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Wie feiert man Sylvester in Mailand

Die Basilika San Lorenzo wurde im 4. Jahrhundert noch außerhalb der Stadtmauern gebaut. Das römische Amphittheater, der kaiserliche Palast und der Zirkus waren nicht weit entfernt. Es gab also schon viele Gebäude und auch viel Baumaterial, das für den Bau der Basilika recycelt werden konnte.
Die Basilika San Lorenzo wurde im 4. Jahrhundert noch außerhalb der Stadtmauern gebaut. Das römische Amphittheater, der kaiserliche Palast und der Zirkus waren nicht weit entfernt. Es gab also schon viele Gebäude und auch viel Baumaterial, das für den Bau der Basilika recycelt werden konnte.

So, heute ist Sylvester. Wir wollen versuchen herauszufinden, wie es hier in Mailand läuft. Der Reiseführer gibt die Information, dass die Mailänder an diesem Tag gerne gut Essen gehen und richtig schick feiern.

Die Statue von Kaiser Konstantin I. (eine Kopie einer Statue in Rom) vor der Basilika, der so friedlich die Taube auf seinem abgebrochenen Schwert sitzen lässt, steht da noch gar nicht so lange. In den 1930er Jahren war es politisch sehr angesagt, sich für die alten Römer zu interessieren und so landete 1939 diese Statue vor der Basilika
Die Statue von Kaiser Konstantin I. (eine Kopie einer Statue in Rom) vor der Basilika, der so friedlich die Taube auf seinem abgebrochenen Schwert sitzen lässt, steht da noch gar nicht so lange. In den 1930er Jahren war es politisch sehr angesagt, sich für die alten Römer zu interessieren und so landete 1939 diese Statue vor der Basilika

Gut, das kleine Schwarze haben wir nicht dabei und wollen uns auch nichts in dieser Form mehr zulegen, aber wir haben für heute Abend einen Tisch für zwei Personen im nahegelegenen Restaurant reserviert und wollen danach durch die Straßen unserer Gegend streifen.

Der Platz vor der Kirche war ein frühchristliches Atrium, so ähnlich wie es bei St. Ambrosius noch besteht. Hier ist jedoch nur noch die gegenüberliegende Säulenreihe erhalten. Diese Säulen jedoch wurden auch schon recycelt und gehörten vorher zu einem weltlichen römischen Gebäude.
Der Platz vor der Kirche war ein frühchristliches Atrium, so ähnlich wie es bei St. Ambrosius noch besteht. Hier ist jedoch nur noch die gegenüberliegende Säulenreihe erhalten. Diese Säulen jedoch wurden auch schon recycelt und gehörten vorher zu einem weltlichen römischen Gebäude.

Bis dahin ist noch viel Zeit und wir besuchen als erstes die Kirche San Lorenzo bei uns um die Ecke. Sie soll das Vorbild für die Hagia Sofia gewesen sein, die wir in Istanbul besucht haben und die uns sehr beeindruckt hat. Dann können wir das Vorbild natürlich nicht auslassen! Wir sind schon einige Male an ihr vorbei gelaufen auf dem Weg zu den Navigli, aber das war immer im Dunkeln. Heute  sind wir zum ersten Mal bei Tageslicht dort.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Fläche des frühchristlichen Atriums mit normalen Wohngebäuden bebaut und die Säulen müssen irgendwie mitten auf der Straße gestanden haben. Diese Gebäude wurden 1934/35 abgerissen, um die Verbindung zwischen den Säulen und der Kirche wieder sichtbar zu machen. Aber erst im Jahr 2000 wurden die Straßenbahnschienen verlegt. Vorher fuhr die Straßenbahn zwischen Säulen und Kirche hindurch. Nun quält sie sich dicht vor den Häusern hindurch.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Fläche des frühchristlichen Atriums mit normalen Wohngebäuden bebaut und die Säulen müssen irgendwie mitten auf der Straße gestanden haben. Diese Gebäude wurden 1934/35 abgerissen, um die Verbindung zwischen den Säulen und der Kirche wieder sichtbar zu machen. Aber erst im Jahr 2000 wurden die Straßenbahnschienen verlegt. Vorher fuhr die Straßenbahn zwischen Säulen und Kirche hindurch. Nun quält sie sich dicht vor den Häusern hindurch.

Mit einigem Abstand vom Kirchenportal steht eine Reihe alter Säulen dicht an der nächsten Häuserfront. Zwischen Säulen und Häusern quält sich noch die Tram eingleisig hindurch. Auf den alten Steinen sitzen abends gern die Jugendlichen. Ein paar Bars und Restaurants sind auch gleich um die Ecke.

Die Kirche selbst wirkt auf den ersten Blick ein wenig schmucklos, was sicherlich auch daran liegt, dass gerade renoviert wird und viele Bilder abgenommen wurden. Trotzdem beeindruckt die lange Geschichte und einige Mosaike und Wandmalereien in den Seitenkapellen.

Auf dem Rückweg zu unserem Appartement gehen wir noch ein wenig shoppen und kommen an einem sehr nett aussehenden Lokal vorbei, wenn wir nicht schon reserviert hätten…

Unsere Einkäufe laden wir in unserer kleinen Wohnung ab und laufen dann zum Domplatz, um wieder eine Fahrkarte zu kaufen. Bevor es abends losgeht, haben wir noch einige Bauten aus der Zeit des Art Nouveau und Art Deco herausgesucht, die wir uns  anschauen wollen. Sie liegen alle im gleichen Quartier an der Porta Venezia. Auf dem Weg dorthin, statten wir noch dem Palazzo von Giorgio Armani, der in der alten Adels Gegend bei der Scala liegt, einen Besuch ab – alles sehr gediegen und gepflegt.

Das Jugendstil-Haus, das wir dann zu sehen bekommen, ist ein absolutes Schmuckstück und super in Schuss. Die Fassade ist mit bemalten Fliesenflächen geschmückt und die Balkongeländer ranken sich Pflanzen gleich empor. Benachbart gibt es einige Art Deco Bauten. Wir schlendern weiter durch die Straßen zu einen ausgeprägten Gebäude-Ensemble und landen in einem Palazzo, der das Institut für Blinden Ausbildung beinhaltet.

Wir werden auf den Eingang zu der Großindustriellen Villa von Necchi Campiglio aufmerksam, die man besichtigen kann. Diese Villa wurde 1934 von Piero Portalupi im Stil des Mailänder Novecento entworfen und erbaut. Der Eintritt ist mit 14€ pro Person zwar gewaltig, aber wir entscheiden uns dafür, dieses Geld zu investieren und werden nicht enttäuscht.

Zunächst einmal sind die Mitarbeiter des FAI, der diese Villa als Museum betreibt ausgesprochen kompetent und engagiert Erklärungen zu dem Bau und zu den enthaltenden Kunstgegenständen zu geben. Die Villa war mit Unterbrechung durch den 2. Weltkrieg und die Zeit danach bis 2001 von der Necchi Campiglio Familie bewohnt. Danach wurde sie an die FAI vererbt mit der Maßgabe sie so zu erhalten, wie sie entworfen wurde.

In den Jahre war sie Schauplatz für Besuche von Großindustriellen, Adeligen und Gekrönten.

Nach dem 2. Weltkrieg wollte die Familie Necchi Campiglio das Innere noch etwas aufpäppeln und ließ einige Räume deutlich barocker gestalten. Leider sind damals einige Möbel aus der Anfangszeit verloren gegangen. Heute dient die Villa als Museum, Filmkulisse und manchmal auch als Event Location. Darüber hinaus beherbergt sie einige Kunstschätze z.B. von Picasso, Matizze.

Nach dem Besuch der Villa bummeln wir zurück zu unserer Behausung. Auf dem Plaza Duomo gibt es viele Menschen, aber es nicht zu erkennen, dass wie in den früheren Jahren Life Musik hier sein würde. Durch Corona und einige negative Erlebnisse der jüngeren Vergangenheit hat Mailand offensichtlich darauf verzichtet, diese Tradition wieder aufleben zu lassen.

Als wir gegen 18:00 Uhr bei dem Restaurant vorbeikommen, in dem wir für 20:00 einen Tisch reserviert haben, ist immer noch alles dunkel. Vielleicht macht der Laden ja gleich noch auf. Da es morgen wieder Richtung Heimat geht, wollen wir so weit es geht bereits unsere Koffer packen. Gegen Acht machen wir uns auf zum Restaurant, aber es ist geschlossen. Wir haben keine Ahnung, was da schief gelaufen ist. Vermutlich hat uns der Mitarbeiter nicht verstanden und einfach geflissentlich die Reservierung entgegengenommen, ohne uns zu informieren, dass der Laden am 31.12 gar nicht öffnet.

Was nun? Wir handeln nach der Devise „Auf Reisen soll man alles so hinnehmen wie es kommt und sich dann über alles freuen was funktioniert!“ und ziehen wir weiter, um ein Restaurant zu finden, das ein Plätzchen für uns hat. Eines, das uns bereits gestern von aussen aufgefallen war, bedeutet uns zwar, dass ohne Reservierung nichts gehen würde, aber wir sollen warten, vielleicht kann man etwas machen und so ist es auch, man quetscht noch einen Tisch für zwei Personen dazwischen. Noch ist der Laden fast leer und wir können in aller Ruhe unsere Bestellungen loswerden. Gegen 21:00 ändert ich die Situation schlagartig. Eine Gesellschaft mit gut 30 Personen, sowie einige Gesellschaften mit 6-8 Personen betreten wie auf Kommando fast gleichzeitig das Restaurant.

Nun haben die Bedienungen zwischen den Plätzen nur noch etwa 40 cm Platz. Trotzdem fegen sie mit hoher Geschwindigkeit durch die Reihen, nehmen Bestellungen auf und servieren Getränke. Wir sind froh, dass wir bereits unsere Vorspeise hinter uns haben und dann bald auch die Hauptspeise kommt. Dass dabei die Bestellung des Salates als Beilage auf der Strecke bleibt, nehmen wir nicht als weiter tragisch hin. Wie gesagt: Über alles freuen, was funktioniert. Wir sitzen an unserem Tisch zwischen einer Gruppe aus der Schweiz und einem Pärchen aus Israel und beobachten amüsiert das Treiben. Irgendwann gelingt es der Restaurantbesatzung die Situation in den Griff zu bekommen und es setzt für eine Weile „gefräßige Stille“ ein.

Wir nutzen die Situation noch Getränke und Desert zu ordern, was dann einige Zeit später auf unserem Tisch steht. Na also, geht doch!

Nachdem wir gezahlt haben, begeben wir uns auf die Straße. Leider hat es angefangen zu nieseln. Trotzdem treiben sich auf der Straße viele Youngster herum und der eine oder andere Knallkörper geht hoch. Das ist aber nichts im Vergleich zu dem, was wir vor vielen Jahren in Rom erlebt haben, als sich durchaus gewaltbereite Gruppen gegenseitig mit größeren Kalibern beworfen haben. Damals haben wir uns in unser Hotel zurückgezogen.

Wir bummeln zum immer noch weihnachtlich beleuchteten Naviglio Grande, wo alle Restaurants und Bars mit Musik kräftig belegt sind. Auf der Straße bieten einige Stände karibische Cocktails an und haben die Lautstärker mit entsprechenden Klängen aufgedreht. Irgendwie ist uns nicht danach, uns dazwischen zu drängen und für den Zeitvertreib auf der Straße ist das Wetter zu schlecht. Also gehen wir zurück in unsere Unterkunft, wo wir zu Mitternacht mit unserem letzten Bitter Lemon anstoßen.

Wie man Stadtentwicklung nicht machen sollte

Neue Wohngebäude an der Via Ignazio Gardella
Neue Wohngebäude an der Via Ignazio Gardella

Etwas weiter entfernt von uns und noch hinter den Gebäuden von Zaha Hadid und Daniel Libeskind am City Life gibt es noch ein Neubaugebiet auf dem ehemaligen Alfa Romeo Gelände. Dies wollen wir uns auch noch anschauen.

Piazza Gino Valle und Fußgängerbrücke
Piazza Gino Valle und Fußgängerbrücke

Mit der Straßenbahn zuckeln wir von unserer Unterkunft im Zentrum nach Nordwesten. An der Haltestelle an der Viale Certosa finden wir erst einmal einen Media Markt. Wir haben die Idee einmal zu schauen, was für Musik man hier in Mailand so hört. Allerdings müssen wir feststellen, dass wir Beiden total veraltet sind. Tonträger wie CDs gibt es heute nicht mehr zu kaufen. Sich wie früher in Paris im FNAC durch die CDs zu hören und damit neue Anregungen für Musik zu bekommen, geht auch nicht mehr.

Figuren auf der Casa Milan
Figuren auf der Casa Milan

Also verlassen wir den Media Markt wieder und gehen weiter die Viale Renato Serra entlang. Neben uns braust der Verkehr und von den Gebäuden, die immer höher werden werden, trennt uns eine Mauer und ein hoher Zaun. Dann finden wir eine Wendeltreppe mit einem Aufzug in der Mitte, den wir aber nicht benutzen mögen, da vor dessen Tür auf dem Boden eine eingetrocknete Blutlache zu sehen ist.

Bloß nicht zu viel Phantasie!

Hügel auf dem ehemaligen Alfa Romeo Gelände namens "Spirals of Time". Die Skulptur auf der Spitze soll eine DNA symbolisieren.
Hügel auf dem ehemaligen Alfa Romeo Gelände namens „Spirals of Time“. Die Skulptur auf der Spitze soll eine DNA symbolisieren.

Wir sehen zu, dass wir nach oben kommen und landen auf einer riesigen leeren Betonfläche, die Piazza Gino Valle. Sie sieht zwar aus der Luft grafisch interessant aus, aber auf uns wirkt sie durch die angrenzende Bebauung abweisend und erinnert ein wenig an das Rollfeld eines Flughafens. In dem ganzen Komplex herrscht kein Leben und die Eingänge der Gebäude sind im Vergleich zu den Fassaden sehr klein. Wir gehen über die Fußgängerbrücke auf die andere Seite der Viale Renato Serra. Dort wurde ein Park angelegt. Die Brücke ist 2m hoch engmaschig vergittert, als wenn die Planer hier von Straßenschlachten ausgehen. Es verdichtet sich immer mehr ein ungutes Gefühl. Auch im Park wird man auf vergitterten Wegen geführt, z.B. auf einen Kegelhügel, auf dessen Spitze ein Doppelhelixweg führt.

Blick vom Spiralenhügel auf das neue Parkgelände und die umliegende Bebauung
Blick vom Spiralenhügel auf das neue Parkgelände und die umliegende Bebauung

Oben steht ein entsprechendes Gebilde in einem traurigen kleinen Teichbecken, das vor sich hin modert. Wir gehen wieder hinunter und landen an dem einzigen gelungenen Element dieses Parks, ein kleiner See, um den herum eine endlose Bank gebaut ist. Er wird auch prompt von der Bevölkerung der angrenzenden Wohnbebauung angenommen. Ansonsten ist der gesamte Park von einem massiven Zaun umgeben und wenig einladend. Nördlich grenzt ein neues Wohngebiet an, das zwar architektonisch interessant gestalltet ist, aber bei genauerem Hinschauen unten herum genauso abweisend wirkt.

Viel Geometrie und viele Zäune im neuen Park
Viel Geometrie und viele Zäune im neuen Park

Daneben befinden sich ein Einkaufszentrum, das dem neuen Wohngebiet und dem Park „den Hintern“ zuwendet. Als wir drin sind erkennen wir, dass es sich zu den älteren Bebauungen öffnet und dort eigentlich ganz nett ist. Hier ist auch viel Leben. Vermutlich hatte es bei seiner Entstehung Alfa Romeo im Rücken und es brauchte auf diesen Bereich keine Rücksicht genommen werden. Bei der Neugestaltung wurde die Öffnung aber versäumt.

Nach der Mittagspause im Einkaufszentrum begeben wir uns wieder zur Straßenbahn und fahren in Richtung Zentrum. Beim alten Friedhof „Monumentale“ steigen wir aus. Aus Erfahrung wissen wir, dass alte Friedhöfe sehr interessant sind. Durch einen imposanten Eingang gelangt man auf den Friedhof, der übersät ist mit genauso imposanten Grabmalen. Das mindeste auf einem Grab ist irgendeine Skulptur oder eine Statue. Viele Gräber sind Familiengräber mit kleinen Kapellen darauf, die häufig Auskunft über die Präferenzen der Familie geben und man hat den Eindruck, dass es einen Wettbewerb „Wer hat das eindrucksvollste Grab?“ gibt.

In Mailands China Town
In Mailands China Town

Nach einem Rundgang wird es Zeit, dass wir uns wieder unter die Lebenden begeben. Zwei Stationen weiter steigen wir in Mailands „China Town“ aus und schlendern durch die Straßen zur Porta Garibaldi, wo wir uns noch mit Tee und Kuchen stärken.

Von dort fahren wir zum Dom, um uns die Künstler des 19. Jahrhunderts im Museo de Novecento anzuschauen. Deutlich ist das Ringen der Künstler um eine eigene Richtung und die Abgrenzung zur Vergangenheit zu erkennen. Hier lassen wir uns kurz vor Schließung der Tore auf die Straße schieben und schließen den Abend in unserem Apartment ab.

Milano Verticale

Mit einer schönen alten Tram auf der Linie 1 unterwegs zur Piazza della Repubblica
Mit einer schönen alten Tram auf der Linie 1 unterwegs zur Piazza della Repubblica

Bereits bei unserem Besuch auf dem Dach des Mailänder Doms sind uns die Hochhäuser im Norden aufgefallen und zwar nicht nur als eckige Kästen, sondern als anspruchsvolle Architekturprojekte. Im Reiseführer hieß es, dass auch hier die Industrie Mailand verlassen hat und Raum für Stadtentwicklungsprojekte gegeben hat. Dies wollen wir uns am 2. Weihnachtsfeiertag anschauen.

An der Piazza Repubblica: Denkmal für die italienischen Freiheitskämpfer im 19. Jahrhundert
An der Piazza Repubblica: Denkmal für die italienischen Freiheitskämpfer im 19. Jahrhundert

Der Verkehr auf den Straßen ist selbst am späten Vormittag, als wir uns auf den Weg machen, noch sehr moderat. Wir nehmen die Straßenbahn zur Piazza della Repubblica. Der Platz ist nicht besonders spannend. Er hat einige Grünflächen, auf denen sich ein paar Kunstwerke befinden, die auf vermutlich für die Republik Italien wichtige Persönlichkeiten hinweisen und  ansonsten befinden sich dort das Westin Palace Hotel und das Hotel Príncipe di Savoia.

Hochhausfassade an der Piazza Alvar Aalto - was ist Spiegelung, was ist Durchblick?
Hochhausfassade an der Piazza Alvar Aalto – was ist Spiegelung, was ist Durchblick?

Wir gehen am Príncipe di Savoia vorbei und landen bei einem Hochhauskomplex, der zur Porta Nuova führt. Zwischen dem Torre Diamante, dem Samsung-Hochhaus und einer etwa fünf geschossigen Wohnbebauung findet sich die parkartig Piazza Alvar Aalto, die zur Piazza Gae Aulenti führt.

Die Piazza Gae Aulenti erinnert Klaus ein wenig an das Sony Center am Potsdamer Platz, allerdings wesentlich offener gestaltet. Nördlich davon fällt der Blick auf zwei besondere Häuser, die sich „vertikaler Wald“ nennen. Hier sind die Balkone so gestaltet, dass sie Platz für Bäume bieten.

Jedem Eigentümer ist genau vorgegeben, welche Bäume und Sträucher dort wachsen sollen. So soll an den Gebäuden ein Wald in die Höhe wachsen. Bisher hatten wir davon nur Bilder im Frühling und Sommer gesehen. Nun ist das Laub natürlich winterlich welk oder abgefallen. Auf jeden Fall ist die Bepflanzung immer noch gut in Schuss. Zwischen der Piazza Gae Aulenti und dem Vertikalen Wald erstreckt sich eine größere Grünfläche, die unter sich Straßen und Parkplätze beherbergt. Dadurch ist der ganze Bereich ziemlich autofrei.

Südlich der Piazza Gae Aulenti schließt sich ältere Wohnbebauung mit maximal sechs Geschossen an. Sie wird durch die hohen Gebäude optisch erdrückt.

Mit der Metro fahren wir von der Station Garibaldi zu den Tre Torri mit dem City Life. Hier hat auf dem alten Messegelände unter anderem Zaha Hadid ihren unverkennbaren Baustil hinterlassen. Wir gehen auch in das dazugehörige Einkaufszentrum, das eine Menge gute Ansätze für den öffentlichen Raum bietet. In der oberen Ebene befinden sich viele Cafés und Restaurants, die ihre eigenen Sitzbereiche haben, aber in der Mitte gibt es auch freie Sitzbereiche, die mit Steckdosen und USB-Anschlüssen zum Geräte laden ausgerüstet sind. Wir haben den 26.12.22 und es ist gut besucht.

Östlich der Tre Torri befindet sich eine mittelhohe Wohnbebauung, die auch einen gelungenen Eindruck macht. Negativ wirkt nur der massiv hohe Gitterzaun, der das Areal stark abschottet. Aber auch ältere Bauten wie z.B. unser Palazzo schotten sich zur Straße mit einem bewachten Eingang ab.

Wir wandeln die Straßen entlang zum Piazza Piemonte und fahren mit der Tram-Linie 16 zurück in die Innenstadt. Die Tram-Linie 16 fährt nicht durch unsere Straße, sondern hält etwas weiter östlich an der Metro-Station Misorri. Wir schaffen es, uns auf dem kurzen Stück zu unserer Unterbringung zu verlaufen und landen deutlich weiter südlich. Aber wozu gibt es Google Maps und dadurch sehen wir noch weitere Bereiche der Stadt.

Zurück in unser Mailänder Zuhause geht es wieder mit der Tram. Dem Design nach zu urteilen vermutlich aus den 80er Jahren.
Zurück in unser Mailänder Zuhause geht es wieder mit der Tram. Dem Design nach zu urteilen vermutlich aus den 80er Jahren.

Nun ist es erst einmal Zeit für eine Pause und wir kochen uns etwas. Nachdem wir wieder Kraft geschöpft haben, fahren wir mit der Tram-Linie 3 zum Hafen und gehen in das „Le Trottoir alla darsena“, wo jeden Tag Live Musik sein soll. Mal schauen, ob das etwas für Sylvester ist. Die Band beginnt erst um 22:30 Uhr, aber pünktlich, zu spielen. Es ist eine Cover-Band für verschiedene Boy-Groups ergänzt durch einige italienische Songs. Handwerklich gut gemacht, aber etwas laut für den doch etwas kleinen Raum.

Dienstags geschlossen

Blick von der Pont Alexandre auf die Seine

Nach unserem gestrigen Einkaufsbummel hatten wir uns für heute vorgenommen, eine Kunstausstellung zu besuchen. Da wir noch nie im Grand Palais waren, zog es uns dort hin. Zu Fuß starteten wir vom Hotel aus, liefen durch die Rue Grenelle ohne dort Schuhe, Klamotten oder Käse zu kaufen, machten eine kurze Pause vor dem Hotel des Invalides und liefen dann über die Pont Alexandre nur um festzustellen, dass sowohl das Grand Palais als auch das Petit Palais geschlossen haben. Wir stärkten uns auf den Treppenstufen an ein wenig Obst und überlegten nun doch wieder in das alt vertraute Centre Pompidou zu gehen. Vorsichtshalber schauten wir noch einmal in den Reiseführer. Auch hier stand nur: „Dienstags geschlossen“.

Spitze Hausecke nördlich vom Boulevard Haussmann

Und was machen wir jetzt? Auf unserem imaginären Einkaufszettel stand noch eine Mundharmonika. Ob wir so etwas in Paris finden – klar, wo sonst? Nun stellte sich die Frage, wo man in Paris Musikinstrumente kauft. Der Reiseführer gab darüber keine Auskunft. Im Stadtplan schauten wir nach den Musikschulen und wurden in der Nähe des Gare St. Lazare fündig. Dort gibt es doch dann sicher auch Geschäfte, die Musikinstrumente verkaufen, dachten wir uns und liefen einfach mal weiter. Wir passierten unterwegs den Boulevard Haussmann, benannt nach demjenigen, der die großen Boulevards in Paris angelegt hat. Die ganze Gegend wirkt wie aus einem Guss.

 

St. Augustin

An einer sehr spitzen Straßenecke steht eine ungewöhnliche Kirche.  Sie scheint noch sehr viele intakte farbige Glasfenster zu haben Außerdem wirkt sie, als habe man sie genau für diese spitze Ecke gebaut und so ist es auch. Sie stammt aus dem 19. Jahrhundet. Erst auf den zweiten Blick bemerken wir, dass es sich um eine Stahlkonstruktion handelt. Innen zeigt sich, dass sie wohl ein wenig Pflege nötig hätte. Diversen Heiligen können wir Kerzen stiften. Auf Schildern steht erläutert, wer diese waren und wofür sie gut sein sollen. So lernen wir, dass der heilige Antonius für verloren gegangene Dinge zuständig sein und die heilige Rita für die hoffnungslosen Fälle. Zahlreiche Dankestafeln bezeugen, dass die Fälle wohl nicht alle komplett hoffnungslos waren. Da Klaus immer noch zwei teure Gegenstände vermisst, schlage ich ihm vor, doch 3 Euro für die zwei Kerzen zu investieren. Die Kerze für die heilige Rita kostet 2 Euro und ist deutlich größer und brennt sicher länger, aber das sind ja auch die schwierigen Fälle, die sie zu bearbeiten hat. Klaus lässt sich jedoch nicht überzeugen und so ziehen wir weiter.

Schaufenster eines Geigenbauers

Unterwegs stärken wir uns noch mit einem Kaffee und dann sind sie plötzlich da die Musikalienhandlungen, eine neben der anderen: Gitarren, Streichinstrumente, Blechblasinstrumente, Klaviere, Flügel und ganze Läden voller Noten. Ich kaufe ein Notenheftchen mit Gitarrenstücken, Klaus lässt sich Mundharmonikas zeigen, findet aber nicht das, wonach er gesucht hatte und so bewundern wir einfach die schönen Schaufenster und die Blicke in die Werkstätten der Geigenbauer und derjenigen, die Blechblasinstrumente reparieren.

Grande Arche

Es ist schon Nachmittags. Für größere Unternehmungen ist keine Zeit mehr, aber für einen kleinen Ausflug reicht die Zeit noch, also fahren wir mit der Metro nach La Défense. Von Ferne hatten wir den gebauten Größenwahn von Mitterand schon gesehen, aber vor Ort waren wir noch nie. Als wir unter dem Tor sitzen, fallen mir die Bauten in Hongkong ein, durch die die Drachen fliegen sollen. Hier passen sicher eine Menge Drachen hindurch, zugig ist es sowieso.

Der Fahrstuhl nach oben ist geschlossen, auf einem Schild steht, dass das Dach dauerhaft geschlossen sei. „Hauptsache die Deckenplatten fallen nicht herunter“ hatte ich schon gedacht, als wir aus der Metrostation den ersten Blick nach oben taten. Insgesamt sieht man dem Bauwerk an, dass es schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat – auch das modernste Gebäude kommt mal in die Jahre.

Wir machen einen Ausflug in das Einkaufszentrum daneben. Innen wirkt es wie ein Stadion. Die Deckenkonstruktion erinnert mich an das eingestürzte Flughafenterminal. Ich bekomme Fluchtgedanken.

Kinderkarussell vor der Grande Arche

Entlang der Achse zum Arc de Triomphe  stehen moderne Hochhäuser, gebaut wird immer noch. Viel interessanter als die neuesten Hochhäuser sind die Anachronismen: ein altes Karussell, eine traditionelle Brasserie und eine alte Statue. Wir laufen bis zur nächsten Metrostation und steigen dort wieder ein.