Nachdem wir wohlbehalten im Hotel gelandet sind, lassen wir uns den Rest des Tages durch die Stadt treiben, genießen das schöne Wetter und erobern erst einmal wieder die Stadt. Dabei entstehen viele Fotos:
In einem Schlafwagen nach Paris

Als wir unsere Reise planten, tauchte kurz die Frage auf, ob wir fliegen wollen oder ob wir wieder den Zug nehmen. Fliegen kam uns jedoch langweilig vor und erinnerte uns viel zu sehr an Dienstreisen. Deshalb bschlossen wir, wieder den Zug zu nehmen. Früher war unsere Standardverbindung, der Nachtzug, der von Warschau über Berlin, Hannover, Köln via Belgien nach Paris fuhr. Den gibt es wohl schon lange nicht mehr, aber wir fanden einen anderen Nachtzug, der mit einem großen Bogen nach Süden durchfährt bis Paris. Dadurch kommt er nicht so früh an, sondern ist erst um halb zehn in Paris am Gare de L’Est. Zur Feier des Ereignisses haben wir uns dann den Schlafwagen statt des Liegewagens gegönnt und da es ein Sonderangebot war, wurde sogar noch die 1. Klasse daraus.

Nun sind wir gespannt, was uns erwartet und ob man im Schlafwagen besser schläft als im Liegewagen. Auf dem Bahnhof angekommen, heißt es erst einmal der Zug habe 20 Minuten Verspätung. Das soll uns egal sein, wir müssen ja nicht umsteigen. Ein Teil des Zuges steht schon dort, aber unser Wagon kommt mit einigen anderen aus Berlin. Als er fast eine Stunde später endlich kommt, muss er, da die Wagons hinten angehängt werden sollen, erst noch rangiert werden, denn er fährt ja in die umgekehrte Richtung aus dem Bahnhof hinaus. Beim Warten muss ich an die Karrikatur von Loriot denken, auf der ein Mann am Bahnsteig im Schlafanzu steht und seine sorgsam gefaltete Kleidung wie ein Kellner die Serviette über den Unterarm gehängt hat.

Auf dem Bahnsteig werden wir vom Schaffner schon begrüßt und in Obhut genommen. Das habe ich so beim Liegewagen noch nicht erlebt. Unsere Kabine kann thoeretisch drei Betten haben, aber wie das dann funktioniert, haben wir nicht durchschaut. Mit zwei Betten ist es prima. Wir können unser Gepäck unten lagern, haben sogar Bügel für unsere Kleidung, sowie ein kleines Bad mit Dusche und WC. Außerdem gehört zum 1. Klasse Abteil auch noch ein kleines Fläschchen Wein, sowie Wasser für jeden. Wir klappen das untere Bett also erst einmal wieder hoch und lassen uns auf den Sitzen nieder, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Als die Mitreisenden anfangen, auf dem Gang in Unterwäsche und Schlafanzügen herumzulaufen, machen wir die Tür zu.

Nachts schläft es sich tatsächlich besser, denn es ist einfach viel leiser in einem Schlafwagen. Keine schnarchenden Mitreisenden, keine Partys auf dem Gang und auch sonst kein Lärm stört unsere Nachtruhe. Nur die Mitreisenden im Nachbarabteil sind schon um sechs Uhr morgens munter und klappen ihre Betten hoch. Um acht Uhr werden wir von einer Alarmklingel geweckt, die wir bestätigen müssen, damit sie ausgeht. So hatte es uns der Schaffner auch angekündigt.

Im Bad frage ich mich, ob ich in dieser Kabine wirklich duschen will, aber schließlich haben wir den ganzen Luxus gebucht und außerdem habe ich noch nie in einem fahrenden Zug geduscht – also los. Ich bereue es nicht. Es klappt alles wunderbar, allzuviel Wasser läuft in den Kurven auch nicht aus dem Duschbecken aus und ich fühle mich so viel besser.

Nach unserem morgendlichen Bad öffnen wir demonstrativ die Kabinentür. Der Schaffner baut uns nun noch einen Tisch auf und wir bekommen das Frühstück serviert. Einen kulinarischen Preis gewinnen sie dafür nicht, aber es ist reichhaltig und wir sind gut gesättigt, als wir pünktlich kurz vor halb zehn frisch und munter am Gare de l’Est aus dem Zug steigen. Fazit: wir würden es wieder tun.
Rue Cujas
Als wir vor einiger Zeit beschlossen, unseren 20. Hochzeitstag in Paris zu verbringen und uns die Zugtickets gekauft hatten, machten wir uns auf die Suche nach einem Hotel. Dabei kamen eine Menge Erinnerungen hoch, denn bislang haben wir in Paris immer in der Rue Cujas, einer Seitenstraße des Boulevard St. Michel in der Nähe des Jardin de Luxembourg, gewohnt.
Nachdem ich vorher schon mehrmals in Paris war, um von einem Bahnhof zum anderen umzusteigen und dabei mehrmals die Wartezeit mit Stadterkundungen verbracht hatte, sind wir 1988 zum ersten Mal zusammen nach Paris gereist. Wir waren beide noch Studenten und hatten kein Geld. Wir hatten uns einen Reiseführer gekauft, der auf Leute wie uns zugeschnitten war und nur sehr günstige Hotels empfahl.
Darin fand ich das Hotel Cujas in der gleichnamigen Straße. Dort rief ich damals an, um ein Zimmer zu reservieren. Man sagte mir, dass sei nicht nötig, sie hätten immer Zimmer frei. Vielleicht hätte mich das misstrauisch machen sollen, aber ich vertraute dem Stern, den das Hotel angeblich haben sollte. Als wir früh morgens ankamen, war von einem Stern außer dem Schatten an der Wand nichts mehr zu sehen. Wir konnten noch nicht auf das Zimmer, also stellten wir unser Gepäck unter und gingen erst einmal frühstücken. Als wir gegen Mittag unser Zimmer bezogen, war unsere nächste Aktion sofort klar: Hier bleiben wir nicht länger als eine Nacht, wir brauchen ein anderes Hotelzimmer. Die Tapeten pellten sich von der Wand. Auf dem Nachttisch lag Bauschutt, die Fenster drohten aus den Angeln zu fallen und durch die Dusche liefen die Kakerlaken…
Wir hatten Glück, gegenüber im Grand Hotel war ein Zimmer frei und so zogen wir am nächsten Tag um. Die Zimmer waren groß, das Hotel sehr plüschig und alt. Bei unserem nächsten Besuch waren wir wieder hier.
Gegenüber war ein Zweisternehotel, das von außen sehr nett aussah. Dies schauten wir uns einfach mal an, um für den nächsten Besuch ein weiteres Hotel zu kennen. Dort verbrachten wir die nächsten Besuche.
Also war klar, dass wir auch dieses Mal in der Rue Cujas wohnen wollten. Im Internet haben wir nach den uns bekannten Hotels geschaut. Nur hat sich in der Zwischenzeit viel verändert. Das Zweisternehotel war bereits ausgebucht, das Grand Hotel aufwendig saniert und viel zu teuer. Das Hotel Cujas ist auch saniert, aber es sieht alles schon auf den Fotos so billig aus, dass mich da keine zehn Pferde mehr hineinbekommen…
Wir werden also zum ersten Mal in einer anderen Straße wohnen. Via Google haben wir wenige Straßen weiter in einer Sackgasse ein Hotel gefunden. Über Hotelportale war es nicht zu buchen, also habe ich meine Französischkenntnisse wieder zusammengesucht und angerufen, um ein Zimmer zu reservieren. Nun sind wir gespannt!
Rückreise
Unser Flug von Teneriffa zurück nach Deutschland geht um 13:30 Uhr. Um 11:30 Uhr ginge eine Fähre von San Sebastian. Das ist leider zu knapp, um rechtzeitig am Flughafen zu sein, also müssen wir um 07:30 Uhr die Fred Olsen Fähre nehmen. Da wir noch Tickets brauchen, müssen wir um 07:00 Uhr am Hafen sein, das heißt um 06:00 Uhr losfahren.
Gepackt haben wir schon gestern abend. Das Auto holen wir lieber ein Stück vor zu unserem Haus. Um diese Uhrzeit kommt eh noch keiner die Straße entlang. Da können wir sie auch eine Weile blockieren. Es ist so finster, dass wir Mühe haben, im Dunkeln den Fußweg zu finden. Ich trete mit Gepäck einmal ins Leere. Glücklicherweise habe ich Wanderschuhe an, so dass nichts passiert. Die Taschenlampe ist schon gut verpackt. Die hätten wir jetzt prima gebrauchen können.

In der Dunkelheit auf den engen Straßen durch die Berge zu kurven ist nicht ganz ohne, speziell oben im Nebel. Gegenverkehr haben wir bis kurz vor San Sebastian keinen, aber nachdem wir erst noch ganz allein auf der Straße waren, merkt man nun, wie es zunehmend mehr Autos werden, alle wollen eine der beiden frühen Fähren erreichen.
Das Auto lassen wir am Hafen einfach offen stehen. So hatte man es uns gesagt. Auf der Fähre von Fred Olsen gibt es leider nicht so schöne Decks wie auf der Armas Fähre, die wir auf der Hinfahrt benutzt hatten. Trotzdem bleiben wir draußen. Die 10 Minuten, die sie schneller ist als die Armas-Fähre erkaufen wir mit 12 € mehr pro Person, seltsamen Schlingerbewegungen auch bei glattem Wasser und einer Dreckspur die Fähre in der Luft hinter sich herzieht.
In San Sebastian sehen wir, dass noch eine andere An- und Abreise möglich gewesen wäre: Die kleine Fähre von Fred Olsen, die um die Insel herum fährt hat direkten Anschluss an die große Fähre nach Teneriffa. Wir hätten also auch bis Playa de Santiago fahren können. Nur hätten wir dann unser Auto auch in Playa de Santiago mieten müssen.

In Teneriffa haben wir nun viel Zeit zum Totschlagen. Unser Versuch die Taxigebühren zu sparen und mit dem Bus zum Flughafen zu fahren, schlägt fehl, da wir nicht herausfinden, welchen Bus wir nehmen müssten. Mit unserem Gepäck haben wir auch keine Lust noch länger durch die Gegend zu laufen. Also nehmen wir doch ein Taxi und verbringen die Zeit draußen in der Sonne mit Lesen und Dösen. Dabei weht ein kräftiger Wind.
Der Rückflug führt uns diesmal weiter westlich an der Ostküste von Teneriffa entlang, wo wir noch viele Solaranlagen sehen und dann über Portugal Richtung Nürnberg.
Letzter Tag auf der Insel
Da heute unser letzter Tag ist, das Wetter uns freundlich gesonnen ist und wir ihn einfach unten an einem der Strände östlich von Playa de Santiago mit Sonnenbaden und Schwimmen genießen, bleiben uns nur einige zusammenfassende Worte zu unserem Aufenthalt hier.
Fangen wir mit der Insel an: Die Tatsache, dass La Gomera keinen internationalen Flughafen hat (der kleine Flughafen in Playa de Santiago zählt nicht) hilft, die großen Touristenmassen von der Insel fern zu halten. Der Ausnahmezustand ist nur, wenn ein Kreuzfahrtschiff in San Sebastian anlegt. Es gibt natürlich trotzdem reichlich Touristen hier, aber diese treten meist paarweise auf und versuchen sich zu integrieren. Die meisten kratzen so weit es geht ihr Spanisch zusammen, um sich zu verständigen, denn oftmals sprechen die Einheimischen in den Geschäften und Lokalen nichts anderes oder ihr Englisch geht auch nicht über Grundbegriffe hinaus. Wir hatten eine nette Begegnung beim Bäcker, bei dem wir uns gegenseitig beigebracht haben, wie „Frohes Neues Jahr“ in Deutsch und in Spanisch heißt. Die Schilder an den vor ein paar Jahren ausgeschilderten Wanderwegen sind auf Spanisch und Englisch, aber das Zollhaus in San Sebastian hat nur spanische Erklärungen über Columbus, wobei so ein Museum doch ein bevorzugter Anlaufpunkt für Touristen ist, die vor allem aus Nordeuropa (Deutschland, England, Frankreich, Skandinavien) kommen. Auffällig ist auch, dass viele hier hängen geblieben sind, wie z.B. unsere Vermieter, aber auch ein Großteil ihrer Gäste auf der Weihnachtsparty. Zwischendurch sind uns immer mal wieder Leute aufgefallen, die offensichtlich nicht von hier stammen, aber hier wohnen. Auf einem Nachbargrundstück steht ein Schild, auf dem die Namen der Eigentümer angegeben sind – offensichtlich Deutsche. Die Frau, bei der wir am ersten Tag nach dem Weg fragten, kam auch aus Deutschland.

Shirley, unsere Vermieterin erzählte uns heute morgen, dass wir viel Glück mit dem Wetter gehabt hätten. Normalerweise würde es um diese Jahreszeit auch schon regnen und die Insel grün sein. Wir hatten abgesehen von drei Tropfen keinen Regen und es ist alles sehr trocken und noch weit von der Farbe grün entfernt. Tagsüber war es in der Sonne sehr angenehm warm, aber wenn Wolken aufzogen und der Wind mal wieder garstig über die Terrasse fegte, haben wir dann oftmals mit Fleecejacke und Schal draußen gesessen. Insofern wäre eine Unterkunft 800m niedriger in Playa de Santiago sicherlich deutlich angenehmer gewesen. Auch dort hätten wir sicherlich etwas mit schönem Blick über den Atlantik gefunden, so wie auf dem Foto oben, das den Blick heute abend von unserer Terrasse auf El Hierro zeigt.

Aber ob wir dort in solch einer schönen Unterkunft gewohnt hätten mit wunderschönen Gemälden unseres Vermieters an der Wand? Und ob wir dort zur Weihnachtsfeier eingeladen worden wären und auch Hund und Katze uns automatisch zur Familie gezählt hätten? Hätten wir dort auch solch eine gut ausgestattete Küche vorgefunden in der wir unsere kulinarischen Versuche mit der einheimischen Verpflegung machen konnten? Hätten wir dann im Garten die passenden Kräuter und die frischen Zitronen dazu ernten können? Wir wissen es nicht, aber das hat uns jedenfalls gut gefallen hier. Außerdem war Neujahr am Strand deutlich besser als alles was uns zu Hause an Wetterlage erwartet hätte.