Dienstags geschlossen

Blick von der Pont Alexandre auf die Seine

Nach unserem gestrigen Einkaufsbummel hatten wir uns für heute vorgenommen, eine Kunstausstellung zu besuchen. Da wir noch nie im Grand Palais waren, zog es uns dort hin. Zu Fuß starteten wir vom Hotel aus, liefen durch die Rue Grenelle ohne dort Schuhe, Klamotten oder Käse zu kaufen, machten eine kurze Pause vor dem Hotel des Invalides und liefen dann über die Pont Alexandre nur um festzustellen, dass sowohl das Grand Palais als auch das Petit Palais geschlossen haben. Wir stärkten uns auf den Treppenstufen an ein wenig Obst und überlegten nun doch wieder in das alt vertraute Centre Pompidou zu gehen. Vorsichtshalber schauten wir noch einmal in den Reiseführer. Auch hier stand nur: „Dienstags geschlossen“.

Spitze Hausecke nördlich vom Boulevard Haussmann

Und was machen wir jetzt? Auf unserem imaginären Einkaufszettel stand noch eine Mundharmonika. Ob wir so etwas in Paris finden – klar, wo sonst? Nun stellte sich die Frage, wo man in Paris Musikinstrumente kauft. Der Reiseführer gab darüber keine Auskunft. Im Stadtplan schauten wir nach den Musikschulen und wurden in der Nähe des Gare St. Lazare fündig. Dort gibt es doch dann sicher auch Geschäfte, die Musikinstrumente verkaufen, dachten wir uns und liefen einfach mal weiter. Wir passierten unterwegs den Boulevard Haussmann, benannt nach demjenigen, der die großen Boulevards in Paris angelegt hat. Die ganze Gegend wirkt wie aus einem Guss.

 

St. Augustin

An einer sehr spitzen Straßenecke steht eine ungewöhnliche Kirche.  Sie scheint noch sehr viele intakte farbige Glasfenster zu haben Außerdem wirkt sie, als habe man sie genau für diese spitze Ecke gebaut und so ist es auch. Sie stammt aus dem 19. Jahrhundet. Erst auf den zweiten Blick bemerken wir, dass es sich um eine Stahlkonstruktion handelt. Innen zeigt sich, dass sie wohl ein wenig Pflege nötig hätte. Diversen Heiligen können wir Kerzen stiften. Auf Schildern steht erläutert, wer diese waren und wofür sie gut sein sollen. So lernen wir, dass der heilige Antonius für verloren gegangene Dinge zuständig sein und die heilige Rita für die hoffnungslosen Fälle. Zahlreiche Dankestafeln bezeugen, dass die Fälle wohl nicht alle komplett hoffnungslos waren. Da Klaus immer noch zwei teure Gegenstände vermisst, schlage ich ihm vor, doch 3 Euro für die zwei Kerzen zu investieren. Die Kerze für die heilige Rita kostet 2 Euro und ist deutlich größer und brennt sicher länger, aber das sind ja auch die schwierigen Fälle, die sie zu bearbeiten hat. Klaus lässt sich jedoch nicht überzeugen und so ziehen wir weiter.

Schaufenster eines Geigenbauers

Unterwegs stärken wir uns noch mit einem Kaffee und dann sind sie plötzlich da die Musikalienhandlungen, eine neben der anderen: Gitarren, Streichinstrumente, Blechblasinstrumente, Klaviere, Flügel und ganze Läden voller Noten. Ich kaufe ein Notenheftchen mit Gitarrenstücken, Klaus lässt sich Mundharmonikas zeigen, findet aber nicht das, wonach er gesucht hatte und so bewundern wir einfach die schönen Schaufenster und die Blicke in die Werkstätten der Geigenbauer und derjenigen, die Blechblasinstrumente reparieren.

Grande Arche

Es ist schon Nachmittags. Für größere Unternehmungen ist keine Zeit mehr, aber für einen kleinen Ausflug reicht die Zeit noch, also fahren wir mit der Metro nach La Défense. Von Ferne hatten wir den gebauten Größenwahn von Mitterand schon gesehen, aber vor Ort waren wir noch nie. Als wir unter dem Tor sitzen, fallen mir die Bauten in Hongkong ein, durch die die Drachen fliegen sollen. Hier passen sicher eine Menge Drachen hindurch, zugig ist es sowieso.

Der Fahrstuhl nach oben ist geschlossen, auf einem Schild steht, dass das Dach dauerhaft geschlossen sei. „Hauptsache die Deckenplatten fallen nicht herunter“ hatte ich schon gedacht, als wir aus der Metrostation den ersten Blick nach oben taten. Insgesamt sieht man dem Bauwerk an, dass es schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat – auch das modernste Gebäude kommt mal in die Jahre.

Wir machen einen Ausflug in das Einkaufszentrum daneben. Innen wirkt es wie ein Stadion. Die Deckenkonstruktion erinnert mich an das eingestürzte Flughafenterminal. Ich bekomme Fluchtgedanken.

Kinderkarussell vor der Grande Arche

Entlang der Achse zum Arc de Triomphe  stehen moderne Hochhäuser, gebaut wird immer noch. Viel interessanter als die neuesten Hochhäuser sind die Anachronismen: ein altes Karussell, eine traditionelle Brasserie und eine alte Statue. Wir laufen bis zur nächsten Metrostation und steigen dort wieder ein.

 

 

Ein Gedanke zu „Dienstags geschlossen“

  1. St. Antonius ist heute in Vorleistung getreten und Klaus hat einen der Gegenstände, nämlich den alten Füller seines Vaters in der Seitentasche eines lange nicht benutzten Rucksacks wieder gefunden. Jetzt denkt er doch noch über die Kerze für St. Antonius nach. Ob die heilige Rita noch eine für den zweiten Gegenstand bekommt??

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