Archiv der Kategorie: La Gomera 2011

Rückreise

Unser Flug von Teneriffa zurück nach Deutschland geht um 13:30 Uhr.  Um 11:30 Uhr ginge eine Fähre von San Sebastian. Das ist leider zu knapp, um rechtzeitig am Flughafen zu sein, also müssen wir um 07:30 Uhr die Fred Olsen Fähre nehmen.  Da wir noch Tickets brauchen, müssen wir um 07:00 Uhr am Hafen sein, das heißt um 06:00 Uhr losfahren.

Gepackt haben wir schon gestern abend. Das Auto holen wir lieber ein Stück vor zu unserem Haus. Um diese Uhrzeit kommt eh noch keiner die Straße entlang. Da können wir sie auch eine Weile blockieren. Es ist so finster, dass wir Mühe haben, im Dunkeln den Fußweg zu finden. Ich trete mit Gepäck einmal ins Leere. Glücklicherweise habe ich Wanderschuhe an, so dass nichts passiert. Die Taschenlampe ist schon gut verpackt. Die hätten wir jetzt prima gebrauchen können.

Teneriffa im Sonnenaufgang von San Sebastian aus gesehen

In der Dunkelheit auf den engen Straßen durch die Berge zu kurven ist nicht ganz ohne, speziell oben im Nebel. Gegenverkehr haben wir bis kurz vor San Sebastian keinen, aber nachdem wir erst noch ganz allein auf der Straße waren, merkt man nun, wie es zunehmend mehr Autos werden, alle wollen eine der beiden frühen Fähren erreichen.

Das Auto lassen wir am Hafen einfach offen stehen. So hatte man es uns gesagt. Auf der Fähre von Fred Olsen gibt es leider nicht so schöne Decks wie auf der Armas Fähre, die wir auf der Hinfahrt benutzt hatten. Trotzdem bleiben wir draußen. Die 10 Minuten, die sie schneller ist als die Armas-Fähre erkaufen wir mit 12 € mehr pro Person, seltsamen Schlingerbewegungen auch bei glattem Wasser und einer Dreckspur die Fähre in der Luft hinter sich herzieht.

In San Sebastian sehen wir, dass noch eine andere An- und Abreise möglich gewesen wäre: Die kleine Fähre von Fred Olsen, die um die Insel herum fährt hat direkten Anschluss an die große Fähre nach Teneriffa. Wir hätten also auch bis Playa de Santiago fahren können. Nur hätten wir dann unser Auto auch in Playa de Santiago mieten müssen.

La Gomera versinkt hinter uns in den Wolken

In Teneriffa haben wir nun viel Zeit zum Totschlagen. Unser Versuch die Taxigebühren zu sparen und mit dem Bus zum Flughafen zu fahren, schlägt fehl, da wir nicht herausfinden, welchen Bus wir nehmen müssten. Mit unserem Gepäck haben wir auch keine Lust noch länger durch die Gegend zu laufen. Also nehmen wir doch ein Taxi und verbringen die Zeit draußen in der Sonne mit Lesen und Dösen. Dabei weht ein kräftiger Wind.

Der Rückflug führt uns diesmal weiter westlich an der Ostküste von Teneriffa entlang, wo wir noch viele Solaranlagen sehen und dann über Portugal Richtung Nürnberg.

Letzter Tag auf der Insel

Da heute unser letzter Tag ist, das Wetter uns freundlich gesonnen ist und wir ihn einfach unten an einem der Strände östlich von Playa de Santiago mit Sonnenbaden und Schwimmen genießen, bleiben uns nur einige zusammenfassende Worte zu unserem Aufenthalt hier.

Fangen wir mit der Insel an: Die Tatsache, dass La Gomera keinen internationalen Flughafen hat (der kleine Flughafen in Playa de Santiago zählt nicht) hilft, die großen Touristenmassen von der Insel fern zu halten. Der Ausnahmezustand ist nur, wenn ein Kreuzfahrtschiff in San Sebastian anlegt. Es gibt natürlich trotzdem reichlich Touristen hier, aber diese treten meist paarweise auf und versuchen sich zu integrieren. Die meisten kratzen so weit es geht ihr Spanisch zusammen, um sich zu verständigen, denn oftmals sprechen die Einheimischen in den Geschäften und Lokalen nichts anderes oder ihr Englisch geht auch nicht über Grundbegriffe hinaus. Wir hatten eine nette Begegnung beim Bäcker, bei dem wir uns gegenseitig beigebracht haben, wie „Frohes Neues Jahr“ in Deutsch und in Spanisch heißt. Die Schilder an den vor ein paar Jahren ausgeschilderten Wanderwegen sind auf Spanisch und Englisch, aber das Zollhaus in San Sebastian hat nur spanische Erklärungen über Columbus, wobei so ein Museum doch ein bevorzugter Anlaufpunkt für Touristen ist, die vor allem aus Nordeuropa (Deutschland, England, Frankreich, Skandinavien) kommen. Auffällig ist auch, dass viele hier hängen geblieben sind, wie z.B. unsere Vermieter, aber auch ein Großteil ihrer Gäste auf der Weihnachtsparty. Zwischendurch sind uns immer mal wieder Leute aufgefallen, die offensichtlich nicht von hier stammen, aber hier wohnen. Auf einem Nachbargrundstück steht ein Schild, auf dem die Namen der Eigentümer angegeben sind – offensichtlich Deutsche. Die Frau, bei der wir am ersten Tag nach dem Weg fragten, kam auch aus Deutschland.

Klaus mit Kater

Shirley, unsere Vermieterin erzählte uns heute morgen, dass wir viel Glück mit dem Wetter gehabt hätten. Normalerweise würde es um diese Jahreszeit auch schon regnen und die Insel grün sein. Wir hatten abgesehen von drei Tropfen keinen Regen und es ist alles sehr trocken und noch weit von der Farbe grün entfernt. Tagsüber war es in der Sonne sehr angenehm warm, aber wenn Wolken aufzogen und der Wind mal wieder garstig über die Terrasse fegte, haben wir dann oftmals mit Fleecejacke und Schal draußen gesessen. Insofern wäre eine Unterkunft 800m niedriger in Playa de Santiago sicherlich deutlich angenehmer gewesen. Auch dort hätten wir sicherlich etwas mit schönem Blick über den Atlantik gefunden, so wie auf dem Foto oben, das den Blick heute abend von unserer Terrasse auf El Hierro zeigt.

Köstlichkeiten unserer Versuchsküche

Aber ob wir dort in solch einer schönen Unterkunft gewohnt hätten mit wunderschönen Gemälden unseres Vermieters an der Wand? Und ob wir dort zur Weihnachtsfeier eingeladen worden wären und auch Hund und Katze uns automatisch zur Familie gezählt hätten? Hätten wir dort auch solch eine gut ausgestattete Küche vorgefunden in der wir unsere kulinarischen Versuche mit der einheimischen Verpflegung machen konnten? Hätten wir dann im Garten die passenden Kräuter und die frischen Zitronen dazu ernten können? Wir wissen es nicht, aber das hat uns jedenfalls gut gefallen hier. Außerdem war Neujahr am Strand deutlich besser als alles was uns zu Hause an Wetterlage erwartet hätte.

Die Fischfabrik

Seit unserer Tour zu den Walen lässt uns die alte Fischfabrik nicht mehr los. Dorthin würden wir gern noch einmal zu Fuß. Leider sind das von uns aus 800m Höhenunterschied und etliche Kilometer Entfernung. Da wir bislang noch keine Wanderkarte erstanden haben (die Touristeninformationen hatten immer geschlossen, wenn wir kamen) wissen wir bislang nicht, wie wir dort hinkommen. Gestern auf unserer Wanderung haben wir zwar einen passenden Wegweiser gesehen, aber von uns ist das einfach etwas zu heftig.

Das Glück ist hold, denn der Supermarkt hatte gestern nachmittag geschlossen. So waren wir gezwungen nach Playa de Santiago zu fahren, um uns für die nächsten Tage zu verproviantieren. Dort gibt es einen Schreibwarenladen. Nach Kaffee und leckerem Kuchen beim Bäcker durchsuchen wir solange den Schreibwarenladen, bis wir endlich eine Wanderkarte finden. Als erfreulichen Seiteneffekt haben wir nun auch für die nächsten Tage Kuchen und Fisch.

Heute morgen rüsten wir uns dann mit Keksen, Bananen und reichlich Wasser für unsere Wanderung aus. Mit dem Auto fahren wir bis Quise. Von dort aus sind es bis Cantera „nur“ noch 500 Höhenmeter. Das erste Stück verläuft als sanfter Abstieg bis wir das Gefühl haben, gleich müsste es senkrecht eine Leiter hinunter zum Strand gehen. Ab dort geht es dann steil in Serpentinen in die Schlucht hinunter. Der Weg ist recht gut gepflegt. Auf dem Schild am Beginn stand, dass dies für die Angestellten der Fischfabrik der Weg zur Arbeit war. Hoffentlich gab es unten Übernachtungsmöglichkeiten, so dass sie den nicht täglich gehen mussten!

Unten steht ein Schild: „Privateigentum“ und ein zweites Schild, das uns den Weg zum Strand weist. Offensichtlich hat sich jemand in den Ruinen der Fischfabrik häuslich eingerichtet. Aber ist solch ein Schild für einen Aussteiger nicht viel zu spießig?

In der Fabrik stehen noch alle Maschinen. Leere Dosen stehen herum und die Deckel bilden auf dem Fußboden ein Muster. Wir fühlen uns wie im Industriemuseum, selbst die Riemenantriebe und der Dieselmotor zum Antrieb sind noch dort. Dazwischen immer wieder Anzeichen von Bewohnern: Kerzen, Feldbetten, Öllampen, Kartoffeln, Vorhänge, schließlich sogar ein kleines Büro mit ungeöffneten Briefen unter einem Stein vom Strand. Vor uns ist schon ein Paar hinabgewandert. Sie hatten sogar zwei Strandliegen gefunden und es sich darauf bequem gemacht. Große Tonnen stehen hinter den Gebäuden, vermutlich als Trinkwasserspeicher. Der ursprüngliche gemauerte Wasserspeicher im Tal ist leer.

Die folgenden Fotos zeigen unseren Weg und die alte Fischfabrik, beziehungsweise was davon nach über 70 Jahren noch übrig ist:

 

Gomera in Sepia

Heute gegen Mittag beschließen wir, doch noch aktiv zu werden. Uns lockt schon seit Tagen der Montana del Clavario, auf den wir die ganze Zeit schauen. Izik hatte mir am ersten Tag erzählt, dass man drum herum wandern könne und unterwegs verlassene Hütten finden würde.

Wir laufen also durch den Ort auf den Berg zu und biegen nach rechts auf einen Wanderweg ab. Dieser führt zu etwa einem Drittel um den Berg herum und biegt dann nach rechts ins nächste Tal ab. Also verlassen wir den Weg und folgen ausgetretenen Pfaden querfeldein. Dabei finden wir Unmengen an braunen Glasflaschen. Dann neigt sich das Gelände wieder steil bergab in das nächste Tal hinein. Wir klettern am Hang entlang bis es uns zu steil wird, also gehen wir ein Stück zurück und rasten im Schatten einer Dattelpalme, die  zu einem verlassenen Hof gehört. Es ist unglaublich still. Kein Vogel ist zu hören, kein Auto, kein Hund nur der Wind rauscht gelegentlich in den Palmen. Wir genießen den Blick über das Tal und beschließen umzukehren. Statt jedoch den gleichen Weg zu nehmen, klettern wir ein Stückchen höher und finden dort oben wieder einen neuen Pfad, der deutlich weniger atemberaubend doch noch durch einen Pass im nächsten Bergrücken führt. Auf der anderen Seite folgen wir ausgetretenen Ziegenpfaden und entdecken noch eine verlassene Hütte. Die Tür ist sorgfältig verschlossen mit einem Vorhängeschloss. Durch die Ritze kann man noch ein paar Gegenstände erspähen, aber das Dach ist an einer Stelle längst eingebrochen. Ob die Besitzer wohl vorhatten wieder zu kommen?

Da sich die ganze Wanderung sehr sepia anfühlte, hier die Bilder auch in Sepia:

 

Wanderung im Suppenwald

Der Wind ist heute immer noch kräftig, aber wir haben dem Lorbeerwald noch keinen richtigen Besuch abgestattet. Deshalb suchen wir uns einen Wanderweg, der auf der windgeschützten Seite der Insel liegt. In Arure parken wir das Auto und machen uns durch Palmen, aus denen Palmhonig gewonnen wird und Plantagen an den Aufstieg. Weiter oben sind die Felder schon vor langer Zeit aufgegeben worden und von hoher Baumheide und anderen Sträuchern überwuchert. Am Eingang zum Nationalpark beginnt auch der Wald. Es ist schummerig. Die Bäume sind bewachsen. Als wir an den Blättern eines Lorbeerbaums reiben, müssen wir plötzlich an Suppe denken. Wir folgen einer Route aus unserem Reiseführer. Diese ist jedoch kein offizieller Wanderweg und so müssen wir uns stellenweise durch dichte Farne und umgestürzte Bäume schlagen. Auf dem Rückweg stellt sich uns eine kleine Schaffamilie in den Weg. Der Schafbock senkt den Kopf zum Angriff, als wir an ihnen vorbei wollen, also beginnen wir mit diplomatischen Gesprächen. Nach einigen Minuten bekommen wir Verstärkung von zwei weiteren Wanderern. Das überzeugt schließlich und wir werden vorbei gelassen. Da es hier oben sehr kalt ist, fahren wir anschließend zum Aufwärmen nach Valle Gran Rey. Abends fegen Sturmböen ums Haus.