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Wanderung im Märchenwald

Heute ist ideales Wetter, um eine Wanderung an der Kliffkante zu El Golfo zu unternehmen.

"Schafbäume"
„Schafbäume“

Da dort, sowie im Norden, die feuchte Luft aus NO aufsteigt, ist dieser Kamm oft im Nebel bzw. den Wolken. Heute weht wenig Wind und wir fahren zum Pass nach El Golfo. Obwohl die Sonne durch die Bäume scheint, ist es auf dem Weg zunächst feucht und kühl. An den Bäumen hängen Bärte aus Flechten, die sich ihre Feuchtigkeit direkt aus dem Nebel ziehen. Es sieht aus wie in einem Märchenwald.

Blühende Heidebäume
Blühende Heidebäume

Ein Stück weiter ändert sich die Natur wieder deutlich und wir wandern zwischen Büschen deren Erscheinungsform wie Heidekraut aussieht, nur dass sie etwa 2,5 m hoch sind. Man kommt sich vor wie ein Zwerg in der Lüneburger Heide. Am ersten Aussichtspunkt (Mirador de la Llania) stehen wir direkt unter den Wolken und können in die Bucht nach Tigaday schauen.

Der Vulkankrater Hoya de Fireba ist über 100m tief. Auf seinem Grund wurden früher Kartoffeln angebaut.
Der Vulkankrater Hoya de Fireba ist über 100m tief. Auf seinem Grund wurden früher Kartoffeln angebaut.

Dann laufen wir plötzlich durch einen Pinienwald und stehen am Kraterrand von Hoya de Fireba. Als die Erdmassen im El Golfo abrutschten, entlasteten sie gleichzeitig einige Vulkanschlote, was zu einer starken vulkanischen Tätigkeit entlang des neu entstandenen Grates führte. Der Fireba ist einer davon.

Auf den Bäumen wachsen Farne
Auf den Bäumen wachsen Farne

Mittlerweile haben sich doch wieder Wolken gebildet, so dass wir wieder zurückgehen. Dies tun wir dann auf dem vom Grad rückwärtigen Weg, der uns wieder durch die verschiedenen Vegetationszonen führt.

Interessanter Sonnenuntergang über El Pinar
Interessanter Sonnenuntergang über El Pinar

Der Sonnenuntergang ist heute besonders farbenprächtig. Wir versuchen den Grund dafür anhand von Wetterkarten heraus zu bekommen, können aber nur spekulieren. Mal sehen wie das Wetter Morgen wird.

Bimbache Doodles?

Im Morgengrauen kommen wir am El Julan an
Im Morgengrauen kommen wir am El Julan an

Heute steht wieder etwas Bildung auf dem Plan. Wir haben uns zu einer Wanderung zu den Felszeichnungen an El Julan angemeldet. Dort darf man nur mit einem Führer hin, da es sich um eine archäologische Stätte handelt und in der Vergangenheit leider einiges entwendet oder zerstört wurde.

In den Schluchten am El Julan sind die abgelagerten Ascheschichten der Vulkanausbrüche gut zu erkennen
In den Schluchten am El Julan sind die abgelagerten Ascheschichten der Vulkanausbrüche gut zu erkennen

Uns war eingeschärft worden, bitte bis spätestens 7:45 Uhr dort zu sein und es gab auch genaue Vorgaben bezüglich Ausrüstung. Also stehen wir entsprechend früh auf und stehen 7:35 Uhr vor einem verschlossenen Gatter. Nach und nach treffen alle Mitwanderer – alles Deutsche – und der Wanderführer ein. Kurz vor 8:00 Uhr erscheint mit heulendem Motor ein Landrover, dessen Fahrer dann das Gatter öffnet. Das mit 7:45 Uhr war eben der Ansatz bitte pünktlich 8:00 Uhr da zu sein.

Ein Gorona, ein Windschutz für die Hirten
Ein Gorona, ein Windschutz für die Hirten

Nachdem alle ihren Obolus bezahlt haben, geht es los. Der Weg führt über eine Schotterstraße mit einigen Abkürzungen den Steilhang des El Julan hinab. Unser Führer erzählt uns einiges über das Leben der Bimbaches und die Begebenheiten am El Julan.

Felszeichnungen der Bimbaches auf einer Lavaplatte
Felszeichnungen der Bimbaches auf einer Lavaplatte

Auf halber Höhe treffen wir das erste Mal auf Ritzungen in den Lavaflächen. So genau weiß man noch nicht um deren Zweck. Sind es nun rituale Symbole, künstlerische Ergüsse oder einfach nur Kritzeleien (Doodles) von Hirten? Fakt ist, das die Ritzungen nur wenig dinglich sind und in einer Schriftsprache verfasst sind, die wir heute nicht verstehen. Es gibt Experten, die meinen eine Ähnlichkeit zu nordafrikanischen Schriftzeichen der Berber und Tuareg ausmachen zu können. Anscheinend ist dies auch der einzige Grund, warum man vermutet, dass die Bimbaches nordafrikanischer Herkunft waren.

Die Bimbaches brachten Schafe und Ziegen mit auf die Insel und nutzten die Lavahöhlen als Ställe, wie dieses Exemplar, was mit einer Mauer halbhoch verschlossen ist
Die Bimbaches brachten Schafe und Ziegen mit auf die Insel und nutzten die Lavahöhlen als Ställe, wie dieses Exemplar, was mit einer Mauer halbhoch verschlossen ist

Am Kliff treffen wir auf eine dörfliche Ansammlung von verfallenen Hütten mit einem Versammlungsort, der von einem etwa 1m hohen Steinturm überragt wird.

Kanarischer Mäusebussard
Kanarischer Mäusebussard

Von hier aus hat man einen wundervollen Blick über das gesamte Gebiet des El Julan und über uns kreist ein kanarischer Mäusebussard. Um was es sich bei dem Turm gehandelt hat, ist bis heute nicht klar. Es finden sich keine Reste von Opfern oder Feuer um ihn herum. Deshalb gibt es auch die Theorie, dass es sich um einen Thron gehandelt haben könnte.

Der Tagoron, die Versammlungsstätte der Bimbaches
Der Tagoron, die Versammlungsstätte der Bimbaches

Ein Stück weiter gibt es wieder Platten mit reichhaltigen Steinritzungen. Wenn es sich hier um Kritzeleien aus Langeweile handelte, so hat hier jemand viel Langeweile gehabt. Unsere Aufmerksamkeit wird dann noch von einem sehr zutraulichen Kolkraben erregt. Er lässt sich nahe bei uns auf einem Busch nieder und ist offensichtlich interessiert an uns. Er lässt uns bis auf 2m an ihn heran. Wir tun ihm ja nichts und er erhofft sich wohl eine kleine Gage. Allerdings wird er enttäuscht. Auf die Frage, ob es sich bei dem Raben um eine Sondereinlage der Führung handelt, Antwortet unser Wanderführer schlagfertig ‚Klar, das ist Felipe‘.

Felipe, der Kolkrabe redet in zärtlichen Tönen mit uns
Felipe, der Kolkrabe redet in zärtlichen Tönen mit uns

Felipe begleitet uns dann noch auf dem Rest der Wanderung. Zum Schluss werden wir mit dem Landrover wieder zum Besucherzentrum nach oben gefahren. Netter Service, da die 500m Höhenunterschied zurück jetzt doch etwas anstrengend wären. Oben angekommen, gibt es ein paar lokale Spezialitäten zur Stärkung.

Hier oben wirbelt der Nebel über die Berge, dementsprechend sehen die Schilder aus
Hier oben wirbelt der Nebel über die Berge, dementsprechend sehen die Schilder aus

Da es jetzt erst Mittag ist, begeben wir uns noch zur Ermita de Nuestra Senora de los Reyes, der Schutzpatronin von El Hierro. Von dort aus wandern wir zum Mirador de Bascos. Dieser Aussichtspunkt ist allerdings bei einem der letzten Stürme halb abgestürzt. Der Rest gibt aber einen atemberaubenden Blick über El Golfo.

Verwunschener Baum im Wacholderwald
Verwunschener Baum im Wacholderwald

An dem Weg zurück statten wir noch El Sabinar, einem Wacholderwäldchen mit lauter Wacholdern, die sich nach der vorherrschenden Windrichtung gebogen haben und sehr vielfältige Figuren bilden, einen Besuch ab.

Kleine Wanderung durch den Pinienwald

Kleine Biene
Kleine Biene

Heute sind die Wolken komplett verschwunden. Es ist deutlich wärmer, aber das Meer ist kaum zu sehen: unten ist es diesig. Wir befinden uns hier auf ungefähr 850m Höhe. Die Sonne strahlt auf unsere Terrasse. Genau das richtige für ein Frühstück im Freien. Wir haben eine geschützt gelegene gemauerte Bank, aber die ganze Terrasse ist vom feuchten Wetter der letzten Tage etwas verdreckt. Ich bearbeite sie mit dem Besen und wir genießen anschließend den Vormittag in der Sonne auf unserer Terrasse umsummt von winzig kleinen Bienchen, die sich gern auf unseren Hosenbeinen oder dem Holztisch sonnen.

Blühende Sukkulenten auf unserer Terrasse
Blühende Sukkulenten auf unserer Terrasse

Das Auto wollen wir heute stehen lassen und statt dessen eine Wanderung in den Pinienwald unternehmen, den wir gestern schon mit dem Auto durchfahren haben. Eine Wanderkarte besitzen wir immer noch nicht, aber bereits die dritte Straßenkarte. Die Detaillierteste davon muss als Ersatz herhalten. Oberhalb unseres Häuschens befindet sich ein Aussichtspunkt, der von mehreren Antennenmasten überragt wird. Dort klettern wir als Erstes hinauf. Von der Küste sehen wir natürlich nichts, aber wir entdecken einen Wirtschaftsweg an dessen Rand eine Wasserleitung verläuft. Dem folgen wir für eine ganze Weile bis er an einem Gatter endet. Es scheint, dass der Weg dahinter auf einem Grundstück endet. Wir lassen das Gatter in Ruhe und klettern statt dessen an Weinbergen entlang über lose Vulkanasche steil den Berg hoch zur Straße, auf der wir gestern zurückgekehrt sind.

Die Kanarischen Kiefern sind zwar feuerfest, aber die Spuren sind trotzdem an der Rinde zu erkennen
Die Kanarischen Kiefern sind zwar feuerfest, aber die Spuren sind trotzdem an der Rinde zu erkennen

Oben verschnaufen wir ein Weilchen am Wegesrand und genießen die Aussicht. Hier beginnt der Pinienwald. Wir folgen nun einfach weiter der Straße. Autos kommen nur sehr selten. Zwischendrin gibt es Mandel- und Feigenplantagen. Die Feigenbäume sind noch kahl, aber die ersten Mandelbäume fangen an, hübsch rosa zu blühen. Auf etwa 1000m Höhe machen wir Rast auf einem Picknickplatz. Hier kommen wir an einer kleinen Information endlich zu unserer ersehnten Wanderkarte. Wir testen sie gleich aus und nehmen den offziellen Wanderweg zurück nach Hause. Eine Krähe fliegt uns krächzend von Baum zu Baum voraus, als wollte sie uns ermutigen, dem Weg zu trauen. Unterhalb des Waldes führt der Weg durch Gärten hindurch zurück nach El Pinar. Wir sammeln ein paar Mandeln vom Weg auf und nehmen sie mit.