Bereits der Hauptbahnhof von Antwerpen ist sehenswert
Wir sind einmal wieder, wenn auch kurz, auf Reisen. Diesmal ist es Antwerpen in Belgien, das man eigentlich schon mit dem Boot erreichen könnte, aber eben nicht in wenigen Stunden von Hannover aus.
Ein neues Kunstmuseum mitten im Hafen
Obwohl es gar nicht so weit weg liegt, wissen wir über Belgien und Antwerpen so gut wie gar nichts. Lediglich in Brüssel waren wir schon einmal. Die Lektüre eines Buches lässt uns eine spannende Story über die Auseinandersetzung zwischen Spaniern bzw. Italienern und Geusen auf der Schelde lernen – Die schwarze Galeere – und dass Antwerpen an der Grenze zwischen Wallonen und Flaamen liegt.
Wandgemälde sind allgegenwärtig in Antwerpen
So haben wir den Zug genommen und sind zur Schelde gefahren. Das Wetter ist entsprechend der Jahreszeit bedeckt und kalt. Uns erwartet eine spannende Stadt mit interessanten alten aber auch neuen Bauten.
Schaufensterauslage im Diamantenviertel
Der erste Stadtrundgang zeigt auf jeden Fall, hier wird gebaut und restauriert, was das Zeug hält. Leben tut Antwerpen von dem Diamantenhandel und von der Petro-Chemie. Darüber hinaus verfügt es über eine große Hochschule.
Schöner Laden in der Altstadt
In den Gassen der Altstadt finden sich viele kleine Geschäfte, Galerien und Bistros. In dieser Hinsicht erinnert es an die Lübecker Altstadt, allerdings viel größer.
Die schöne alte Rollteppe im Fußgängertunnel
Die Show ist auf jeden Fall der alte Fußgänger- und Fahrradtunnel unter der Schelde mit seiner großen zweistöckigen Holzrolltreppe und einem großen Fahrstuhl für die Fahrräder.
Der Tag beginnt mit einem typisch amerikanischen Frühstück mit viel Plastik. Es lässt sich nicht vermeiden. Da wir heute den Flug zurück nach Europa nehmen, müssen wir unsere Sachen fluggerecht packen. Nachdem wir dies erledigt haben, begeben wir uns wieder auf die 3A nach Boston.
Brant Harbor
Wir wollen noch ein wenig die Küste südlich von Boston anschauen. Wieder ist zu merken, dass die Saison noch nicht begonnen hat. In Green Harbor (Brant Rock) sind noch alle Geschäfte geschlossen und auch an den Ferienhäusern wird noch fleißig gewerkelt.
Dies sind keine Antennen! Die Stäbe sollen verhindern, dass die Hydranten bei Schnee umgefahren werden…
Da wir noch einmal ans Wasser wollen, biegen wir von der 3A ab und landen in Scituate am Hafen. Ungeplante Begegnungen sind im Allgemeinen die schönsten. Zunächst finden wir ein wunderbares Café in einer Holzhütte auf einer Hafenbrücke. Hier bekommen wir zunächst einen guten schwarzen Tee mit einem Stück Gebäck, dass wir auf der Veranda mit Blick über den Hafen genießen.
Hummerfischer im Hafen von Scituate
Überhaupt ist der Hafen dort eine Wucht und wir genießen den Spaziergang. Auf dem Weg zurück zum Auto gehen wir noch durch die Einkaufsstraße und bleiben vor einem Laden mit vielen Schallplatten und Gitarren im Schaufenster hängen. Der Laden ist so eng gestellt, dass immer nur eine Person durch die Gänge passt. Offensichtlich sind aber alle Dinge irgendwelche Sammlerstücke. Sie zieren teilweise original Widmungen von bekannten Musikern. Wir kommen mit dem Ladenbesitzer ins Gespräch und fachsimpeln über die verschiedenen Gitarrentypen. Als er mitbekommt, dass wir beide lange nicht mehr gespielt haben, redet er sehr nachdrücklich auf uns ein, dies zu ändern.
– Eine Gitarre will nicht im Koffer liegen, sie will gespielt werden.-
Der Musikalienhändler
Wir werden versuchen, es zu beherzigen. Weiter geht es auf den Weg nach Boston. Eigentlich wollen wir das Tanken noch nutzen, um die Umgebung von Boston zu erkunden, aber plötzlich sind wir schon auf der Zubringerautobahn zum Flughafen und ehe wir uns versehen, sind wir am Terminal. Mittlerweile ist es nicht mehr so schlimm eine Tankstelle zu finden, wie vor 8 Jahren. Also tanken wir und geben das Auto ab. Man kann auch am Flughafen einige Zeit totschlagen.
Blick auf Boston
Der Heimflug über Amsterdam verläuft ohne besondere Vorkommnisse und wir können sogar ein wenig Schlaf bekommen. Dies ist wichtig, da wir am Sonntagmorgen ankommen und bereits am Montagmorgen wieder arbeiten müssen.
Als wir morgens erwachen, regnet es in Strömen. Der Wetterwechsel hatte sich bereits gestern angekündigt. Als wir nach NO fuhren, stand hinter uns eine kräftige Wolkenfront.
Das Wetter verlockt uns nicht dazu, Provincetown noch zu Fuß zu erkunden
In unserem Motel gibt es kein Frühstück, aber eine Empfehlung für eine kleine Bäckerei. Dort bekommt man einen Tee und die üblichen Backwaren in einer sehr warmherzigen Atmosphäre.
Im Besucherzentrum gibt es eine interessante Ausstellung über die Geschichte von Cape Cod und einen sehr schönen Ausblick über den Salzsee
Wir fragen uns, ob es sich bei dem Wetter lohnt, bis nach Provincetown zu fahren. Wir machen uns trotz Regen auf den Weg, nur den Ausflug zum Strand sparen wir uns. An der Spitze von Cape Cod weht uns ein unangenehm nasskalter Wind um die Ohren, so dass es uns nicht lange in Provincetown hält und wir uns auf den Weg zurück machen.
Die umgenutzte Kirche in Sandwich
Wir suchen konsequent die Nebenstrecken (HYW 6A) und rollen so durch das mit niedrigen Bäumen bewachsene Cape Cod und durch Ortschaften mit mehr oder weniger teuren Anwesen.
Über all auf Cape Cod begegnen uns wilde Truthähne und -hennen
Gegen frühen Nachmittag landen wir in der Ortschaft Sandwich. Unser Magen knurrt und wir suchen uns ein Restaurant. Es wird die ‚Next Door Burger Bar‘, die tatsächlich hervorragende Kreationen anbietet. Mit dem Besitzer kommen wir zu der Überzeugung, dass es sich um ein ‚Linner‘ (Lunch und Dinner) gehandelt hat. Er gibt uns auch den Tipp einmal in dem Nachbargebäude vorbeizuschauen. Er sagt, wir sollen schön von Chris grüßen.
Ein Glasbläser demonstriert sein Handwerk im Museum in Sandwich
Dies tun wir dann auch. Es handelt sich um eine ehemalige Kirche, in der nun ein Top-Restaurant mit einigen Gästezimmern eingezogen ist. Im ehemaligen Altarraum befindet sich nun die Bar. Die Kirchengemeinde hat den Bau übrigens aufgegeben, da es nicht genug Parkplätze gibt. Tja eine interessante Nachnutzung einer Kirche.
Im Reiseführer hatten wir gelesen, das Sandwich bekannt für seine Glasbläserei ist und das es hier immer noch ein Museum gibt. Wir kommen 30 Minuten vor Schluss an und bekommen für einen reduzierten Eintritt die Möglichkeit, noch an der letzten Vorführung teil zunehmen und noch die Ausstellung im Schnelldurchlauf anzuschauen.
Interessante Farben und Formen
Glasformen sind nur selten in einem Museum zu finden
Schönes Fenster im Museum
Für diese Gefäße wird erst rotes Gals geblasen in das dann weißes Glas hineingeblasen wird. Die Muster entstehen dann durch Wegschleifen des roten Glases
Auch diese schönen Flaschen werden aufwändig aus rotem und weißem Glas hergestellt
Diese Gefäße wurden in Formen geblasen
Die Übernachtung haben wir eigentlich in Plymouth geplant. Dort liegt normalerweise die Mayflower II, aber hier bekommen wir zu spüren, war es bedeutet in der Wintersaison unterwegs zu sein. Keine der angepeilten Unterkünfte hat auf oder sie sind so mangelhaft, dass wir es vorziehen weiter zu fahren.
In einem Motel am HYW 3 finden wir eine vernünftige Unterkunft und verbringen einen amüsanten Abend in einer Karaoke Show. Einige Gäste können richtig gut singen und für die anderen gibt es einen Schluck Bier…
Ist der gestrige Tag eigentlich zu toppen? Wir setzen alles daran.
Unser Hotelzimmer – der Himmel auf Erden für Segler 🙂
Beginnen tun wir den Tag mit einem Becher ‚English Breakfast Tea‘ in der Sonne direkt am Steg der zugehörigen Marina. Danach checken wir aus und begeben uns in die Thames Street und finden ein Café mit dem Namen ‚Kaffeologie‘, dies ist Programm! Hier bekommen wir ein Frühstück-Sandwich und einen frisch gemachten English Breakfast Tea, auch sehr gut!
Im ersten Jahr sanieren die Schüler alle einen Beetle Cat
Danach besuchen wir die Newport Yacht Restoration School. Wir haben noch keine Schule erlebt, die man einfach so besuchen kann und den Schülern und Lehrern im Ausbildungsbetrieb über die Schulter schauen kann. Hier ist das möglich. Es gibt vier Ausbildungsprogramme unterschiedlicher Länge.
Auch eine Zeichnung eines Beetle Cat müssen die Schüler anfertigen
Im längsten Programm ‚Boatbuilding & Restoration‘ wird im ersten Jahr ein altes Beetle Cat Boat komplett vermessen, zerlegt und wieder neu aufgebaut. Im zweiten Jahr bauen die Teilnehmer ein Buzzards Bay 14‘ aus der Feder von Nathan Heereshoff. Dies inclusive aller Planungsunterlagen wie Zeitablauf und Kosten.
Im zweiten Jahr sanieren die Schüler eine Herreshoff Yacht
Da im Yachtbau die Technologie nicht stehen geblieben ist, hat man die Ausbildungsprogramme erweitert.
Bevor es an die Boote geht, müssen die Schüler erst ihre Fähigkeiten zur Holzbearbeitung anhand einer solchen Kiste demonstrieren
Im Programm ‚Marine Systems‘ lernen die Teilnehmer den Umgang mit allen neueren Systemen an Bord, wie Elektrik, Spannungsversorgung, Navigationssystem, Wasser Ver- und Entsorgung und Motorsteuerungen. Hier geht es nicht nur um das richtige Zusammenbauen, sondern auch um die Fehlersuche. Wir haben die Möglichkeit mit einem ehemaligen Soldaten zu sprechen, der nach seinem Ausscheiden hier seine Ausbildung absolviert.
Sanierungsbedürftige Beetle Cats warten auf den nächsten Jahrgang
Im Programm ‚Composites Technology‘ lernen die Teilnehmer den Umgang mit den Composite Materialien wie GFK und CFK, sowie das Erstellen von Formen. Als Projekte werden hier SUP-Boards gebaut und auch ein Heavy Duty Quadrocopter ist im Bau. Leider wird er nicht fliegen dürfen, da er eine FAA Zulassung benötigt und man diesen Aufwand scheut.
Auch Kalfaten will gelernt sein
Das neueste Programm ist ‚Digital Modeling & Fabrication‘. Hier lernen die Teilnehmer den Umgang mit 3D-Modelierungsverfahren, sowie deren Programmierung.
In einer Halle direkt am Hafen findet die Restaurierung der Coronet, einer 133‘ Schooner-Yacht von 1885, statt. Die Restaurierung läuft eigentlich auf einen kompletten Neubau hinaus. Viele Teile, die dort noch herumstehen sind total verrottet. Die Besten der Ausbildung können nach dem Programm hier noch einmal zeigen, was sie drauf haben. Wenn die Yacht fertig ist, soll sie wieder auf große Fahrt gehen und für die Schule werben.
Original Mobiliar der Coronet
Das Original Klavier der Coronet
Das Original Nebelhorn der Coronet
Das Original Ruder der Coronet
Wie uns der Ausbilder erzählt, sind die Absolventen von der Industrie heiß begehrt und viele haben sich danach auch erfolgreich selbstständig gemacht. Allerdings ist die Ausbildung nicht ganz billig und die Schule auf Sponsoren angewiesen. In dem Hauptgebäude befindet sich übrigens auch das Headquarter von North Sails, die auch zu den Unterstützern der Schule gehören.
In der Bootslagerung stapeln sich die sanierten Beetle Cats
Wir verlieben uns in ein kleines blaues Beetle Cat Boot (Baunr. 1531). Ob man so eine Jolle wohl nach Hannover auf den Maschsee für den Feierabend und für die Ausbildung bringen könnte? Die Schule verkauft die Boote nach der Ausbildung zum Materialwert und in einen Container passt es auch…
Im Büro können wir noch ein Modell der Coronet bewundern
Wir können uns nur schwer von diesem Ort losreißen, fahren dann aber noch die Straße entlang, wo die Reichen und Schönen aus New York ihre Villen gebaut haben. Einige davon sind heute Museen. Unser Ziel ist eine Unterkunft auf Cape Cod zu finden. Hinter uns zieht leider schlechtes Wetter in Form einer Warmfront auf.
Die Sagamore Bridge führt uns über den Cape Cod Kanal nach Cape Cod
In Orleans am Strand von Stone Harbour
Die Empfehlung einer Dame am Strand bringt uns zu diesem netten Motel
Unser Abendessen genießen wir auf Empfehlung der Dame an der Rezeption in diesem Fischrestaurant
Das Frühstück fällt leider ein wenig merkwürdig aus. Da das Hotel derzeit den Restaurantbereich renoviert, hat es mit der benachbarten Schlachterei einen Deal gemacht. So bekommen wir einen Gutschein und können dort ein Frühstück bekommen. Allerdings darf man sich nicht daran stören, dabei auf Fleischauslagen zu schauen und auch nicht daran, dass nebenher noch ein halbes Schwein am Schlachterhaken hängt und gerade zerlegt wird. Darüberhinaus gibt es hier als Heißgetränk nur Kaffee.
Auch Motoren müssen mal in die Werft
Wir sind aber flexibel! Die Sonne scheint und wir können draußen vor der Tür Platz nehmen und einen Tee bekommen wir in unserem Hotel. Also alles klar, wenn dieser doofe Autofahrer endlich seinen Motor abstellen würde, aber auch dieses Stoßgebet wird erhört.
Temporäre Werfthalle für die Mayflower IIDie Sabino, ein kleines Dampfschiff bekommt einen neuen Anstrich
Danach geht es dann zum Mystic Seaport Museum. Dieses Museum ist einfach phantastisch. In einer Museumswerft werden hier alte Schiffe restauriert. Derzeit steht gerade die ‚Mayflower II‘ in einer Zeltdachhalle. Ich habe diesen Nachbau bereits vor einigen Jahren in Plimoth Plantation gesehen. Nun wird sie hier zum Jubiläum der Ankunft der Pilgrims wieder hergerichtet. Ein Mitarbeiter der Werft berichtet uns, dass man dabei aber etwa 80% erneuern musste. Holz hält eben nicht ewig.
L. A. DuntonFachsimpeln auf der L.A. Dunton
Danach soll ab September die ‚L.A. Dunton‘ ein Fischerei Schoner in die Werft. Sie benötigt dringend ein wenig Liebe. Hier in der Werft ist aber das ganze alte Holzschiffbau Know How vorhanden, um solche Projekte durchzuführen.
Die Charles W. Morgan ist der letzte hölzerne Walfänger
Kernstück der Sammlung an Schiffen ist die ‚Charles W. Morgan‘, ein Walfangschiff von 1841. Sie ist das älteste noch segelfähige Schiff der USA, wenn nicht sogar der Welt. In 2014, nach ihrer Restaurierung, machte sie ihre 38. Segelreise. Ein Crew-Mitglied von damals berichtet uns mit leuchtenden Augen.
Das größte segelnde Wikingerschiff, die Harald Haafagre verbringt hier den WinterDie Nellie, ein Austerfischer aus dem Jahr 1891
Neben dieser Tätigkeit werden hier auch Kinder und Jugendliche im Segeln unterrichtet. Dies erfolgt in einer Flotte von Dyer Dhow‘s – vergleichbar zum Optimisten aber größer und stabiler. Für die Jugendlichen steht eine Schoner Yacht zur Verfügung.
Auch die Häuser am Hafen brauchen Pflege
In vielen kleinen Häusern und Hütten können verschiedene Handwerkskünste rund um die Seefahrt und Fischerei bewundert und teils selbst erprobt werden. In einer Sonderausstellungshalle besuchen wir noch die Ausstellung über die Lösung des Mysteriums der Franklin Expedition (Misslungene NW-Passagen Expedition)
Beim Böttcher in der Werkstatt
Als das Museum schließt, haben wir immer noch nicht alles gesehen. Hier kann man ohne Weiteres mehrere Tage zubringen und auch Kinder kommen hier voll auf ihre Kosten.
So werden Leinen hergestellt
Nun machen wir uns auf den Weg nach Newport/Rhode Island. Als Segler können wir uns dies nicht entgehen lassen und finden ein Hotel direkt am Yachthafen. Wir sind im Siebten Himmel!
Schönes Werkzeug
Als wir dann noch ein gutes Dinner an den Docks im „The Black Pearl“ bekommen und der Bummel durch die nächtliche Stadt uns viele schöne Eindrücke beschert, sind wir uns einig, dass dies ein gelungener Tag war.
….oder wo man mit dem Segelboot nicht so schnell hinkommt