Norddeutscher Sommer auf Teneriffa

Der Wecker klingelt heute früh bevor überhaupt Sauerstoff in der Luft ist: 03:40 Uhr. Wir schaffen es mit verknitterten Gesichtern trotzdem aus dem Bett. Ein Taxi holt uns um 04:45 Uhr ab und um 07:00 Uhr geht der TUI Ferienflieger, aber vorher muss noch enteist werden.

Der Flieger wird enteist
Der Flieger wird enteist

Wie holen unseren Schlaf im Flieger nach und landen etwas über 5 Stunden später auf der Insel Teneriffa bei leichtem Nieselregen und 20°C. Nun haben wir etwa 8 Stunden Zeit, bis unsere Fähre nach El Hierro den Hafen Los Christianos verlassen wird, also genügend Zeit, um mit dem Bus dorthin zu kommen. Wir starten den Versuch, aber das Gepäckfach des Reisebusses, der dort hinfahren soll, ist bereits voll. Außerdem erzählt man uns, dass wir dann noch 20 Minuten zu Fuß zum Hafen laufen müssten. Wir tun uns spontan mit einem anderen Pärchen zusammen und teilen uns ein Taxi.

Am Fährhafen holen wir uns unsere Bordkarten ab, geben unser Gepäck an der Aufbewahrung ab und verholen uns ins „Hafentheater“ – so lautet der treffende Name der Cafeteria im Obergeschoss. Für wenig Geld bekommen wir dort ein anständiges Stück Fisch zum Mittag, während draußen ein warmer Regen vom Himmel pladdert. Wahrscheinlich sollen wir sonnenentwöhnten Norddeutschen die Chance zur Eingewöhnung bekommen: Es fühlt sich an wie Sommer in Hamburg.

Irgendwann haben wir keine Lust mehr auf Cafeteria, schultern unsere Rucksäcke und machen uns im Regen auf den Weg, um Los Christianos zu erkunden. Mit unseren Wanderschuhen waten wir durch tiefe Pfützen, an der Strandpromenade riecht es nach Abwasser, ob das zu viel Regenwasser in der Kanalisation war?

Seltsame Regenbekleidung
Seltsame Regenbekleidung

Ziemlich nass legen wir ein Päuschen in einem netten Strandcafé inmitten einer kanarischen Schulklasse ein. An uns laufen zahlreiche Menschen vorbei, die aussehen, als hätten sie heute morgen den Kampf mit dem Duschvorhang verloren und müssten das gute Stück zur Strafe mit sich herumschleppen. Als Verursacher entdecken wir dann jedoch einige Männer afrikanischer Herkunft und zwei Frauen asiatischer Herkunft. Sie verkaufen diese Dinger als Regenmäntel! Etwas später fährt ein Polizeiwagen die Promenade entlang. Die beiden Frauen nehmen Reißaus, die Polizisten nehmen die Verfolgung auf. Ob es hier eine Modepolizei gibt?

Hunde finden Schaufenster langweilig
Hunde finden Schaufenster langweilig

Spät Nachmittags hört der Regen auf und die Menschen trauen sich wieder heraus. Auf der Promenade wird es voll wie zum Samstag in der Innenstadt. Schließlich kommt sogar die Sonne noch heraus. Wir gönnen uns ein völlig überteuertes Eis bevor wir langsam zum Fährhafen zurück wandern.

Um 20:15 Uhr fährt die fast leere Fähre mit uns los. Wir kommen mit einem älteren Mann ins Gespräch. Er hat eine Finca mit einer Mangoplantage auf El Hierro. Er kennt auch unsere Vermieter und versorgt uns freigebig mit Tipps. Er warnt, es würde kalt in Las Casas. Nun, wollen wir mal hoffen, dass das Häuschen einen Ofen hat…

Die LKW fahren rückwärts auf unsere Fähre
Die LKW fahren rückwärts auf unsere Fähre

Unterwegs macht uns die Schaukelei müde und wir ziehen um auf zwei Liegesessel, aber der Seegang draußen erschwert das Schlafen ganz erheblich. Die große Fähre kracht etliche Male laut in die Brecher. Gestern abend hatte ich noch einen Vortrag über die Messung von Gravitationswellen gehört. Ich stelle mir die Sache mit der Raumzeitkrümmung jetzt ganz körperlich vor. Darüber schlafe ich dann tatsächlich ein.

Um kurz nach halb elf laufen wir in den Hafen ein. Mit uns holen noch drei weitere Besucher einen Mietwagen ab, aber ansonsten scheint hier schon alles zu schlafen. Eine Karte anhand derer wir die Adresse unseres Ferienhäuschens finden könnten, haben wir nicht. Unser Navi behauptet, die Hausnummer gäbe es nicht. Naja, solange es die Straße findet, finden wir dann hoffentlich auch die Hausnummer. Im Notfall gibt es noch das Handy. Das konnte mit der Hausnummer etwas anfangen. Nach einiger Kurverei über dunkle, enge gewundene Straßen, liefert uns das Navi tatsächlich fast vor der Haustür ab. Die letzten 50 Meter geht es dann zu Fuß einen schmalen Pfad den Berg hinauf. Wir wohnen im letzten Häuschen. Passanten gibt es hier also keine.

Es ist tatsächlich sehr kalt hier oben, aber Heizung gibt es glücklicherweise: eine elektrisch beheizte Marmorplatte an der Wand und einen mobilen Gasofen. Dazu gibt es noch einen Luftentfeuchter. Mit dem Gasofen wird es schnell warm. Die Marmorplatte allein reicht nicht. Wir kochen noch einen Pfefferminztee und essen etwas Kekse und Schokolade aus unserem Notvorrat bevor wir kurz vor ein Uhr ins Bett fallen. Es war ein langer Tag!

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