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Big Sur

Blick über grüne Hügel in Kalifornien
Auf dem Weg zur Küste halten wir noch einmal an und bewundern die grüne Landschaft
Erdhörnchen frisst in einer grünen Wiese
Dieses Erdhörnchen lässt sich den frischen Klee schmecken

Da sich Stephen gestern die Haut an der Hacke mit einem Fremdkörper im Schuh durchgelaufen hat, ist es heute nichts mit langen Wanderungen. Wir fahren zur Küste nördlich von San Simeon. Dort gibt es einen Strand, der von See-Elefanten bewohnt wird. Sinnvollerweise ist der Strand zum Betreten gesperrt, aber von oben kann man die Tiere direkt beobachten.

Derzeit sind fast nur noch die Jungtiere da, da sich die meisten geschlechtsreifen Tiere  bereits auf Wanderschaft befinden. Die Jungtiere bringen sich gegenseitig das Schwimmen in der Brandung und das Jagen bei. Als wir ankommen, sind sie am Strand und dösen in der Sonne.

Blick auf Big Sur
Big Sur von Ragged Point aus gesehen
Whale Watching
Ob da draußen Wale zu sehen sind?

Danach fahren wir weiter nach Norden zum Ragged Point, wo der Küstenbereich beginnt, der Big Sur (großer Süden) genannt wird. Die Küste fällt hier steil zum Wasser ab und der Pazifik ist hier bis an die Küste sehr tief. Das führt aber, da es sich nicht um durchgehenden Felsen handelt, immer wieder zu Erdrutschen, die dann auch den Highway 1 mit in die Tiefe reißen. Dies ist auch wieder im letzten Dezember passiert.

Bauarbeiten am Hwy1
An einer Baustelle müssen wir anhalten und dann langsam einem Pilotwagen folgen, der uns durch die Baustelle führt

Am Ragged Point, den wir zur Rast nutzen, fahren eine Menge LKWs mit großen Steinen vorbei. Diese werden höchstwahrscheinlich zur Stabilisierung der Küste verbaut.

Gesperrte Straße
Der Highway ist ab hier komplett gesperrt
Erdrutsch und reparierte Straße
Erdrutsch und reparierte Straße

Wir fahren weiter an Big Sur bis zum Punkt wo es nicht mehr weiter geht. Der Highway 1 ist am Lymekiln State Park wegen Erdrutsch voll gesperrt. Mit uns landen dort auch zwei junge Frauen, die allerdings von der Vollsperrung überrascht sind. Sie hatten wohl die Hinweisschilder ignoriert und wollen eigentlich nach San Franzisco. Nun müssen sie wieder 40 Meilen zurück bis Cambria und dort quer rüber zum Freeway 101.

Schöner Strand am Mill Creek
Schöner Strand am Mill Creek

Wir legen auf der Rücktour noch einen Halt am Mill Creek ein. Am Strand liegt viel Holz und schneeweiße Steine, höchstwahrscheinlich Quarz. Wir kommen erst in der Dämmerung zurück nach Hause und die Tiere müssen dringend gefüttert werden.

Ein Kanal, der nicht mehr ist

Die Mailänder Börse residiert im 1929 erbauten Palazzo Mezzanotte, der typische faschistische Skulpturen hat. Die davor stehende Skulptur L.O.V.E. des Künstlers Maurizio Cattelan (eine zum faschistischen Gruß ausgestreckten Hand, der alle Finger abgehackt wurden bis auf den Mittelfinger) versucht, diese Fassade zu konterkarieren.
Die Mailänder Börse residiert im 1929 erbauten Palazzo Mezzanotte, der typische faschistische Skulpturen hat. Die davor stehende Skulptur L.O.V.E. des Künstlers Maurizio Cattelan (eine zum faschistischen Gruß ausgestreckten Hand, der alle Finger abgehackt wurden bis auf den Mittelfinger) versucht, diese Fassade zu konterkarieren.

Heute geht es zum Naviglio della Martesana, der Kanal, der in seinem Konzept auf Leonardo da Vinci zurück geht. Er begann an der alten Stadtmauer, die davor einen wasserführenden Graben hatte und ging bis zum Lago di Como. Heute sind die Gräben der alten Stadtmauer zugeschüttet und dienen als Straßen. Auch der alte Naviglio ist im ersten Stück unter Straßen verschwunden.

Der Kanal Navigli Martesana ist komplett leer!
Der Kanal Navigli Martesana ist komplett leer!

Wir fahren mit der Metro Linie 2 bis nach Vimodrone und wollen dem Naviglio von hier in Richtung Mailand folgen. Dabei soll unser Weg den kleinen Fluss Lambro kreuzen, der auch den Kanal mit Wasser speist.

Als wir am Naviglio ankommen, sind wir ziemlich überrascht. Zum einen ist das Kanalbett in Beton gefasst und er ist trocken. Vermutlich führt der Lambro nicht genug Wasser. An den Seiten kann man sehen, dass er einmal etwa 1m Wassertiefe hatte.

Links und rechts des Kanals befinden sich Wohngebiete und ein Grünstreifen. Wir teilen uns den Weg mit Fahrradfahrern, die hier bei bedecktem Wetter ihre Weihnachtsessen abstrampeln. Mit der Annäherung an den Lambro kommen noch einige Gewerbebauten hinzu, die den Naviglio säumen. Gleichzeitig werden die „Ufer“ etwas ungepflegter. Am Lambro sehen wir dann, dass der Fluss tatsächlich zu wenig Wasser führt und man das restliche Wasser im Flussbett belässt. Deshalb ist der Naviglio leer. Neben dem Lambro verläuft noch eine ziemlich laute Autobahn, die diesen Bereich nicht gerade zu einem Kleinod macht.

Wir gehen weiter am trockenen Naviglio entlang, an dessen Ufern sich etwas heruntergekommene Kleingärten breit gemacht haben. Dann wird es immer städtischer und an den Kanal schmiegen sich Villen, die aber ihren Charme verloren haben, da man auf die andere Seite des Kanals eine stark befahrene Straße mit mehrgeschossigen Gebäuden gesetzt hat. Es dominieren Tankstellen, Sex Shops und Body Building Studios. Zwischen Crescenzago und Ponte Nuovo, wo früher die Ovomaltine Fabrik war, ist der Naviglio dicht gesäumt von Bauten. Auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik entstehen neue Wohnviertel. Hier fallen uns auf dem Kanalgrund das erste Mal ziemlich große Nagetiere auf, die keine Scheu vor uns haben. Wir googeln und finden heraus, dass es sich um Nutria handelt, die sich hier offensichtlich heimisch fühlen.

Gedenkstätte in Gorla
Gedenkstätte in Gorla

Es drängt sich die Frage auf, ob man den nicht mehr gebrauchten Kanal, der eh kein Wasser mehr führt, nicht zu einer Grünzone mit Rad- und Wanderweg machen sollte. Nach Gorla herein begrenzt der Naviglio nördlich einen Park, in dessen angrenzendem Wohngebiet wir eine kleine Cafeteria für eine Pause finden. Danach begeben wir uns in Richtung der Metro Linie 1, die uns zur Porta Venezia am Giardini Indro Montanelli bringen soll. Auf dem Weg kommen wir an einer Gedenkstätte des Fliegerangriffes vom 20.10.1944 vorbei, bei dem eine Schule mit Kindern getroffen wurde. Über dem Mahnmal steht „Das ist Krieg“ und dem ist nichts hinzuzufügen.

Kinderbespaßung im Park
Kinderbespaßung im Park

Am Giardini Indro Montanelli, der früher einmal einen zoologischen Garten enthielt, sind wir wieder überrascht. Jede Menge Familien strömen dort hin und wir werden gewahr, dass hier ein Wintermarkt mit Buden, Karussells und einer Eislaufbahn aufgebaut wurde. Wir lassen diese Szenerie mit einem „Vin Brulé“, was unserem Glühwein nahe kommt, auf uns wirken.

Danach schlendern wir durch den Park, der abseits des Wintermarktes ziemlich verträumt wirkt. Bei der Statue von Indro Montanelli verlassen wir den Park. Indro Montanelli war übrigens ein ziemlich umtriebiger Journalist, der heftig angeeckt ist und das politische Spektrum sehr weitgehend ausprobiert hat. Entsprechend umstritten ist er.

Wieder geht es mit einer schönen alten Straßenbahn auf der Linie 1 zurück
Wieder geht es mit einer schönen alten Straßenbahn auf der Linie 1 zurück

Mit der Tram-Linie 1 fahren wir wieder in Richtung Duomo und begeben uns zurück in unsere Behausung. Heute Abend wollen wir uns wieder selbst bekochen und dafür sorgen, dass wir keine Reste hinterlassen.

Wie man Stadtentwicklung nicht machen sollte

Neue Wohngebäude an der Via Ignazio Gardella
Neue Wohngebäude an der Via Ignazio Gardella

Etwas weiter entfernt von uns und noch hinter den Gebäuden von Zaha Hadid und Daniel Libeskind am City Life gibt es noch ein Neubaugebiet auf dem ehemaligen Alfa Romeo Gelände. Dies wollen wir uns auch noch anschauen.

Piazza Gino Valle und Fußgängerbrücke
Piazza Gino Valle und Fußgängerbrücke

Mit der Straßenbahn zuckeln wir von unserer Unterkunft im Zentrum nach Nordwesten. An der Haltestelle an der Viale Certosa finden wir erst einmal einen Media Markt. Wir haben die Idee einmal zu schauen, was für Musik man hier in Mailand so hört. Allerdings müssen wir feststellen, dass wir Beiden total veraltet sind. Tonträger wie CDs gibt es heute nicht mehr zu kaufen. Sich wie früher in Paris im FNAC durch die CDs zu hören und damit neue Anregungen für Musik zu bekommen, geht auch nicht mehr.

Figuren auf der Casa Milan
Figuren auf der Casa Milan

Also verlassen wir den Media Markt wieder und gehen weiter die Viale Renato Serra entlang. Neben uns braust der Verkehr und von den Gebäuden, die immer höher werden werden, trennt uns eine Mauer und ein hoher Zaun. Dann finden wir eine Wendeltreppe mit einem Aufzug in der Mitte, den wir aber nicht benutzen mögen, da vor dessen Tür auf dem Boden eine eingetrocknete Blutlache zu sehen ist.

Bloß nicht zu viel Phantasie!

Hügel auf dem ehemaligen Alfa Romeo Gelände namens "Spirals of Time". Die Skulptur auf der Spitze soll eine DNA symbolisieren.
Hügel auf dem ehemaligen Alfa Romeo Gelände namens „Spirals of Time“. Die Skulptur auf der Spitze soll eine DNA symbolisieren.

Wir sehen zu, dass wir nach oben kommen und landen auf einer riesigen leeren Betonfläche, die Piazza Gino Valle. Sie sieht zwar aus der Luft grafisch interessant aus, aber auf uns wirkt sie durch die angrenzende Bebauung abweisend und erinnert ein wenig an das Rollfeld eines Flughafens. In dem ganzen Komplex herrscht kein Leben und die Eingänge der Gebäude sind im Vergleich zu den Fassaden sehr klein. Wir gehen über die Fußgängerbrücke auf die andere Seite der Viale Renato Serra. Dort wurde ein Park angelegt. Die Brücke ist 2m hoch engmaschig vergittert, als wenn die Planer hier von Straßenschlachten ausgehen. Es verdichtet sich immer mehr ein ungutes Gefühl. Auch im Park wird man auf vergitterten Wegen geführt, z.B. auf einen Kegelhügel, auf dessen Spitze ein Doppelhelixweg führt.

Blick vom Spiralenhügel auf das neue Parkgelände und die umliegende Bebauung
Blick vom Spiralenhügel auf das neue Parkgelände und die umliegende Bebauung

Oben steht ein entsprechendes Gebilde in einem traurigen kleinen Teichbecken, das vor sich hin modert. Wir gehen wieder hinunter und landen an dem einzigen gelungenen Element dieses Parks, ein kleiner See, um den herum eine endlose Bank gebaut ist. Er wird auch prompt von der Bevölkerung der angrenzenden Wohnbebauung angenommen. Ansonsten ist der gesamte Park von einem massiven Zaun umgeben und wenig einladend. Nördlich grenzt ein neues Wohngebiet an, das zwar architektonisch interessant gestalltet ist, aber bei genauerem Hinschauen unten herum genauso abweisend wirkt.

Viel Geometrie und viele Zäune im neuen Park
Viel Geometrie und viele Zäune im neuen Park

Daneben befinden sich ein Einkaufszentrum, das dem neuen Wohngebiet und dem Park „den Hintern“ zuwendet. Als wir drin sind erkennen wir, dass es sich zu den älteren Bebauungen öffnet und dort eigentlich ganz nett ist. Hier ist auch viel Leben. Vermutlich hatte es bei seiner Entstehung Alfa Romeo im Rücken und es brauchte auf diesen Bereich keine Rücksicht genommen werden. Bei der Neugestaltung wurde die Öffnung aber versäumt.

Nach der Mittagspause im Einkaufszentrum begeben wir uns wieder zur Straßenbahn und fahren in Richtung Zentrum. Beim alten Friedhof „Monumentale“ steigen wir aus. Aus Erfahrung wissen wir, dass alte Friedhöfe sehr interessant sind. Durch einen imposanten Eingang gelangt man auf den Friedhof, der übersät ist mit genauso imposanten Grabmalen. Das mindeste auf einem Grab ist irgendeine Skulptur oder eine Statue. Viele Gräber sind Familiengräber mit kleinen Kapellen darauf, die häufig Auskunft über die Präferenzen der Familie geben und man hat den Eindruck, dass es einen Wettbewerb „Wer hat das eindrucksvollste Grab?“ gibt.

In Mailands China Town
In Mailands China Town

Nach einem Rundgang wird es Zeit, dass wir uns wieder unter die Lebenden begeben. Zwei Stationen weiter steigen wir in Mailands „China Town“ aus und schlendern durch die Straßen zur Porta Garibaldi, wo wir uns noch mit Tee und Kuchen stärken.

Von dort fahren wir zum Dom, um uns die Künstler des 19. Jahrhunderts im Museo de Novecento anzuschauen. Deutlich ist das Ringen der Künstler um eine eigene Richtung und die Abgrenzung zur Vergangenheit zu erkennen. Hier lassen wir uns kurz vor Schließung der Tore auf die Straße schieben und schließen den Abend in unserem Apartment ab.

Altstadtbummel zwischen Historie, Revolution und Gegenwart

Blick in den Palacio de los Capitanes Generales aus dem 18. Jahrhundert mit der Kolumbus Statue an der Plaza de Armas
Blick in den Palacio de los Capitanes Generales aus dem 18. Jahrhundert mit der Kolumbus Statue an der Plaza de Armas

Heute ist für uns kein Programm mehr angesagt. Nach dem Frühstück begeben wir uns zur Plaza de Arma. Die Plaza ist sozusagen das Herzstück des alten Havanna und grenzt direkt an das alte Fort, dass die Hafeneinfahrt bewachte. Um den Platz herum befinden sich viele Gebäude aus der Gründungszeit Havannas mit dem Gouverneurspalast. Wir gehen in das Fort mit seiner Ausstellung über die Seefahrt in Havanna. Man lernt ja nie aus. Ihre größten Kriegsschiffe haben die Spanier seinerzeit in Havanna gebaut, da es in Spanien keine Bäume der erforderlichen Größe mehr gab. Also hat man sie von hier nach Europa gesegelt, um sie dann vor Trafalgar durch die englische Flotte versenken zu lassen. So kann es kommen. 

Das Castillo de la Real Fuerza war sicherlich schwer einzunehmen
Das Castillo de la Real Fuerza war sicherlich schwer einzunehmen

In dem Museum finden sich viele Angestellte, die gerne etwas über die Ausstellungsstücke und sonstige historische Geschichten erzählen. Unser Spanisch ist zwar nicht sehr gut, aber es reicht, um den Kern der Erzählungen zu verstehen. In dem Teil der Ausstellung zu den Teilen, die man unter Wasser geborgen hat, können wir unserer Begleitdame sogar noch einiges über Log und Sextant beibringen. Alle freuen sich natürlich über ein kleines Trinkgeld in CUC.

Revolutionsromantik im Museum
Revolutionsromantik im Museum

Zur Mittagszeit treffen wir uns mit unseren Organisatoren, um das Thema Hängestuhl-Transport zu lösen. Er wird den Rückflug als Beipack bei den Beiden antreten. Nach einer ausgedehnten Pause gehen wir in das Revolutionsmuseum. Das Museum ist in dem ehemaligen Präsidentenpalast von Batista untergebracht. Ist es nicht herrlich, wenn man alles in schwarz/weiß darstellen kann? Überall natürlich Fidel, Che, Cienfuegos und andere Revolutionäre. Nachdem man den verhassten Batista verjagt hat, gibt es glücklicherweise einen neuen Feind – die USA/CIA und die Konterrevolutionäre. Wenn man das alles liest, wird man ganz revolutionär high. Bevor wir ganz abheben, besuchen wir noch die höchste revolutionäre Reliquie, die Yacht ‚Granma‘, mit der Fidel, Che und weitere 80 Mitstreiter von Mexico nach Kuba übergesetzt haben.

Fahrzeugreparatur am Malecón
Fahrzeugreparatur am Malecón

Danach benötigen wir erst einmal eine irdische Stärkung im ‚Prado 12’. Das ‚Prado 12‘ ist verkehrsgünstig  am Beginn des Malecón gelegen. Also etwas laut, aber es ist interessant, den Verkehr und die nahe gelegene Baustelle eines neuen Hotels zu beobachten. Gut gestärkt schlendern wir den Malecón am Meer entlang. Die Gischt fliegt übrigens nur bei entsprechender Wetterlage (und in einigen Filmen) auf die Straße. Es ist ziemlich heiß, aber die Bebauung ist interessant. Einige Häuser sind renoviert, andere fallen in sich zusammen. Eigentlich schade, da es eine bessere Lage in Havanna kaum geben kann. Wir setzen uns in das ‚la Abadia‘ und starten das Fotoprojekt, „Wie setzt man die vorbeifahrenden Oldtimer am besten in Szene?“. Dazu gibt es für Petra die schlechteste Limonade Havannas. Ich bin mit meinem Bucanero Bier besser dran. 

Aus alten Ölfässern lässt sich vieles machen...
Aus alten Ölfässern lässt sich vieles machen…

Irgendwann sind genug Fotos geschossen und wir begeben uns in die Straßen von Centro Havanna. Dabei stolpern wir über einen Shop, wo jede Menge Trödel, Schrott und daraus hergestellte Gebrauchskunst zum Verkauf angeboten wird. Wir werden von dem Künstler selbst herumgeführt. Müssten wir nicht mit einem Flugzeug nach Hause zurück, würden wir wahrscheinlich bei einigen Stücken schwach werden. Er freut sich auf jeden Fall riesig, dass uns seine Sachen gefallen.

Das interessante Paladar San Cristóbal
Das interessante Paladar San Cristóbal

In der Straße ‚San Rafael‘ treffen wir zufällig auf das Restaurant, das bereits im Reiseführer empfohlen wurde. Es heißt ‚San Cristóbal‘. Wir entscheiden uns, hier ein total unrevolutionäres Abendessen einzunehmen. Wir erfahren, dass auch Obama bei seinem Besuch hier gespeist hat und auch sonst die Diplomaten das Restaurant sehr gerne nutzen. Das Menü, dass wir bekommen, ist vorzüglich. Am Ende bekommen wir noch eine Führung durch das Erdgeschoss samt Küche. Die Wände sind mit Wanduhrenhren voll gehängt, da der Eigentümer ein leidenschaftlicher Uhrensammler ist. Alles ist bestens gepflegt und weiter zu empfehlen, aber man sollte genug CUC mitbringen. 

Wir schlendern noch durch Havanna Centro und im Gegensatz zu Havanna Vieja empfinden wir diesen Teil als sehr viel entspannter. Nach den vielen alkoholischen Getränken im San Cristóbal brauche wir erst einmal ein Schläfchen. Danach raffen wir uns noch einmal auf, ziehen uns schick an und laufen zum Inglaterra. In der Lobby kaufen wir für 1 CUC einen WLAN-Pass für eine Stunde – ohne Schlange stehen! Oben auf der Terrasse traut sich Petra ins Internet. Es funktioniert, aber sie wird ständig wieder aus dem WLAN geworfen und muss jedes Mal wieder zwei ca. 10stellige Nummern eintippen, um sich wieder einzuloggen. So macht das echt keinen Spaß! Wir tanzen lieber noch einige Salsas und einen Cha-Cha-Cha.

Heute haben wir frei!

Auch vom Frühstück in der Casa haben wir uns frei genommen. Es schmeckt zwar gut, aber ist doch jeden Tag gleich. Wir treffen uns im El Dandy, einem netten Café an der Plaza Del Cristo und essen zum ersten Mal seit einer Woche ein Frühstück ohne zwei Eier. Eine kleine Katze findet uns sympathisch und legt sich auf dem Bücherregal hinter uns schlafen.

Das Capitolio
Das Capitolio

Nach einem kurzen Zwischenstopp in der Casa geht es zum Capitolio. Der Eingang ist zu, aber es wird uns gesagt, dass in etwa einer halben Stunde eine Führung stattfinden wird. Die Wartezeit vertreiben wir uns im angrenzenden Park im Schatten. in der Führung erfahren wir, dass das Capitolio erst seit heute wieder zugänglich sei. Die letzten 10 Jahre wurde es renoviert. Die Renovierungsarbeiten sind zwar noch nicht abgeschlossen aber das Ergebnis ist schon sehr vorzeigbar und die Kubaner sind mächtig Stolz auf den Bau.

Erst das Gerüst verdeutlicht die Größe der 17m hohen Statue im Eingangsbereich des Capitolio
Erst das Gerüst verdeutlicht die Größe der 17m hohen Statue im Eingangsbereich des Capitolio

Es wird mehrfach betont, dass es sich um keine Kopie des Capitols in Washington handelt. Nur die äußere Form ist sehr ähnlich. Innen ist es total anders aufgebaut und strukturiert. Der Hinweis darauf, dass es etwas höher ist, erfüllt die Kubaner aber mit schelmischer Freude. Allerdings ist der Sitzungssaal für das Parlament zu klein und so können hier leider nur Ausschüsse tagen und natürlich offizielle Empfänge stattfinden. Die Bedeutung des Parlaments ist aber nicht mit unserem Bundestag zu vergleichen. Unter der Kuppel am Haupteingang befindet sich der Punkt Null des Kubanischen Straßennetzes. Hier ist ein beleuchteter Diamant eingelassen. Es handelt sich aber um eine Kopie des ursprüngliche Originals. 

Erst durch die Besuchergruppe werden die Ausmaße des Gebäudes sichtbar
Erst durch die Besuchergruppe werden die Ausmaße des Gebäudes sichtbar

Das Original soll aus der Zarenkrone des letzten russischen Zaren stammen. Er wurde auch schon einmal gestohlen und fand sich danach in dem Büro des amtierenden Präsidenten wieder. – Ein Schelm der Böses dabei denkt – Nun wird er sicher im Tresor der Nationalbank verwahrt. Unsere Führerin war sich sicher, dass er immer noch da ist :-). Im Erdgeschoss darunter befindet sich ein Schrein mit den Gebeinen von drei unbekannten Soldaten, die für die kubanische Unabhängigkeit gestorben sind. Um sie herum stehen Fahnen der Länder Amerikas plus Spanien und Portugal. Raúl Castro schickt regelmäßig einen frischen Kranz für den Schrein. 

Unser Guide vor einem Foto der Mitarbeiter, die für den Verschnitt des Rums verantwortlich sind
Unser Guide vor einem Foto der Mitarbeiter, die für den Verschnitt des Rums verantwortlich sind

Nach der Tour bewegen wir uns wieder zur Casa. Nach einer kleinen Pause machen wir uns auf zum Rum-Museum am Hafen. Diesmal ist es nicht geschlossen. Auch hier wird eine Führung angeboten.

Auch das Ausgangsprodukt, der frisch gepresste Zuckerrohrsaft, ist schon schmackhaft
Auch das Ausgangsprodukt, der frisch gepresste Zuckerrohrsaft, ist schon schmackhaft

Zunächst wird über die Verbreitung des Zuckerrohrs und dessen Weg nach Kuba berichtet. Da die Spanier auf Kuba kein Gold fanden, haben sie schnell auf die Erzeugung des „weißen Goldes“ umgesattelt. Darunter musste zunächst die einheimische Bevölkerung leiden. Nachdem diese fast ausgerottet war, mussten afrikanische Sklaven leiden. Sehr schnell erkannte man, dass man aus dem Zuckerrohr einen Schnaps herstellen kann. Dieser war dann der Renner bei den Seeleuten und den Piraten. Anfangs muss das einen ziemliche Brühe gewesen sein. Dann brachte jemand die Technik des Filters mit und es entstand der Rum, wie wir ihn heute kennen. Der gefilterte Rum wird mindestens drei Jahre in alten Bourbon Fässern gelagert, bevor er auf Trinkstärke verdünnt wird. Zum Abschluss dürfen wir noch einen Schluck 7jährigen Havanna Club Rum probieren. Unser Fall ist er nicht, wir haben schon bessere gekostet.

Das Biest in der Barbie
Das Biest in der Barbie

Nun würden wir gerne eine Kleinigkeit essen, bevor wir uns wieder mit unseren Mitreisenden treffen. Leider finden wir nichts geeignetes und für ein vollständiges Essen reicht die Zeit nicht mehr. In der Casa haben sich die Beiden schon fein gemacht. Wir wollen gemeinsam eine Tour mit einem Oldtimer Cabrio machen. Sie haben bereits einen Fahrer mit Wagen gefunden und einen günstigen Preis verhandelt.

Blick über die Altstadt von Havanna
Blick über die Altstadt von Havanna

Es ist ein Chevrolet Bel Air von 1954 mit V8-Motor, 380PS und in rosa mit weiß lackiert. Der Fahrer David spricht einigermaßen Englisch und ist mächtig stolz auf den Originalmotor. Das Auto gehörte ursprünglich seinem Großvater und er nennt es liebevoll „Barbie-Biest“. Barbie wegen der Farbe und Biest wegen des Motors, der 33 Liter auf 100 km schluckt. Wir vereinbaren eine Tour auf die andere Seite des Hafens. Er startet Musik vom Buena Vista Social Club und dann den Motor. Mit einer schwarzen Rauchwolke hinter uns geht es los. Durch den Tunnel fahren wir auf die andere Seite zur Jesus Statue, dem Che Guevara Haus, dem Militärmuseum und dem alten Fort.

Blick auf den Malecón
Blick auf den Malecón

Zum Abschluss lassen wir uns an der Plazuela del Angel raussetzen. Dort hat eine Modedesignerin ein Restaurant eröffnet. Wir genießen zum Abschluss ein wundervolles Abendessen.