Zwei Ingenieure im Wilden Westen

Der Jetlag lässt grüßen: Wir wachen heute morgen eine Stunde vor dem Wecker auf. Die wichtigste Frage heute morgen: wo gehen wir frühstücken? Das Hotel hat ein kostenloses Frühstücksbuffet. Aber wir hatten das Hotel eigentlich ausgesucht, weil es in der Nähe von Java Joes liegt. Nach einem kurzen Blick auf den völlig leeren und eher kahlen Frühstücksraum, steht die Entscheidung fest. Wir ziehen die Jacken über und gehen 100 Meter weiter. Der Laden ist immer noch so, wie ich ihn in Erinnerung hatte: Bunt angemalt, etwas alternativ angehaucht, mit eigener Kaffeerösterei, sehr leckerem Frühstück und Live-Musik. Freies WLAN gibt es hier genauso, wie im Hotel. Nur etwas kalt ist es hier.

Landschaft auf 2000m Höhe
Landschaft auf 2000m Höhe

Anschließend machen wir uns auf die knapp 400km lange Reise gen Süden. Im Auto wird es schnell warm. Die Sonne scheint mit aller Kraft. Kurze Zeit später bekomme ich Durst. Ich vergaß, dass die Luft hier so trocken ist, dass Wasser immer dabei sein sollte. Wir halten an der nächsten Tankstelle und kaufen zwei Flaschen Wasser. Meine Schleimhäute kämpfen immer noch gegen die plötzliche Trockenheit hier und sehnen sich nach der feuchtwarmen Luft auf den Bahamas zurück.

Auch Hasen leben unter den Antennen
Auch Hasen leben unter den Antennen

Kurz vor Soccoro steht ein riesiges Schild an der Interstate 25: „Very Large Array, Radio Astronomical Observatory“. Das hört sich an, wie etwas, was ich mir gern ansehen würde. Also nehmen wir die nächste Ausfahrt und folgen der Ausschilderung. Irgendwas müssen wir falsch gemacht haben, denn wir fahren plötzlich auf einer kleinen Straße, die nicht so aussieht, als ob sie dorthin führen würde. Unser Navi kann auch nicht helfen. Das ipad kommt hier nicht ins Mobilfunknetz, um die Karten zu laden. Wir wollten sowieso noch Papierkarten kaufen, also fahren wir zurück zur nächsten Tankstelle. Karten haben sie dort von den benachbarten Bundesstaaten, aber nicht von New Mexiko. Vom Very Large Array hat niemand etwas gehört. Ein alter Mann sagt, er sei hier geboren und wüsste nichts davon. Sie rufen schließlich den Chef, der es tatsächlich kennt und uns den Hinweis gibt, wie wir fahren sollen.

Die Antennen können auf Schienen verschoben werden
Die Antennen können auf Schienen verschoben werden

Am Ortsausgang steht ein Schild: „Very Large Array – 45 Meilen“ Das hatten wir nicht erwartet, aber nun wollen wir das sehen! Es geht langsam aber stetig bergauf. Die Landschaft wird plötzlich richtig schön. Wir passieren einen kleinen Pass und fahren dann durch ein langes breites Tal, rechts und links grasen gelegentlich Rinder. Willkommen im Wilden Westen! Am Ortseingang von Magdalena steht ein Schild: Wir sind nun auf etwa 2000 Meter Höhe.

20 Meilen weiter sehen wir die ersten riesigen Antennen mit einem Schüssel-Durchmesser von 25 Metern in der Landschaft. Wir befinden uns nun auf einer Hochebene, die von Bergen umgeben ist.

Größenvergleich: Wer findet Klaus?
Größenvergleich: Wer findet Klaus?

27 Antennen stehen hier auf drei Achsen aufgereiht. Sie sind verschiebbar, so dass sie gemeinsam eine Antenne von bis 36 Kilometern aufspannen können. Es gibt ein kleines Besucherzentrum und einen Rundwanderweg mit Tafeln zur Erklärung. Wo gibt es so etwas bei einem deutschen Forschungszentrum?

Nun ist die Frage, ob wir die gleiche Strecke wieder zurück fahren oder eine Abkürzung über einen der anderen Highways nehmen. Ohne Karte ist das schwer zu entscheiden. Wir fragen einen der Mitarbeiter, den wir auf dem Parkplatz treffen. Er rät uns dringend von den anderen Highways ab. Sie sind größtenteils nicht asphaltiert. Wir kommen ins Gespräch. Er ist offensichtlich begeistert, dass wir ihm technische Fragen stellen und kommt ins erzählen über die Funktionsweise von Helium-Kühlung für die Verstärker in den Antennen. Leider müssen wir das Gespräch abbrechen, denn wir müssen langsam weiter nach Las Cruces. Wahrscheinlich hätten wir sonst noch mehr zu sehen bekommen.

Die Schüsseln haben einen Durchmesser, der der Länge von zwei Schulbussen entspricht
Die Schüsseln haben einen Durchmesser, der der Länge von zwei Schulbussen entspricht

Wir sind nun hungrig. In Magdalena haben alle Restaurants geschlossen. In Soccoro finden wir schließlich ein Restaurant. Danach geht es zurück auf die Interstate. Zwei Stunden später sind wir in Las Cruces. Es ist schon vollkommen dunkel. Glücklicherweise finden wir das Haus unserer Freunde problemlos. Den Abend verbringen wir auf einer Party der indischen Community.

2 Gedanken zu „Zwei Ingenieure im Wilden Westen“

  1. Nun haben wir auch den Film „Contacts“ gesehen, der am Very Large Array gedreht wurde. Meine Erwartung war nicht besonders hoch, Science Fiction ist sonst nicht so mein Metier. Aber ich war positiv überrascht. Denn die Frage, was würde denn passieren, wenn tatsächlich Außerirdische Kontakt zu uns aufnehmen würden. Wie könnte das technisch funktionieren und wie wären weltweit die Reaktionen wird durchaus ernsthaft beantwortet.

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