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Wie eine Kanonenkugel um den Erdball geschossen…

In den Wochen vor unserer Reise habe ich mich auf die Suche nach Reiseberichten zu Hawai’i begeben. Bei Google Books und in meiner digitalen Bibliothek von Zweitausendeins bin ich fündig geworden. Auf Hawai’i waren unter anderem:

  • Adelbert von Chamisso 1817/18
  • Herman Melville 1842/43
  • Mark Twain 1866
  • Robert Louis Stevenson 1888
  • Jack London 1915/16

Mit ihren Reisebeschreibungen habe ich mein Netbook gefüllt, um sie in den kommenden Tagen als Lektüre zur Verfügung zu haben.  Chamissos Beschreibung gibt es leider nicht in elektronischer Form, aber bei Amazon habe ich ein kleines gut erhaltenes Buch mit sämtlichen Werken erstanden. Dieses Büchlein ist ca. 100 Jahre alt und wurde von mir in den Tagen vor dem Urlaub wie ein Schatzkästlein behandelt. Chamisso beschreibt dort seine Reisen und seinen Aufenthalt auf Hawai’i sehr lebendig  und plastisch. Über einen Ausspruch musste ich sehr schmunzeln: Er beklagt sich, dass man wie eine Kanonkugel um den Erdball geschossen würde und dann noch von einem erwartet würde, dass man alle Höhen und Tiefen erkundet hätte. Was er wohl dazu gesagt hätte, dass wir heute in 11 Stunden von Frankfurt nach San Francisco geflogen sind?

Kurz und gut: wir sind gut in San Francisco gelandet und warten jetzt auf unseren Anschlussflug nach San Luis Obispo. Alle Flüge waren pünktlich und es gab keine besonderen Vorkommnisse. Zum Piepen ist nur mal wieder, dass wir bei der Einreise in die USA gründlicher kontrolliert wurden, als am Flughafen in Deutschland. Die Sicherheitskontrollen waren erstaunlich lasch und das nicht nur für einen 12. September…

Unterwegs war wenig zu sehen. Die Wolkendecke war fast komplett geschlossen bis zu den Rocky Mountains. Weiter nördlich hatten wir zwischendurch eine paar kleine Wolkenlücken mit einem schönen Ausblick auf Gletscher und Eisberge. In den Rockys konnten wir den Schnee auf den Gipfeln von Mt. Rainier und Mt. St. Helens bewundern, Crater Lake lag mit tiefblauem Wasser und dem wachsenden kleinen Kegel gigantisch in der Sonne. Als wir das letzte Mal dort waren, war schlechte Sicht und es regnete in Strömen. An der Pazifiküste wallte der Seenebel in das Land.

Es wird Zeit für die Lektüre!

Vor Beginn der Reise hatte ich versprochen, über unsere Sinai-Lektüre zu berichten. Diese ist auch schon seit langer Zeit gelesen.Flugzeuglektüre

Pflichtlektüre sind natürlich die Bücher Mose. Ich habe mir das 2. Buch Mose ausgedruckt und mich an drei Abenden unterwegs durch Exodus 1-24 gequält. Das hätte für mich gern etwas spannender geschrieben werden können. Goethe muss es wohl so ähnlich gegangen sein, denn er bezeichnet die Bücher Mose in seinen Noten und Abhandlungen zum West-Östlichen Divan als „sonderbar, unglücklich redigierte Bücher“, die „durch eine höchst traurige, unbegreifliche Redaktion ganz ungenießbar [werden]“.

Mit großem Interesse habe ich seine Überlegungen verfolgt, in denen er aus seiner Sicht als Schriftsteller versucht, aus der Geschichte etwas zu machen. Er versetzt sich nach und nach in die einzelnen Charaktere und versucht zu ergründen, was ihre Motive und Interessen sind. Dabei stößt er auf allerlei Widersprüchliches und liefert schließlich seine Version der Geschichte. Fazit: absolut lesenswert!

Goethe lag mit seinen Zweifeln schon damals nicht ganz falsch, auch die heutigen Forscher sind vom Wahrheitsgehalt der Geschichte nicht überzeugt, wie sich in den Artikeln aus GEO und SPIEGEL im Abschnitt „Sinai, Moses und die Folgen“ nachlesen lässt.Sonnenuntergang

Ganz anders geht Thomas Hobbes die Geschichte an. Am Wahrheitsgehalt zweifelt er nicht. Ihn interessiert eher der Nutzen dieser Geschichte, die vom Sieg des Monotheismus über den Polytheismus handelt. Denn Gott und das Volk Israel schließen hier einen Vertrag. Er geht in seiner Betrachtung der Frage nach, ob dieser Vertrag notwendig war, um eine Herrschaft Gottes zu begründen und was der Vertrag genau regelt. Schließlich verfolgt er auch historisch, wie es nach Mose mit dem Stellvertreter Gottes auf Erden weitergeht.

Für mich war dies eine sehr unkonventionelle und höchst spannende Sichtweise, die in sich sehr logisch ist und so manchen historischen und aktuellen Konflikt zwischen weltlicher und kirchlicher Macht für mich neu beleuchtet hat. Natürlich wirft dies auch viele neue Fragen auf, so scheint mir die eigentliche Motivation der Geschichte von Mose eher die Rechtfertigung von Macht und die Stärkung des Selbstbewusstseins eines Volkes zu sein, als der Glaube.

War ich über Thomas Hobbes schon erstaunt, der im 17. Jahrhundert solche immer noch modern erscheinenden Ansichten veröffentlicht, so wuchs mein Staunen bei Spinoza um so mehr. Er nimmt in seinem Werk zu gleicher Zeit die Bibel radikal auseinander, zieht als Philosoph die wesentlichen Grundaussagen heraus und erklärt den Rest zu einem historischen Dokument von Menschenhand geschaffen. Auf dieser Basis erklärt er die Grundlagen des wahren Glaubens neu. Dies hat dann eher mit Ethik als mit christlichem oder jüdischem Glauben zu tun. Dass man ihn damals aus der jüdischen Gemeinde ausgeschlossen hat, verwundert dann nicht mehr. Seine Schlussfolgerungen sind sicherlich auch heute noch für viele eher unverdaulich. Fazit: genauso spannend und lesenswert wie Thomas Hobbes!

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mir die Kür hier weitaus mehr Spaß gemacht hat als die Pflichtlektüre 🙂

Frische Links

Eigentlich wollte ich ja über meine Reiselektüre schreiben, aber dann habe ich mich in die Weiten des Internets begeben und auf den Seiten von GEO, SPIEGEL und ZEIT noch so einige Artikel gefunden. Die Links findet Ihr in den entsprechenden Rubriken auf der rechten Seite.

Die Dias haben wir nun gestern zum ersten Mal gesichtet und erfreulich wenig aussortiert. Nur die Versuche mit meiner alten Minolta AF Unterwasseraufnahmen zu machen sind gänzlich gescheitert: Alle Bilder sind verwackelt 🙁

Einige der Digitalfotos habe ich in der Zwischenzeit in ein paar ältere Beiträge auf diesem Weblog eingestreut. Ursprünglich wollte ich das schon von Sharm-El-Sheikh aus tun, aber dort hatte es aus unerfindlichen Gründen nicht funktioniert.