Unsere Sachen sind gepackt, für die Flüge das Check-In erledigt. Athen wartet auf uns.
Vor ziemlich genau 30 Jahren sind wir das erstemal zusammen nach Athen gereist. Eigentlich hatten wir die Idee diese Reise zu wiederholen und zu schauen, was sich geändert hat. Aber die erste Änerdung ist schon einmal, dass es uns nicht möglich war eine zusammenhängende Bahnverbindung über Zagreb, Belgrad, Skopje, Thessaloniki nach Athen zu organisieren.
Der Versuch alleine war schon abenteuerlich. Auf dem Balkan gehen viele Uhren immer noch nicht wieder normal.
Die Tage auf El Hierro sind tatsächlich fast um. Wir haben aber mittlerweile das Gefühl, schon eine ganze Menge von der Insel gesehen zu haben. Zum Abschluss statten wir der Genossenschaftskäserei in Isora einen Besuch ab. Der Käse ist sehr gut und lässt sich, da eingeschweißt, gut transportieren.
Interessante Opuntie auf dem Weg zur Quelle von Isora
Bei Isora gibt es dann auch noch einmal Ausgucke über die Las Playas Bucht. Einer der Ausgucke ist eine der wenigen Quellen auf El Hierro. Hier müssen wir einen steilen Pfad den Berg hinab, dessen Lavasteine von vielen Menschen über Jahrhunderte blank getreten wurde. In Isora genießen wir noch einmal ein Heißgetränk vor der örtlichen Bar, die für die männlichen Dorfbewohner zur Mittagszeit offensichtlich der Knoten- und Kontaktpunkt ist.
Das Wasser der Quelle wird in einer Zisterne gesammelt
Nachdem wir den Käse ins Appartement gebracht haben, starten wir noch einmal eine kleinere Wanderung um unser Dorf El Pinar. Es ist wunderbar und am Wegesrand finden wir viel Anis. Danach beginnt für uns das Packen, da unsere Fähre morgen um 4:30 Uhr ablegt.
Dies ist unser vorletzter Tag auf der Insel und wir sind immer noch nicht geschwommen, aber das Wetter sieht heute morgen auch nicht danach aus: Es stürmt, es ist bewölkt und kalt – ideales Museumswetter. Nur gibt es hier keine Museen, in denen man ganze Tage verbringen könnte, nur kleine Informationszentren oder Heimatmuseen, die man nach höchstens 30 Minuten komplett gesehen hat. Wenn es sich um neuere Einrichtungen handelt, gibt es die Informationen nicht nur auf Spanisch, sondern auch auf Deutsch und Englisch. Bei der ersten Einrichtung hat man uns einen Touristenpass verkauft für alle Museen auf der Insel. Ein Eintrag ist noch nicht abgestempelt: das ethnografische Museum in Valverde. Dort fahren wir heute hin. Es zeigt die Handwerkskünste auf der Insel: von der Schmiede bis zum Webstuhl. Die Esse ist erstaunlicherweise aus Holz gebaut. Das Holz wird mit Lavasteinen vor der glühenden Kohle geschützt. Ein scheinbar völlig überdimensionierter Blasebalg sorgt für die Luft. Den hätte ich gern mal ausprobiert.
Die Rohrleitung, die die beiden Wasserbecken verbindet
Auf dem Weg zum Museum kommen wir an den 5 Windrädern vorbei, die hier seit 2014 stehen. Zusammen mit einem unteren und einem oberen Wasserbecken als Energiespeicher sollen sie die Energieversorgung der Insel sicherstellen. Bislang wurde hier Strom nahezu ausschließlich mit einem 11,36 MW Dieselkraftwerk erzeugt, welches mit Schweröl betrieben wird. Das Öl wurde per Schiff angeliefert. Das Kraftwerk liegt passenderweise direkt neben dem Hafen. In unseren Fahrten über die Insel haben wir bei entlegenen Orten aber auch bemerkt, dass sie über einen eigenen Generator verfügten und anscheinend nicht an das Netz angeschlossen sind. Heißwasser erzeugen viele mit Sonnenkollektoren, die es gleich fertig mit integriertem Speicher zu kaufen gibt. Geheizt wird mit Holz, mit Elektrogeräten oder mit Gas aus Flaschen, so wird auch unser Herd in der Küche betrieben.
Die Windräder stehen etliche hundert Meter über dem Meeresspiegel und bekommen so deutlich mehr Wind
El Hierro hat keine Verbindung des elektrischen Netzes nach außen zu anderen Inseln oder an das afrikanische Festland. Sie müssen also auch selbst für die Netzstablilität sorgen. Geht das nur mit Windkraft und einem Wasserkraftwerk? Den Anspruch erheben sie jedenfalls auf ihren Informationstafeln und Webseiten. Über den tatsächlichen Stand erfährt man vor Ort nichts und auch auf den Webseiten des Betreibers ist keine Information erhältlich, nur Fotos von freundlich lächelnden Besuchergruppen. Alles klingt sehr euphorisch. Man will mit gutem Beispiel für andere Inseln voran gehen. Gefühlt kommt mir die Anlage etwas klein vor. Die Nennleistung der 5 Windräder beträgt insgesamt 11,5 MW, also etwas mehr als das bisherige Dieselkraftwerk. Die Nennleistung liefern die Generatoren natürlich nur bei ausreichend Wind. Bislang haben wir viel Wind erlebt, aber ist das immer so? Und reicht die Kapazität der Wasserbecken für windarme Zeiten aus? Auf Wikipedia hatte ich gelesen, dass das Projekt kein Erfolg sei.
Kunstwerk von Ruben Armiche an der Straße zum Flughafen. Es wurde 2009 aus Anlass der Bajada geschaffen (Die Marienfigur wird alle 4 Jahre einmal über die Insel getragen. Es werden Kostüme getragen und Zenhtausende reisen auf die Insel. Am 1.7.2017 ist es wieder soweit)
Im Internet werde ich schließlich fündig: Im ersten Betriebsjahr lag der Anteil erneuerbarer Energien nur bei 34,6% statt der versprochenen 100%. Ein schottischer Geologe betreibt eine Webseite über Energiethemen und hat dort den Beitrag eines deutschen Ingenieurs veröffentlicht, der anhand der öffentlich verfügbaren Daten des Netzbetreibers und eigener Berechnungen und Überlegungen zu dem Schluss kommt, dass die installierte Windleistung ausreichend ist, dass aber die Wasserbecken vollkommen unterdimensioniert sind.
Das Kunstwerk fällt nach 8 Jahren langsam auseinander und lässt erkennen, woraus es gebaut wurde: Metallschrott (Waschmaschinen, Autoteile etc) überzogen mit Maschendraht und Beton
Außerdem fehlt ein Ausgleich für kurzfristige Schwankungen im Netz. Auf anderen Inseln wird so etwas mit Akkus gepuffert. Auf El Hierro fehlt diese Komponente anscheinend. Deshalb müssen die Dieselgeneratoren nach wie vor mitlaufen. Da sie mit Schweröl betrieben werden, brauchen sie mindestens 50% Last.
Schwarzer Krebs auf schwarzem Grund an der Küste in La Caleta
Das können wir anhand der aktuellen Daten von heute selbst auch nachvollziehen. Das teuerste an der Anlage war das Wasserkraftwerk, welches aber kaum einen Beitrag liefert. Er schlägt vor, dieses abzuschalten. Eine traurige Entscheidung für eine Anlage, die mit EU-Mitteln gefördert wurde.
Diese Bademeisterin ist immer im DienstDie Schwimmbecken in La Caleta
Wir fahren nun nach La Caleta. Hier waren wir noch nicht. Es hat ein sehr nettes Meerwasserschwimmbecken direkt am Wasser. Wir nutzen die Chance und gehen nun endlich schwimmen. Das Wasser ist recht kühl, aber die Sonne wärmt uns wieder auf.
Der Wanderweg in Tamaduste
Anschließend fahren wir nach Tamaduste weiter, wo wir uns schon vor Tagen den kleinen Wanderweg durch die schwarze Lava vorgenommen hatten. Es sieht aus, wie eine gewaltige Abraumhalde oder stellenweise auch wie ein frisch gepflügter schwarer Erde, nur das alles aus Stein ist.
„Määääh, kannst Du uns bitte melken!“ Diese schwereutrigen Ziegen treffen wir auf unserem Heimweg neben der Käsefabrik in Isora
Heute morgen regnet es tatsächlich auf unserer Terrasse. Einzelne Wolken schaffen den Weg zu uns und dann ist wieder strahlende Sonne. Wir verlegen das Frühstück lieber nach drinnen.
Noch ein Vulkankegel und dann kommt nur noch Wasser bis Amerika
Auf dem Programm steht heute der traditionelle Karneval in Tigaday. Aber vorher wollen wir noch einige Bademöglichkeiten erkunden. Dazu machen wir uns noch einmal auf den Weg zum SW-Zipfel von El Hierro. Über Nacht hat es kräftig geweht und wir sind uns nicht sicher, ob nicht der Seegang an den verschiedenen Stellen zu hoch ist. Zunächst sind wir überrascht über den ’starken‘ Verkehr auf dieser sehr engen und teilweise nur einspurigen Strecke an der Bahia de los Reyes. Es ist eben Sonntagsausflug für viele und die Strecke hat wirklich etwas einmaliges.
Einer von etlichen Felsbögen an der Küste von El Hierro
Direkt am Meer gibt es mehrere Vulkankegel, die für das schwarze Lavafeld an der Küste verantwortlich sind. Auch hier fallt die Küste größtenteils steil ins Meer. Trotzdem finden wir am Ende einer Schotterstraße einen feinen Lavastrand. Da über uns Wolken immer wieder die Sonnen verschatten und das Wasser nicht gerade warm ist, belassen wir es bei einem Päuschen auf den warmen runden Steinen. Weiter an der steilen Küste treffen wir auf tiefe Einschnitte und Bögen, die das Wasser in den Basalt gespült hat.
Dann wird es Zeit sich in Richtung Tigaday zu begeben, da gegen 17:00 der Zug der Carneros beginnen soll. Zug ist das falsche Wort.
Eine wilde Horde Carneros, als Hammel, Hexen bzw. Hexer verkleidet, treibt in der Hauptstraße ihr Unwesen. Vor allem die Jungen und Mädchen werden gejagt , damit ihnen das Gesicht geschwärzt wird und zwar mit Schuhcreme. Am Ende bekommt jeder seine schwarze Farbe ins Gesicht, wir natürlich auch. Nur einige Jungs, offensichtlich Fußballer, haben es darauf angelegt, nicht von den Carneros eingefangen zu werden. Geschickt schlagen sie immer wieder schnelle Haken. Ansonsten kann man das ganze ein ziemlich derbes Vergnügen nennen, bei dem aber alle ihren Spaß haben.
Wer hatte noch nicht?
Er traut der Sache nicht – zu recht!
Gefesselt
Na mein Kleiner…
Er wünscht sich mehr Taschentücher…
Wer ist schneller?
Hilfe, nun bin ich fällig!
Nee, er nimmt erstmal Klaus
Hihi
Wenn Du keine Angst klapper ich mit meinen Schellen
Ich sag doch, nimm meine Schwester…
Hier meine Schwester hatte noch nicht!
Was die sich wohl flüstern?
Hirte
Hirte
Hirten
Gruppenbild mit Schaf
Na gut…
Schwerer Fall
Hirten auf der Suche nach weiteren Opfern
Die Schuhcreme bekommt man übrigens gut wieder ab.
Heute ist ideales Wetter, um eine Wanderung an der Kliffkante zu El Golfo zu unternehmen.
„Schafbäume“
Da dort, sowie im Norden, die feuchte Luft aus NO aufsteigt, ist dieser Kamm oft im Nebel bzw. den Wolken. Heute weht wenig Wind und wir fahren zum Pass nach El Golfo. Obwohl die Sonne durch die Bäume scheint, ist es auf dem Weg zunächst feucht und kühl. An den Bäumen hängen Bärte aus Flechten, die sich ihre Feuchtigkeit direkt aus dem Nebel ziehen. Es sieht aus wie in einem Märchenwald.
Blühende Heidebäume
Ein Stück weiter ändert sich die Natur wieder deutlich und wir wandern zwischen Büschen deren Erscheinungsform wie Heidekraut aussieht, nur dass sie etwa 2,5 m hoch sind. Man kommt sich vor wie ein Zwerg in der Lüneburger Heide. Am ersten Aussichtspunkt (Mirador de la Llania) stehen wir direkt unter den Wolken und können in die Bucht nach Tigaday schauen.
Der Vulkankrater Hoya de Fireba ist über 100m tief. Auf seinem Grund wurden früher Kartoffeln angebaut.
Dann laufen wir plötzlich durch einen Pinienwald und stehen am Kraterrand von Hoya de Fireba. Als die Erdmassen im El Golfo abrutschten, entlasteten sie gleichzeitig einige Vulkanschlote, was zu einer starken vulkanischen Tätigkeit entlang des neu entstandenen Grates führte. Der Fireba ist einer davon.
Auf den Bäumen wachsen Farne
Mittlerweile haben sich doch wieder Wolken gebildet, so dass wir wieder zurückgehen. Dies tun wir dann auf dem vom Grad rückwärtigen Weg, der uns wieder durch die verschiedenen Vegetationszonen führt.
Interessanter Sonnenuntergang über El Pinar
Der Sonnenuntergang ist heute besonders farbenprächtig. Wir versuchen den Grund dafür anhand von Wetterkarten heraus zu bekommen, können aber nur spekulieren. Mal sehen wie das Wetter Morgen wird.
….oder wo man mit dem Segelboot nicht so schnell hinkommt