Archiv der Kategorie: Griechenland

Noch einmal Sonne tanken

Blick von Straße hinunter auf Loutraki
Blick von Straße hinunter auf Loutraki

Wir haben das Gefühl die letzten beiden Tage zuviel gesessen zu haben. Also brechen wir zu Fuß zur Wanderung zum Kloster über Loutraki auf.

Wie in Jordanien gibt es auch hier etliche Häuser, die schon gleich die Armierung für das nächste Stockwerk aus dem Dach schauen lassen.
Wie in Jordanien gibt es auch hier etliche Häuser, die schon gleich die Armierung für das nächste Stockwerk aus dem Dach schauen lassen.

Zunächst müssen wir durch die Stadt und an einer befahrenen Straße entlang. Als wir die Abbiegung zum Kloster nehmen, gibt sich das mit dem Verkehr sehr schnell. Die Straße wird immer einsamer und durch die Sonne ist es angenehm warm. Unten auf dem Golf von Korinth können wir sehen, dass es ziemlich weht. Hier aber spüren wir nicht viel davon und blättern eine Bekleidungsschicht nach der Anderen ab.

Das Kloster
Das Kloster

Oben am Kloster angekommen stellen wir fest, dass es bereits seit 13:00 Uhr geschlossen hat. Macht aber nichts, da man außen um das Kloster herum und die schöne Aussicht genießen kann.

Blick zurück auf das Kloster
Blick zurück auf das Kloster

Auf dem Weg zurück hat der Wind ein wenig gedreht und noch zugelegt. Bergab geht es aber trotzdem deutlich schneller.

Bebende Erfahrung an Sylvester

Statt des Personals begrüßen uns in Nemea nur die Katzen. Die dafür aber umso herzlicher.
Statt des Personals begrüßen uns in Nemea nur die Katzen. Die dafür aber umso herzlicher.

Kurz vor 6 Uhr morgens wachen wir auf, da die Türen scheppern und es sich anfühlt, als wenn jemand an unserem Bett wackelt. Der erste Gedanke ist, es handelt sich wohl um ein Erdbeben. Nach wenigen Sekunden ist der Spuk vorbei. Alles ist heil geblieben und die Diskussionen im Treppenhaus sind auch schnell vorbei. Alle legen sich wieder hin. Wir schalten noch unseren Warmwasserboiler ein und warten darauf, dass das Wasser heiß wir.

Den Zeus-Tempel können wir nur durch den Zaun bewundern. Er gehörte zum antiken Stadion von Nemea.
Den Zeus-Tempel können wir nur durch den Zaun bewundern. Er gehörte zum antiken Stadion von Nemea.

Beim Frühstück googeln wir dann nach dem Erdbeben und siehe da es war tatsächlich eins mit Stärke 4,9 in etwa 30 km Entfernungen. Für uns war es das erste Mal und ein wenig aufregend.

Vor dem Eingang zum antiken Stadion werden gerade Oliven geerntet
Vor dem Eingang zum antiken Stadion werden gerade Oliven geerntet

Gegen späten Vormittag brechen wir noch einmal in Richtung Nemea auf, um gegebenenfalls die antike Sportstätte zu besichtigen. Da es Sonntag und Sylvester ist, haben wir wenig Hoffnung und so sind wir auch nicht allzu enttäuscht, als wir vor dem verschlossenen Museum stehen. Dafür hat zumindest die örtliche Winzerei-Genossenschaft auf und wir machen eine kleine Weinprobe, um eine Flasche guten Wein aus der Gegend zu erstehen. Dazu kommen noch sehr leckere Korinthen.

Weinprobe in Nemea
Weinprobe in Nemea

Was nun? Die Ausgrabungsstätten von Mykene haben bestimmt auch geschlossen. Also entschließen wir uns nach Nafplion zu fahren. Hier soll es einen schönen Hafen und eine nette Altstadt mit vielen kleinen Geschäften und Cafés geben.

Die Türken haben in Nafplion die kleine BourtziFestung hinterlassen, zu der nun Ausflugsboote fahren. Früher beherbergte es ein Gefängnis.
Die Türken haben in Nafplion die kleine BourtziFestung hinterlassen, zu der nun Ausflugsboote fahren. Früher beherbergte es ein Gefängnis.

Wir werden nicht enttäuscht. Unten am Hafen genießen wir bei herrlichem Sonnenschein Tee, Kaffee, ein Crêpe und eine heiße Waffel.
Nach einigen Einkäufen fahren wir weiter nach Korinth. Die Sonne ist mittlerweile untergegangen und wir schlendern noch einmal durch die Einkaufsstraßen, die langsam von Einkaufen auf Feiern umschalten. Die Geschäfte schließen und aus einigen Bars dringt bereits Musik und es wird schon gefeiert. Übrigens findet das Schenken in Griechenland zum Jahreswechsel um Mitternacht statt.

Hoch über der Altstadt von Nafplion thront die von den Venezianern gebaute Palamidi-Festung.
Hoch über der Altstadt von Nafplion thront die von den Venezianern gebaute Palamidi-Festung.

Wir feiern mit der Verwandtschaft. Deshalb fahren wir zurück nach Loutraki. Die Feier ist einfach. Es wird gegessen und danach werden Karten gespielt. Alle haben das Recht mindestens einmal zu gewinnen, auch wenn Junior ungern verliert. Um Mitternacht stoßen wir mit deutschem Sekt an und der Neujahrskuchen wird angeschnitten. In dem Kuchen befindet sich eine Münze, die dem, der sie bekommt Glück bringen soll.

Nach Mitternacht wird der Neujahrskuchen angeschnitten
Nach Mitternacht wird der Neujahrskuchen angeschnitten

Und wer bekommt sie? Die Oma! Danach werden die Geschenke verteilt.

Um ein Uhr, also Mitternacht deutscher Zeit stoßen wir noch einmal an und wünschen uns allen ein Frohes Neues Jahr.

Kräftiger Wind und Sonne

Nach dem Schmuddelwetter gestern bekommen wir heute ein wunderschönes Wetter präsentiert.

Sonne und Wind!

Blick von unserem Balkon auf den Wochenmarkt
Blick von unserem Balkon auf den Wochenmarkt

Morgens werden wir von Straßenlärm geweckt. Direkt unter unserem Balkon findet in der Straße der Wochenmarkt statt.

Ein Fest für die Sinne.

Fischverkauf auf dem Markt
Fischverkauf auf dem Markt

Da unsere Reserven an Obst und Gemüse zur Neige gehen, decken wir uns nach dem Frühstück erst einmal ein. Besser und frischer können wir es nicht bekommen.

In dem kleinen Hafen von Loutraki liegen ein paar kleine Fischerboote
In dem kleinen Hafen von Loutraki liegen ein paar kleine Fischerboote

Danach machen wir uns zur Küstenpromenade auf. Der Wind kommt aus West und bläst mit etwas 5 Bft den Golf von Korinth entlang. Dadurch baut sich Seegang auf, der auf den Strand vor Loutraki brandet. Der Wind bringt zusätzlich noch saubere Luft über das Meer heran und es ist herrlich an der Promenade entlangzulaufen.

Im Café kommt ein Losverkäufer vorbei und die Verwandtschaft spendiert eine Runde Lose aus der Weihnachtslotterie - leider gewinnen wir alle nichts
Im Café kommt ein Losverkäufer vorbei und die Verwandtschaft spendiert eine Runde Lose aus der Weihnachtslotterie – leider gewinnen wir alle nichts

Vor dem Mittag treffen wir uns dann mit der entfernten Tante. Es ist schön, sie nach 30 Jahren wiederzusehen.

Im Hafen von Archea Epidavros liegt tatsächlich eine Segelyacht. Bislang können wir die Yachten, die wir außerhalb des Hafens von Piräus gesehen haben, an einer Hand abzählen.
Im Hafen von Archea Epidavros liegt tatsächlich eine Segelyacht. Bislang können wir die Yachten, die wir außerhalb des Hafens von Piräus gesehen haben, an einer Hand abzählen.

Den Tag beschließen wir mit einer kleinen Auto-Rundtour Richtung Nemea. Im Windschatten der Berge ist der Golf von Megara (andere Seite vom Kanal von Korinth) wie glatt gebügelt. Wir machen noch einen kurzen Halt im Naturhafen von Archea Epidavros.

Dann wird es aber langsam dunkel und wir brechen die Fahrt nach Nemea ab, um wieder Richtung Korinth und nach Loutraki zu fahren.

Kalavrita

Nach vielen archäologischen Stätten ist uns heute nicht der Sinn nach weiteren alten Steinen.

Blick aus dem Zugfenster in den tosenden Bergbach, der uns durch die Schlucht begleitet
Blick aus dem Zugfenster in den tosenden Bergbach, der uns durch die Schlucht begleitet

Die Tochter von unseren Verwandten hat Lust, uns zu begleiten und so fahren wir mit dem Auto über die neue Autobahn nach Diakopto, um dort die Schmalspurbahn nach Kalavrita zu besteigen. Man kann zwar auch mit dem Auto dorthin, aber die Bahnstrecke führt durch eine dramatische Schlucht im Sandsteingebirge und das wollen wir uns nicht entgehen lassen.

Blick von Kalavrita hinauf zum Skigebiet
Blick von Kalavrita hinauf zum Skigebiet

In Kalavrita auf einer Höhe von 750m angekommen, fühlt man sich an einen Wintersportort im Harz erinnert und tatsächlich gibt es hier oben auch Schnee, der aber schon wieder taut. Als wir aus dem Zug steigen, bekommen wir Nieselregen ab.

Die Strecke führt immer dicht an den Felswänden entlang
Die Strecke führt immer dicht an den Felswänden entlang

Der Ort ist aber für die Griechen noch mit einer ganz anderen Geschichte verbunden, die ein Deutscher wissen sollte, wenn er/sie in diese Gegend kommt.

Unterwergs hält das Bähnle auch in Mega Spileon. Dort gibt es ein Kloster aus dem 4. Jahrhundert. Es wurde im 2 Weltkrieg von deutschen Soldaten zerstört und die Mönche ermordet.
Unterwergs hält das Bähnle auch in Mega Spileon. Dort gibt es ein Kloster aus dem 4. Jahrhundert. Es wurde im 2 Weltkrieg von deutschen Soldaten zerstört und die Mönche ermordet.

Am 13.12.1943 verübten hier deutsche Wehrmachts- und SS-Truppen schwere Kriegsverbrechen. Die Vorgänge von damals sind in einer Gedenkstätte in der ehemaligen Schule zusammengetragen. Mehrere Orte wurden dem Erdboden gleich gemacht und wie aus einem Wehrmachtsbericht hervor geht, 698 Griechen erschossen. In Kalavrita hat man Frauen und Kinder von den Männern (dazu zählten auch alle Jungen, die älter als 12 Jahre waren) getrennt und in die örtliche Schule gesperrt, die dann angezündet wurde. Glücklicherweise konnten sich Frauen und Kinder befreien. Die Männer wurden alle erschossen. Aus den gezeigten Wehrmachtsdokumenten wird klar, dass es ein eiskalt geplanter und von oben angeordneter Mord an der Bevölkerung war.

Streckenweise fährt das Bähnle als Zahnradbahn
Streckenweise fährt das Bähnle als Zahnradbahn

Wenn man dies gesehen hat, versteht man, dass es bei einigen Griechen immer noch Vorbehalte gegen Deutsche gibt. Auf der anderen Seite ist es schön zu sehen, wie man heute offen und freundlich aufgenommen wird. Dies ist eine Basis auf der man bauen kann.

Bahnbetriebswerk in Diakopto
Bahnbetriebswerk in Diakopto

Auf dem Rückweg nach Loutraki nehmen wir dann die alte N8, die immer an der Küste entlang führt. Was für ein Gegensatz zum Bergort Kalavrita, hier reiht sich ein Badeort an den nächsten.

Korinth, seine Bedeutung und sein Kanal

Loutraki liegt in der Nähe von Korinth, das auf dem Isthmus zwischen Attika und dem Peloponnes liegt. Die Gegend hat zum einen gute Böden für die Landwirtschaft, zum anderen eine strategische Lage. Dies führte dazu, dass sich hier eine sehr einflussreiche und wohlhabende Stadt entwickelte. Man kann dies gut an der Ausgrabungsstätte des antiken Korinth erkennen.

Allerdings haben die Korinther es während ihrer Blütezeit mit wechselnden Partnerschaften getrieben, was am Ende zu einer Eroberung durch die Römer und die totale Zerstörung führte. Erst viel später wurde eine neue Stadt am Golf von Korinth gebaut.

Der Kanal von Korinth wurde erst 1893 eröffnet. Das Konzept zur Querung mit Schiffen geht aber bis in die Antike zurück. Allerdings hat man damals die Schiffe mit Muskelkraft über den Isthmus gezogen. Teile der Steinstraße von damals sind immer noch zu sehen.

Bevor der Kanal gebaut wurde, wurden nicht zu große Schiffe über diesen gepflasterten Weg bis in den Saronischen Golf gezogen. Dadurch sparten sie sich den gefährlichen Weg um den Peloponnes. Die Schleifspuren sind noch gut zu erkennen.
Bevor der Kanal gebaut wurde, wurden nicht zu große Schiffe über diesen gepflasterten Weg bis in den Saronischen Golf gezogen. Dadurch sparten sie sich den gefährlichen Weg um den Peloponnes. Die Schleifspuren sind noch gut zu erkennen.

Der Kanal ist von Ungarn gebaut worden. Dazu musste eine tiefe Kerbe in den Fels geschlagen werden. Für einen Kanal mit Schleusen hatte man oben zu wenig Wasser. Bei seiner Eröffnung verkürzte er die Reise um etwa 250 Seemeilen und vermied die Umschiffung des Kap Malea, welches wohl nicht ganz ungefährlich war.

Heute beschränkt sich die Nutzung hauptsächlich auf Sportboote, da er für moderne Frachter zu schmal ist. Die Kanalgebühren sind dabei nicht unerheblich. 80€ bis 9m Länge. Jeder weitere Meter etwa 25€. Nun ja, mit unserer ‚Lorrikeet‘ hätten wir dann etwa 160€ zu entrichten.
Dafür ist eine eindrucksvolle Kanalfahrt gewiss!