Schlagwort-Archive: Sprache

Englisch in Paris – ein Nachtrag

Soeben habe ich von Mark Twain die Glosse „Eine Beobachtung in Paris“ gelesen. Er schreibt dort:

„Der Pariser reist nur wenig, er versteht keine Sprache als die seinige, liest nur einheimische Bücher und ist infolgedessen recht beschränkt und selbstzufrieden. Doch seien wir gerecht; es gibt Franzosen, die auch fremde Sprachen verstehen: die Kellner. Unter anderem verstehen sie auch Englisch; allerdings auf ihre Art – sie können es sprechen, aber nicht verstehen. Sie machen sich leicht verständlich, aber es ist fast unmöglich, einen englischen Satz so auszudrücken, dass sie fähig wären, ihn zu verstehen.“

Das erinnert mich an unseren Paris-Aufenthalt. Wir waren es in der Vergangenheit gewohnt, dass wir mit Französisch am Besten voran kam. Wann immer ich Französisch sprach, wurden wir freundlich behandelt. Versuchte es Klaus auf Englisch, wurden wir ignoriert oder die Antworten waren sehr kurz angebunden. Dieses Mal war alles anders, wann immer ich Französisch sprach, versuchte man mir auf Englisch zu antworten. Entweder ist mein Französisch so schlecht geworden, dass man Mitleid mit mir hatte und mir weitere Quälerei ersparen wollte oder aber die Pariser wurden einer Hirnwäsche unterzogen…

Letzter Tag auf der Insel

Da heute unser letzter Tag ist, das Wetter uns freundlich gesonnen ist und wir ihn einfach unten an einem der Strände östlich von Playa de Santiago mit Sonnenbaden und Schwimmen genießen, bleiben uns nur einige zusammenfassende Worte zu unserem Aufenthalt hier.

Fangen wir mit der Insel an: Die Tatsache, dass La Gomera keinen internationalen Flughafen hat (der kleine Flughafen in Playa de Santiago zählt nicht) hilft, die großen Touristenmassen von der Insel fern zu halten. Der Ausnahmezustand ist nur, wenn ein Kreuzfahrtschiff in San Sebastian anlegt. Es gibt natürlich trotzdem reichlich Touristen hier, aber diese treten meist paarweise auf und versuchen sich zu integrieren. Die meisten kratzen so weit es geht ihr Spanisch zusammen, um sich zu verständigen, denn oftmals sprechen die Einheimischen in den Geschäften und Lokalen nichts anderes oder ihr Englisch geht auch nicht über Grundbegriffe hinaus. Wir hatten eine nette Begegnung beim Bäcker, bei dem wir uns gegenseitig beigebracht haben, wie „Frohes Neues Jahr“ in Deutsch und in Spanisch heißt. Die Schilder an den vor ein paar Jahren ausgeschilderten Wanderwegen sind auf Spanisch und Englisch, aber das Zollhaus in San Sebastian hat nur spanische Erklärungen über Columbus, wobei so ein Museum doch ein bevorzugter Anlaufpunkt für Touristen ist, die vor allem aus Nordeuropa (Deutschland, England, Frankreich, Skandinavien) kommen. Auffällig ist auch, dass viele hier hängen geblieben sind, wie z.B. unsere Vermieter, aber auch ein Großteil ihrer Gäste auf der Weihnachtsparty. Zwischendurch sind uns immer mal wieder Leute aufgefallen, die offensichtlich nicht von hier stammen, aber hier wohnen. Auf einem Nachbargrundstück steht ein Schild, auf dem die Namen der Eigentümer angegeben sind – offensichtlich Deutsche. Die Frau, bei der wir am ersten Tag nach dem Weg fragten, kam auch aus Deutschland.

Klaus mit Kater

Shirley, unsere Vermieterin erzählte uns heute morgen, dass wir viel Glück mit dem Wetter gehabt hätten. Normalerweise würde es um diese Jahreszeit auch schon regnen und die Insel grün sein. Wir hatten abgesehen von drei Tropfen keinen Regen und es ist alles sehr trocken und noch weit von der Farbe grün entfernt. Tagsüber war es in der Sonne sehr angenehm warm, aber wenn Wolken aufzogen und der Wind mal wieder garstig über die Terrasse fegte, haben wir dann oftmals mit Fleecejacke und Schal draußen gesessen. Insofern wäre eine Unterkunft 800m niedriger in Playa de Santiago sicherlich deutlich angenehmer gewesen. Auch dort hätten wir sicherlich etwas mit schönem Blick über den Atlantik gefunden, so wie auf dem Foto oben, das den Blick heute abend von unserer Terrasse auf El Hierro zeigt.

Köstlichkeiten unserer Versuchsküche

Aber ob wir dort in solch einer schönen Unterkunft gewohnt hätten mit wunderschönen Gemälden unseres Vermieters an der Wand? Und ob wir dort zur Weihnachtsfeier eingeladen worden wären und auch Hund und Katze uns automatisch zur Familie gezählt hätten? Hätten wir dort auch solch eine gut ausgestattete Küche vorgefunden in der wir unsere kulinarischen Versuche mit der einheimischen Verpflegung machen konnten? Hätten wir dann im Garten die passenden Kräuter und die frischen Zitronen dazu ernten können? Wir wissen es nicht, aber das hat uns jedenfalls gut gefallen hier. Außerdem war Neujahr am Strand deutlich besser als alles was uns zu Hause an Wetterlage erwartet hätte.

Rio de Sil

Wir beginnen den Tag, wo wir ihn gestern beendet haben: In der Bar um die Ecke gibt es erst einmal Frühstück, anschließend decken wir uns mit Lebensmitteln ein und packen auch ausreichend lokale Spezialitäten ein: Pinienhonig, Quittenbrot, Mandelkuchen, Zipfelkäse (eigentlich heißt er Brüstchenkäse oder Nuckel, aber wir finden er sieht mehr aus wie ein Zipfel…) und frisches Brot.

Der Glockenturm in Castro Caldelas
Der Glockenturm in Castro Caldelas

In Castro Calderas statten wir der Burg einen Besuch ab und decken uns mit Karten ein. Auf kleien Sträßchen geht es in das tiefe Tal, dass sich der Rio Sil gegraben hat. Immer wieder gibt es spektakuläre Blicke hinab auf den Fluss. In der Touristeninformation hatte man uns erklärt, dass der Wasserstand um mehrere dutzend Meter niedriger ist, als gewöhnlich, da an der Staumauer gearbeitet wird. Dies ist deutlich zu sehen. Baumstümpfe und Baumwipfel ragen aus dem Wasser.

In Parada do Sil stellen wir das Auto ab und machen einen längeren Spazierganz zu mehreren Aussichtspunkten. Es ist heute fast windstill und die Sonne brennt unnachgiebig auf uns herab. Viel angenehmer ist es da in den Maronenhainen auf schattigen Wegen zwischen alten Mauern. Die Maronen wurden anscheinend geschnitten wie Kopfweiden und so ergeben sich die erstaunlichsten Baumstämme. Am Dorfbrunnen kühlen wir uns mit dem kalten Wasser wieder ab. Der Brunnen besteht aus mehreren Becken, die früher vermutlich zum Wäsche waschen dienten. In diesem Dorf können wir auch die Bauweise typischer Häuser dieser Gegend betrachten: Unten hatte das Vieh seinen Unterstand, oben wohnten die Menschen. Leider sind viele Häuser verfallen.

Klaus meditiert im Kloster Santa Christina
Klaus meditiert im Kloster Santa Christina

Ein Stückchen weiter verlassen wir die Durchgangsstraße und fahren mit dem Auto zum Kloster Santa Christina in Ribas de Sil, einer Ruine, die jedoch gesichert wurde, um den Bau zu erhalten. Sie liegt am steilen Hang in mitten des Waldes und ist einfach ein wunderschön ruhiger Ort mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Wir überlegen, wie es wohl den Mönchen früher hier ergangen ist. Auch hier sind wir fast allein, erst gegen Ende unseres Besuches kommen noch zwei spanische Motorradfahrer hinzu. Insgesamt sind wenig Touristen unterwegs. Wenn wir Leute treffen, sind es entweder Spanier oder Menschen aus dem deutschen Sprachraum. Beschilderungen sind meist auf Gallego und Spanisch, Englisch oder irgend eine andere Sprache kommen kaum vor. Außerhalb großer Hotels oder Touristeninformationen scheint auch kaum jemand Englisch zu sprechen.

Vom Christinenkloster aus wollen wir nun endlich zur Küste. Es wird schon spät und wir haben noch ein paar Kilometer vor uns. Trotzdem weichen wir noch einmal vom Weg ab, um ein weiteres Kloster zu besuchen. San Stefano liegt dicht an der Strecke und ist von der Parador-Hotelkette wieder aufgebaut worden. Wir besichtigen die Kirche und stärken uns in einem der Innnenhöfe mit einer Tasse Tee. Wir sind beeindruckt, was aus dem alten Kloster geworden ist. Diese Hotelkette scheint die Rettung alter Gemäuer zu ihrer Spezialität gemacht zu haben. Auch in Monforte hatten wir bereits ein Beispiel dafür gesehen. Wir nehmen ein Hotelverzeichnis mit., denn es ist beschlossen, in irgendeinem dieser Gemäuer wollen wir auch mal übernachten.

Anschließend geht es über Ourense und dann die Autobahn nach A Guarda. Kurz vor dem Ziel sehen wir auf der anderen Seite des Rio Mino Rauchwolken aufsteigen: Zwei Waldbrände am anderen Ufer in Portugal. In A Guarda fahren wir auf den Hausberg, den Monte Tecla. Dort oben haben bereits die Kelten eine Burg errichtet. Neben einem Museum soll sich dort auch ein einfaches Hotel mit phantastieschem Blick befinden. Der Reiseführer hat recht, wir bekommen ein großes aber einfaches Zimmer mit einer Wahnsinns Aussicht auf die portugiesische Seite des Rio Mino. Das Zimmer ist spottbillig: 35 € für zwei Personen. Wir sind fast die einzigen Gäste und speisen dann ganz allein im Restaurant wunderbare gebratene Garnelen und Seezunge. Das Essen ist jedoch fast doppelt so teuer, wie das Zimmer…

Anschließend sprinten wir, um noch die Sonne im Atlantik versinken zu sehen. Dann verlassen auch die letzten Gäste den Berg und wir sind fast allein hier oben.  Unten kläffen die spanischen Hunde den portugiesischen Hunden auf der anderen Seite des Flusses zu.

Fischerboote vor Sonnenuntergang
Fischerboote vor Sonnenuntergang

Überraschungsrouten und Überraschungsessen

Wir schlafen erst einmal aus. Das Hotel hatten wir für diese Nacht von Deutschland aus gebucht. Es liegt sehr nett in der Altstadt und ist ein neu renoviertes altes Haus. Wir bewohnen ein Zimmer unter dem Dach mit lackiertem dunklen Holz und vielen Schrägen. Das Frühstück ist lecker mit frischem Brot, Obst, Quittenbrot und Kuchen.

Brücke über den Rio Ulla
Brücke über den Rio Ulla

Anschließend holen wir das Auto zurück aus dem Parkhaus, beladen es wieder und versuchen den richtigen Ausgang aus der Stadt zu finden. Dies schlägt fehl und wir landen auf einer anderen Straße nach Süden, als wir das beabsichtigt hatten. Macht nichts, wir fahren trotzdem weiter. Unseren ersten Stop legen wir an einer alten Brücke ein. Sie ist so breit wie ein Pferdefuhrwerk. Davor wachsen Pfefferminz und wilder Fenchel. Unser Ziel ist der Rio de Sil. Vorher machen wir unsere nächste Pause an einer Staumauer des Rio Mino. Unterhalb der Staumauer finden wir einen kleinen Hafen mit angeschlossenem Restaurant. Im Schatten genießen wir Kaffee und als Ergebnis des ersten Versuches auf Spanisch zu bestellen: Marmeladenbrote! Wir hatten eher von Käse und Schinken geträumt. Im Wörterbuch schlagen wir nun doch mal die Vokabeln nach…

Am Fluss unten gefällt es uns so gut, dass wir auf gut Glück die Straße weiter fahren, auch wenn sie auf unserer Karte gar nicht mehr eingezeichnet ist. Wir lassen uns überraschen, wie beim Essen. Wir werden reich belohnt, mit einer kurvigen kleinen Straße, spektakulären Aussichten auf den Fluss, schattigen Wäldern und schließlich wieder der richtigen Straße!

Mittags am Rio Mino
Mittags am Rio Mino

In Monteforte de Lemos fahren wir hinauf zur Burg. Darin befindet sich ein Luxushotel der Parador Kette. Wir wollen noch weiter und genießen deshalb nur die Aussicht. In der Bar unterhalb der Burg testen wir erneut unsere Spanischkenntnisse. Die Saftsorte bestelle ich nach Wohlklang des Namens: Wir bekommen einen Aprikosensaft. Das mit dem Salat klappt nicht so, wie gedacht, aber es gibt eine winzige Portion Fischsalat. Erst als unser Kellner von einer Schwyzerdeutsch sprechenden Kollegin abgelöst wird, bekommen wir noch eine winzige Portion russischen Salat. Auf der Rechnung fehlt die Hälfte. Ich beschwere mich, da ich schließlich alles bezahlen will, aber die Kellnerin winkt ab. Verstehen muss ich das nicht – oder?

Unser Reiseführer schlägt vor, in A Pobra de Trives zu übernachten, dem einzigen Wintersportort Galiciens. Dort fahren wir hin und suchen nach einem Hotel. Das erste Hotel, welches wir entdecken, wird im Reiseführer als sehr einfach bezeichnet. Wir suchen weiter und quälen ein älteres Ehepaar erfolgreich mit unseren Spanischkenntnissen. Das nächste Hotel wird im Reiseführer sehr gelobt, als wir davor stehen, können wir es kaum fassen. Es sieht aus, wie ein Museum. Im Inneren ein Hof, lautstark beschallt von einem Fernseher. Trotzdem versuchen wir unser Glück und werden von einer Angestellten die Treppe hoch geleitet zur Senora. Die Senora sitzt mit Beinverletzung im Sessel, der Fernseher brüllt in voller Lautstärke. Dass wir sie schlecht verstehen liegt nicht nur an unseren mangelnden Spanischkenntnissen. Schließlich wird klar, sie ist allein zu Haus, wir können zwar ein Zimmer haben, aber Nachts werden wir im Haus eingeschlossen und einen Schlüssel will sie uns nicht geben.  Wir bedanken uns sehr herzlich und suchen weiter. In einem gesichtslosen Kasten um die Ecke werden wir schließlich fündig. Das Zimmer ist klein, sauber und ruhig und soll nur 40 € kosten.

Wir packen unsere Sachen aus und machen uns dann noch einmal auf zur Skistation auf 1700 m Höhe. Die Straße schwingt sich sanft hinauf. Es ist kaum steil oder gar schroff. Der Berg ist oben stellenweise mit Heidekraut bewachsen und wird von blühendem Ginster geschmückt. Oben angekommen machen wir einen kleinen Spaziergang in einer Brandschneise.

Den Tag beenden wir in einer Bar bei Tapas und Bier.