Archiv der Kategorie: Nordamerika

Kanada, USA, Mexiko

Wir adoptieren keinen Hund

Gestern waren am Himmel Cirrus-Wolken und ein Halo zu sehen. Heute ist es vollständig bedeckt. Wir brechen am späten Vormittag auf zu einem Besuch des Farmer Markts. Zu Beginn hat das örtliche Tierheim Käfige mit Hunden aufgestellt. Die meisten haben schon im Laufe des Vormittags ein neues Herrchen oder Frauchen gefunden. Ich finde das eine tolle Idee.

Nachdem wir erfolgreich ohne neuen Hund an den Käfigen vorbei gekommen sind, gibt es zahlreiche Stände hauptsächlich von Kunsthandwerkern. Nur an wenigen Ständen werden Lebesnmittel verkauft. Wir probieren ein Getränk aus Reis, kaufen 5 kleine Probierpackungen mit Honig, lassen Klaus‘ Gürtel enger machen, lassen uns traditionelle Indianer-Flöten vorspielen, lernen, wo überall Türkise abgebaut werden und welch unterschiedliche Farben die Türkise aus den verschiedenen Minen haben.

Nach einer leckeren Pizza in einem netten kleinen Restaurant mit angeschlossener Bäckerei erkunden wir noch einen riesigen Secondhand-Buchladen und erstehen zwei Bücher über die Bahamas.

Zwei Ingenieure im Wilden Westen

Der Jetlag lässt grüßen: Wir wachen heute morgen eine Stunde vor dem Wecker auf. Die wichtigste Frage heute morgen: wo gehen wir frühstücken? Das Hotel hat ein kostenloses Frühstücksbuffet. Aber wir hatten das Hotel eigentlich ausgesucht, weil es in der Nähe von Java Joes liegt. Nach einem kurzen Blick auf den völlig leeren und eher kahlen Frühstücksraum, steht die Entscheidung fest. Wir ziehen die Jacken über und gehen 100 Meter weiter. Der Laden ist immer noch so, wie ich ihn in Erinnerung hatte: Bunt angemalt, etwas alternativ angehaucht, mit eigener Kaffeerösterei, sehr leckerem Frühstück und Live-Musik. Freies WLAN gibt es hier genauso, wie im Hotel. Nur etwas kalt ist es hier.

Landschaft auf 2000m Höhe
Landschaft auf 2000m Höhe

Anschließend machen wir uns auf die knapp 400km lange Reise gen Süden. Im Auto wird es schnell warm. Die Sonne scheint mit aller Kraft. Kurze Zeit später bekomme ich Durst. Ich vergaß, dass die Luft hier so trocken ist, dass Wasser immer dabei sein sollte. Wir halten an der nächsten Tankstelle und kaufen zwei Flaschen Wasser. Meine Schleimhäute kämpfen immer noch gegen die plötzliche Trockenheit hier und sehnen sich nach der feuchtwarmen Luft auf den Bahamas zurück.

Auch Hasen leben unter den Antennen
Auch Hasen leben unter den Antennen

Kurz vor Soccoro steht ein riesiges Schild an der Interstate 25: „Very Large Array, Radio Astronomical Observatory“. Das hört sich an, wie etwas, was ich mir gern ansehen würde. Also nehmen wir die nächste Ausfahrt und folgen der Ausschilderung. Irgendwas müssen wir falsch gemacht haben, denn wir fahren plötzlich auf einer kleinen Straße, die nicht so aussieht, als ob sie dorthin führen würde. Unser Navi kann auch nicht helfen. Das ipad kommt hier nicht ins Mobilfunknetz, um die Karten zu laden. Wir wollten sowieso noch Papierkarten kaufen, also fahren wir zurück zur nächsten Tankstelle. Karten haben sie dort von den benachbarten Bundesstaaten, aber nicht von New Mexiko. Vom Very Large Array hat niemand etwas gehört. Ein alter Mann sagt, er sei hier geboren und wüsste nichts davon. Sie rufen schließlich den Chef, der es tatsächlich kennt und uns den Hinweis gibt, wie wir fahren sollen.

Die Antennen können auf Schienen verschoben werden
Die Antennen können auf Schienen verschoben werden

Am Ortsausgang steht ein Schild: „Very Large Array – 45 Meilen“ Das hatten wir nicht erwartet, aber nun wollen wir das sehen! Es geht langsam aber stetig bergauf. Die Landschaft wird plötzlich richtig schön. Wir passieren einen kleinen Pass und fahren dann durch ein langes breites Tal, rechts und links grasen gelegentlich Rinder. Willkommen im Wilden Westen! Am Ortseingang von Magdalena steht ein Schild: Wir sind nun auf etwa 2000 Meter Höhe.

20 Meilen weiter sehen wir die ersten riesigen Antennen mit einem Schüssel-Durchmesser von 25 Metern in der Landschaft. Wir befinden uns nun auf einer Hochebene, die von Bergen umgeben ist.

Größenvergleich: Wer findet Klaus?
Größenvergleich: Wer findet Klaus?

27 Antennen stehen hier auf drei Achsen aufgereiht. Sie sind verschiebbar, so dass sie gemeinsam eine Antenne von bis 36 Kilometern aufspannen können. Es gibt ein kleines Besucherzentrum und einen Rundwanderweg mit Tafeln zur Erklärung. Wo gibt es so etwas bei einem deutschen Forschungszentrum?

Nun ist die Frage, ob wir die gleiche Strecke wieder zurück fahren oder eine Abkürzung über einen der anderen Highways nehmen. Ohne Karte ist das schwer zu entscheiden. Wir fragen einen der Mitarbeiter, den wir auf dem Parkplatz treffen. Er rät uns dringend von den anderen Highways ab. Sie sind größtenteils nicht asphaltiert. Wir kommen ins Gespräch. Er ist offensichtlich begeistert, dass wir ihm technische Fragen stellen und kommt ins erzählen über die Funktionsweise von Helium-Kühlung für die Verstärker in den Antennen. Leider müssen wir das Gespräch abbrechen, denn wir müssen langsam weiter nach Las Cruces. Wahrscheinlich hätten wir sonst noch mehr zu sehen bekommen.

Die Schüsseln haben einen Durchmesser, der der Länge von zwei Schulbussen entspricht
Die Schüsseln haben einen Durchmesser, der der Länge von zwei Schulbussen entspricht

Wir sind nun hungrig. In Magdalena haben alle Restaurants geschlossen. In Soccoro finden wir schließlich ein Restaurant. Danach geht es zurück auf die Interstate. Zwei Stunden später sind wir in Las Cruces. Es ist schon vollkommen dunkel. Glücklicherweise finden wir das Haus unserer Freunde problemlos. Den Abend verbringen wir auf einer Party der indischen Community.

In 8 Stunden vom Hochsommer in den tiefsten Winter

Heute morgen wache ich vor dem Wecker auf, nur um Sekunden später aus der Koje zu springen, weil wieder einer dieser typischen Bahamas-Schauer einsetzt. Kaum habe ich alle Luken zu, ist der Schauer auch schon wieder vorbei. So war es ständig die letzten Tage, manche Schauer dauerten nur Sekunden. Selten war ein Schauer mal länger als eine Minute.

Blick von der Bay Street Marina Richtung Westen zum Kreuzfahrtterminal
Blick von der Bay Street Marina Richtung Westen zum Kreuzfahrtterminal

Zum Frühstück machen wir aus den restlichen Eiern ein Omelett, essen dazu den Rest unseres Graubrots, die restliche Orangenmarmelade und den restlichen Käse. Dazu gibt es außer Tee noch Saft aus der letzten Flasche Cranberry-Saft. Trotzdem ist noch genügend an Lebensmitteln und insbesondere Getränken übrig. Wir hatten vermutet, dass es heißer sein würde und wir mehr trinken würden. Außerdem hatten wir einen soliden Vorrat an Bier eingekauft, um damit gegebenenfalls frischen Fisch einzutauschen. Leider gab es diese Gelegenheit nicht.

Die Insel New Providence von Süden
Die Insel New Providence von Süden

Was machen wir nun mit den Lebensmitteln? Die Charterbasis hatte uns gesagt, sie würden die Reste spenden, aber das werden sie sicherlich nicht mit angefangenen Packungen tun, wie z.B. einer halben Flasche Olivenöl. Ein paar Plätze weiter liegt eine Charteryacht, die heute starten soll. Klaus spricht sie an, ob sie unsere Reste haben wollen. Sie schicken uns den Skipper vorbei. Der kommt aus South Dakota und ist mit 6 Freunden unterwegs auf einer Yacht, die nur wenig größer ist als unsere. Er ist begeistert über das Angebot (insbesondere das Bier) und bekommt von uns gleich noch ein paar Tipps für die Tour hinzu. Und falls wir mal nach South Dakota kommen, sollen wir uns unbedingt melden, dann will er uns auch mit Tipps versorgen…

Die Nordküste von New Providence, links oben Nassau und die Paradies Insel
Die Nordküste von New Providence, links oben Nassau und die Paradies Insel

Anschließend starten wir noch einen kleinen Spaziergang zum nächsten Hafen. Dort hatte ich zu Beginn unserer Tage in Nassau, leere Conch-Schalen liegen sehen und ich hätte gern noch welche. Aber nun ist Hochwasser und das Wasser zu tief, um dort anzukommen. Zwei Fischer stehen im Wasser und sind dabei, ihre Fische zu säubern. Ich frage, ob sie mir welche herausholen können. Einer der beiden tut das gern und reinigt sie sogar noch mit Wäschebleiche (!) für mich. Dafür hätte er natürlich gern einen kleinen Obolus. Ich habe nur gar kein Geld mitgenommen. Ich nehme die Schalen in einem Karton mit und verspreche, mit Geld wiederzukommen.

Als wir zurück in den Hafen kommen, hat die Charterbasis schon mit der Bestandsaufnahme bei uns an Bord begonnen. Die Gruppe aus South Dakota ist gerade kläglich mit ihrem Ableger gescheitert und hängt nun quer vor den Boxen, wo sie von der kräftigen Strömung nun wie festgenagelt liegt. Ich spüle die Schalen noch einmal mit Frischwasser aus und lege sie dann zum Trocknen in die Sonne. Dann stecke ich ein paar Dollar ein und gehe nochmal die Fischer besuchen.

Berry Islands
Berry Islands

Nach der Abnahme unseres Bootes müssen wir das Schiff räumen, weil es heute nachmittag schon wieder übergeben werden soll. Wir setzen uns vor das Büro mit unserem Gepäck in den Schatten. Auf der Baustelle für das neue Marinagebäude finde ich ein paar passende Kartons, um die Conch-Schalen transportsicher zu verpacken. Die Zeit reicht nicht, um noch etwas zu unternehmen. So bleiben wir einfach sitzen, genießen die Wärme und den Ausblick.

Um 12 Uhr holt uns das Taxi ab und bringt uns zum Flughafen. Der Taxifahrer erzählt von Junkanoo-Parade am frühen Morgen des 1. Januar. „Sein“ Club hat gewonnen, die Valley-Boys haben den ersten Platz gemacht. Eine selbstgemachte Rassel liegt noch im Taxi: eine Art Zwille mit quergespannten Drähten, auf die plattgehauene Kronkorken aufgefädelt sind. Er fragt nach den Tempolimits auf deutschen Straßen und erzählt, dass er gern mal Schnee sehen möchte.

Berry Islands
Berry Islands

Acht Stunden später und zwei Zeitzonen weiter landen wir in Albuquerque. Die Temperaturen liegen am Gefrierpunkt – brrr. Nach einer längeren Diskussion mit der Autovermietung über die Konditionen unseres Vertrags mit der TUI bekommen wir auch endlich unser Auto. Das Navi scheitert leider dabei, uns zum Hotel zu führen, aber nach fast 10 Jahren ist meine Ortskenntnis noch gut genug, um das selber hinzubekommen.

Berry Islands - die Seekarte sagt an dieser Stelle wahrscheinlich "Shifting Sands"
Berry Islands – die Seekarte sagt an dieser Stelle wahrscheinlich „Shifting Sands“

Um 23 Uhr sind wir im Hotel. Das Zimmer ist gut, aber kalt. Wir werfen einen laut röhrenden risiegen Heizlüfter udn so eine Art künstlichen Kamin an, um es möglichst schnell warm zu bekommen. Außerdem hätten wir jetzt gern nach all den Erdnüssen, Mandeln, Brezeln, Keksen mal was richtiges zu essen. Also stürzen wir uns nochmal in das Nachtleben von Albuquerque. Das Hotel ist in der Innenstadt neben meinem Lieblingsfrühstückscafé. Außer etlichen Nachtclubs, Discos und Kneipen hat auch noch ein Taco-Laden offen und wir bekommen noch zwei herzhafte Burritos. Von der Kneipe nebenan, wummern während dessen die Bässe herüber. Um 1 Uhr nachts sind wir dann endlich im Bett und versuchen uns unter der dünnen Decke im kalten Bett warme Gedanken zu machen.

Rolling Home to Nassau

Segeln kann auch Sport sein...
Segeln kann auch Sport sein…

Logbuch:

Vorhersage E-SE 15-20kn vereinzelt Schauer

8:00 Wind E3

8:15 Wir gehen Anker auf vor Highborn Cay und setzen Groß und Genua

11:24 Position 24°49,1’N 077°05,8’W

13:36 Position 24°59,5’N 077°11,8’W auf Grund scheint ein größeres Wrack zu Liegen. Es ist nicht in der Karte verzeichnet.

15:30 Fest an der Tankstation Harbor Marina. Die Station hat geschlossen

16:00 Fest an der Tankstation Paradise Island. Die hat offen!

16:00 Endgültig fest an der Pier von Navtours

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Heute morgen klingelt der Wecker um 6 Uhr, um sicherzugehen, dass wir nicht verschlafen. Frühstücken tun wir bei Sonnenaufgang und um 8:15 Uhr rasselt die Ankerkette lauthals zurück in den Ankerkasten. Wir setzen erst Kurs auf die Yellow Bank, wo wir wie auf der Hintour um die Korallenriffe herum fahren müssen. Allerdings machen wir uns Gedanken, ob wir bei den herrschenden 4 Windstärken und der dazugehörigen Welle, in der Lage sein werden, die Korallen so rechtzeitig zu sehen, dass wir bei den den 6 – 7 Knoten, die wir laufen rechtzeitig ausweichen können. Andererseits sind wir schnell genug, um auch einen Umweg zu machen und die Yellow Bank auf der Südseite zu umfahren. Wir ändern den Kurs und haben die nächsten 3 – 4 Stunden den Wind genau von hinten. Das ist bei der Welle Schwerstarbeit. Die Lady rollt in der See und das Dinghi schlingert hinterher.

Der Blick von unserem Liegeplatz in Nassau auf die Brücken hinüber nach Paradise Island
Der Blick von unserem Liegeplatz in Nassau auf die Brücken hinüber nach Paradise Island

Leider ist auch dieser Weg nicht frei von Korallenriffen und wir müssen im Slalom um die Dinger herumfahren. Nach der Anstrengung haben wir uns den Nudelsalat zur Stärkung redlich verdient. Um halb drei sehen wir Nassau schon deutlich vor uns. Kurz bevor das Fahrwasser zu eng wird, bergen wir die Segel und fahren das letzte Stück unter Maschine. Wir versuchen uns via Funk in der Charterbasis anzumelden, aber anscheinend hört uns niemand. Erst in Sichtweite des Hafens, werden wir gehört. Es liegen wahrscheinlich an den Docks zu viele Schiffe dazwischen. Wir sollen erst noch tanken fahren, also weiter zur Tankstelle. Leider hilft uns niemand beim Festmachen. Die Anleger sind hier alle für viel größere Schiffe gemacht, so dass das Anlegen mit so einem „kleinen“ Schiff eine echte Tortur ist. Unser Anleger klappt bei Wind gegen Strom erst im dritten Anlauf und trotzdem verhakt sich wieder das Fenderbrett an den Dalben und wir müssen lange ziehen und zerren bis die Lady passend liegt. Nur taucht noch immer niemand auf. Dann stellt sich heraus, dass die Tankstelle bereits geschlossen hat. Grumpf: wie wäre es mit einem großen Schild mit den Öffnungszeiten darauf?

Ich frage per Funk in der Charterbasis, was wir tun sollen. Zurück auf die andere Seite zu Paradise Island, da sei noch eine Tankstelle. Ich frage, ob sie sich sicher sind, dass die auch offen hat. Ja, eigentlich schon, aber ich soll zur Sicherheit mal per Funk nachfragen. Das tue ich auch und bekomme das ok. Also zurück und die andere Tankstelle suchen. Es dauert ein bisschen, aber dann haben wir sie endlich gefunden und bekommen das Gewünschte.

Blick von unserer Marina über den Hafen von Nassau
Blick von unserer Marina über den Hafen von Nassau

In der Charterbasis springen dann gleich 3 Leute hinzu und helfen beim Festmachen. Außer Leine anreichen und ein bisschen abhalten, brauchen wir nichts mehr tun. Als erstes entsorgen wir nun unseren Müll der letzten 10 Tage, dann kochen wir den obligatorischen Tee und machen uns daran Neujahrswünsche zu beantworten. Nun wird es Zeit, die versäumte Feier nachzuholen. Wir freuen uns nun beide auf ein ordentliches Stück Fisch nach 10 Tagen ohne Fisch und Fleisch.

Frisch gewaschen ins Neue Jahr

Der Hafen von Highborne Cay
Der Hafen von Highborne Cay

Logbuch:

Vorhersage  tagsüber schwacher Wind aus SE-E abends auf NNO drehend zunehmend auf 20kn

9:30 Auslaufen Hawksbill Cay, wir setzen Groß und Genua. Zum Laden läuft der Motor weiter

10:45 Passieren Spitze Elbow Cay

11:30 Position 24°33,3’N 076°51,5W

14:08 Anker nieder vor Highborn Cay

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Jetzt ist es in Europa schon 2014, aber hier ist es erst kurz nach 21 Uhr. Wir sind also genau genommen noch in 2013, aber der Reihe nach:

Nach einer sehr warmen Nacht mit wenig Wind, wachen wir erst spät auf. Nachts habe ich zwischendurch zur Abkühlung eine Weile im Cockpit gesessen, wenn die Polster nicht so klamm wären, hätte ich dort gern weiter geschlafen. Aber sie sehen im Laufe des Tages so viel Salzwasser von nassen Füßen und nassen Badeklamotten, dass sie sofort klamm werden, sobald die Sonne weg ist. Tagsüber bläst der Wind glücklicherweise aus der richtigen Richtung so dass wir mit einer schönen Backstagbrise nach Norden Richtung Highborne Cay laufen. Zwischendurch sorgen Wolken immer wieder für Abkühlung.

Windhose über Highborne Cay
Windhose über Highborne Cay

Highborne Cay ist eine Privatinsel mit einem kleinen Hafen. Wir haben keine Ahnung, was dort ein Liegeplatz kostet, aber Fragen kostet ja bekanntlich nichts. Über Funk sagt man uns, dass der Hafen voll sei. Na gut, dann gehen wir wieder vollkommen kostenlos vor Anker. Platz ist hier genug. Wir können ja mit dem Dinghi in den Hafen fahren. Das tun wir auch.

Alles sieht sehr geschniegelt aus und die Liegeplätze sind alle belegt, aber nach Ostseemaßstäben ist „voll“ natürlich ganz was anderes… Wir legen an, ziehen uns die müffelnden Schnorchelshirts aus und was halbwegs präsentables über. Schilder weisen darauf hin, dass sich alle Besucher der Insel im Office anmelden müssen, dass die Entsorgung eines Müllsacks 5 Dollar kostet und ein Beutel Eis 6 Dollar. Das brauchen wir alles nicht. Morgen in Nassau ist die Müllentsorgung kostenlos und der Kühlschrank funktioniert noch. Wir melden uns im Office und fragen, ob wir ein wenig spazieren gehen dürfen. Nein, dürfen wir nicht, aber wir dürfen gern 15 Dollar bezahlen und dann auch im Laden einkaufen und im Restaurant essen. Na, vielen Dank, kochen kann ich selbst und um mich in einem Laden umzusehen, brauche ich in Nassau gar nichts bezahlen. Wir hätten die Insel gern angesehen, da wir als Reiselektüre, wie schon berichtet, ein Buch einer ehemaligen Inselmanagerin lesen. So geschniegelt hatte ich mir das nach der Schilderung hier nicht vorgestellt, aber da es in der Zwischenzeit einen Eigentümerwechsel gab, kann sich auch vieles geändert haben. Wir bedanken uns höflich und fahren wieder. Zum Ausgleich tuckern wir noch bis zur Nordseite und drehen dann wieder um.

Regenschauer mit Gelegenheit zum Duschen
Regenschauer mit Gelegenheit zum Duschen

Zurück an Bord machen wir das Dinghi klar für die Überfahrt nach Nassau. Das bedeutet, den schweren Außenborder wieder hoch an den Heckkorb von Lady Marceline zu befördern. Mit vereinten Kräften bekommen wir das hin. Ufff, danach wollen wir zur Abkühlung eigentlich eine Runde ums Schiff schwimmen, als Klaus plötzlich entgeistert auf die Insel starrt. Eine dunkle Wolke ist aufgezogen, ein Teil der Wolke hängt in Fetzen nach unten und von dort aus krümmt sich ein Rüssel zum Boden hinab. Er scheint nicht ganz bis nach unten zu reichen. Nun aber fix! Ich reiche Klaus alles unter Deck, was nicht fest mit dem Schiff verbunden ist. Wir machen das Funkgerät an und ziehen uns Schuhe an. Der Motor ist sowieso immer startklar. Dann bewaffne ich mich mit einem Fotoapparat und fotografiere das Ungetüm damit uns im Notfall wenigstens jemand glaubt… Es zieht allerdings ein paar 100 Meter weiter südlich und fängt an, sich immer weiter vom Boden zurückzuziehen, bis nur noch die seltsamen Fetzen an der schwarzen Wolke übrig bleiben. Über der Insel steht ein Regenbogen, kurze Zeit später haben wir einen kräftigen Regenschauer.

Wir nutzen die Chance und stellen uns in unserem Badezeug in den Regen statt ins Wasser zu springen. Die schwarze Wolke zieht weiter auf See und bleibt dort lange stehen und schüttet so vor sich hin. Wir brauchen nun nur noch Shampoo und den Spülgang aus der Schiffsdusche und sind frisch gewaschen, um das Neue Jahr angemessen begrüßen zu können.

Feuerwerk im Hafen von Highborne Cay vom schwankenden Boot aus gesehen
Feuerwerk im Hafen von Highborne Cay vom schwankenden Boot aus gesehen

Für morgen bereiten wir aus diversen Resten einen Nudelsalat, der in den Kühlschrank wandert und für uns heute abend aus dem restlichen Gemüse einen großen Topf voll Curry. Währenddessen wandert ein kurzer Schauer nach dem anderen über uns hinweg. Mit ihnen kommen kräftige Windböen und das Boot schaukelt im leichten Schwell, der hier geht. Als ich noch einen Schluck Wasser aus dem Kessel in unser Curry gießen will, sorgt eine Welle dafür, dass ich versehentlich den Gaskocher lösche. Ich erkläre kurzer Hand das Essen für fertig.

Wie feiert man nun Sylvester an Bord? Wir haben weder Sekt noch Raketen. Also gibt es Bier und oh Wunder auf Highborne Cay um halb zehn sogar ein Seglerfreundliches Feuerwerk.

Wir wünschen auf diesem Weg allen einen guten Start in das Jahr 2014!