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Letzter Tag auf El Hierro

Die Tage auf El Hierro sind tatsächlich fast um. Wir haben aber mittlerweile das Gefühl, schon eine ganze Menge von der Insel gesehen zu haben. Zum Abschluss statten wir der Genossenschaftskäserei in Isora einen Besuch ab. Der Käse ist sehr gut und lässt sich, da eingeschweißt, gut transportieren.

Interessante Opuntie auf dem Weg zur Quelle von Isora
Interessante Opuntie auf dem Weg zur Quelle von Isora

Bei Isora gibt es dann auch noch einmal Ausgucke über die Las Playas Bucht. Einer der Ausgucke ist eine der wenigen Quellen auf El Hierro. Hier müssen wir einen steilen Pfad den Berg hinab, dessen Lavasteine von vielen Menschen über Jahrhunderte blank getreten wurde.  In Isora genießen wir noch einmal ein Heißgetränk vor der örtlichen Bar, die für die männlichen Dorfbewohner zur Mittagszeit offensichtlich der Knoten- und Kontaktpunkt ist.

Das Wasser der Quelle wird in einer Zisterne gesammelt
Das Wasser der Quelle wird in einer Zisterne gesammelt

Nachdem wir den Käse ins Appartement gebracht haben, starten wir noch einmal eine kleinere Wanderung um unser Dorf El Pinar. Es ist wunderbar und am Wegesrand finden wir viel Anis. Danach beginnt für uns das Packen, da unsere Fähre morgen um 4:30 Uhr ablegt.

Los Carneros de Tigaday

Regenbogen über unserem Häuschen
Regenbogen über unserem Häuschen

Heute morgen regnet es tatsächlich auf unserer Terrasse. Einzelne Wolken schaffen den Weg zu uns und dann ist wieder strahlende Sonne. Wir verlegen das Frühstück lieber nach drinnen.

Noch ein Vulkankegel und dann kommt nur noch Wasser bis Amerika
Noch ein Vulkankegel und dann kommt nur noch Wasser bis Amerika

Auf dem Programm steht heute der traditionelle Karneval in Tigaday. Aber vorher wollen wir noch einige Bademöglichkeiten erkunden. Dazu machen wir uns noch einmal auf den Weg zum SW-Zipfel von El Hierro. Über Nacht hat es kräftig geweht und wir sind uns nicht sicher, ob nicht der Seegang an den verschiedenen Stellen zu hoch ist. Zunächst sind wir überrascht über den ’starken‘ Verkehr auf dieser sehr engen und teilweise nur einspurigen Strecke an der Bahia de los Reyes. Es ist eben Sonntagsausflug für viele und die Strecke hat wirklich etwas einmaliges.

Einer von etlichen Felsbögen an der Küste von El Hierro
Einer von etlichen Felsbögen an der Küste von El Hierro

Direkt am Meer gibt es mehrere Vulkankegel, die für das schwarze Lavafeld an der Küste verantwortlich sind. Auch hier fallt die Küste größtenteils steil ins Meer. Trotzdem finden wir am Ende einer Schotterstraße einen feinen Lavastrand. Da über uns Wolken immer wieder die Sonnen verschatten und das Wasser nicht gerade warm ist, belassen wir es bei einem Päuschen auf den warmen runden Steinen. Weiter an der steilen Küste treffen wir auf tiefe Einschnitte und Bögen, die das Wasser in den Basalt gespült hat.

Dann wird es Zeit sich in Richtung Tigaday zu begeben, da gegen 17:00 der Zug der Carneros beginnen soll. Zug ist das falsche Wort.

Eine wilde Horde Carneros, als Hammel, Hexen bzw. Hexer verkleidet, treibt in der Hauptstraße ihr Unwesen. Vor allem die Jungen und Mädchen werden gejagt , damit ihnen das Gesicht geschwärzt wird und zwar mit Schuhcreme. Am Ende bekommt jeder seine schwarze Farbe ins Gesicht, wir natürlich auch. Nur einige Jungs, offensichtlich Fußballer, haben es darauf angelegt, nicht von den Carneros eingefangen zu werden. Geschickt schlagen sie immer wieder schnelle Haken. Ansonsten kann man das ganze ein ziemlich derbes Vergnügen nennen, bei dem aber alle ihren Spaß haben.

Die Schuhcreme bekommt man übrigens gut wieder ab.

Wanderung im Märchenwald

Heute ist ideales Wetter, um eine Wanderung an der Kliffkante zu El Golfo zu unternehmen.

"Schafbäume"
„Schafbäume“

Da dort, sowie im Norden, die feuchte Luft aus NO aufsteigt, ist dieser Kamm oft im Nebel bzw. den Wolken. Heute weht wenig Wind und wir fahren zum Pass nach El Golfo. Obwohl die Sonne durch die Bäume scheint, ist es auf dem Weg zunächst feucht und kühl. An den Bäumen hängen Bärte aus Flechten, die sich ihre Feuchtigkeit direkt aus dem Nebel ziehen. Es sieht aus wie in einem Märchenwald.

Blühende Heidebäume
Blühende Heidebäume

Ein Stück weiter ändert sich die Natur wieder deutlich und wir wandern zwischen Büschen deren Erscheinungsform wie Heidekraut aussieht, nur dass sie etwa 2,5 m hoch sind. Man kommt sich vor wie ein Zwerg in der Lüneburger Heide. Am ersten Aussichtspunkt (Mirador de la Llania) stehen wir direkt unter den Wolken und können in die Bucht nach Tigaday schauen.

Der Vulkankrater Hoya de Fireba ist über 100m tief. Auf seinem Grund wurden früher Kartoffeln angebaut.
Der Vulkankrater Hoya de Fireba ist über 100m tief. Auf seinem Grund wurden früher Kartoffeln angebaut.

Dann laufen wir plötzlich durch einen Pinienwald und stehen am Kraterrand von Hoya de Fireba. Als die Erdmassen im El Golfo abrutschten, entlasteten sie gleichzeitig einige Vulkanschlote, was zu einer starken vulkanischen Tätigkeit entlang des neu entstandenen Grates führte. Der Fireba ist einer davon.

Auf den Bäumen wachsen Farne
Auf den Bäumen wachsen Farne

Mittlerweile haben sich doch wieder Wolken gebildet, so dass wir wieder zurückgehen. Dies tun wir dann auf dem vom Grad rückwärtigen Weg, der uns wieder durch die verschiedenen Vegetationszonen führt.

Interessanter Sonnenuntergang über El Pinar
Interessanter Sonnenuntergang über El Pinar

Der Sonnenuntergang ist heute besonders farbenprächtig. Wir versuchen den Grund dafür anhand von Wetterkarten heraus zu bekommen, können aber nur spekulieren. Mal sehen wie das Wetter Morgen wird.

Horizontaler Regen oder wie man aus Nebel Wasser macht

Im Norden der Insel mit Agaven und viel Landwirtschaft
Im Norden der Insel mit Agaven und viel Landwirtschaft

Nach dem frühen Aufstehen gestern, steht uns erst einmal der Sinn nach etwas Müßiggang. Parallel können bei uns im Appartement einige kleine Reparaturen durchgeführt werden. Am Ende funktioniert alles.

Das Wetter ist heute sehr schön, so dass wir uns entscheiden, den Norden der Insel zu erkunden. Hier hängen normalerweise die Passatwolken an den Hängen. Dies ist auch eine der Ursachen für einen ganz besonderen Ort der Bimbaches.

Arbol Garoe
Arbol Garoe

Wir besuchen den Arbol Garoe. Er war den Bimbaches heilig, da er sie auch in der heißen und trockenen Jahreszeit mit Wasser versorgte. Es handelte sich um einen Lorbeerbaum, an dem die Nebelschwaden kondensierten und auf die Erde herunterfielen. Der Baum stand so günstig, dass das Wasser nicht wieder verdampfte sondern auf einer wasserundurchlässigen Lehmschicht gleich in Zisternen gesammelt wurde. Desweiteren war er durch ein Felshalbrund gegen Wind geschützt. Bis auf in 1610, als der Überlieferung nach ein Hurrikan über die Insel fegte und auch diesen Baum flach legte. 1945 hat man dann an gleicher Stelle einen Stinklorbeer gepflanzt, der mittlerweile auch schon wieder aus dem Nebel Wasser gewinnt.

Natürliche Zisterne
Natürliche Zisterne

Alle Zisternen sind gut mit Wasser gefüllt. Leider gibt es unter Touristen die Unsitte, Münzen in Brunnen zu werfen und dies ist auch hier geschehen, so dass dieses Wasser heute nicht trinkbar ist. Ja, ich weiß, man soll sich dann etwas wünschen usw… Aber das kann man doch auch oben an der Kasse machen und vielleicht bekommt man dann sogar noch ein Andenken.

Vom Wind beschädigte Nebelfänger
Vom Wind beschädigte Nebelfänger
Also ehrlich - wir waren das nicht!
Also ehrlich – wir waren das nicht!

Etwas weiter oben am Berg sehen wir noch einige neuere Wassergewinnungsanlagen. Diese haben aber schon bessere Zeiten erlebt. Der Wind hat sie total zerlegt und keiner hat sie wieder instand gesetzt. Die natürliche Methode ist wohl doch langfristiger haltbar. Die starren Gestelle mit den Netzen bieten starkem Wind zu viel Angriffsfläche. Vielleicht müsste man sie unten federnd lagern, so dass sie sich bei starkem Wind flach legen und danach wieder aufstellen. Hier ist noch einige ingenieursmäßige Arbeit zu leisten.

Mirador de La Peña
Mirador de La Peña

Wir sind aber nicht zum Arbeiten hier, also suchen wir noch zwei wunderschöne Orte auf, den Mirador La Peña und den Carco Manso. Vom Mirador hat man wieder einen schönen Blick über El Golfo und es gibt ein Restaurant in dem man bei diesem Blick auch noch ein Tee oder einen Kaffee mit Kuchen bekommt – schön!
Carco Manso ist der nördlichste Punkt und hat eine sehr schöne Badebucht, die wie ein kleiner Hafen eine Verengung zur See hat und dadurch den Seegang fern hält.

Portugiesische Galeere: nicht anfassen!
Portugiesische Galeere: nicht anfassen!

Bei genauerer Inspektion der Bucht denken wir zunächst in einem Pool ein Stück Kunststoff gesehen zu haben. Es stellt sich aber heraus, dass es sich um eine ‚Portugiesische Galeere‘ handelt. Dies ist eine sog. Staatsqualle, da sie aus mehreren Polypen besteht, die spezialisiert zusammen dieses ‚Tier‘ bilden. Sehr interessant und schön anzuschauen, aber leider auch giftig. Die Nesseln rufen beim Menschen starke Schmerzreaktionen hervor und können am besten mit Salzwasser abgespült und dann mit Wärme größer als 45°C behandelt werden, da sich dann der Giftstoff zersetzt.

Bimbache Doodles?

Im Morgengrauen kommen wir am El Julan an
Im Morgengrauen kommen wir am El Julan an

Heute steht wieder etwas Bildung auf dem Plan. Wir haben uns zu einer Wanderung zu den Felszeichnungen an El Julan angemeldet. Dort darf man nur mit einem Führer hin, da es sich um eine archäologische Stätte handelt und in der Vergangenheit leider einiges entwendet oder zerstört wurde.

In den Schluchten am El Julan sind die abgelagerten Ascheschichten der Vulkanausbrüche gut zu erkennen
In den Schluchten am El Julan sind die abgelagerten Ascheschichten der Vulkanausbrüche gut zu erkennen

Uns war eingeschärft worden, bitte bis spätestens 7:45 Uhr dort zu sein und es gab auch genaue Vorgaben bezüglich Ausrüstung. Also stehen wir entsprechend früh auf und stehen 7:35 Uhr vor einem verschlossenen Gatter. Nach und nach treffen alle Mitwanderer – alles Deutsche – und der Wanderführer ein. Kurz vor 8:00 Uhr erscheint mit heulendem Motor ein Landrover, dessen Fahrer dann das Gatter öffnet. Das mit 7:45 Uhr war eben der Ansatz bitte pünktlich 8:00 Uhr da zu sein.

Ein Gorona, ein Windschutz für die Hirten
Ein Gorona, ein Windschutz für die Hirten

Nachdem alle ihren Obolus bezahlt haben, geht es los. Der Weg führt über eine Schotterstraße mit einigen Abkürzungen den Steilhang des El Julan hinab. Unser Führer erzählt uns einiges über das Leben der Bimbaches und die Begebenheiten am El Julan.

Felszeichnungen der Bimbaches auf einer Lavaplatte
Felszeichnungen der Bimbaches auf einer Lavaplatte

Auf halber Höhe treffen wir das erste Mal auf Ritzungen in den Lavaflächen. So genau weiß man noch nicht um deren Zweck. Sind es nun rituale Symbole, künstlerische Ergüsse oder einfach nur Kritzeleien (Doodles) von Hirten? Fakt ist, das die Ritzungen nur wenig dinglich sind und in einer Schriftsprache verfasst sind, die wir heute nicht verstehen. Es gibt Experten, die meinen eine Ähnlichkeit zu nordafrikanischen Schriftzeichen der Berber und Tuareg ausmachen zu können. Anscheinend ist dies auch der einzige Grund, warum man vermutet, dass die Bimbaches nordafrikanischer Herkunft waren.

Die Bimbaches brachten Schafe und Ziegen mit auf die Insel und nutzten die Lavahöhlen als Ställe, wie dieses Exemplar, was mit einer Mauer halbhoch verschlossen ist
Die Bimbaches brachten Schafe und Ziegen mit auf die Insel und nutzten die Lavahöhlen als Ställe, wie dieses Exemplar, was mit einer Mauer halbhoch verschlossen ist

Am Kliff treffen wir auf eine dörfliche Ansammlung von verfallenen Hütten mit einem Versammlungsort, der von einem etwa 1m hohen Steinturm überragt wird.

Kanarischer Mäusebussard
Kanarischer Mäusebussard

Von hier aus hat man einen wundervollen Blick über das gesamte Gebiet des El Julan und über uns kreist ein kanarischer Mäusebussard. Um was es sich bei dem Turm gehandelt hat, ist bis heute nicht klar. Es finden sich keine Reste von Opfern oder Feuer um ihn herum. Deshalb gibt es auch die Theorie, dass es sich um einen Thron gehandelt haben könnte.

Der Tagoron, die Versammlungsstätte der Bimbaches
Der Tagoron, die Versammlungsstätte der Bimbaches

Ein Stück weiter gibt es wieder Platten mit reichhaltigen Steinritzungen. Wenn es sich hier um Kritzeleien aus Langeweile handelte, so hat hier jemand viel Langeweile gehabt. Unsere Aufmerksamkeit wird dann noch von einem sehr zutraulichen Kolkraben erregt. Er lässt sich nahe bei uns auf einem Busch nieder und ist offensichtlich interessiert an uns. Er lässt uns bis auf 2m an ihn heran. Wir tun ihm ja nichts und er erhofft sich wohl eine kleine Gage. Allerdings wird er enttäuscht. Auf die Frage, ob es sich bei dem Raben um eine Sondereinlage der Führung handelt, Antwortet unser Wanderführer schlagfertig ‚Klar, das ist Felipe‘.

Felipe, der Kolkrabe redet in zärtlichen Tönen mit uns
Felipe, der Kolkrabe redet in zärtlichen Tönen mit uns

Felipe begleitet uns dann noch auf dem Rest der Wanderung. Zum Schluss werden wir mit dem Landrover wieder zum Besucherzentrum nach oben gefahren. Netter Service, da die 500m Höhenunterschied zurück jetzt doch etwas anstrengend wären. Oben angekommen, gibt es ein paar lokale Spezialitäten zur Stärkung.

Hier oben wirbelt der Nebel über die Berge, dementsprechend sehen die Schilder aus
Hier oben wirbelt der Nebel über die Berge, dementsprechend sehen die Schilder aus

Da es jetzt erst Mittag ist, begeben wir uns noch zur Ermita de Nuestra Senora de los Reyes, der Schutzpatronin von El Hierro. Von dort aus wandern wir zum Mirador de Bascos. Dieser Aussichtspunkt ist allerdings bei einem der letzten Stürme halb abgestürzt. Der Rest gibt aber einen atemberaubenden Blick über El Golfo.

Verwunschener Baum im Wacholderwald
Verwunschener Baum im Wacholderwald

An dem Weg zurück statten wir noch El Sabinar, einem Wacholderwäldchen mit lauter Wacholdern, die sich nach der vorherrschenden Windrichtung gebogen haben und sehr vielfältige Figuren bilden, einen Besuch ab.