To travel !!!

Da der Termin im Bürgerbüro erst um 10:30 Uhr ist, können wir etwas länger  schlafen. Es gibt also noch ein gemütliches Frühstück im Garten.

Danach schwingt sich Klaus auf’s Rad und Petra packt die letzten Reste, so dass es umgehend los gehen kann.

Das Bürgerbüro ist kundenfreundlich wie immer und Klaus ist bereits um 10:45 Uhr als stolzer Besitzer eines vorläufigen Reisepasses wieder zu Hause. Um 12:40 Uhr fährt der nächste Zug nach Amsterdam. Wir machen uns rechtzeitig auf den Weg und ächzen ein wenig unter den ungewohnt schweren Taschen in der Hitze. Am Hauptbahnhof sorgt dann die DB noch für Verwirrung, so dass selbst wir als eigentlich erfahrene Bahnreisende, schon fast im falschen Zug nach Köln gesessen hätten. Als wir die Treppe hoch kamen war als nächstes der Zug nach Amsterdam angeschlagen. Einfahren tat aber der Zug nach Köln. Erst im letzten Moment, als sich alle bereits auf das Einsteigen konzentrierten, änderte sich die Anzeige und die Hinweise an den Wagen waren gegen die Sonne kaum zu lesen.

Petra schafft es noch in letzter Sekunde, als die Türen schon schließen, mit Koffer aus dem falschen Zug zu springen – noch einmal gut gegangen und das schon zum zweiten Mal heute!

Der richtige Zug (ein IC) einige Minuten später ist fast vollständig belegt. Das ist in Zeiten des 9€ Tickets eigentlich ungewöhnlich! Petra ergattert noch einen einzelnen Sitzplatz und Klaus muss zur Strafe auf „Netzkarte“ fahren. Die Gepäckablage lässt sich ganz gut als Stehhilfe brauchen. Nach einer Stunde ergattern wir kurz vor Osnabrück zwei Sitzplätze nebeneinander und werden von dort auch nicht mehr vertrieben!

Fahrräder am Amsterdamer Hauptbahnhof - wie gut, dass die nicht alle mit dem Auto in die Stadt gefahren sind...
Fahrräder am Amsterdamer Hauptbahnhof – wie gut, dass die nicht alle mit dem Auto in die Stadt gefahren sind…

In Bad Bentheim haben wir planmäßig Aufenthalt und die deutsche Lok wird gegen eine niederländische getauscht. Auch das Personal wechselt. Als es wieder losgehen soll, macht der Zug nach wenigen Metern eine Vollbremsung. Das wiederholt sich noch einige Male. Wir kommen gar nicht aus dem Bahnhof. Das war nicht einmal Känguru-Strom…

Fahrradabstellanlage in Amsterdam
Fahrradabstellanlage in Amsterdam

Dann stehen wir erstmal eine Weile. Danach geht es wieder so los. Vermutlich kann man weiter vorne das Fluchen einiger Bahntechniker hören. Nach einer Weile geht es dann doch – uff!

Blick vom Hotel hinab auf den Bahnsteig
Blick vom Hotel hinab auf den Bahnsteig

Die Häuser ändern sich, die Landschaft wird flach und immer nasser. Das Holländisch der Durchsagen verstehen wir sogar noch. Irgendwann tauchen die ersten Klappbrücken und Segelyachten auf. Nach 4 Stunden sind wir in Amsterdam. Auf dem Bahnhof stehen wir vor einem Rätsel: Wie  kommen wir hier wieder raus? Wie und der Pariser oder Hongkonger Metra muss man am Ausgang seine Fahrkarte auf einen Scanner halten um rausgelassen zu werden. Deshalb hat wohl niemand im Zug die Fahrkarten kontrolliert!

Der Blick aus unserem Hotelzimmer!
Der Blick aus unserem Hotelzimmer!

Die nächste Überraschung wartet vor dem Bahnhof: Massen an Fahrrädern; Zigtausende auf mehreren Etagen übereinander. Auf einem schmalen Pfad kommen wir hindurch zu unserem Hotel und hier nun Überraschung Nummer 3: Unser Zimmer liegt im 7. Stock in einem Nachbargebäude , das nur über eine Brücke im 5. Stock erreichbar ist, da es auf Stelzen über Gleis 2 und 3 steht.

Dachschaukel auf dem A'DAM
Dachschaukel auf dem A’DAM

Als wir den Vorhang öffnen, haben wir einen gigantischen Ausblick auf die Gleise, auf den Fluss Ij, der direkt am Hauptbahnhof vorbei fließt und den gegenüber liegenden Stadtteil. Nach einer kurzen Erfrischungspause machen wir uns auf den Weg, diesen Stadtteil zu erkunden, den uns ein Nachbar ans Herz gelegt hatte. Auch das Hotel hatte er uns empfohlen. Wir schicken ihm ein Foto von unserem Blick aus dem Hotelzimmer und er macht uns noch darauf aufmerksam, dass man auf der Dach-Terrasse des Hochhauses schaukeln kann. Stimmt nun sehen wir es auch, aber das ist nicht so unser Ding.

Herman!
Herman!

Mit der kostenlosen Fähre geht es mit vielen anderen Menschen auf das andere Ufer. Auf das Hochhaus wollen wir nicht, Wir bleiben am Boden und gehen die Van den Pekstraat entlang. Das ist ein Wohngebiet mit einem einheitlichen Baustil, nich besonders reich. Einige Künstler sind hier aktiv. Wir sind hungrig und durstig, aber nehmen nicht das erste Lokal, obwohl das hier keine keine Touristengegend ist. Bei einem etwas schräg anmutenden Laden mit netter Musik und einem Hinweis auf einen Hofgarten können wir nicht wiederstehen und so sitzen wir bei Pekkys im Hinterhof nahezu in einer Passionsblume zwischen lauter alten Möbeln und irgendwelcher Schrottkunst. Über uns sitzt ein rosa Plastikflamingo in einem Nest mit noch grünen Passionsfrüchten (Maracuja). Wir stärken uns mit Burger, Makrelen und Sardinen aus der Dose, Käse, Wurst, Oliven, Crackern, Ingwerbier und einem normalen Bier.

An der Schleuse zum Nordhollandkanal
An der Schleuse zum Nordhollandkanal

Es wird dämmerig und wir ziehen weiter. Kreischende grüne Sittiche erregen unsere Aufmerksamkeit. Sie fallen über die Früchte in einigen Bäumen her. Wer hier einen Obstbaum hat, hat es mit ihnen sicher nicht leicht. Sie fressen sogar die noch unreifen Zieräpfel.

Passagiere eines der zahlreichen Flusskreuzfahrtschiffe füttern eine Schwanenfamilie
Passagiere eines der zahlreichen Flusskreuzfahrtschiffe füttern eine Schwanenfamilie

Mit der Fähre fahren wir wieder zurück auf die Seite der Amsterdamer Altstadt. Da es mittlerweile dunkel ist, lassen wir die Kameras im Hotel und machen uns auf die Suche nach einem gemütlichen Pub/Cafe in der Altstadt. Es schieben sich immer noch massenhaft Menschen durch die Stadt und futtern Pommes, Pizza, Eis, Waffeln, Kebab, aber wir wollen doch einfach nur draussen sitzen und ein Bier trinken.

Kostenlose Fähre über die Ij
Kostenlose Fähre über die Ij

Schließlich landen wir im Cafe Van der Beeren, einem kleinen Laden mit Jugendstil Dekor und einem türkisch-holländischem Besitzer. Hier gibt es 12 Biere vom Fass, das sollte reichen! Wir kommen mit zwei Brasilianern aus dem Königreich ins Gepräch, denen wir versprechen nach Brasilien zu reisen sobald sie Bolsonaro abgesetzt haben. Im Gegenzug müssen sie uns versprechen das nächste Mal in Deutschland nicht nach München und Neuschwanstein zu reisen, sondern nach Hamburg!

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