Frisch gewaschen ins Neue Jahr

Der Hafen von Highborne Cay
Der Hafen von Highborne Cay

Logbuch:

Vorhersage  tagsüber schwacher Wind aus SE-E abends auf NNO drehend zunehmend auf 20kn

9:30 Auslaufen Hawksbill Cay, wir setzen Groß und Genua. Zum Laden läuft der Motor weiter

10:45 Passieren Spitze Elbow Cay

11:30 Position 24°33,3’N 076°51,5W

14:08 Anker nieder vor Highborn Cay

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Jetzt ist es in Europa schon 2014, aber hier ist es erst kurz nach 21 Uhr. Wir sind also genau genommen noch in 2013, aber der Reihe nach:

Nach einer sehr warmen Nacht mit wenig Wind, wachen wir erst spät auf. Nachts habe ich zwischendurch zur Abkühlung eine Weile im Cockpit gesessen, wenn die Polster nicht so klamm wären, hätte ich dort gern weiter geschlafen. Aber sie sehen im Laufe des Tages so viel Salzwasser von nassen Füßen und nassen Badeklamotten, dass sie sofort klamm werden, sobald die Sonne weg ist. Tagsüber bläst der Wind glücklicherweise aus der richtigen Richtung so dass wir mit einer schönen Backstagbrise nach Norden Richtung Highborne Cay laufen. Zwischendurch sorgen Wolken immer wieder für Abkühlung.

Windhose über Highborne Cay
Windhose über Highborne Cay

Highborne Cay ist eine Privatinsel mit einem kleinen Hafen. Wir haben keine Ahnung, was dort ein Liegeplatz kostet, aber Fragen kostet ja bekanntlich nichts. Über Funk sagt man uns, dass der Hafen voll sei. Na gut, dann gehen wir wieder vollkommen kostenlos vor Anker. Platz ist hier genug. Wir können ja mit dem Dinghi in den Hafen fahren. Das tun wir auch.

Alles sieht sehr geschniegelt aus und die Liegeplätze sind alle belegt, aber nach Ostseemaßstäben ist „voll“ natürlich ganz was anderes… Wir legen an, ziehen uns die müffelnden Schnorchelshirts aus und was halbwegs präsentables über. Schilder weisen darauf hin, dass sich alle Besucher der Insel im Office anmelden müssen, dass die Entsorgung eines Müllsacks 5 Dollar kostet und ein Beutel Eis 6 Dollar. Das brauchen wir alles nicht. Morgen in Nassau ist die Müllentsorgung kostenlos und der Kühlschrank funktioniert noch. Wir melden uns im Office und fragen, ob wir ein wenig spazieren gehen dürfen. Nein, dürfen wir nicht, aber wir dürfen gern 15 Dollar bezahlen und dann auch im Laden einkaufen und im Restaurant essen. Na, vielen Dank, kochen kann ich selbst und um mich in einem Laden umzusehen, brauche ich in Nassau gar nichts bezahlen. Wir hätten die Insel gern angesehen, da wir als Reiselektüre, wie schon berichtet, ein Buch einer ehemaligen Inselmanagerin lesen. So geschniegelt hatte ich mir das nach der Schilderung hier nicht vorgestellt, aber da es in der Zwischenzeit einen Eigentümerwechsel gab, kann sich auch vieles geändert haben. Wir bedanken uns höflich und fahren wieder. Zum Ausgleich tuckern wir noch bis zur Nordseite und drehen dann wieder um.

Regenschauer mit Gelegenheit zum Duschen
Regenschauer mit Gelegenheit zum Duschen

Zurück an Bord machen wir das Dinghi klar für die Überfahrt nach Nassau. Das bedeutet, den schweren Außenborder wieder hoch an den Heckkorb von Lady Marceline zu befördern. Mit vereinten Kräften bekommen wir das hin. Ufff, danach wollen wir zur Abkühlung eigentlich eine Runde ums Schiff schwimmen, als Klaus plötzlich entgeistert auf die Insel starrt. Eine dunkle Wolke ist aufgezogen, ein Teil der Wolke hängt in Fetzen nach unten und von dort aus krümmt sich ein Rüssel zum Boden hinab. Er scheint nicht ganz bis nach unten zu reichen. Nun aber fix! Ich reiche Klaus alles unter Deck, was nicht fest mit dem Schiff verbunden ist. Wir machen das Funkgerät an und ziehen uns Schuhe an. Der Motor ist sowieso immer startklar. Dann bewaffne ich mich mit einem Fotoapparat und fotografiere das Ungetüm damit uns im Notfall wenigstens jemand glaubt… Es zieht allerdings ein paar 100 Meter weiter südlich und fängt an, sich immer weiter vom Boden zurückzuziehen, bis nur noch die seltsamen Fetzen an der schwarzen Wolke übrig bleiben. Über der Insel steht ein Regenbogen, kurze Zeit später haben wir einen kräftigen Regenschauer.

Wir nutzen die Chance und stellen uns in unserem Badezeug in den Regen statt ins Wasser zu springen. Die schwarze Wolke zieht weiter auf See und bleibt dort lange stehen und schüttet so vor sich hin. Wir brauchen nun nur noch Shampoo und den Spülgang aus der Schiffsdusche und sind frisch gewaschen, um das Neue Jahr angemessen begrüßen zu können.

Feuerwerk im Hafen von Highborne Cay vom schwankenden Boot aus gesehen
Feuerwerk im Hafen von Highborne Cay vom schwankenden Boot aus gesehen

Für morgen bereiten wir aus diversen Resten einen Nudelsalat, der in den Kühlschrank wandert und für uns heute abend aus dem restlichen Gemüse einen großen Topf voll Curry. Währenddessen wandert ein kurzer Schauer nach dem anderen über uns hinweg. Mit ihnen kommen kräftige Windböen und das Boot schaukelt im leichten Schwell, der hier geht. Als ich noch einen Schluck Wasser aus dem Kessel in unser Curry gießen will, sorgt eine Welle dafür, dass ich versehentlich den Gaskocher lösche. Ich erkläre kurzer Hand das Essen für fertig.

Wie feiert man nun Sylvester an Bord? Wir haben weder Sekt noch Raketen. Also gibt es Bier und oh Wunder auf Highborne Cay um halb zehn sogar ein Seglerfreundliches Feuerwerk.

Wir wünschen auf diesem Weg allen einen guten Start in das Jahr 2014!

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