wir uns mit dem Google Übersetzer dolmetschen lassen.

Kleiner Kopf im Museum
Kleiner Kopf im Museum

Im Museum findet sich eine Ausstellung über die Historie und über die Handelsbeziehungen der Angehörigen des teotihuacánischtoltekischen Kulturkreises. Es handelt sich um riesige Entfernungen (etwa 2,5 Flugstunden nach Norden und nach Süden.

Ein kleiner Laden in der Nähe der Markthalle mit Tortillamaschine
Ein kleiner Laden in der Nähe der Markthalle mit Tortillamaschine

Danach lassen wir uns wieder am Hotel absetzen und gehen zu Fuß etwa 4 km zum Parque 2000. Dabei kommen wir durch ärmere Stadtviertel als des Centro Historico oder Millenio, aber wir fühlen uns nicht unwohl. Die Bewohner grüßen freundlich und man sieht, dass sie alle mit den vorhandenen Mitteln das Beste aus ihrer Umgebung machen. Wir hätten auch mehr Bettler erwartet, aber die sehen wir hier nicht.

Mann auf einer Leiter arbeitet an Stromkabeln
Arbeitssicherheit auf mexikanisch

Der Parque 2000 entpuppt sich als Sportpark. Auf dem Gelände befinden sich ein Schwimmbad, verschiedene Sporthallen und -plätze. Überall auf dem Gelände wird Sport getrieben auch der Weg um den Stausee im Park wird als Laufstrecke genutzt und hat Entfernungsmarkierungen. Als einfache Besucher und Spaziergänger kommen wir uns richtig unsportlich vor.

Sechsspurige Straße durch Querétaro
Trotz großer Straßen staut sich der Verkehr zur Rush Houre in Querétaro

Für den Weg zurück zum Hotel wollen wir eine Busverbindung nutzen. Die Moovit App verrät uns auch die Buslinien, die wir nehmen müssen. An der Bushaltestelle sprechen wir mit einer Mexikanerin und erfahren, dass man im Bus nicht bezahlen kann, aber sie weiß auch nicht, wo man die Tickets kaufen kann. Das ist nicht besonders benutzerfreundlich für Externe. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als den Rückweg auch zu Fuß anzutreten.

Für den Abend machen wir ein Abschlussessen mit der Familie in Millenio. Dazu treffen wir uns mit ihnen im Restaurant „El Gourmet“. Das Essen ist sehr gut und wir reden viel mit den Kids über ihre Erfahrungen.

Mailand, wir kommen!

Heute ist wieder ein Reisetag angesagt. Es geht mit dem Zug von Basel SBB direkt durch die Alpen nach Milano. Übrigens ist das Wort durch die Alpen wörtlich zu nehmen. Der erste Teil von Basel nach Bern findet zu 50% unterirdisch statt. Danach geht es im Tal des Thuner Sees entlang und dann wieder in den Berg.

Danach kommen wir zum Lago Maggiore. Hier reihen sich Palazzo an Palazzo. Dies ist definitiv auch ein Gewässer, an dem es sich eine Weile aushalten lässt. Nur das notwendige Kleingeld muss vorhanden sein.

Am Endpunkt der Zugfahrt, Milano Centrale, ist der Bahnhof so voll, dass selbst das Verlassen des Bahnsteigs schon mühselig ist. Dabei ist der Bahnhof riesig groß. Uns erinnert er ein wenig an den Leipziger Haptbahnhof. Wir müssen uns erst einmal in dem Gewusel der vielen Leute orientieren. Für einen Touristen, der nach Milano kommt, ist es nicht einfach zu erkennen, wo man Tickets für die öffentlichen Verkehrsmittel bekommt. Da hatte man es mit Basel einfacher, wo die Basel-Card in der Hotelbuchung gleich mit inbegriffen ist.

Bei einer anständigen Pizza warten wir auf unsere Haustürschlüssel
Bei einer anständigen Pizza warten wir auf unsere Haustürschlüssel

Wir folgen der Metro-Ausschilderung, immer in der Hoffnung, dass man vor einer Absperrung auch Tickets kaufen kann. Die Strategie ist gut und wir besorgen uns für die nächsten drei Tage eine Tageskarte. Unsere Unterkunft liegt in der Gegend südwestlich vom Duomo. Ein kleines Appartment in einem alten Palazzo. Wir werden bereits erwartet und  eingewiesen. Leider hat der Vormieter den Schlüssel nicht in den Briefkasten geworfen, so dass der Schlüssel erst wieder beschafft werden muss.

Galleria Vittorio Emanuele II die schicke Einkaufspassage, wo alle Nobelmarken vertreten sind
Galleria Vittorio Emanuele II die schicke Einkaufspassage, wo alle Nobelmarken vertreten sind

Wir nutzen die Zeit, um erst einmal zu essen. Allerdings ist es auch diesmal mit 16:00 Uhr nicht die beste Zeit. Wir finden im „Pane e Vino“ um die Ecke aber ein Restaurant, das eine hervorragende Pizza serviert. Klaus unterschätzt aber die Größe eines „großen“ Bieres. Es handelt sich um eine Maß, also ein Liter!

Danach ist dann auch der Schlüssel da und wir können uns häuslich niederlassen. Zum Abend drehen wir noch eine Runde um den Duomo und den dortigen Weihnachtsmarkt. Dieser ist aber nicht mit den Märkten in Deutschland oder in Basel vergleichbar. Es sind standardisierte Stände. Es gibt zwar Gebäck, Käse, Wurst und Schinken zu kaufen, aber keinerlei Getränke.

Klaus kauft auf dem Weihnachtsmarkt noch Salami für uns
Klaus kauft auf dem Weihnachtsmarkt noch Salami für uns

Seenebel

Vorsichtig schiebt sich die Fähre durch den Nebel. Solange die Wasseroberfläche noch zu sehen ist, noch ohne Nebelhorn
Vorsichtig schiebt sich die Fähre durch den Nebel. Solange die Wasseroberfläche noch zu sehen ist, noch ohne Nebelhorn

Der Wecker klingelt und wir können durch das Kabinenfenster kaum die Wasseroberfläche sehen und es ist kein Seegang zu spüren. Die Fähre gleitet langsam wie durch dicke Watte ihrem Ziel Newcastle zu. Über der Nordsee herrscht Seenebel. Wir gehen vor dem Frühstück erst einmal an Deck und genießen diese besondere Atmosphäre. Unser Kurs verläuft bereits nahe an der englischen Küste, die wir aber nicht sehen können. Einige Möwen und eine Lumme umkreisen die Brücke. Ansonsten sind wir fast allein an Deck. Nur ein Crew-Mitglied lässt sich zur Pause auf Deck blicken und wir kommen mit ihm ins Gespräch.

Von der Küste ist nichts zu sehen, obwohl sie nicht weit entfernt ist
Von der Küste ist nichts zu sehen, obwohl sie nicht weit entfernt ist

Er kommt von den Philippinen und fährt seit 4 Jahren bei DFDS. Mit dem Job, bei dem er 5 Monate an Bord ist und 2 Monate Urlaub hat, ist er sehr zufrieden. Während des Urlaubs fliegt er dann nach Hause zur Familie. So sieht eben die Arbeit eines Seemannes aus. Auch während der Corona-Zeit konnte er diesen Rhythmus durchhalten. Die Fähren sind in dieser Zeit ausschliesslich als Frachter gefahren. Dieses Jahr ist es wieder ganz anders. Die Passagierzahlen haben stark zugenommen. Wir erzählen ihm, dass wir diese Reise eigentlich in 2020 geplant hatten, aber wegen Corona alles absagen mussten. Es freut ihn sichtlich, dass wir uns an Bord sehr wohl fühlen. Dann muss er wieder an die Arbeit und wir gehen zurück in die Kabine, um die Ankunft vorzubereiten.

Auch 45 Minuten vor Ankunft bekommen wir noch ein Frühstück. Die anderen Passagiere drängen sich bereits auf den Gängen und haben ihre Kabinen bereits geräumt. Wir lassen unser Gepäck so lange wie möglich in der Kabine und fotografieren lieber noch das Anlegen der Fähre. Als sie fest ist, haben wir immer noch genug Zeit die Sachen zu holen, die Gangway zu passieren und uns vor der Passkontrolle anzustellen. Klaus neuer Reisepass wird auch hier akzeptiert und die Busfahrerin, die uns nach Newcastle bringen soll, hat keine Eile.

Kirche
Kirche

In Newcastle am Hauptbahnhof setzen wir uns erst einmal mit einem Tee in das Starbucks und nutzen das freie WLAN, um unsere Texte und Bilder der letzten Tage auf die Homepage zu laden. Um Newcastle einigermaßen unbeschwert erkunden zu können, wollen wir mindestens unsere Koffer irgendwo lassen. Leider gibt es in den Bahnhöfen wegen der Gefahr von Anschlägen keine Schließfächer. Ein Zeitungs- und Tabak-Händler gegenüber vom Bahnhof (in Berlin ein Späti) macht mit diesem Service ein Zusatzgeschäft und nimmt unsere Koffer für die nächsten Stunden in Obhut. Die Rucksäcke mit unserer ganzen Technik behalten wir auf dem Rücken.

Vorne hui ...
Vorne hui …

Zunächst gehen wir bergauf zu einer Kirche, die Newcastle überblickt. Die Straße dorthin ist sehr steil und gesäumt von Motorrad Läden und Werkstätten. Dazwischen gibt es einige Imbisse und Döner Läden. Zurück geht es auf einer ruhigeren Nebenstraße und einem Park. Es fällt auf, dass die Häuser offensichtlich zwei Seiten haben. Eine Hui mit gepflegter Fassade und hübschen Vorgarten und die Rückseite Pfui mit ungepflegter Backsteinfassade und der Zufahrt für die Müllabfuhr.

Newcastle entstand an einer römischen Brücke über den Fluss Tyne. Heute ist es nicht mehr eine sondern viele!
Newcastle entstand an einer römischen Brücke über den Fluss Tyne. Heute ist es nicht mehr eine sondern viele!

Auf Höhe des Bahnhofs gelangen wir zum Fachbereich Biomedizin der hiesigen Universität. Angeschlossen ist ein Science-Center zu diesem Thema für Kinder und Jugendliche. Wir lernen, dass die medizinische Fakultät der Universität Newcastle im Bereich Transplantations- und Reproduktionsmedizin, sowie bei der Stammzellenforschung nicht ganz unbedeutend ist. Wir stärken uns ansonsten aber nur mit einem Eis.

Von dort begeben wir uns hinunter zum River Tyne, der gerade Niedrigwasser hat. 5 Meter Tidenhub sind schon beeindruckend. Der Weg dorthin führt uns durch etwas herunter gekommene Gegenden. Als wir die Uferpromenade erreichen und flussabwärts gehen, ändert sich das Erscheinungsbild der Gegend schlagartig. Allerdings lässt sich der moderige Geruch des Flussschlicks nicht mit schönen Fassaden und edlen Restaurants überdecken. Beeindruckt sind wir von der Architektur der verschiedenen Brücken über die Tyne. Die Promenade am Fluss scheint die Partymeile von Newcastle zu sein. Es gibt hier jede Menge Bistros und Pubs.

Da wollen wir noch hin!
Da wollen wir noch hin!

Nachdem wir unter den hohen Brücken hindurch sind, bewegen wir uns wieder bergauf in Richtung Bahnhof, da wir von dort gegen 15:00 Uhr eine Metro zum Flughafen nehmen wollen. Dort wartet ein Mietauto für die nächsten 14 Tage auf uns. Als wir kurz vor 16:00 Uhr am Mietwagen-Schalter stehen ist alles dunkel. Ein A4-Blatt weisst uns darauf hin, dass die Firma derzeit nur den Schalter auf dem Parkplatz betreibt. Ein Einheimischer, der bereits eine Weile wartet und diesen Hinweis übersehen hatte, kennt den Weg und so begeben wir uns zusammen mit ihm dorthin, aber auch dort ist alles dunkel und verrammelt.

Interessanter Grabstein an der All Saints Church
Interessanter Grabstein an der All Saints Church

Unser Mitstreiter zögert nicht lange und ruft die angeschlagene Rufnummer an. Antwort: Ja, es ist gleich jemand da. Nach einigen Minuten kommen tatsächlich zwei Mitarbeiter und geben uns die Mietwagen heraus. Während wir warten, macht unser Mitstreiter kräftig Werbung für den Lake District, wo er sich gerade ein Wochenendhaus gekauft hat. Der beste Ausgangsort soll Windermere sein. Dort könne man viele gute B&Bs finden und auf dem Ostufer des See viel unternehmen, wie z.B. Kajak fahren.

Auf dem Weg zum Bahnhof machen wir Rast in der St. Nicholas Cathedral, die nicht nur architektonisch interessant ist, sondern auch durch ihre Offenheit besticht
Auf dem Weg zum Bahnhof machen wir Rast in der St. Nicholas Cathedral, die nicht nur architektonisch interessant ist, sondern auch durch ihre Offenheit besticht

Vom Flughafen fahren wir mit vereinter Aufmerksamkeit nach Tynemouth. Um ein wenig zu üben (Linksverkehr!) nutzen wir nicht die Autobahn, sondern die Landstraße (A191) mit vielen Kreiseln. Wir meistern alles und kommen gut nach Tynemouth und parken vor dem Grand Hotel, in dem wir zwei Nächte gebucht haben. Das Hotel hat eine lange Geschichte zurück bis ins 19. Jahrhundert und wurde von vielen bekannten Persönlichkeiten besucht. Darunter auch von Stan Laurel und Oliver Hardy während ihrer Europa-Tourneen nach dem 2. Weltkrieg. Stan Laurel ist in Tynemouth eine Zeit lang zur Schule gegangen. Heute ist das Hotel immer noch sehr gepflegt und der Besuch lohnt sich.

Nach einer kurzen Teepause begeben wir uns in Richtung Tyne-Nordmole vorbei an der monumentalen Ruine des alten Klosters Tynemouth Priory and Castle. Von See her zieht schon wieder Nebel auf. Als wir im „Gibraltar Rock of Tynemouth“ bei Fish & Chips sitzen ist die Sicht wieder wie heute morgen und aus den Nebelschwaden beginnt es zu nieseln. Nach unserer Stärkung gehen wir durch diesen Nebel zurück zu unserem Grand Hotel.

Die Fish & Chips haben wir uns verdient!
Die Fish & Chips haben wir uns verdient!

Familie in Connecticut

Eigentlich sind wir sehr ausgeruht, aber die Zeitverschiebung von 3 Stunden nach Kalifornien schlägt sich dann doch in einem langen Ausschlafen nieder. Die Familie geht ihrer üblichen Wochenbeschäftigung nach: Arbeiten und Schule.

Wir machen uns nach dem Frühstück nützlich und gehen einkaufen bei Walmart. Den Weg dorthin bestreiten wir nicht, wie in USA üblich mit dem Auto, sondern mit dem Fahrrad. Die 10jährige Tochter radelt vorweg und zeigt uns den Weg. Für uns eine Premiere –  Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals hier Fahrrad gefahren zu sein. Hier an der Ostküste ist einiges anders: der Baustil der Häuser, die Straßen mit Gehwegen und ein ausgedehntes ÖPNV-Netz.

Bei Walmart erstehen wir die notwendigen Zutaten, um Brötchen zu backen. Auch hier geben wir uns nicht mit dem amerikanischen Brot bzw. den Brötchen-Attrappen zufrieden. Dabei wird einmal wieder die Küche in eine Backschule verwandelt, damit dieses Know How hier bleibt.

Nach dem Backen gibt es noch ein Essen beim Chinesen um die Ecke. Hierhin können wir ohne weiteres zu Fuß gehen.

In Nassau zu Fuß angekommen

Rankpflanze im Retreat
Rankpflanze im Retreat

Unser Tag beginnt mit einer Enttäuschung: Der Frühstückraum besteht aus einem Tisch, an dem ein paar Angestellte Fußball gucken statt zu arbeiten. Auf einem Tisch an der Seite liegen Packungen mit Styroporgeschirr und Plastikbesteck, daneben lieblos ein Eimer Cornflakes, eine Schale Dosenobst, eine Flasche Milch und eine Packung Toast. Der Wasserkocher ist leer. Zum Hinsetzen gibt es nichts. Wir setzen uns nach draußen an einen Tisch vor der Rezeption. Aber auch dort fühlen wir uns nicht willkommen. Ein Mitarbeiter parkt seinen Wagen rückwärts ein und lässt ihn laufen. Eine Mitarbeiterin fegt demonstrativ das Büro aus. Wir werden satt, aber wir sind ziemlich sauer. Wenn wir hier länger bleiben müssten, würden wir uns nun ein neues Hotel suchen. Auch die anderen Gäste sind genervt. Wir überlegen uns, wie man den Laden hier mal auf Vordermann bringen müsste, denn eigentlich ist es eine schöne Anlage mit großen alten Bäumen und netten kleinen Häuschen darunter. Wir ziehen schließlich mit unseren Teebechern an den Pool um, aber irgendwann ist es dort auch vorbei mit dem Frieden. Es wird gnadenlos die Weihnachtsmusik angeschaltet und gefegt. Also auf und die Stadt anschauen!

Poison Wood
Poison Wood

Gestern hatten wir nach Fahrrädern gefragt, aber eine Fahrradvermietung scheint es nicht zu geben, nur Mopeds kann man anscheinend mieten. Vorn an der Straße ist eine Bushaltestelle und ansonsten gibt es Taxis. Wir breiten den Stadtplan aus und erkunden erst einmal das Nächstliegendste: „The Retreat“ – ein winzig kleiner Nationalpark ein kurzes Stück die Straße runter: In einem 11 Hektar großen Garten gibt es eine umfangreiche Sammlung an Palmen. Wir laufen auf kleinen Pfaden durch einen dschungelartigen Wald und sind komplett alleine hier. Zwischendurch sind tiefe höhlenartige Löcher im Boden, aus denen teilweise auch Palmen wachsen. Warnschilder weisen uns auf Poison Wood hin, das wir nicht berühren sollen. Später schauen wir nach: der Baum ist verwandt mit der giftigen Eiche (Poison Oak), die wir schon aus USA kennen.

Conch auf dem Fischmarkt
Conch auf dem Fischmarkt

Nach dem Dschungel ist uns nun dringend nach Strand zu Mute. Glücklicherweise liegt der nur wenige Minuten die Straße runter. Auf einer kleinen Pier ist ein Fischmarkt aufgebaut. Es gibt Conch (Fechterschnecken), große Barsche, Red Snapper und eine Art Hummer. Anschließend laufen wir den Strand entlang bis zum winzigen Fort Montagu über dessen Mauern die Kanonen hinwegragen. Ein britischer Herzog mit Verfolgungswahn hat im 18. Jahrhundert während seiner Amtszeit auf den Bahamas solange Forts gebaut, bis man ihn von seinem Job erlöst hat. Kein einziges dieser Forts wurde jemals ernsthaft gebraucht, aber für Salutschüsse waren die Kanonen gut geeignet.

Fischmarkt
Fischmarkt

Wir trinken an einem kleinen Stand „Sky Juice unleaded“ – ein süßes Getränk aus Kokosnuss und Milch. Das Ganze hätten wir auch noch mit Rum haben können, aber dann hätten wir den Tag wohl kaum überlebt. Nun muss ich die Schuhe wieder anziehen, denn ab jetzt sind Zugänge zum Wasser rar. Alles verbirgt sich hinter Zäunen. An der nächsten Bank versuchen wir vergeblich Bargeld aus dem Automaten zu ziehen. Auch an den nächsten Banken funktioniert das nicht. Wir haben zwar außer US-Dollar auch noch Euros und britische Pfund und könnten letztere morgen noch umtauschen, aber es wäre doch angenehmer zu wissen, dass wir im Zweifelsfall noch Bargeld abheben könnten. Auf den Inseln weiter draußen wird es sicherlich keine Chance mehr geben mit Kreditkarte zu zahlen wie hier in Nassau.

Innovative Bootslagerung
Innovative Bootslagerung

Hinter den Brücken zu Paradise Island wird die Straße langsam städtischer und trauriger. Offensichtlich gab es hier mal viele kleine Läden, die alle dicht gemacht haben. Wir verlassen die Straße, da wir den Wasserturm erspäht haben, den wir als nächstes erklimmen möchten, um mal einen Rundblick über die Insel zu bekommen. Um dort oben hin zu kommen, müssen wir über „The Queens Staircase“, eine Treppe zu Ehren von Queen Victoria. Für jedes Jahr Ihrer Amtszeit gibt es eine Stufe, insgesamt 65. Der Zugang zur Treppe ist eine enge Schlucht, die wohl in den Fels gehauen wurde. Eigentlich soll es laut Reiseführer noch einen Wasserfall neben der Treppe gebe, aber der ist wohl außer Betrieb. Oben gibt es viele kleine Buden, die aber größtenteils geschlossen haben oder gerade dicht machen. Das erste der drei Kreuzfahrschiffe im Hafen hat gerade abgelegt, nun lohnt sich das Geschäft wohl nicht mehr. Der Wasserturm ist geschlossen, als Alternative klettern wir auf das nächste Fort, das der britische Herzog gebaut hat. Auch von hier haben wir schon einen einigermaßen Überblick.

Das Treppenhaus der Königin
Das Treppenhaus der Königin

Auf dem Rückweg kehren wir in einem kleinen vollkommen leeren Gartenlokal ein. Die Inhaberin macht kugelrunde Augen. Mit Gästen hatte sie wohl nicht mehr gerechnet. Nach uns kommt noch ein Paar. Es stellt sich heraus, dass die beiden mit dem Segelboot unterwegs sind und so nehmen wir schnell Kontakt auf. Er ist Frankokanadier, sie Französin. Sein Vater hat das Boot innerhalb von 2 Monaten von Quebec auf die Bahamas gesegelt. Die beiden wollen genau wie wir auf die Exumas, aber schon morgen auslaufen. Aufgrund des kräftigen Windes haben sie die letzten Tage lieber hier in Nassau verbracht und können uns schon einige Tipps geben. Sie wissen auch, wo sich unsere Charterbasis befindet und nehmen uns nach dem Essen mit hin. Nach vorne zur Straße sieht alles noch sehr nach Baustelle aus. Am Wasser ist ein nagelneuer Hafen. Unser Boot liegt schon da und wird gerade fit gemacht. Wenn wir schon mal hier sind, wollen wir auch Hallo sagen. Wir treffen Norman, den Chef der Charterbasis, der uns sehr freundlich begrüßt. Er und seine Mitarbeiter sind hier die ersten Menschen mit weißer Hautfarbe, die wir arbeiten sehen.

Americas Cupper im Hafen von Nassau
Americas Cupper im Hafen von Nassau

Claire, die Französin hatte uns erzählt, dass ein Stück weiter die Straße entlang in Richtung des Kreuzfahranlegers sich das Ambiente sehr stark ändern soll. Also laufen wir nach dem Abstecher zum Hafen weiter die Bay Street entlang Richtung Westen. Tatsächlich ändert sich der Charakter fast schlagartig. Nun stehen keine Läden mehr leer. Schicke Boutiquen und Schmuckläden reihen sich aneinander. Wir besuchen den Straw Market, eine Markthalle mit Läden, die im Wesentlichen Taschen und Hüte aus Stroh, Holzarbeiten und Klamotten verkaufen. Die meisten sind geschlossen und die restlichen scheinen auch gleich schließen zu wollen. Es ist 17 Uhr und die beiden anderen Kreuzfahrer bereiten sich auf das Ablegen vor.

Kirche in Nassau
Kirche in Nassau

Wir laufen noch ein Stückchen weiter und finden noch einen vor Kurzem eröffneten Platz zu Ehren eines Sklaven, der im 19. Jahrhundert, die ersten Sklavenaufstände angeführt hat und eine Kirche, in der gerade ein Chor probt. Draußen patroulliert der Küster im schwarzen Ornat. Als ich neugierig schaue, lädt er mich ein, doch noch schnell ein Foto von der Kirche zu machen. Das lass ich mir nicht zweimal sagen. Dann finden wir auch noch eine Bank. Wir machen noch einen Versuch mit den Bankkarten und diesmal habe ich Erfolg, Klaus mit seiner Karte seltsamerweise nicht.

Haus mit Kletterpflanze an der Bushaltestelle
Haus mit Kletterpflanze an der Bushaltestelle

Die Rückreise treten wir mit dem Bus an. Drinnen spielt laute Reggaemusik. Wir kommen mit einer Frau ins Gespräch, die erzählt, was man ihr alles aus dem Auto geklaut hat: unter anderem Frontscheinwerfer, Zündschloss und Radio. Geparkt war das Auto vor der Polizeistation. Ich frage, ob es nicht einfacher gewesen wäre, gleich das ganze Auto zu klauen. Sei meint, das täte hier niemand. Dafür ist die Insel einfach zu klein.

Zurück im Hotel stellen wir uns erst einmal unter die Dusche. Da ich die Worte von Claire noch im Ohr habe, die sich nach 10 Tagen auf ihre erste Dusche freute, nutzen wir die vermutlich letzte Chance für die nächsten Tage und waschen gleich schon zum ersten Mal unsere durchgeschwitzte Wäsche in der Badewanne. Anschließend setzen wir uns wieder an den Pool. Unbarmherzig dudelt dort die Weihnachtsmusik. Klaus kann schließlich erwirken, dass sie zumindest leise gedreht wird. Als wir versuchen, noch eine dritte Flasche Bier am Empfang zu kaufen. Stellt sich heraus, dass die Vorräte alle sind…