Sonnenbad in Piräus
Heute Morgen scheint die Sonne aus allen Knopflöchern und es geht kaum Wind. Es verspricht ein schöner Tag zu werden, ideal für einen Ausflug zum Meer.

Mit dem Zug wollen wir nach Piräus fahren. Auf dem Weg zur Station kommen wir am Turm der Winde vorbei, der uns bereits vor 30 Jahren beeindruckt hat. Die verschiedenen Windrichtungen sind entsprechend ihrer Ausprägung bzw. Auswirkung dargestellt. Als Segler weiß man so etwas sehr gut nachzuvollziehen.

Wir begeben uns auf dem kürzesten Weg an die Küste und landen gleich an einer Marina. Neben einigen Luxusyachten finden sich hier auch ganz normale Segelyachten zwischen 30 und 45 Fuß.

Im Mikrolimano befinden sich neben einigen Yachten auch immer noch Fischerboote, allerdings hat sich der Hafen doch ein wenig verändert. Wir haben in Erinnerung, dass man direkt an der Kaimauer entlang gehen konnte. Dies ist jetzt nicht mehr möglich, da sich hier zwischen Kaimauer und Straße die Restaurantsund Bars breit gemacht haben. Den Booten bleibt nur noch ein kleiner Streifen zum Festmachen. An der Südmole befindet sich der griechische Yachtclub mit dem Olympia-Stützpunkt. Auf dem Gelände sind viele Rennjollen, Drachen und Ausbildungsboote für Match Racing zu finden. Über allem thront mit herrlichem Blick über die Mole ein Club-Restaurant mit Terrasse. Da können wir nicht widerstehen und lassen uns erst einmal nieder.

Der größere Hafen ist der Passalimani mit der Marina Zeas. Bereits an der Einfahrt liegt dickes Milliardärs Spielzeug unter britischer Flagge. Aber auch sonst reihen sich hier etliche Yachten verschiedener Flaggen aneinander. Ob wohl die Yacht aus Bimini jemals ihren Heimathafen gesehen hat?

Es gibt in diesem Hafen aber auch normale Yachten und Fischerboote. Insgesamt machen die Schiffe und Boote hier einen sehr gepflegten Eindruck, wenn sie nicht aufgegeben auf dem Hafengrund liegen.

Als uns am frühen Nachmittag unsere Mägen Hunger signalisieren, versorgen wir uns mit einer Pita, da der Weg zurück zu den Fischrestaurants am Mikrolimano zu weit ist. Stattdessen schlagen wir uns quer über die Halbinsel zum Fährhafen durch und von dort zur Metro nach Athen. Rund um die Akropolis und in der Plaka scheint ganz Athen auf den Beinen zu sein, um das schöne Wetter zu genießen.
Schnell noch auf die Akropolis
Heute ist Heiligabend und auch hier in Athen sind die Weihnachtsfeiertage besondere Feiertage. Wir hatten bereits gelesen, dass das neue Akropolis-Museum am 25./26.12. geschlossen hat. Also hatten wir diesen Besuch als festen Bestandteil im heutigen Tagesprogramm.

Das Museum ist ein moderner Bau, bei dessen Errichtung man natürlich auf alte Stadtreste gestoßen ist. Diese Ausgrabungen hat man aber gleich in das Gebäude integriert. Die Austellung ist sehr gut gegliedert und mit englischen Texten begleitet, so dass man keinen Museumsführer braucht. Wer durch die Ausstellung geht, bemerkt an vielen Stellen, dass Ausstellungsstücke fehlen, da sie in Berlin, London und Paris in Museen stehen.
Liebe Europäer, es ist an der Zeit diese Stücke dahin zurück zu führen, wo sie hingehören, nämlich hier! Dieses Museum ist in der Lage, die Schätze zu beherbergen.

Der erste Bereich ist eine Rampe, dem Zugang zur Akropolis nachempfunden, wo man einiges über die frühe Zeit Athens und die Hochzeitsbräuche der damaligen Zeit, erfährt. Irgendwie erinnerten uns die Bräuche stark an das, was wir aus Indien mitbekommen haben. Die Mädchen wurden sehr früh an einen deutlich älteren, möglichst wohlhabenden Mann verheiratet. Bei dem Ritual geht es darum, das Mädchen aus der Obhut bzw. Abhängigkeit des Vaters in die Obhut des Bräutigams zu übergeben. Das Mädchen wird parallel von ihren Freundinnen in die Ehe verabschiedet und trennt sich von ihren Spielsachen (Opfer). Sie soll sich nun ganz um ihre zukünftige Familie kümmern.

In der ersten Etage befinden sich dann jede Menge Statuen und Reliefs, die sehr gut in Beziehung zueinander und zur Zeit gesetzt sind. Des weiteren kann man auf Bildschirmen Simulationen sehen, wie diese Statuen damals mit der Kolorierung ausgesehen haben mögen. Die lassen sich mittlerweile sehr gut nachvollziehen, da man Reste von Farbpigmenten gefunden hat. Die Statuen und Gebäude waren sehr bunt! Also nix mit polierter Mamor-Oberfläche. Auch die bronzenen Köpfe wirken sehr lebendig.

Zur Stärkung gehen wir mittags in das Museumsrestaurant. Es ist übrigens sehr zu empfehlen und durchaus preiswert. Als wir nach einer ausgiebigen Fotosession auf der Terrasse in das Obergeschoss gehen, wird uns mitgeteilt, dass das Museum bereits um 15:00 Uhr schließt. Das hatten wir so nicht mitbekommen, da am Eingang ein Schild hängt, dass an Sonntagen das Museum bis 20:00 geöffnet hat. Nun gut, Heiligabend ist eben kein normaler Sonntag.

Wir lassen uns also aus dem Museum schieben und begeben uns zum Eingang der Akropolis, um zu klären wie es hier mit den Öffnungszeiten aussieht. Dort erfahren wir, dass auch hier am 25./26.12. die Schotten dicht sind, wir aber noch 1,5 Stunden Zeit für einen Besuch hätten. Also nichts wie hinein bzw. hinauf.
Wir werden nicht enttäuscht. Das Licht ist geradezu ideal zum Fotografieren und auch die Menschenmassen halten sich im Rahmen.

Seit unserem letzten Besuch vor 30 Jahren ist man mit dem 1 Mio. Teile 3D-Puzzle etwas weitergekommen und wie wir den Schildern entnehmen können, hat die EU auch mit etwas Geld nachgeholfen. Wir denken, es ist ganz gut angelegt.

Als wir dann am südlichen Fuß der Akropolis noch die Amphitheater besuchen und einige kleinere Tempelreste inspizieren, merken wir dass 1,5 Stunden doch ganz schön knapp sind. Also werden wir auch hier von dem Aufsichtspersonal mit freundlichem Nachdruck aus der Anlage geschoben. Wir sind wieder einmal die letzten und hinter uns wird das Tor zugeschlossen.
Danach lassen wir uns noch ein wenig durch die Gassen treiben, um letztlich im Hotel zu landen. Morgen müssen wir uns ein Programm einfallen lassen, das von Öffnungszeiten unabhängig ist.
Endlich da! – oder Fliegen ist auch nur unwesentlich schneller als Bahnfahren
So nun sitzen wir endlich im Hotelzimmer in Athen statt in Frankfurt und haben auch unser erstes Gläschen Wein in einer Kellertaverne in der Plaka, der Athener Altstadt genossen. Gestern abend hatten wir noch versucht, per Telefon Sitzplätze zu bekommen, da wir die Aussicht auf Standby zu sein und immer noch nicht zu wissen, ob uns der Flieger heute wirklich mitnimmt, unerträglich fanden. Das nützte aber gar nichts. Auch frühes Aufstehen heute morgen nützte nichts. Am Ende gab es die Sitzplätze erst eine halbe Stunde vor Abflug. Als wir auf unseren Plätzen saßen, konnten wir sehen, wie auch unser Gepäck noch schnell mit eingeladen wurde. So war uns auch die letzte Sorge genommen und das Gepäck flog mit uns zusammen nach Athen.

Wir hätten heute morgen besser ausgeschlafen, denn nachts um 1 Uhr ging in unserem Zimmer plötzlich ein Alarm an und holte uns aus dem Tiefschlaf. Beim Blick aus der Zimmertür und aus dem Fenster war es ansonsten ruhig im Hotel. Ein allgemeiner Feueralarm konnte es also nicht sein. Ich habe mir zusätzlich zu dem Lufthansa T-Shirt aus dem Übernachtungspaket eine Hose angezogen und habe barfuß den langen Weg zur Rezeption angetreten. Dort wussten sie sofort was los war. Der Raum neben uns ist ein Zimmer für Behinderte und unser Raum das Betreuungszimmer. Unser Nachbar hat also den Alarmknopf gedrückt. Ausschalten ließ sich dann der Alarm auch nur im Nachbarzimmer. Wir waren danach gründlich wach und hatten Schwierigkeiten wieder einzuschlafen.
Vom Athener Flughafen aus nehmen wir den Flughafenbus zum Syntagma-Platz. Der Bus fährt ungefähr eine Stunde vorbei an Ikea, einem Stützpunkt der Armee, Autohäusern, Möbelläden, Teppichhändlern, Supermärkten und all den anderen typischen Dekorationen von großstädtischen Ausfallstraßen. Dann sieht es endlich nach Innenstadt aus und der Syntagma-Platz mit großem Weihnachtsbaum ist nicht zu übersehen. Hier endet die Buslinie. Wir haben dasselbe Hotel gebucht, wie vor 30 Jahren, aber den Weg bekommen wir auswendig nicht mehr hin. Wir müssen uns also orientieren und auf den Stadtplan schauen. Wir stellen die Taschen ab und Klaus nimmt auch seinen Rucksack ab und stellt ihn daneben. Ein junger Mann mit Handy am Ohr kommt auf uns zu und will irgendetwas von uns. Wir verstehen ihn nicht. Irgendetwas irritiert mich und ich drehe mich um und sehe, wie sich ein anderer junger Mann mit Handy am Ohr nach Klaus Rucksack bücken will und nun schnell davon ablässt. Die beiden machen sich aus dem Staub. Das wäre es ja noch gewesen: zur Begrüßung gleich auch noch der Rucksack weg!
Unser Hotel finden wir schnell wieder. Es ist immer noch ein kleines familiengeführtes Hotel in einer ruhigen Straße. Der Mann an der Rezeption ist tief beeindruckt als wir ihm erzählen, dass wir vor 30 Jahren schon einmal hier waren. Er berichtet uns, dass das Hotel mittlerweile von der nächsten Generation übernommen worden ist. Wir haben ein schöneres Zimmer gebucht als vor 30 Jahren: mit Balkon und direktem Blick auf die Akropolis. Es ist im Moment jedoch viel zu kalt, um draußen zu sitzen.

Nach dem Vorfall am Syntagma-Platz verschärfen wir die Sicherheitsmaßnahmen für unseren nächsten Ausflug nun drastisch und machen uns dann auf den Weg. Es hat sich viel verändert in der Plaka. Von den kleinen Kafeneions, in denen die Männer saßen, ist nichts mehr zu sehen, statt dessen ein Lokal am anderen mit Plastikplanen und Heizpilzen. Wir lassen uns treiben, probieren an einem Stand Kolouri mit Cranberry (damals gab es die nur ohne weitere Zutaten) und an einem anderen Stand Saleb mit Zimt.
Auf dem Syntagma-Platz gehen wir noch einmal an der Bushaltestelle vorbei. Wollen doch mal sehen ob sich die beiden da noch rumtreiben, aber die haben wohl Schichtwechsel und sind verschwunden.
Frankfurt statt Athen
Eigentlich waren unsere Vorstellungen von unserem heutigen Abend ganz andere: Nach dem Einchecken im Hotel hätten wir gern einen Bummel durch die Plaka unternommen, um dann in einer der Tavernen dort ein Abendessen zu uns zu nehmen und dazu ein Gläschen Retsina zu trinken.
Stattdessen sitzen wir im Intercity Hotel am Frankfurter Flughafen. Neben sich hat jeder ein Glas Radeberger Pilsener und von draußen ist gelegentliches Brummen von Triebwerken zu hören. Unsere Füße sind rundgelaufen, im Magen das Abendessen aus dem Hotelrestaurant mit dem Charme einer Kantine. An der Wand des Zimmers hängt eine Luftaufnahme der Startbahn – wie romantisch! Draußen sind 8°C und Nebel. Das ist das Einzige was laut der Wetter-App in Athen gerade so ähnlich ist.
Was ist passiert? Wir waren heute morgen pünktlich in Hannover am Flughafen. Dort wurden wir schon komisch begrüßt am Schalter. Am Frankfurter Flughafen war der Zentralrechner ausgefallen. Dadurch stand dort unser Flieger noch rum und konnte nicht starten, um nach Hannover zu fliegen. Mit der voraussichtlichen Verspätung von 30 Minuten würden wir unseren Anschlussflug nach Athen noch gerade bekommen, meinte die Dame am Schalter.
Wir hoffen das Beste, gehen noch ein wenig im Flughafen spazieren, anschließend durch die Sicherheitskontrolle und gönnen uns noch eine Tasse Tee. Plötzlich brummt mein Handy, eine SMS von Lufthansa informiert uns, dass der Flug nun um 40 Minuten verspätet ist, also auf zum Schalter. Wir sind nicht die Einzigen, die um ihren Anschlussflug bangen. Der Flightmanager beruhigt alle Passagiere: Umbuchungen wären nicht nötig, da in Frankfurt alle Flüge Verspätung hätten, auch unsere Anschlussflüge und wir sie deshalb problemlos erreichen würden. So richtig kann ich das nicht glauben, denn laut Lufthansa-App soll unser Anschlussflug pünktlich sein. Unsere Abflugszeit verschiebt sich währenddessen kontinuierlich weiter nach hinten.
Starten tun wir dann mit 1,5 Stunden Verspätung. 10 Minuten vor Ankunft bekommen wir dann eine Durchsage mit den neuen Gates für unsere Anschlussflüge. Da sich so viele Gates geändert haben, hoffen wir, dass unser Flieger nach Athen tatsächlich wartet. Wir landen um 12:50 Uhr, um 13:00 Uhr soll der nächste Flieger starten. Leider müssen wir auf unserer Außenposition noch etliche Minuten warten, bis endlich ein Bus bereitgestellt wird. Angekommen am Terminal starten wir zu einem Dauerlauf mit Gepäck zu unserem neuen Gate. Es ist 13:10 Uhr als wir ankommen. Der Flieger steht dort auch noch, aber wir dürfen nicht mehr einsteigen. Später sehen wir, dass uns Lufthansa um 13:04Uhr eine SMS geschickt hat, dass wir auf den nächsten Tag umgebucht sind. Wir sind stinksauer!!!

Als wir am Gate erzählen, dass man uns in Hannover nicht umbuchen wollte, weil wir ja unseren Anschlussflug in Frankfurt erreichen würden reagiert die Lufthansa-Mitarbeiterin mit völligem Unverständnis. Sie rät uns, das Terminal zu verlassen und am Nachbarterminal zum Servicecenter zu gehen. Das zumindest war heute die erste kompetente Auskunft., denn am Servicecenter steht eine Schlange von ungefähr 200m. Im Nachbarterminal kommen wir stattdessen innerhalb von wenigen Minuten an die Reihe.

Wir bekommen neue Standby-Boardingkarten, Hotel- und Essensgutscheine und auf Nachfrage auch Übernachtungspakete mit Zahnbürste und was man sonst noch so braucht. Kurz nach 15 Uhr haben wir dann ein Zimmer im Hotel. Wir laden unser Handgepäck ab und machen uns auf den Weg in die Stadt, um uns dort in der Schirn-Kunsthalle und auf dem Weihnachtsmarkt zu trösten.