Schlagwort-Archive: Zug

Kalavrita

Nach vielen archäologischen Stätten ist uns heute nicht der Sinn nach weiteren alten Steinen.

Blick aus dem Zugfenster in den tosenden Bergbach, der uns durch die Schlucht begleitet
Blick aus dem Zugfenster in den tosenden Bergbach, der uns durch die Schlucht begleitet

Die Tochter von unseren Verwandten hat Lust, uns zu begleiten und so fahren wir mit dem Auto über die neue Autobahn nach Diakopto, um dort die Schmalspurbahn nach Kalavrita zu besteigen. Man kann zwar auch mit dem Auto dorthin, aber die Bahnstrecke führt durch eine dramatische Schlucht im Sandsteingebirge und das wollen wir uns nicht entgehen lassen.

Blick von Kalavrita hinauf zum Skigebiet
Blick von Kalavrita hinauf zum Skigebiet

In Kalavrita auf einer Höhe von 750m angekommen, fühlt man sich an einen Wintersportort im Harz erinnert und tatsächlich gibt es hier oben auch Schnee, der aber schon wieder taut. Als wir aus dem Zug steigen, bekommen wir Nieselregen ab.

Die Strecke führt immer dicht an den Felswänden entlang
Die Strecke führt immer dicht an den Felswänden entlang

Der Ort ist aber für die Griechen noch mit einer ganz anderen Geschichte verbunden, die ein Deutscher wissen sollte, wenn er/sie in diese Gegend kommt.

Unterwergs hält das Bähnle auch in Mega Spileon. Dort gibt es ein Kloster aus dem 4. Jahrhundert. Es wurde im 2 Weltkrieg von deutschen Soldaten zerstört und die Mönche ermordet.
Unterwergs hält das Bähnle auch in Mega Spileon. Dort gibt es ein Kloster aus dem 4. Jahrhundert. Es wurde im 2 Weltkrieg von deutschen Soldaten zerstört und die Mönche ermordet.

Am 13.12.1943 verübten hier deutsche Wehrmachts- und SS-Truppen schwere Kriegsverbrechen. Die Vorgänge von damals sind in einer Gedenkstätte in der ehemaligen Schule zusammengetragen. Mehrere Orte wurden dem Erdboden gleich gemacht und wie aus einem Wehrmachtsbericht hervor geht, 698 Griechen erschossen. In Kalavrita hat man Frauen und Kinder von den Männern (dazu zählten auch alle Jungen, die älter als 12 Jahre waren) getrennt und in die örtliche Schule gesperrt, die dann angezündet wurde. Glücklicherweise konnten sich Frauen und Kinder befreien. Die Männer wurden alle erschossen. Aus den gezeigten Wehrmachtsdokumenten wird klar, dass es ein eiskalt geplanter und von oben angeordneter Mord an der Bevölkerung war.

Streckenweise fährt das Bähnle als Zahnradbahn
Streckenweise fährt das Bähnle als Zahnradbahn

Wenn man dies gesehen hat, versteht man, dass es bei einigen Griechen immer noch Vorbehalte gegen Deutsche gibt. Auf der anderen Seite ist es schön zu sehen, wie man heute offen und freundlich aufgenommen wird. Dies ist eine Basis auf der man bauen kann.

Bahnbetriebswerk in Diakopto
Bahnbetriebswerk in Diakopto

Auf dem Rückweg nach Loutraki nehmen wir dann die alte N8, die immer an der Küste entlang führt. Was für ein Gegensatz zum Bergort Kalavrita, hier reiht sich ein Badeort an den nächsten.

Auf der Route 66 nach Kalifornien

Heute morgen frühstücken wir ein wenig von unserem Kuchen und trinken jeder einen Becher Wasser als erstes Frühstück. Als ich die Becher aus dem Auto hole, ist das Dach weiß gefroren und auf dem restlichen Wasser in unseren Bechern ist eine Eisschicht.

Der Friseursalon in Ash Fork hat noch geschlossen udn so fahren wir ohne Elvis-Tolle weiter
Der Friseursalon in Ash Fork hat noch geschlossen udn so fahren wir ohne Elvis-Tolle weiter

Danach wollen wir auf der Route 66 nach Seligman, aber die erste Frage ist, wo geht es eigentlich lang? Die Straße scheint in eine Schotterpiste zu münden. Wir besuchen kurzerhand die Touristeninformation. Man schenkt uns einen Route 66 Pass und drückt einen Stempel hinein. Irgendwie scheinen sie zu erwarten, dass wir den jetzt brav füllen. Ich frage vorsichtig, ob es ratsam ist mit einem normalen Auto die Route 66 zu befahren. Oh ja, sagt sie, der Zustand sei sogar besser als der von der Interstate. Als wir dann weiter fragen stellt sich heraus, dass es nur hier die Route 66 gar nicht mehr gibt, sondern wir erst einmal auf die parallel verlaufene Interstate 40 müssen und dann 5 Meilen weiter an der nächsten Ausfahrt wieder runter.

Lilo's Café in Seligman
Lilo’s Café in Seligman

So machen wir das und suchen in Seligman nach dem so hoch gelobten Café. Wir finden erst einmal nichts und fragen in einem kleinen Laden. Wir müssen noch eine Meile weiter und auch er betont, wie gut das Frühstück sei. Schließlich finden wir Lilo‘s Café. Es weht neben der amerikanischen Flagge eine deutsche Flagge und über der Eingangstür hängt sogar eine mit Bundesadler drauf. Wo sie die wohl her haben? Innen gibt es sogar einen Stammtisch und es hängen viele deutsche Autokennzeichen an der Wand. Das Frühstück ist gut und reichlich. Das reicht für den Rest des Tages. WLAN gibt es wie fast überall auch, nur gestern abend im Motel war es so schwachbrüstig, dass es noch nicht einmal zum Einloggen reichte. Beim Bezahlen frage ich nach ihren deutschen Verbindungen und erfahre, dass die Inhaberin aus Wiesbaden stammt. Das erklärt auch den Besuch des Wiesbadener Bürgermeisters, der sich im Gang zum Klo verewigt hat und die Flagge über der Tür. Ich kaufe noch eine Straßenkarte für Kalifornien.

Oldtimer vor Hackberry's General Store
Oldtimer vor Hackberry’s General Store

Anschließend fahren wir durch eine Prärielandschaft weiter bis Hackberry, wo wir am General Store halten. Vor der Tür stehen jede Menge Oldtimer in verschiedenen Erhaltungs- bzw. Zerfallszuständen. Neben alten Autos scheint der Inhaber auch alte Zapfsäulen zu sammeln. Im Laden geht es ähnlich skurril weiter. Wir trinken einen Kaffee und gehen über die Straße und eine Schotterpiste entlang zur Bahnstrecke. Hier fahren parallel zur Route 66 endlos lange Züge mit bis zu 4 Lokomotiven und jeweils zwei übereinander gestapelten Containern auf den Waggons. Mal sehen, ob wir ein paar Fotos schießen können. Aus Richtung Osten kommt tatsächlich ein Zug. Gefühlt kommt alle 10 – 15 Minuten ein Zug vorbei.

Malzbier im Diner in Kingman
Malzbier im Diner in Kingman

Unseren nächsten Stopp legen wir in Kingman ein, um das berühmte Malzbier in Mr D‘z Diner zu probieren. Der Laden sieht aus als wären wir mitten in den 50/60er Jahren gelandet. Das Malzbier schmeckt gut. Wir breiten die Landkarte aus und planen den nächsten Abschnitt. Dann geht es weiter durch ein weites Tal mit vielen verstreuten Mobile Homes und dann in vielen kleinen Kurven hinauf in die Black Mountains.

Frei herumalufende Esel die nächsten 8 Meilen
Frei herumalufende Esel die nächsten 8 Meilen

Ein Schild warnt vor frei herumlaufenden Eseln. Die Berge sind vulkanischen Ursprungs und hier wurde viel Gold abgebaut. Der kleine Ort Oatman hat mit seinem Goldabbau laut einem Schild angeblich den ersten Weltkrieg für die USA finanziert. Als sich der Goldabbau nicht mehr lohnte, hat man die vorher genutzten Esel frei gelassen. Diese laufen hier nun als Touristenattraktion frei herum. Oatman verschafft das jedenfalls so viel Aufmerksamkeit, dass hier etliche Andenkenläden und Eiscafés davon existieren können.

Esel in Oatman
Esel in Oatman

Einzige weitere Attraktion ist ein Hotel aus dem Jahr 1902 in dem Clark Gable und seine Angetraute ihre Hochzeitsnacht verbracht haben sollen. Das einzige was ich mich frage ist, wie schafft man es nach der Hochzeit in Kingman noch über 20 Meilen über eine sehr enge kurvige Straße nach Oatman zu fahren? Vermutlich hatten die beiden einen Fahrer.

Ist er nicht süß?
Ist er nicht süß?

Hinter Oatman fällt das Gelände sanft zum Colorado River ab. Hier müssen die Vulkane kräftig Asche und Geröll ausgespuckt haben. Am Colorado wandelt sich die Landschaft dann noch einmal völlig. Plötzlich ist alles grün. Hier gibt es bestellte Felder, Palmen und der Colorado schlängelt sich durch die Landschaft. Wir überqueren den Fluss und entdecken eine Reihe sehr schöner Häuser am Ufer. Wir drehen noch einmal um. Vielleicht ist ja ein Hotel dabei? Aber die Uferstraßen sind auf beiden Seiten mit großen Toren abgeschlossen. Hier kommen wir nicht rein.

Ob der wohl Eiscreme mag?
Ob der wohl Eiscreme mag?

In Needles auf der kalifornischen Seite suchen wir uns ein Motel. Es ist nichts besonderes aber trotzdem mindestens 3 Klassen besser als das Motel letzte Nacht. Ich frage unseren Wirt, ob es noch etwas besonderes in Needles zu sehen gäbe. Er muss lange überlegen. Dann fällt ihm ein, dass sie eine neue Parkbank haben. Sie ist beleuchtet und hat oben drüber ein Schild mit Route 66. Sie sähe im Dunkeln ganz nett aus. Mit bedauerndem Lächeln reicht er uns das Fernsehprogramm.

Wir beschließen trotzdem noch einen Rundgang durch den Ort zu machen. Hier gibt es definitiv mehr Kirchen als Kneipen. Wahrscheinlich waren alle so erleichtert, als sie nach monatelangem Marsch durch die Wüste Wasser gesehen haben, dass sie vor lauter Dankbarkeit gleich eine Kirche gegründet haben oder hat jemand eine andere Erklärung?

Am Ufer des Colorado
Am Ufer des Colorado

Wir bestaunen am Bahnhof noch einen durchfahrenden Güterzug und man bestaunt uns. Hier hält zwar auch der Amtrak, aber der Fahrplan ist so klein, dass ich nur erahnen kann, dass es anscheinend nicht öfter als einmal täglich der Fall ist. Dabei gibt es ein historisches Bahnhofsgebäude, das durchaus eindrucksvoll ist. Es wurde 1988 geschlossen und wird nun saniert, aber was daraus werden soll, finden wir nicht heraus. Davor steht noch eine Heldengedenkkanone und oh Wunder die Parkbank. Ich verrücke eine Straßenabsperrung und funktioniere sie zum Stativ für meine Kamera um. So gelingt mir mit Selbstauslöser tatsächlich ein Bild!

Zurück im Hotelzimmer forschen wir im Internet ob es nicht doch noch etwas besonderes an Needles gibt und werden fündig: Charles Schulz, der Erschaffer der Peanuts hat hier mal gelebt und Spikes, der Bruder von Snoopy lebt außerhalb von Needles in einem Saguaro. Mal sehen, ob wir ihn treffen….

In einem Schlafwagen nach Paris

Wir warten auf den Nachtzug

Als wir unsere Reise planten, tauchte kurz die Frage auf, ob wir fliegen wollen oder ob wir wieder den Zug nehmen. Fliegen kam uns jedoch langweilig vor und erinnerte uns viel zu sehr an Dienstreisen. Deshalb bschlossen wir, wieder den Zug zu nehmen. Früher war unsere Standardverbindung, der Nachtzug, der von Warschau über Berlin, Hannover, Köln via Belgien nach Paris fuhr. Den gibt es wohl schon lange nicht mehr, aber wir fanden einen anderen Nachtzug, der mit einem großen Bogen nach Süden durchfährt bis Paris. Dadurch kommt er nicht so früh an, sondern ist erst um halb zehn in Paris am Gare de L’Est. Zur Feier des Ereignisses haben wir uns dann den Schlafwagen statt des Liegewagens gegönnt und da es ein Sonderangebot war, wurde sogar noch die 1. Klasse daraus.

Die Rangierlok bei der Arbeit

Nun sind wir gespannt, was uns erwartet und ob man im Schlafwagen besser schläft als im Liegewagen. Auf dem Bahnhof angekommen, heißt es erst einmal der Zug habe 20 Minuten Verspätung. Das soll uns egal sein, wir müssen ja nicht umsteigen. Ein Teil des Zuges steht schon dort, aber unser Wagon kommt mit einigen anderen aus Berlin. Als er fast eine Stunde später endlich kommt, muss er, da die Wagons hinten angehängt werden sollen, erst noch rangiert werden, denn er fährt ja in die umgekehrte Richtung aus dem Bahnhof hinaus. Beim Warten muss ich an die Karrikatur von Loriot denken, auf der ein Mann am Bahnsteig im Schlafanzu steht und seine sorgsam gefaltete Kleidung wie ein Kellner die Serviette über den Unterarm gehängt hat.

Unser Bad

Auf dem Bahnsteig werden wir vom Schaffner schon begrüßt und in Obhut genommen. Das habe ich so beim Liegewagen noch nicht erlebt. Unsere Kabine kann thoeretisch drei Betten haben, aber wie das dann funktioniert, haben wir nicht durchschaut. Mit zwei Betten ist es prima. Wir können unser Gepäck unten lagern, haben sogar Bügel für unsere Kleidung, sowie ein kleines Bad mit Dusche und WC. Außerdem gehört zum 1. Klasse Abteil auch noch ein kleines Fläschchen Wein, sowie Wasser  für jeden. Wir klappen das untere Bett also erst einmal wieder hoch und lassen uns auf den Sitzen nieder, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Als die Mitreisenden anfangen, auf dem Gang in Unterwäsche und Schlafanzügen herumzulaufen, machen wir die Tür zu.

Unser Abteil

Nachts schläft es sich tatsächlich besser, denn es ist einfach viel leiser in einem Schlafwagen. Keine schnarchenden Mitreisenden, keine Partys auf dem Gang und auch sonst kein Lärm stört unsere Nachtruhe. Nur die Mitreisenden im Nachbarabteil sind schon um sechs Uhr morgens munter und klappen ihre Betten hoch. Um acht Uhr werden wir von einer Alarmklingel geweckt, die wir bestätigen müssen, damit sie ausgeht. So hatte es uns der Schaffner auch angekündigt.

Zum Frühstücken kommt nun noch ein Tisch hinzu

Im Bad frage ich mich, ob ich in dieser Kabine wirklich duschen will, aber schließlich haben wir den ganzen Luxus gebucht und außerdem habe ich noch nie in einem fahrenden Zug geduscht – also los. Ich bereue es nicht. Es klappt alles wunderbar, allzuviel Wasser läuft in den Kurven auch nicht aus dem Duschbecken aus und ich fühle mich so viel besser.

Unser Frühstück

Nach unserem morgendlichen Bad öffnen wir demonstrativ die Kabinentür. Der Schaffner baut uns nun noch einen Tisch auf und wir bekommen das Frühstück serviert. Einen kulinarischen Preis gewinnen sie dafür nicht, aber es ist reichhaltig und wir sind gut gesättigt, als wir pünktlich kurz vor halb zehn frisch und munter am Gare de l’Est aus dem Zug steigen. Fazit: wir würden es wieder tun.