Wohnen in Paris

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Gestern auf dem Rückweg vom Park, kamen wir am Schaufenster eines Maklers vorbei und studierten die Preise für Eigentumswohnungen. Wir hatten ja schon viel Schlimmes über den Wohnungsmarkt in Paris gehört, trotzdem verschlug es uns den Atem. Unter 10 000 € pro Quadratmeter für eine Eigentumswohnung geht hier anscheinend gar nichts. In einem anderen Schaufenster sahen wir auh Preise für Mietwohnungen. Die waren dementsprechend hoch. In unserer Sachgasse befindet sich an der Straßenecke eine Bäckerei, die außen eine Art Theke vor den verspiegelten Fenstern hat. Dort trafen wir auf ein paar Betrunkene. Einer davon diskutierte mit seinem Spiegelbild.

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Gegenüber von unserem Hotel befindet sich ein niedriges Bürogebäude, dass offensichtlich schon längere Zeit verlassen ist. Die Fenster sind blind. Es ist von wildem Wein überwuchert. Auf dem Dach wachsen kleine Bäumchen, in denen die Tauben gern sitzen. Wenn man duch’s Fenster schaut, sieht man Büroräume mit Aktenordnern in den Regalen, einem Kopierer und vertrockneten Zimmerpflanzen. Dass es sich jemand leisten kann, ein Gebäude in Paris leer stehen zu lassen, ist schon ziemlich erstaunlich. Beim Auschecken aus dem Hotel frage ich nach, aber die Dame an der Rezeption arbeitet hier noch nicht so lange und kann auch nicht mehr berichten, als das, was wir schon selbst beobachtet haben. Auch sie findet es sehr verwunderlich.

Schlafender Mann auf dem Gehweg

Anschließend saßen wir dann wieder gegenüber beim Frühstück. Auf der anderen Seite der Kreuzung rückte ein Reinigungstrupp in einer Gasse an und säuberte mit einem Hochdruckreiniger den Gehweg. Plötzlich entdeckte ich dort auf der anderen Straßenseite der Gasse einen Mann, der auf dem Gehweg schlief. Bislang war er mir nicht aufgefallen. Ich überlegte, ob der Reinigungstrupp auch den Gehweg auf der anderen Straßenseite säubern würde und was sie dann wohl mit dem Clochard täten. Kurze Zeit später wurde meine Frage beantwortet. Sie hielten kurz vor dem schlafenden Mann an, verstauten den Hochdruckreiniger und fuhren davon. Wir fingen wieder an uns Gedanken über den Wohnungsmarkt in Paris zu machen und was wir wohl täten, wenn zu Hause ein Mensch vor unserem Haus auf dem Bürgersteig schliefe.

Hausboote mit Blick auf Notre Dame

Nach dem Frühstück machen wir uns auf dem Richtung Seine dort sehen wir erneut etliche Hausboote. Im Vergleich zu den Preisen für eine Wohnung ist solch ein Hausboot wohl tatsächlich eine Alternative, denn was eine Wohnung direkt am Wasser mit Blick auf Notre Dame kosten würde, wagen wir schon gar nicht mehr zu fragen. Für den Preis kann man sicherlich ein sehr luxuriöses Hausboot mit sicherlich der doppelten Wohnfläche bauen.

Das große und das kleine Palais

Nachdem wir gestern unverrichteter Dinge wieder abziehen mussten, sind wir heute wild entschlossen, den Besuch im Grand Palais nachzuholen. Nach dem Frühstück in der Brasserie um die Ecke, wo wir die Sonne genosse haben, die aus allen Knopflöchern schien, vertun wir keine weitere Zeit und fahren mit der Metro hin. Zur Auswahl stehen drei Ausstellungen. Wir entscheiden uns für „Beauté animale“. Dabei geht es um die Darstellung von Tieren in der Kunst. Eine ähnliche Ausstellung habe ich bereits vor kurzem im Landesmuseum in Hannover gesehen.

Das wunderschöne Café im kleinen Palais

Die Ausstellung ist wunderbar, aber wir hatten die Hoffnung auch das Innere des Gebäudes mit der großen Glaskuppel zu sehen. Diese Hoffnung erfüllt sich nicht. Dazu hätten wir die Monumenta besuchen müssen. An der Kasse stand jedoch eine sehr lange Schlange. Selbst das Café ist geschlossen, aber man rät uns, das kleine Palais zu besuchen, dort sei ein Café.

Im Innenhof des kleinen Palais‘

Gesagt, getan. Der Eintritt ist frei und so besuchen wir auch noch das kleine Palais. Das Café befindet sich im Innenhof sehr romantisch in den Arkaden mit Blick auf sehr viel Grün. Nachdem wir nun schon einmal hier sind, besichtigen wir auch noch die ständige Ausstellung. Sie umfasst verschiedene Perioden der Kunstgeschichte. Besonders beeindruckt uns die Sammlung an Jugendstilobjekten.

Im kleinen Palais

Für unseren letzten Abend in Paris haben wir uns vorgenommen, ein paar Spezialitäten einzukaufen und uns damit anschließend im Jardin du Luxembourg zum Gourmet Picknick niederzulassen. Wir finden einen kleinen korsischen Laden, in dem wir Käse und Wurst einkaufen In der Galerie Lafayettes kommen noch Rotwein und Pain Rustique hinzu. So ausgestattet, treten wir den Heimweg in der Metro an und probieren einmal aus, wie sich Sardinen wohl in der Dose fühlen mögen.

Skulptur von Rodin im kleinen Palais: Amor und Psyche

Wir sind froh, als wir wieder an der frischen Luft sind und haben Mitleid mit jedem, der dies täglich ertragen muss. Auf den Bahnsteigen standen um diese Uhrzeit etliche Angestellte der Metro und sorgten dafür, dass sich die Türen schließen konnten, indem sie alle Jackenzipfel, Taschen und ähnliches noch schnell ins Wageninnere drückten. Gelegentlich blieb auch noch ein kleiner Zipfel eingeklemmt in der Tür.

Im Treppenhaus des kleinen Palais‘

Wie schön, dass wir uns jetzt in den Park setzen können. Dort suchen wir uns ein schönes Plätzchen mit Blick auf das Palais, greifen uns drei Stühle und freuen uns über unser stilvolles Abendbrot. Draußen spielt wieder die Band, die wir schon am Sonntag erlebt hatten. Kurz vor Sonnenuntergang laufen einige Polizisten vorbei. Kurze Zeit später wissen wir warum. Sie fangen an, auf ihren Trillerpfeifen zu blasen und die Besucher mit lauten Rufen aus dem Park zu scheuchen. Um halb zehn schließt der Park.

*1: Amor und Psyche in Kopenhagen

 

Fortbewegung in Paris

Station mit Leihfahrrädern

Für uns bedeutet Fortbewegung in Paris, Metro bzw. RER fahren. Ich habe mich vorher auf einer Internetseite über die aktuellen Tarife informiert. Auf unseren vorherigen Reisen hatten wir uns immer ein Carte Orange besorgt. Dazu brauchte man ein Passfoto und konnte sich dann in Paris solch eine Karte ausstellen lassen und anschließend die passenden Zeitkarten dazu kaufen. Das System gibt es auch immer noch, heißt jetzt nur Carte Navigo. Leider beginnen die Zeitkarten erst Montags. Da wir an einem Sonntag angekommen sind, lohnte sich das so nicht. Wir haben deshalb die teurere Touristenkarte gekauft, die zwar viele Vergünstigungen verspricht, aber wie an so vielen Orten, haben wir auch hier nicht vor, die entsprechenen Einrichtungen zu besuchen. Ansonsten hat sich an der Metro nicht viel verändert, nur die Musiker in den Schächten sind weniger geworden.

Leihfahrrad auf einem Radweg

Oberirdisch hat sich mehr getan. Man fährt nun Fahrrad in Paris. An vielen Ecken gibt es futuristische Fahrradleihstationen. Mit einer Carte Navigo hätten wir hier Fahrräder leihen können, aber es wäre auch möglich für ein paar Tage ein Abo zu kaufen. Wir lassen das sein, es erscheint uns viel zu gefährlich, in Paris Fahrrad zu fahren. Unterwegs treffen wir allerdings immer wieder auf neu geschaffene Fahrradwege. Dies sind entweder die Busspuren oder auch kleine Seitenstraßen, die zu Fahrradwegen erklärt wurden, sogar Hinweisschilder für Fahrradfahrer gibt es. Was uns als Fußgänger nervt, sind die Fahrradfahrer, die einfach den Fußweg benutzen, wenn ihnen die Straße oder die Fahrradwege nicht gefallen. Verkehrsregeln scheinen für Fahrradfahrer hier nicht zu existieren.

Radfahrer auf einer Busspur

Gestern morgen beim Frühstück in dem Café an der nächsten Straßenecke unterhielten sich zwei ältere Herren erst über Politik, Kleidung und die Kinder. Als ein etwas jüngerer Mann auf Krücken hinzu kam, drehte sich das Gespräch kurz danach um einen Fahrradunfall, den er erlebt hatte. Die Gruppe war der Ansicht, dass es gut sei Fahhrad zu fahren, wegen der Umwelt, aber auch sie hielten es für gefährlich. Es gehört halt noch etwas mehr dazu, den Verkehr einer Stadt zu ändern. Nur Fahrräder und gelegentlich ein Fahrradweg reichen nicht. Trotzdem wird das System mit den Leihrädern gut angenommen. Diese Fahrräder sind wirklich zu einem Teil des Stadtbildes geworden.

Das Wartungsfahrzeug des Betreibers der Fahrradleihstationen

Nachtrag:

Das Ganze gibt es anscheinend auch für Autos, wie wir an entsprechenden Fahrbahnmarkierungen und Säulen in der Nähe des Pantheon sehen konnten.

Autoleihstation in der Nähe des Pantheon

Dienstags geschlossen

Blick von der Pont Alexandre auf die Seine

Nach unserem gestrigen Einkaufsbummel hatten wir uns für heute vorgenommen, eine Kunstausstellung zu besuchen. Da wir noch nie im Grand Palais waren, zog es uns dort hin. Zu Fuß starteten wir vom Hotel aus, liefen durch die Rue Grenelle ohne dort Schuhe, Klamotten oder Käse zu kaufen, machten eine kurze Pause vor dem Hotel des Invalides und liefen dann über die Pont Alexandre nur um festzustellen, dass sowohl das Grand Palais als auch das Petit Palais geschlossen haben. Wir stärkten uns auf den Treppenstufen an ein wenig Obst und überlegten nun doch wieder in das alt vertraute Centre Pompidou zu gehen. Vorsichtshalber schauten wir noch einmal in den Reiseführer. Auch hier stand nur: „Dienstags geschlossen“.

Spitze Hausecke nördlich vom Boulevard Haussmann

Und was machen wir jetzt? Auf unserem imaginären Einkaufszettel stand noch eine Mundharmonika. Ob wir so etwas in Paris finden – klar, wo sonst? Nun stellte sich die Frage, wo man in Paris Musikinstrumente kauft. Der Reiseführer gab darüber keine Auskunft. Im Stadtplan schauten wir nach den Musikschulen und wurden in der Nähe des Gare St. Lazare fündig. Dort gibt es doch dann sicher auch Geschäfte, die Musikinstrumente verkaufen, dachten wir uns und liefen einfach mal weiter. Wir passierten unterwegs den Boulevard Haussmann, benannt nach demjenigen, der die großen Boulevards in Paris angelegt hat. Die ganze Gegend wirkt wie aus einem Guss.

 

St. Augustin

An einer sehr spitzen Straßenecke steht eine ungewöhnliche Kirche.  Sie scheint noch sehr viele intakte farbige Glasfenster zu haben Außerdem wirkt sie, als habe man sie genau für diese spitze Ecke gebaut und so ist es auch. Sie stammt aus dem 19. Jahrhundet. Erst auf den zweiten Blick bemerken wir, dass es sich um eine Stahlkonstruktion handelt. Innen zeigt sich, dass sie wohl ein wenig Pflege nötig hätte. Diversen Heiligen können wir Kerzen stiften. Auf Schildern steht erläutert, wer diese waren und wofür sie gut sein sollen. So lernen wir, dass der heilige Antonius für verloren gegangene Dinge zuständig sein und die heilige Rita für die hoffnungslosen Fälle. Zahlreiche Dankestafeln bezeugen, dass die Fälle wohl nicht alle komplett hoffnungslos waren. Da Klaus immer noch zwei teure Gegenstände vermisst, schlage ich ihm vor, doch 3 Euro für die zwei Kerzen zu investieren. Die Kerze für die heilige Rita kostet 2 Euro und ist deutlich größer und brennt sicher länger, aber das sind ja auch die schwierigen Fälle, die sie zu bearbeiten hat. Klaus lässt sich jedoch nicht überzeugen und so ziehen wir weiter.

Schaufenster eines Geigenbauers

Unterwegs stärken wir uns noch mit einem Kaffee und dann sind sie plötzlich da die Musikalienhandlungen, eine neben der anderen: Gitarren, Streichinstrumente, Blechblasinstrumente, Klaviere, Flügel und ganze Läden voller Noten. Ich kaufe ein Notenheftchen mit Gitarrenstücken, Klaus lässt sich Mundharmonikas zeigen, findet aber nicht das, wonach er gesucht hatte und so bewundern wir einfach die schönen Schaufenster und die Blicke in die Werkstätten der Geigenbauer und derjenigen, die Blechblasinstrumente reparieren.

Grande Arche

Es ist schon Nachmittags. Für größere Unternehmungen ist keine Zeit mehr, aber für einen kleinen Ausflug reicht die Zeit noch, also fahren wir mit der Metro nach La Défense. Von Ferne hatten wir den gebauten Größenwahn von Mitterand schon gesehen, aber vor Ort waren wir noch nie. Als wir unter dem Tor sitzen, fallen mir die Bauten in Hongkong ein, durch die die Drachen fliegen sollen. Hier passen sicher eine Menge Drachen hindurch, zugig ist es sowieso.

Der Fahrstuhl nach oben ist geschlossen, auf einem Schild steht, dass das Dach dauerhaft geschlossen sei. „Hauptsache die Deckenplatten fallen nicht herunter“ hatte ich schon gedacht, als wir aus der Metrostation den ersten Blick nach oben taten. Insgesamt sieht man dem Bauwerk an, dass es schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat – auch das modernste Gebäude kommt mal in die Jahre.

Wir machen einen Ausflug in das Einkaufszentrum daneben. Innen wirkt es wie ein Stadion. Die Deckenkonstruktion erinnert mich an das eingestürzte Flughafenterminal. Ich bekomme Fluchtgedanken.

Kinderkarussell vor der Grande Arche

Entlang der Achse zum Arc de Triomphe  stehen moderne Hochhäuser, gebaut wird immer noch. Viel interessanter als die neuesten Hochhäuser sind die Anachronismen: ein altes Karussell, eine traditionelle Brasserie und eine alte Statue. Wir laufen bis zur nächsten Metrostation und steigen dort wieder ein.

 

 

Spatzen statt Notre Dame

Da hatte ich doch heute die leichtsinnige Idee, einfach mal eben wieder Notre Dame anzuschauen. Dass dort Touristen in ganzen Busladungen ausgekippt werden, um sich gegenseitig mit dem Tablet zu fotografieren und die Spatzen zu füttern, hatte ich verdrängt. Die Schlange vor dem Eingang ist jedenfalls so eindrucksvoll, dass wir auf eine Besichtigung von Notre Dame verzichten. Statt dessen schauen wir bei Karl dem Großen vorbei, fotografieren die Spatzen und die Außenfassade und wenden uns dann unserer geplanten Einkaufstour zu.