In 8 Stunden vom Hochsommer in den tiefsten Winter

Heute morgen wache ich vor dem Wecker auf, nur um Sekunden später aus der Koje zu springen, weil wieder einer dieser typischen Bahamas-Schauer einsetzt. Kaum habe ich alle Luken zu, ist der Schauer auch schon wieder vorbei. So war es ständig die letzten Tage, manche Schauer dauerten nur Sekunden. Selten war ein Schauer mal länger als eine Minute.

Blick von der Bay Street Marina Richtung Westen zum Kreuzfahrtterminal
Blick von der Bay Street Marina Richtung Westen zum Kreuzfahrtterminal

Zum Frühstück machen wir aus den restlichen Eiern ein Omelett, essen dazu den Rest unseres Graubrots, die restliche Orangenmarmelade und den restlichen Käse. Dazu gibt es außer Tee noch Saft aus der letzten Flasche Cranberry-Saft. Trotzdem ist noch genügend an Lebensmitteln und insbesondere Getränken übrig. Wir hatten vermutet, dass es heißer sein würde und wir mehr trinken würden. Außerdem hatten wir einen soliden Vorrat an Bier eingekauft, um damit gegebenenfalls frischen Fisch einzutauschen. Leider gab es diese Gelegenheit nicht.

Die Insel New Providence von Süden
Die Insel New Providence von Süden

Was machen wir nun mit den Lebensmitteln? Die Charterbasis hatte uns gesagt, sie würden die Reste spenden, aber das werden sie sicherlich nicht mit angefangenen Packungen tun, wie z.B. einer halben Flasche Olivenöl. Ein paar Plätze weiter liegt eine Charteryacht, die heute starten soll. Klaus spricht sie an, ob sie unsere Reste haben wollen. Sie schicken uns den Skipper vorbei. Der kommt aus South Dakota und ist mit 6 Freunden unterwegs auf einer Yacht, die nur wenig größer ist als unsere. Er ist begeistert über das Angebot (insbesondere das Bier) und bekommt von uns gleich noch ein paar Tipps für die Tour hinzu. Und falls wir mal nach South Dakota kommen, sollen wir uns unbedingt melden, dann will er uns auch mit Tipps versorgen…

Die Nordküste von New Providence, links oben Nassau und die Paradies Insel
Die Nordküste von New Providence, links oben Nassau und die Paradies Insel

Anschließend starten wir noch einen kleinen Spaziergang zum nächsten Hafen. Dort hatte ich zu Beginn unserer Tage in Nassau, leere Conch-Schalen liegen sehen und ich hätte gern noch welche. Aber nun ist Hochwasser und das Wasser zu tief, um dort anzukommen. Zwei Fischer stehen im Wasser und sind dabei, ihre Fische zu säubern. Ich frage, ob sie mir welche herausholen können. Einer der beiden tut das gern und reinigt sie sogar noch mit Wäschebleiche (!) für mich. Dafür hätte er natürlich gern einen kleinen Obolus. Ich habe nur gar kein Geld mitgenommen. Ich nehme die Schalen in einem Karton mit und verspreche, mit Geld wiederzukommen.

Als wir zurück in den Hafen kommen, hat die Charterbasis schon mit der Bestandsaufnahme bei uns an Bord begonnen. Die Gruppe aus South Dakota ist gerade kläglich mit ihrem Ableger gescheitert und hängt nun quer vor den Boxen, wo sie von der kräftigen Strömung nun wie festgenagelt liegt. Ich spüle die Schalen noch einmal mit Frischwasser aus und lege sie dann zum Trocknen in die Sonne. Dann stecke ich ein paar Dollar ein und gehe nochmal die Fischer besuchen.

Berry Islands
Berry Islands

Nach der Abnahme unseres Bootes müssen wir das Schiff räumen, weil es heute nachmittag schon wieder übergeben werden soll. Wir setzen uns vor das Büro mit unserem Gepäck in den Schatten. Auf der Baustelle für das neue Marinagebäude finde ich ein paar passende Kartons, um die Conch-Schalen transportsicher zu verpacken. Die Zeit reicht nicht, um noch etwas zu unternehmen. So bleiben wir einfach sitzen, genießen die Wärme und den Ausblick.

Um 12 Uhr holt uns das Taxi ab und bringt uns zum Flughafen. Der Taxifahrer erzählt von Junkanoo-Parade am frühen Morgen des 1. Januar. „Sein“ Club hat gewonnen, die Valley-Boys haben den ersten Platz gemacht. Eine selbstgemachte Rassel liegt noch im Taxi: eine Art Zwille mit quergespannten Drähten, auf die plattgehauene Kronkorken aufgefädelt sind. Er fragt nach den Tempolimits auf deutschen Straßen und erzählt, dass er gern mal Schnee sehen möchte.

Berry Islands
Berry Islands

Acht Stunden später und zwei Zeitzonen weiter landen wir in Albuquerque. Die Temperaturen liegen am Gefrierpunkt – brrr. Nach einer längeren Diskussion mit der Autovermietung über die Konditionen unseres Vertrags mit der TUI bekommen wir auch endlich unser Auto. Das Navi scheitert leider dabei, uns zum Hotel zu führen, aber nach fast 10 Jahren ist meine Ortskenntnis noch gut genug, um das selber hinzubekommen.

Berry Islands - die Seekarte sagt an dieser Stelle wahrscheinlich "Shifting Sands"
Berry Islands – die Seekarte sagt an dieser Stelle wahrscheinlich „Shifting Sands“

Um 23 Uhr sind wir im Hotel. Das Zimmer ist gut, aber kalt. Wir werfen einen laut röhrenden risiegen Heizlüfter udn so eine Art künstlichen Kamin an, um es möglichst schnell warm zu bekommen. Außerdem hätten wir jetzt gern nach all den Erdnüssen, Mandeln, Brezeln, Keksen mal was richtiges zu essen. Also stürzen wir uns nochmal in das Nachtleben von Albuquerque. Das Hotel ist in der Innenstadt neben meinem Lieblingsfrühstückscafé. Außer etlichen Nachtclubs, Discos und Kneipen hat auch noch ein Taco-Laden offen und wir bekommen noch zwei herzhafte Burritos. Von der Kneipe nebenan, wummern während dessen die Bässe herüber. Um 1 Uhr nachts sind wir dann endlich im Bett und versuchen uns unter der dünnen Decke im kalten Bett warme Gedanken zu machen.

Schreibe einen Kommentar