Archiv der Kategorie: New Mexico, Arizona, Kalifornien 2014

Flug nach Albuquerque, Fahrt mit dem Auto via Las Cruces, Phoenix nach Kalifornien

Heiß gebadet in Wahrheit oder Konsequenzen

Ziel für heute ist ein Ausflug zu den heißen Quellen. Das wollen wir allerdings erst nachmittags machen, denn morgens ist es noch recht kalt. Glücklicherweise scheint die Sonne wieder, so dass es nachmittags hoffentlich wärmer wird.

Hier wurde Billy The Kid zum Tode verurteilt. Heute gibt es hier einen Andenkenladen mit einer Weihnachtskrippe auf dem Dach
Hier wurde Billy The Kid zum Tode verurteilt. Heute gibt es hier einen Andenkenladen mit einer Weihnachtskrippe auf dem Dach

Wir nutzen deshalb den Vormittag, um der Altstadt von Mesilla einen Besuch abzustatten. Mesilla ist eine direkt an Las Cruces angrenzende kleinere Stadt und gilt offiziell als historischer Ort. Die Stadt wurde von Einwohnern gegründet, die nach Ende des Krieges zwischen Mexiko und den USA nicht zu den USA gehören wollten. Die Staatsgrenze verlief damals noch weiter nördlich. Las Cruces war damals erheblich kleiner als Mesilla. Billy The Kid wurde in Mesilla zum Tode verurteilt. Wie überall in Las Cruces gibt es auch hier keine hohen Gebäude und hier erscheinen sie noch ein Stückchen niedriger. Las Cruces hat dann der Eisenbahngesellschaft bessere Bedingungen geboten und hat daraufhin einen Bahnhof bekommen und ist erheblich stärker gewachsen als Mesilla. So hat Las Cruces jetzt fast 100000 Einwohner, während Mesilla nur knapp 2000 hat. Auf dem Rückweg läuft uns in der Straße ein Kojote über den Weg.

Die Antwort des Manhattan-Projekts auf die Teflon-Pfanne
Die Antwort des Manhattan-Projekts auf die Teflon-Pfanne

Auch hier ist ein kleiner Kunsthandwerkermarkt und wir besuchen noch einen Laden, in dem sehr schönes Geschirr verkauft wird. Das Metall, aus dem vieles gemacht ist, soll eine Entwicklung aus Los Alamos im Zuge des Manhattan-Projekts sein. Das Design erinnert sehr an Skandinavien.

Falls Ihr nicht wisst, wohin mit dem Altglas, hier eine Idee vom Kunsthandwerkermarkt
Falls Ihr nicht wisst, wohin mit dem Altglas, hier eine Idee vom Kunsthandwerkermarkt

Nachmittags fahren wir dann eine Stunde Richtung Norden bis zur Stadt „Truth or Consequences“. Sie hieß ursprünglich ganz treffend Hot Springs. Als es dann das Versprechen gab eine Quizshow in der Stad zu produzieren, die sich als ersten in „Truth or Consequences“ umbenennt, stimmten die Bürger 1950 mit 1 Stimme Mehrheit dafür.

Das Riverbend Bad in Truth or Consequences mit schönem Blick über den Rio Grande
Das Riverbend Bad in Truth or Consequences mit schönem Blick über den Rio Grande

Die Stadt liegt am Rio Grande und hat heiße Quellen. Es gibt etliche Badeanstalten, in denen man im heißen Wasser baden kann. Man kann dort private Pools mieten oder in einem Gemeinschaftspool baden. Im Riverbend Bad sind die Privatpools ausgebucht und so nehmen wir den Gemeinschaftspool. Bei sanfter Musik und einem schönen Blick auf den Fluss lassen wir uns eine Stunde lang kräftig aufwärmen.

Wir adoptieren keinen Hund

Gestern waren am Himmel Cirrus-Wolken und ein Halo zu sehen. Heute ist es vollständig bedeckt. Wir brechen am späten Vormittag auf zu einem Besuch des Farmer Markts. Zu Beginn hat das örtliche Tierheim Käfige mit Hunden aufgestellt. Die meisten haben schon im Laufe des Vormittags ein neues Herrchen oder Frauchen gefunden. Ich finde das eine tolle Idee.

Nachdem wir erfolgreich ohne neuen Hund an den Käfigen vorbei gekommen sind, gibt es zahlreiche Stände hauptsächlich von Kunsthandwerkern. Nur an wenigen Ständen werden Lebesnmittel verkauft. Wir probieren ein Getränk aus Reis, kaufen 5 kleine Probierpackungen mit Honig, lassen Klaus‘ Gürtel enger machen, lassen uns traditionelle Indianer-Flöten vorspielen, lernen, wo überall Türkise abgebaut werden und welch unterschiedliche Farben die Türkise aus den verschiedenen Minen haben.

Nach einer leckeren Pizza in einem netten kleinen Restaurant mit angeschlossener Bäckerei erkunden wir noch einen riesigen Secondhand-Buchladen und erstehen zwei Bücher über die Bahamas.

Zwei Ingenieure im Wilden Westen

Der Jetlag lässt grüßen: Wir wachen heute morgen eine Stunde vor dem Wecker auf. Die wichtigste Frage heute morgen: wo gehen wir frühstücken? Das Hotel hat ein kostenloses Frühstücksbuffet. Aber wir hatten das Hotel eigentlich ausgesucht, weil es in der Nähe von Java Joes liegt. Nach einem kurzen Blick auf den völlig leeren und eher kahlen Frühstücksraum, steht die Entscheidung fest. Wir ziehen die Jacken über und gehen 100 Meter weiter. Der Laden ist immer noch so, wie ich ihn in Erinnerung hatte: Bunt angemalt, etwas alternativ angehaucht, mit eigener Kaffeerösterei, sehr leckerem Frühstück und Live-Musik. Freies WLAN gibt es hier genauso, wie im Hotel. Nur etwas kalt ist es hier.

Landschaft auf 2000m Höhe
Landschaft auf 2000m Höhe

Anschließend machen wir uns auf die knapp 400km lange Reise gen Süden. Im Auto wird es schnell warm. Die Sonne scheint mit aller Kraft. Kurze Zeit später bekomme ich Durst. Ich vergaß, dass die Luft hier so trocken ist, dass Wasser immer dabei sein sollte. Wir halten an der nächsten Tankstelle und kaufen zwei Flaschen Wasser. Meine Schleimhäute kämpfen immer noch gegen die plötzliche Trockenheit hier und sehnen sich nach der feuchtwarmen Luft auf den Bahamas zurück.

Auch Hasen leben unter den Antennen
Auch Hasen leben unter den Antennen

Kurz vor Soccoro steht ein riesiges Schild an der Interstate 25: „Very Large Array, Radio Astronomical Observatory“. Das hört sich an, wie etwas, was ich mir gern ansehen würde. Also nehmen wir die nächste Ausfahrt und folgen der Ausschilderung. Irgendwas müssen wir falsch gemacht haben, denn wir fahren plötzlich auf einer kleinen Straße, die nicht so aussieht, als ob sie dorthin führen würde. Unser Navi kann auch nicht helfen. Das ipad kommt hier nicht ins Mobilfunknetz, um die Karten zu laden. Wir wollten sowieso noch Papierkarten kaufen, also fahren wir zurück zur nächsten Tankstelle. Karten haben sie dort von den benachbarten Bundesstaaten, aber nicht von New Mexiko. Vom Very Large Array hat niemand etwas gehört. Ein alter Mann sagt, er sei hier geboren und wüsste nichts davon. Sie rufen schließlich den Chef, der es tatsächlich kennt und uns den Hinweis gibt, wie wir fahren sollen.

Die Antennen können auf Schienen verschoben werden
Die Antennen können auf Schienen verschoben werden

Am Ortsausgang steht ein Schild: „Very Large Array – 45 Meilen“ Das hatten wir nicht erwartet, aber nun wollen wir das sehen! Es geht langsam aber stetig bergauf. Die Landschaft wird plötzlich richtig schön. Wir passieren einen kleinen Pass und fahren dann durch ein langes breites Tal, rechts und links grasen gelegentlich Rinder. Willkommen im Wilden Westen! Am Ortseingang von Magdalena steht ein Schild: Wir sind nun auf etwa 2000 Meter Höhe.

20 Meilen weiter sehen wir die ersten riesigen Antennen mit einem Schüssel-Durchmesser von 25 Metern in der Landschaft. Wir befinden uns nun auf einer Hochebene, die von Bergen umgeben ist.

Größenvergleich: Wer findet Klaus?
Größenvergleich: Wer findet Klaus?

27 Antennen stehen hier auf drei Achsen aufgereiht. Sie sind verschiebbar, so dass sie gemeinsam eine Antenne von bis 36 Kilometern aufspannen können. Es gibt ein kleines Besucherzentrum und einen Rundwanderweg mit Tafeln zur Erklärung. Wo gibt es so etwas bei einem deutschen Forschungszentrum?

Nun ist die Frage, ob wir die gleiche Strecke wieder zurück fahren oder eine Abkürzung über einen der anderen Highways nehmen. Ohne Karte ist das schwer zu entscheiden. Wir fragen einen der Mitarbeiter, den wir auf dem Parkplatz treffen. Er rät uns dringend von den anderen Highways ab. Sie sind größtenteils nicht asphaltiert. Wir kommen ins Gespräch. Er ist offensichtlich begeistert, dass wir ihm technische Fragen stellen und kommt ins erzählen über die Funktionsweise von Helium-Kühlung für die Verstärker in den Antennen. Leider müssen wir das Gespräch abbrechen, denn wir müssen langsam weiter nach Las Cruces. Wahrscheinlich hätten wir sonst noch mehr zu sehen bekommen.

Die Schüsseln haben einen Durchmesser, der der Länge von zwei Schulbussen entspricht
Die Schüsseln haben einen Durchmesser, der der Länge von zwei Schulbussen entspricht

Wir sind nun hungrig. In Magdalena haben alle Restaurants geschlossen. In Soccoro finden wir schließlich ein Restaurant. Danach geht es zurück auf die Interstate. Zwei Stunden später sind wir in Las Cruces. Es ist schon vollkommen dunkel. Glücklicherweise finden wir das Haus unserer Freunde problemlos. Den Abend verbringen wir auf einer Party der indischen Community.

In 8 Stunden vom Hochsommer in den tiefsten Winter

Heute morgen wache ich vor dem Wecker auf, nur um Sekunden später aus der Koje zu springen, weil wieder einer dieser typischen Bahamas-Schauer einsetzt. Kaum habe ich alle Luken zu, ist der Schauer auch schon wieder vorbei. So war es ständig die letzten Tage, manche Schauer dauerten nur Sekunden. Selten war ein Schauer mal länger als eine Minute.

Blick von der Bay Street Marina Richtung Westen zum Kreuzfahrtterminal
Blick von der Bay Street Marina Richtung Westen zum Kreuzfahrtterminal

Zum Frühstück machen wir aus den restlichen Eiern ein Omelett, essen dazu den Rest unseres Graubrots, die restliche Orangenmarmelade und den restlichen Käse. Dazu gibt es außer Tee noch Saft aus der letzten Flasche Cranberry-Saft. Trotzdem ist noch genügend an Lebensmitteln und insbesondere Getränken übrig. Wir hatten vermutet, dass es heißer sein würde und wir mehr trinken würden. Außerdem hatten wir einen soliden Vorrat an Bier eingekauft, um damit gegebenenfalls frischen Fisch einzutauschen. Leider gab es diese Gelegenheit nicht.

Die Insel New Providence von Süden
Die Insel New Providence von Süden

Was machen wir nun mit den Lebensmitteln? Die Charterbasis hatte uns gesagt, sie würden die Reste spenden, aber das werden sie sicherlich nicht mit angefangenen Packungen tun, wie z.B. einer halben Flasche Olivenöl. Ein paar Plätze weiter liegt eine Charteryacht, die heute starten soll. Klaus spricht sie an, ob sie unsere Reste haben wollen. Sie schicken uns den Skipper vorbei. Der kommt aus South Dakota und ist mit 6 Freunden unterwegs auf einer Yacht, die nur wenig größer ist als unsere. Er ist begeistert über das Angebot (insbesondere das Bier) und bekommt von uns gleich noch ein paar Tipps für die Tour hinzu. Und falls wir mal nach South Dakota kommen, sollen wir uns unbedingt melden, dann will er uns auch mit Tipps versorgen…

Die Nordküste von New Providence, links oben Nassau und die Paradies Insel
Die Nordküste von New Providence, links oben Nassau und die Paradies Insel

Anschließend starten wir noch einen kleinen Spaziergang zum nächsten Hafen. Dort hatte ich zu Beginn unserer Tage in Nassau, leere Conch-Schalen liegen sehen und ich hätte gern noch welche. Aber nun ist Hochwasser und das Wasser zu tief, um dort anzukommen. Zwei Fischer stehen im Wasser und sind dabei, ihre Fische zu säubern. Ich frage, ob sie mir welche herausholen können. Einer der beiden tut das gern und reinigt sie sogar noch mit Wäschebleiche (!) für mich. Dafür hätte er natürlich gern einen kleinen Obolus. Ich habe nur gar kein Geld mitgenommen. Ich nehme die Schalen in einem Karton mit und verspreche, mit Geld wiederzukommen.

Als wir zurück in den Hafen kommen, hat die Charterbasis schon mit der Bestandsaufnahme bei uns an Bord begonnen. Die Gruppe aus South Dakota ist gerade kläglich mit ihrem Ableger gescheitert und hängt nun quer vor den Boxen, wo sie von der kräftigen Strömung nun wie festgenagelt liegt. Ich spüle die Schalen noch einmal mit Frischwasser aus und lege sie dann zum Trocknen in die Sonne. Dann stecke ich ein paar Dollar ein und gehe nochmal die Fischer besuchen.

Berry Islands
Berry Islands

Nach der Abnahme unseres Bootes müssen wir das Schiff räumen, weil es heute nachmittag schon wieder übergeben werden soll. Wir setzen uns vor das Büro mit unserem Gepäck in den Schatten. Auf der Baustelle für das neue Marinagebäude finde ich ein paar passende Kartons, um die Conch-Schalen transportsicher zu verpacken. Die Zeit reicht nicht, um noch etwas zu unternehmen. So bleiben wir einfach sitzen, genießen die Wärme und den Ausblick.

Um 12 Uhr holt uns das Taxi ab und bringt uns zum Flughafen. Der Taxifahrer erzählt von Junkanoo-Parade am frühen Morgen des 1. Januar. „Sein“ Club hat gewonnen, die Valley-Boys haben den ersten Platz gemacht. Eine selbstgemachte Rassel liegt noch im Taxi: eine Art Zwille mit quergespannten Drähten, auf die plattgehauene Kronkorken aufgefädelt sind. Er fragt nach den Tempolimits auf deutschen Straßen und erzählt, dass er gern mal Schnee sehen möchte.

Berry Islands
Berry Islands

Acht Stunden später und zwei Zeitzonen weiter landen wir in Albuquerque. Die Temperaturen liegen am Gefrierpunkt – brrr. Nach einer längeren Diskussion mit der Autovermietung über die Konditionen unseres Vertrags mit der TUI bekommen wir auch endlich unser Auto. Das Navi scheitert leider dabei, uns zum Hotel zu führen, aber nach fast 10 Jahren ist meine Ortskenntnis noch gut genug, um das selber hinzubekommen.

Berry Islands - die Seekarte sagt an dieser Stelle wahrscheinlich "Shifting Sands"
Berry Islands – die Seekarte sagt an dieser Stelle wahrscheinlich „Shifting Sands“

Um 23 Uhr sind wir im Hotel. Das Zimmer ist gut, aber kalt. Wir werfen einen laut röhrenden risiegen Heizlüfter udn so eine Art künstlichen Kamin an, um es möglichst schnell warm zu bekommen. Außerdem hätten wir jetzt gern nach all den Erdnüssen, Mandeln, Brezeln, Keksen mal was richtiges zu essen. Also stürzen wir uns nochmal in das Nachtleben von Albuquerque. Das Hotel ist in der Innenstadt neben meinem Lieblingsfrühstückscafé. Außer etlichen Nachtclubs, Discos und Kneipen hat auch noch ein Taco-Laden offen und wir bekommen noch zwei herzhafte Burritos. Von der Kneipe nebenan, wummern während dessen die Bässe herüber. Um 1 Uhr nachts sind wir dann endlich im Bett und versuchen uns unter der dünnen Decke im kalten Bett warme Gedanken zu machen.