Von beinahe Ausgestorbenen

Der Weg ins El Golfo Tal führt über den Bergkamm mit deutlich über 1000m Höhe. Hier fangen sich die Wolken und es ist oft neblig.
Der Weg ins El Golfo Tal führt über den Bergkamm mit deutlich über 1000m Höhe. Hier fangen sich die Wolken und es ist oft neblig.

Heute konnten wir einige Spezies bewundern, die man eigentlich für ausgestorben hielt. Aber am besten der Reihe nach:

Blick von der Passstraße in das El Golfo Tal. Hier rutschte vor etwa 130000 Jahren ein Teil des Berges ins Meer. Vermutlich verursachte er eine ca. 10m hohe Tsunamiwelle.
Blick von der Passstraße in das El Golfo Tal. Hier rutschte vor etwa 130000 Jahren ein Teil des Berges ins Meer. Vermutlich verursachte er eine ca. 10m hohe Tsunamiwelle.

Bereits auf der Fähre wurde uns der Sonntagsmarkt in Tigaday empfohlen und überhaupt machte es den Eindruck, dass hier auf der Insel jeder jeden kennt. Nun ja, stimmt wohl auch, wenn man nur die deutsche Enklave der Aussteiger nimmt und die trifft sich am Sonntag in Tigaday auf dem ‚deutschen Märktchen‘. Auf uns machte diese Gruppe den Eindruck einer vom Aussterben bedrohten Art. Wir schauen uns die angebotenen Waren an und kaufen artig ein deutsches Dinkelbrot, das mit echtem Sauerteig gebacken wurde. Dann sehen wir zu, dass wir weg kommen, um nicht depressiv zu werden.

– Nun denn, noch nicht ausgestorben –

In der Höhle müssen wir uns alle Schutzhelme aufsetzen.
In der Höhle müssen wir uns alle Schutzhelme aufsetzen.

Nächste Station ist das ‚Ecomuseo de Guinea‘. Hier gibt es zunächst eine Lava-Höhle zu bewundern. Wie wir bereits vor einigen Jahren auf Hawaii gelernt haben, erkaltet die Lava beim Abfließen an der Oberfläche, aber im Kern ist sie immer noch flüssig und nach Ende des Ausflusses bilden sich lange Röhren. In diesem Fall war später durch die Röhren Wasser mit Sedimenten geflossen und hat sie teilweise verfüllt. Übrig geblieben sind einzelne Höhlen. Eine war, der Legende nach, im 17. Jahrhundert eingestürzt, da ein Mann darüber am heiligen Sonntag arbeitete. Dies wurde natürlich sofort mit Blitz, Donner und Tod durch Einsturz der Höhle – oder war es die Hölle(?) –  bestraft.

– Tja, ausgestorben –

Die großen Echsen sehen aus wie überreife Bananen. Ihre noch größeren Verwandten, die 0,75m lang werden konnten, sind tatsächlich ausgestorben
Die großen Echsen sehen aus wie überreife Bananen. Ihre noch größeren Verwandten, die 0,75m lang werden konnten, sind tatsächlich ausgestorben

Eine zweite Höhle daneben war 1998 gefunden worden, als man oben mit schwerem Gerät arbeitete und einsackte. Darauf wurde die Höhle als Touristenattraktion hergerichtet und mit der Eingestürzten per Tunnel verbunden. Die Lavatunnel auf Hawaii haben uns mehr beeindruckt.

Restauriertes Haus im Museumsdorf
Restauriertes Haus im Museumsdorf

Auf dem Gelände des Ecomuseo befindet sich auch die Aufzuchtstation für die Lagarto Gigante. Diese Echsenart galt bis in die 1970er Jahre als ausgestorben, bis ein Ziegenhirte eine kleine Gruppe am Hang oberhalb von La Frontera entdeckte. Die Tiere wurden eingefangen und einer intensiven Zucht unterzogen, um die Population wieder zu erhöhen. Dabei stellte sich heraus, warum die Ecksen beinahe ausgestorben sind: Die Weibchen legen nur einmal pro Jahr maximal 13 Eier, oft deutlich weniger.

Bananenplantage im El Golfo Tal
Bananenplantage im El Golfo Tal

Diese Eier werden durch die Umgebungstemperatur ausgebrütet, die konstant bei 28°C liegen muss. Ist sie zu niedrig,  sterben alle Eier ab. Es gibt auch eine Infektionskrankheit, die die Eier befallen kann und dann alle Eier abtötet. Die Gelege sind in etwa 1,5m Tiefe. Der Zugang, den das Weibchen gegraben hat, ist meist schon wieder verschwunden. Die Jungen müssen sich also ihren Weg selbst nach oben graben. Liegen dort große Steine im Weg, ist es ebenfalls vorbei. Schafft es nun doch ein Junges nach oben, ist es in Gefahr, von einem Falken gefressen zu werden. Es muss mindestens 5 Jahre durchhalten, bis es selbst geschlechtsreif wird. Die Altkanarier, die Bimbachen, fanden die großen Echsen schmackhaft.

Künstliche Pools von La Maceta
Künstliche Pools von La Maceta

Diese Auslese hat solange gut funktioniert, bis die Spanier mit Ratten und Katzen auf die Insel kam. Die Ratten gingen  auf die Eier los. Die Katzen gingen auf die jungen und heranwachsenden Echsen los. Gegen diese Art der Bejagung konnten die Echsen nicht standhalten. Glücklicherweise hat man den Fehler in den 1970er Jahren erkannt und die Tiere nicht gleich in die Küche gebracht sondern in eine Aufzuchtstation.

– Glück gehabt, beinahe ausgestorben –

Den Ziegen schmeckt das frische Grün. Auch sie sind mit Schuld am Aussterben der Echsen, die selbst gern das Grünzeug gefressen haben
Den Ziegen schmeckt das frische Grün. Auch sie sind mit Schuld am Aussterben der Echsen, die selbst gern das Grünzeug gefressen haben

Als dritte Attraktion gibt es auf dem Gelände des Ecomuseo das teilweise wieder aufgebaute Dorf Guinea. In diesem lebten die Bimbaches, erst unterirdisch in den Höhlen dann oberirdisch in den Hütten. In wie weit die Hütten und deren Einrichtung authentisch sind erscheint uns eher zweifelhaft. Es macht uns den Eindruck einer Disney-Installation, wie sich ‚pequeno Felipe‘ die Behausungen vorstellt.

– Tja, zwar wohl nicht ausgestorben, aber in der übrigen Bevölkerung aufgegangen –

An der Küste bei Las Puntas
An der Küste bei Las Puntas

Nach so viel ‚Aussterben‘ war uns erst einmal wieder nach einer ordentlichen Wanderung, am besten zum Wasser. Auf dem Weg dorthin kommen wir noch einmal an den Fincas der aussterbenden Art mit ihren ökologisch (?) gezogenen Mangos, Papayas und Ananas vorbei. Man kann sich lebhaft vorstellen, warum der Nachwuchs darauf und auf diese Gegend keine Lust hat.

Das Hotel Puntagrande soll mal das kleinste Hotel der Welt gewesen sein. Auf jeden Fall sieht es aus wie ein Schiff, was bald ablegt.
Das Hotel Puntagrande soll mal das kleinste Hotel der Welt gewesen sein. Auf jeden Fall sieht es aus wie ein Schiff, was bald ablegt.

An der Küste von El Golfo wieder das gleiche Bild wie gestern. Sie fällt steil ab und die See tost vor ihr. Die Szene ist atemberaubend und auch der Nieselregen, der zeitweilig auf uns nieder geht, stört uns nicht. An wenigen Stellen gibt es Pools, künstlich und natürlich, die durch den Seegang mit Wasser gefüllt werden und in denen man baden kann. Uns ist es heute zu kalt, aber merken!

Baden auf El Hierro

Schwarze Lavaklippen bei Tacoron
Schwarze Lavaklippen bei Tacoron

Dass man auf El Hierro gut tauchen kann, haben wir ja bereits gelernt. Nun hatten wir gedacht, hier auch ein wenig zu baden – also ab zum Strand.

Moment – Wo gibt es hier Strand?

Da El Hierro vulkanischen Ursprung und noch sehr jung ist, fällt die Küste fast überall steil zum Atlantik ab. Zudem treibt der NO-Passat den Seegang auf die Insel.

Die Lavaklippen können außer schwarz auch rot oder grau sein
Die Lavaklippen können außer schwarz auch rot oder grau sein

Im Reiseführer wird auf die SW-Seite mit dem verheißungsvollen Namen ‚Mar de las Calmas‘ verwiesen.  Allerdings gibt es nur eine Zufahrt zum ‚Caja de Tacoron‘, da auch hier das Land steil zur  See abfällt. Als wir dort ankommen, sehen wir auch hier die See auf eine zerklüftete Lavaküste laufen. Der Strand wäre nur über eine waghalsige Klettertour zu erreichen. Dafür kann man sich an der See erfreuen.

Die Gischt erfreut uns mit Regenbögen
Die Gischt erfreut uns mit Regenbögen

An einer Stelle klettern wir dann über rundgeschliffenen Basalt zum Wasser und lassen uns von einigen Wellen nass spritzen.

Kanarische Eidechsen fressen Obst und Gemüse und werden deshalb von den Landwirten bekämpft
Kanarische Eidechsen fressen Obst und Gemüse und werden deshalb von den Landwirten bekämpft

Nach dem Badevergnügen nutzen wir eine Picknickstelle. An dieser Stelle sind, unter einem Sonnenschutz, Holzbänke und Steingrille aufgestellt. Diese Stelle ist auch Heimat für eine Großfamilie Kanarischer Eidechsen. Eigentlich dachten wir, dass Eidechsen sich vornehmlich von Insekten ernähren, aber wir müssen feststellen, dass diese hier auch ganz besonders an Apfelresten interessiert sind und wenig Scheu vor uns besitzen. Dadurch entstehen eine Menge schöner Eidechsen Portraits.

Kleine Wanderung durch den Pinienwald

Kleine Biene
Kleine Biene

Heute sind die Wolken komplett verschwunden. Es ist deutlich wärmer, aber das Meer ist kaum zu sehen: unten ist es diesig. Wir befinden uns hier auf ungefähr 850m Höhe. Die Sonne strahlt auf unsere Terrasse. Genau das richtige für ein Frühstück im Freien. Wir haben eine geschützt gelegene gemauerte Bank, aber die ganze Terrasse ist vom feuchten Wetter der letzten Tage etwas verdreckt. Ich bearbeite sie mit dem Besen und wir genießen anschließend den Vormittag in der Sonne auf unserer Terrasse umsummt von winzig kleinen Bienchen, die sich gern auf unseren Hosenbeinen oder dem Holztisch sonnen.

Blühende Sukkulenten auf unserer Terrasse
Blühende Sukkulenten auf unserer Terrasse

Das Auto wollen wir heute stehen lassen und statt dessen eine Wanderung in den Pinienwald unternehmen, den wir gestern schon mit dem Auto durchfahren haben. Eine Wanderkarte besitzen wir immer noch nicht, aber bereits die dritte Straßenkarte. Die Detaillierteste davon muss als Ersatz herhalten. Oberhalb unseres Häuschens befindet sich ein Aussichtspunkt, der von mehreren Antennenmasten überragt wird. Dort klettern wir als Erstes hinauf. Von der Küste sehen wir natürlich nichts, aber wir entdecken einen Wirtschaftsweg an dessen Rand eine Wasserleitung verläuft. Dem folgen wir für eine ganze Weile bis er an einem Gatter endet. Es scheint, dass der Weg dahinter auf einem Grundstück endet. Wir lassen das Gatter in Ruhe und klettern statt dessen an Weinbergen entlang über lose Vulkanasche steil den Berg hoch zur Straße, auf der wir gestern zurückgekehrt sind.

Die Kanarischen Kiefern sind zwar feuerfest, aber die Spuren sind trotzdem an der Rinde zu erkennen
Die Kanarischen Kiefern sind zwar feuerfest, aber die Spuren sind trotzdem an der Rinde zu erkennen

Oben verschnaufen wir ein Weilchen am Wegesrand und genießen die Aussicht. Hier beginnt der Pinienwald. Wir folgen nun einfach weiter der Straße. Autos kommen nur sehr selten. Zwischendrin gibt es Mandel- und Feigenplantagen. Die Feigenbäume sind noch kahl, aber die ersten Mandelbäume fangen an, hübsch rosa zu blühen. Auf etwa 1000m Höhe machen wir Rast auf einem Picknickplatz. Hier kommen wir an einer kleinen Information endlich zu unserer ersehnten Wanderkarte. Wir testen sie gleich aus und nehmen den offziellen Wanderweg zurück nach Hause. Eine Krähe fliegt uns krächzend von Baum zu Baum voraus, als wollte sie uns ermutigen, dem Weg zu trauen. Unterhalb des Waldes führt der Weg durch Gärten hindurch zurück nach El Pinar. Wir sammeln ein paar Mandeln vom Weg auf und nehmen sie mit.

Erst einmal richtig Ankommen

Erster Blick aus unserem Fenster
Erster Blick aus unserem Fenster

Puh, war der Tag gestern lang! Dann ist es das beste erst einmal ordentlich auszuschlafen und danach unsere Versorgungslage zu verbessern. In dem kleinen Ort an dessen Grenze wir unser Appartement haben, gibt es sogar einen richtigen kleinen Supermarkt. Also machen wir erst einmal die örtliche Wirtschaft glücklich.

Segelnde Künstler aus Frankreich bereiten eine Show im Hafen von Restinga vor
Segelnde Künstler aus Frankreich bereiten eine Show im Hafen von Restinga vor

Der erste Ausflug führt uns nach La Restinga. Dieser Ort an der Südspitze von El Hierro lebt von seinem Hafen für die Fischer, Segler und Taucher. Es geht sehr unaufgeregt dort zu und wir genießen die Sonne am Hafen.

Frisches Grün auf einem Lavastrom
Frisches Grün auf einem Lavastrom

Der Ort machte  2011 von sich reden, als etwa 5 km südlich unter Wasser ein Vulkan ausbrach. Die Spritze erreichte damals nicht die Oberfläche und es entstand keine neue Insel. Trotzdem wurde La Restinga zweimal evakuiert, da man sich über die Wucht des Ausbruchs nicht im Klaren war. Sogar für die gesamte Insel war es damals im Gespräch,  da sie sich um 35cm gehoben hatte. All dieses und vieles mehr über Vulkane kann man in einer vulkanologischen Ausstellung (Centro de Interpretacion Vulcanologica) oberhalb des Ortes erfahren.

Eine große Abwechslung ist die Fahrt durch die Pinienwäldern des El Julan. Mit vielen Kurven geht es über eine enge Straße an teilweise sehr steilen Hängen entlang. Es hat die Tage vorher geregnet und so ist alles mit einem frischen grünen Pflaum überzogen. Da immer noch Wolken über die Insel ziehen, die dann den steilen Hang hoch müssen, können wir von der Straße leider nicht das Meer sehen, sondern sehen auf eine weiße Wand.

Sonnenuntergang mit Blick auf den Leuchtturm Orchilla- im Mittelalter der westlichste Punkt der in Europa bekannten Welt
Sonnenuntergang mit Blick auf den Leuchtturm Orchilla- im Mittelalter der westlichste Punkt der in Europa bekannten Welt

Die Landschaft hat ihren ganz eigenen Reiz und auf der gesamten Fahrt treffen wir nur auf ein wanderndes Paar und wenn ich richtig gezählt habe 5 Autos. Als wir die `Dirt Road`zum Faro de Orchilla bei Sonnenuntergang erreichen haben, halten wir für eine Weile an, um dann wieder umzudrehen. Bei Dunkelheit sind diese Art Straßen kein Vergnügen.

Norddeutscher Sommer auf Teneriffa

Der Wecker klingelt heute früh bevor überhaupt Sauerstoff in der Luft ist: 03:40 Uhr. Wir schaffen es mit verknitterten Gesichtern trotzdem aus dem Bett. Ein Taxi holt uns um 04:45 Uhr ab und um 07:00 Uhr geht der TUI Ferienflieger, aber vorher muss noch enteist werden.

Der Flieger wird enteist
Der Flieger wird enteist

Wie holen unseren Schlaf im Flieger nach und landen etwas über 5 Stunden später auf der Insel Teneriffa bei leichtem Nieselregen und 20°C. Nun haben wir etwa 8 Stunden Zeit, bis unsere Fähre nach El Hierro den Hafen Los Christianos verlassen wird, also genügend Zeit, um mit dem Bus dorthin zu kommen. Wir starten den Versuch, aber das Gepäckfach des Reisebusses, der dort hinfahren soll, ist bereits voll. Außerdem erzählt man uns, dass wir dann noch 20 Minuten zu Fuß zum Hafen laufen müssten. Wir tun uns spontan mit einem anderen Pärchen zusammen und teilen uns ein Taxi.

Am Fährhafen holen wir uns unsere Bordkarten ab, geben unser Gepäck an der Aufbewahrung ab und verholen uns ins „Hafentheater“ – so lautet der treffende Name der Cafeteria im Obergeschoss. Für wenig Geld bekommen wir dort ein anständiges Stück Fisch zum Mittag, während draußen ein warmer Regen vom Himmel pladdert. Wahrscheinlich sollen wir sonnenentwöhnten Norddeutschen die Chance zur Eingewöhnung bekommen: Es fühlt sich an wie Sommer in Hamburg.

Irgendwann haben wir keine Lust mehr auf Cafeteria, schultern unsere Rucksäcke und machen uns im Regen auf den Weg, um Los Christianos zu erkunden. Mit unseren Wanderschuhen waten wir durch tiefe Pfützen, an der Strandpromenade riecht es nach Abwasser, ob das zu viel Regenwasser in der Kanalisation war?

Seltsame Regenbekleidung
Seltsame Regenbekleidung

Ziemlich nass legen wir ein Päuschen in einem netten Strandcafé inmitten einer kanarischen Schulklasse ein. An uns laufen zahlreiche Menschen vorbei, die aussehen, als hätten sie heute morgen den Kampf mit dem Duschvorhang verloren und müssten das gute Stück zur Strafe mit sich herumschleppen. Als Verursacher entdecken wir dann jedoch einige Männer afrikanischer Herkunft und zwei Frauen asiatischer Herkunft. Sie verkaufen diese Dinger als Regenmäntel! Etwas später fährt ein Polizeiwagen die Promenade entlang. Die beiden Frauen nehmen Reißaus, die Polizisten nehmen die Verfolgung auf. Ob es hier eine Modepolizei gibt?

Hunde finden Schaufenster langweilig
Hunde finden Schaufenster langweilig

Spät Nachmittags hört der Regen auf und die Menschen trauen sich wieder heraus. Auf der Promenade wird es voll wie zum Samstag in der Innenstadt. Schließlich kommt sogar die Sonne noch heraus. Wir gönnen uns ein völlig überteuertes Eis bevor wir langsam zum Fährhafen zurück wandern.

Um 20:15 Uhr fährt die fast leere Fähre mit uns los. Wir kommen mit einem älteren Mann ins Gespräch. Er hat eine Finca mit einer Mangoplantage auf El Hierro. Er kennt auch unsere Vermieter und versorgt uns freigebig mit Tipps. Er warnt, es würde kalt in Las Casas. Nun, wollen wir mal hoffen, dass das Häuschen einen Ofen hat…

Die LKW fahren rückwärts auf unsere Fähre
Die LKW fahren rückwärts auf unsere Fähre

Unterwegs macht uns die Schaukelei müde und wir ziehen um auf zwei Liegesessel, aber der Seegang draußen erschwert das Schlafen ganz erheblich. Die große Fähre kracht etliche Male laut in die Brecher. Gestern abend hatte ich noch einen Vortrag über die Messung von Gravitationswellen gehört. Ich stelle mir die Sache mit der Raumzeitkrümmung jetzt ganz körperlich vor. Darüber schlafe ich dann tatsächlich ein.

Um kurz nach halb elf laufen wir in den Hafen ein. Mit uns holen noch drei weitere Besucher einen Mietwagen ab, aber ansonsten scheint hier schon alles zu schlafen. Eine Karte anhand derer wir die Adresse unseres Ferienhäuschens finden könnten, haben wir nicht. Unser Navi behauptet, die Hausnummer gäbe es nicht. Naja, solange es die Straße findet, finden wir dann hoffentlich auch die Hausnummer. Im Notfall gibt es noch das Handy. Das konnte mit der Hausnummer etwas anfangen. Nach einiger Kurverei über dunkle, enge gewundene Straßen, liefert uns das Navi tatsächlich fast vor der Haustür ab. Die letzten 50 Meter geht es dann zu Fuß einen schmalen Pfad den Berg hinauf. Wir wohnen im letzten Häuschen. Passanten gibt es hier also keine.

Es ist tatsächlich sehr kalt hier oben, aber Heizung gibt es glücklicherweise: eine elektrisch beheizte Marmorplatte an der Wand und einen mobilen Gasofen. Dazu gibt es noch einen Luftentfeuchter. Mit dem Gasofen wird es schnell warm. Die Marmorplatte allein reicht nicht. Wir kochen noch einen Pfefferminztee und essen etwas Kekse und Schokolade aus unserem Notvorrat bevor wir kurz vor ein Uhr ins Bett fallen. Es war ein langer Tag!