Der Hängestuhl

Heute ist der letzte Tag mit Tanzkurs. Da sich der Hausherr der Wohnung in der wir getanzt haben, verletzt hat, wurde kurzerhand eine andere Location organisiert. Um 9:50 werden wir abgeholt und es geht ein Stück die Obispo hinab Richtung Hafen. Dann stehen wir vor einer Tür, hinter der wir etliche Treppen hinaufgeführt werden und landen in einem großen Zimmer mit zwei großen Spiegel. Gar nicht so schlecht. Was fehlt, sind unsere Tanzlehrer. Dann klingelt das Mobiltelefon. Unsere Tanzlehrer sind doch wieder in der alten Wohnung und warten dort auf uns, also umdrehen und zurück. Der Eigentümer der neuen Location ist nicht begeistert, aber wird ein wenig entlohnt.

Vor dem Kreuzfahrterminal hoffen viele auf Kundschaft
Vor dem Kreuzfahrterminal hoffen viele auf Kundschaft

Heute ist eigentlich Wiederholen angesagt. Unsere Lehrer sind aber so zufrieden mit uns, dass sie uns auf die schnelle noch einige Figuren beibringen wollen und es klappt auch einigermaßen. Zum Abschluss gibt es die große Übergabe von Geschenken und den Lohntüten. Wir verabreden uns mit einigen Lehrern für den Abend auf der Dachterrasse des Hotels Inglaterra zur Abschlussparty. Auf der wunderbaren Dachterrasse spielen abends wechselnde Bands und man bekommt kühle Drinks.

So einen Hängestuhl hatten wir an einem der Andenkenstände in El Morro gesehen
So einen Hängestuhl hatten wir an einem der Andenkenstände in El Morro gesehen

Nach dem Mittag machen wir erst einmal eine längere Pause, um danach noch einmal Geld zu besorgen und einen anschließenden Bummel durch die Halle mit den Andenken zu machen. Ich hatte mich in El Morro in einen Hängestuhl verguckt und wir wollen sehen, ob es den auch dort gibt. Durch diese Hallen zu schlendern ist echt ‚Hard Core’. Ständig wird man angesprochen und auf die „besondere Ware“ mit „best price only today“ hingewiesen. Am Ende werden wir fündig. Petra würde das Teil gerne ausprobieren und fragt, ob man es hier nicht irgendwo aufhängen könne. Nein, die Konstruktion der Stände hält das nicht aus. Also werden schnell einige Männer zusammengetrommelt, die den Hängestuhl hochhalten, während Petra sich hineinsetzt. Das Ganze findet mit viel Spaß und Gelächter statt. Auch auf einen Preis können wir uns mit der Verkäuferin einigen. Im Hotel stellen wir dann fest, das der Ring dann doch nicht in den Koffer passt. Für den Transport müssen wir noch eine Lösung suchen.

Die Suppe wird vorbereitet zum Tag der Revolution
Die Suppe wird vorbereitet zum Tag der Revolution

Auf dem Rückweg zur Casa kehren wir auf eine Stärkung im ‚El Dandy‘ ein. Zuverlässig werden wir hier bedient und wir bekommen genau das, was wir brauchen. Wenn es den Laden nicht schon gäbe, müsste man ihn auf der Stelle erfinden. Auf den Straßen sehen wir einige Feuer, auf denen große Eintöpfe erhitzt werden. Uns wird erklärt, dass am Vorabend zum 28.09. die CDR (Komitees zur Verteidigung der Revolution) Spenden sammeln und nachts eine Speisung für Bedürftige in der Nachbarschaft veranstalten. Wir haben bereits gelernt, dass die drei wichtigsten Probleme der Revolution Frühstück, Mittag und Abendbrot sind. Die Speisung endet dann in einer öffentlichen Salsa Party.

Stolz bestätigt mir diese Frau, dass der Slogan zur Feier des Tages frisch gepinselt wurde - so wie viele andere Slogans auch, die wir heute sehen.
Stolz bestätigt mir diese Frau, dass der Slogan zur Feier des Tages frisch gepinselt wurde – so wie viele andere Slogans auch, die wir heute sehen.

Wir treffen uns mit unseren Lehrern um 21:00 Uhr im Hotel Inglaterra und legen auf dessen Dach eine „Salsa-Sohle aufs Parkett“. Leider ist die Band heute nicht ganz so gut. Es wird also vor allem in den Pausen zur Musik aus der Anlage getanzt. Unsere Lehrer sind zufrieden mit uns und denken, dass man uns auf die freie Wildbahn lassen kann. Gleich zu Beginn haben wir noch die Chance, einen ordentlichen Cha-Cha-Cha zu tanzen und ernten anerkennende Blicke der Lehrer. Die Kubaner tun sich damit erstaunlicherweise schwer, obwohl dieser Tanz hier seine Wurzeln hat.

Der Arbeitsunfall

Schöne Gitter am Haus gegenüber
Schöne Gitter am Haus gegenüber

Das Frühstück reduziere ich heute etwas. Ich bin noch satt von gestern und außerdem habe ich den Eindruck, dass das kubanische Essen aus Reis, Bohnen, Avocado, Süßkartoffeln und Fisch/Fleisch/Meeresfrüchten Spuren in Form von Bauchspeck hinterläßt. Zum Frühstück gibt es Obst (Melone, Papaya, Banane, Guave), Guaven-Saft, weiche Brötchen, Butter und Eier. Vor ein paar Tagen habe ich im Supermarkt Orangenmarmelade entdeckt und mitgenommen. Eigentlich wollte ich gesalzene Nüsse, aber die gab es nicht. Die Regale sind zwar voll, aber oft steht ein komplettes Regal voll mit den gleichen Dingen, die es gerade gibt. Im Moment z.B. Sojaöl, Sol-Bier und Orangenmarmelade…

Wer die Paletten im Eingangsbereich des Supermarkts aufmerksam beobachtet, weiß was die nächsten Tage in den Regalen stehen wird - für dieses Foto bekam ich eine ernste Ermahnung im Supermarkt!
Wer die Paletten im Eingangsbereich des Supermarkts aufmerksam beobachtet, weiß was die nächsten Tage in den Regalen stehen wird – für dieses Foto bekam ich eine ernste Ermahnung im Supermarkt!

Während unseres heutigen Tanzunterrichts klingelt es plötzlich an der Tür. Zwei Handwerker mit einem dicken Seil kommen herein und hieven dann etwas auf den Balkon. Während unserer Pause gibt es einen Knall, da aber niemand schreit, denken wir uns nichts dabei. Kurze Zeit später sitzt der Ehemann der Hausherrin im Schaukelstuhl und hält sich den Arm. Plötzlich ist Geschrei. Die Tanzlehrer holen Gläser mit Wasser. Uns ist nicht klar, was er hat oder ob wir irgendwie helfen können.

Unterwegs im Coco-Taxi
Unterwegs im Coco-Taxi

Auch den Anderen scheint nicht klar zu sein, was los ist. Seine Frau brüllt ihn an, dass er nicht sterben solle. In Deutschland würde ich jetzt 112 anrufen und einen Rettungswagen bestellen, aber hier? Schließlich klärt sich die Sache. Anscheinend hat er sich die Schulter ausgekugelt. Das zwischenzeitliche Wegsacken war wohl der Schmerz. Einer unser Tanzlehrer legt ihm eine professionellen Dreiecksverband an, um die Schulter ruhig zu stellen und fährt mit ihm im Taxi ins Krankenhaus.

Coco-Taxi von hinten
Coco-Taxi von hinten

Später ruft er an und sagt, dass die Schulter ausgekugelt und der Oberarm angebrochen ist. Er muss voraussichtlich operiert werden. Für seine Frau ist das hart, denn sie ist gehbehindert und bewegt sich mit Rollator in der Wohnung. So wie sie sich bewegt, vermute ich, dass sie ein neues Hüftgelenk bräuchte. Seine Mutter wohnt auch dort. Er ist derjenige, der jeden Tag schwer bepackt mit den Einkaufstaschen nach Hause kommt und alle Besorgungen macht. Wie alt die beiden sind, wissen wir nicht, vermutlich über 60.

Am Gebäude gegenüber von der Zigarrenfabrik fällt mir diese kreative Ventilatorkonstruktion auf
Am Gebäude gegenüber von der Zigarrenfabrik fällt mir diese kreative Ventilatorkonstruktion auf

Morgen sollen wir unseren Unterricht woanders haben. Der Hausherrin sieht man den Schreck noch an. Sie hat jetzt vermutlich andere Sorgen. Nach dem Essen machen wir wieder eine kurze Pause. Um 15 Uhr geht es dann los zu Tabakfabrik. Wir fahren diesmal mit zwei Coco-Taxis dorthin. Coco-Taxis haben die Form einer Kokosnuss, sind vorne offen und aus gelb lackiertem GFK. Hinter dem Fahrer gibt es drei schmale Plätze für Passagiere nebeneinander. Die Fahrt mit den kleinen Zwiebacksägen macht Spaß, auch weil sich unsere beiden Fahrer ein Rennen liefern können.

In der Zigarrenfabrik
In der Zigarrenfabrik

Die Tabakfabrik ist ein Gebäude in einer städtischen Häuserzeile. Wir werden von einer Bekannten unserer Organisatorin empfangen. Sie führt uns herum. Es gibt eine zentrale Halle mit umlaufenden Galerien. Sie wird von einem großen Bild Fidel Castros dominiert. Wir dürfen durch die Türen schauen und sie erklärt auf Spanisch den Produktionsprozess einer Zigarre. Einiges davon wird uns übersetzt, aber durch die Enge bekommen wir nicht alles mit. Die Durchlaufzeit beträgt 8-19 Stunden. Dazu gehören auch die Zeiten für das Pressen der Zigarren. Das Ganze ist hier als Batch-Prozess organisiert, d.h. in jedem Raum finden nur 1-2 Arbeitsgänge statt. Viel Aufwand kostet dann auch die Verpackung, von der Banderole für die einzelne Zigarre bis zur hübsch dekorierten Holzkiste.

Hier werden die fertig gepressten Zigarren mit Deckblättern umwickelt
Hier werden die fertig gepressten Zigarren mit Deckblättern umwickelt

Von der Fabrik fahren wir mit dem Taxi zum Capitolio und schauen in den Artexladen, um einige CDs zu kaufen. Hier könnte man sogar mit Kreditkarte zahlen, aber erst ab 30 CUC. Das ist die erste Stelle, die uns begegnet, wo dies möglich ist. Bei ‚El Dandy‘ stärken wir uns noch mit einem kalten Getränk.

Menschenschlange vor einer Verkaufsstelle für Lebensmittel
Menschenschlange vor einer Verkaufsstelle für Lebensmittel

Vom ‚El Dandy‘ aus laufen wir zum Bahnhof, um uns die vielen Lokomotiven anzusehen, die dort auf dem Platz daneben versammelt sind. Der Bahnhof selbst ist wegen Renovierung geschlossen. Laut Bauschild wurde er 1912 gebaut, wird seit 2015 saniert und soll dieses Jahr fertig werden. Es sieht nicht so aus, als wäre dieser Termin zu halten…

Alte Lokomotive aus dem Jahr 1900 vor dem Hauptbahnhof
Alte Lokomotive aus dem Jahr 1900 vor dem Hauptbahnhof

Wir schlendern noch bis zur Brauerei. Vielleicht gibt es hier eine Kleinigkeit zu Essen, aber bei der Frage nach dem Menü heißt es, dass von der Speisekarte nichts verfügbar ist. Es gäbe nur… und dann zählt er 3-4 Speisen auf. Wir hätten aber gern ein Sandwich. Nein, gibt es nicht, aber wir könnten uns ja ein Hauptgericht teilen. Das wollen wir nicht und gehen wieder – mangelnden Service wollen wir nicht auch noch belohnen! Bei ‚El Dandy‘ bekommen wir dann leckere Sandwiches.

Der Hauptbahnhof
Der Hauptbahnhof

Abends kurz vor 22 Uhr werden wir wieder mit dem Großraumtaxi abgeholt. Es geht in den Club ‚La Gruta‘ – die Grotte und so sieht der Laden auch aus. Über eine Treppe geht es hinab in eine düstere Disco. Im Treppenhaus riecht es muffig. Ich habe einmal wieder nicht daran gedacht, Ohrstöpsel oder wenigstens Papiertaschentücher einzustecken. Die lassen sich wenigstens auch als Klopapier nutzen. Dass in solchen Locations Klofrauen oder -männer Klopapier blattweise verkaufen und einen dann auf Klos ohne Spülung mit Waschbecken ohne Wasserhahn schicken, kann ich nicht begreifen. Hier gibt es nicht einmal draußen einen Gemeinschaftswasserhahn. Wir nutzen die Eiswürfel, die wir in einer großen Schale zu unseren Getränken serviert bekommen, um uns damit auch die Hände zu säubern.

Bei der Rauchfahne brauchen wir uns um die Abgaswerte des Barbie-Biests keine Gedanken mehr machen...
Bei der Rauchfahne brauchen wir uns um die Abgaswerte des Barbie-Biests keine Gedanken mehr machen…

Mit dem Tanzen klappt es jetzt langsam auch zusammen. Zwischendurch gibt es einen Tanzwettbewerb für die Besucher. Den 3. Platz macht ein Paar vom Shanghai Salsa Club. Die Gruppe hatten wir bereits im Rummuseum getroffen. Die Akustik ist wie immer eine Katastrophe und alles viel zu laut. Warum tun wir uns diesen Quatsch noch an. Dafür sind wir doch eigentlich zu alt! Eine nette Bar mit Livemusik wäre doch viel schöner!

Überraschung

Heute haben wir nach 2 Tagen Pause wieder Unterricht. Wir wiederholen die Figuren von letzter Woche und lernen dann 3 neue Figuren: 88, den doppelten Sombrero, Echeveria.
Unser Zimmermädchen dekoriert unser Bett jeden Tag sehr liebevoll und immer wieder anders
Unser Zimmermädchen dekoriert unser Bett jeden Tag sehr liebevoll und immer wieder anders

Der Plan für den restlichen Tag ändert sich im Laufe des Vormittags einmal wieder. Nach dem gemeinsamen Mittagessen soll es um 15 Uhr eine Überraschung geben. Wir laufen gemeinsam zur Plaza del Cristo und betreten eine Tanzschule. Die Überraschung ist dann ein einstündiger Percussionkurs und unser Lehrer dort nimmt die Sache ernst.

Soldat in der Festung El Morro
Soldat in der Festung El Morro

Wir wollen danach das Alexander von Humboldt Museum besuchen. Leider hat es wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Wir bummeln zurück zur Casa und schauen noch in einige Läden. Den Rest des Nachmittags verbummeln wir bei Tee und Keksen auf dem Balkon.

Viele Besucher schauen sich die Kanonenzeremonie an, obwohl sie jeden Tag stattfindet
Viele Besucher schauen sich die Kanonenzeremonie an, obwohl sie jeden Tag stattfindet

Um 20 Uhr werden wir mit dem Großraumtaxi abgeholt. Wir fahren rüber auf die andere Seite vom Hafen zur Festung El Morro, wo jeden Abend um 21 Uhr eine Kanone abgefeuert wird. Früher wurde hier nachts die Hafeneinfahrt mit einer Kette verschlossen. Der Andrang zu dieser Zeremonie ist groß. Die Festung ist schön und gut gepflegt. Überall stehen passend verkleidete Soldaten. Im Hof gibt es einen Souvenirmarkt mit dem üblichen Blechspielzeug, geschnitzten Figuren, Ledertaschen und Sandalen, gehäkelten Kleidern und Musikinstrumenten. Die Soldaten dürfen zur Trommel schon mal ein bisschen marschieren. Dann strömt alles zur Kanone, die mit viel Tamtam und Zeremonie geladen und schließlich gezündet wird.

Im Restaurant Los Nardos
Im Restaurant Los Nardos

Anschließend machen wir eine Kutschfahrt zurück zum Parkplatz. Mit dem Großraumtaxi geht es zum Restaurant ‚Los Nardos‘. Draußen steht eine Schlange. Die Wartezeit beträgt voraussichtlich 30 Minuten. Im gleichen Haus gibt es ein weiteres Restaurant. Wir schwenken um und gehen dort hinein. Die Qualität des Essens soll die gleiche sein. Es ist schön dekoriert und es laufen Unmengen adrett gekleideter Kellner herum, von denen uns oft mehrere gleichzeitig bedienen. Die Preise sind günstig und die Portionen viel zu groß und wir rätseln, ob das Restaurant überhaupt wirtschaftlich arbeiten kann. Als wir das sehr stark herunter gekühlte Restaurant verlassen, regnet es draußen. Wir werfen noch einen Blick in das ‚Los Nardos‘, das uns aber viel zu düster ist.

Mal wieder ein Privatkonzert
Mal wieder ein Privatkonzert

Unsere Mitreisenden möchten noch in die Bar, wo sie gestern schon einmal waren, also gehen wir mit. Es ist 23:30 Uhr und die Musiker haben bereits ihre Instrumente beiseite gestellt. Wir werden freudig mit Handschlag begrüßt und sie fragen, was wir hören wollen. Dann geht die Musik noch einmal los und wir bestellen Cocktails, singen, klatschen mit und tanzen auch dazu. Eine Stunde später verabschieden wir uns, wir müssen schließlich wieder pünktlich aufstehen.

Poolparty

Heute steht eine Poolparty auf dem Programm. Zum Frühstück erscheint einer unserer Mitreisenden nicht zum Frühstück – Bauchkrämpfe – Aber zur Party kommt er doch mit. Pünktlich um 10 Uhr steht unser Großraumtaxi vor der Tür und wir quetschen uns mit 14 Erwachsenen, zwei Kleinkindern, zwei Kinderwagen und einem Gettoblaster hinein.
Ächzend setzt sich der Wagen in Bewegung. Nach ungefähr einer halben Stunde Fahrt halten wir in einem Wohngebiet irgendwo auf dem Land. Wir betreten den Garten eines Privathauses. Hinter dem Haus öffnet sich ein tropischer Garten mit Bananenplantage, Swimming Pool, Bar, Tischtennisplatte, Spieltisch mit Dominosteinen und reichlich Sitz und Liegegelegenheiten. Nur die Musik ist noch verkehrt: Reggaeton, aber dass ändern unsere Tanzlehrer schnell. Bis 18 Uhr verbringen wir hier unsere Zeit mit Schwimmen, Plantschen, Spielen, Tanzen, Essen und Trinken.
Baustelle am Malecón
Baustelle am Malecón

Danach geht es zurück zur Casa. Wir erholen uns erst einmal von diesen Anstrengungen und ziehen nach Einbruch der Dunkelheit noch einmal mit den Kameras los zum Malecón, um einige Fotos zu machen und die Stimmung dort zu genießen.

Heute haben wir frei!

Auch vom Frühstück in der Casa haben wir uns frei genommen. Es schmeckt zwar gut, aber ist doch jeden Tag gleich. Wir treffen uns im El Dandy, einem netten Café an der Plaza Del Cristo und essen zum ersten Mal seit einer Woche ein Frühstück ohne zwei Eier. Eine kleine Katze findet uns sympathisch und legt sich auf dem Bücherregal hinter uns schlafen.

Das Capitolio
Das Capitolio

Nach einem kurzen Zwischenstopp in der Casa geht es zum Capitolio. Der Eingang ist zu, aber es wird uns gesagt, dass in etwa einer halben Stunde eine Führung stattfinden wird. Die Wartezeit vertreiben wir uns im angrenzenden Park im Schatten. in der Führung erfahren wir, dass das Capitolio erst seit heute wieder zugänglich sei. Die letzten 10 Jahre wurde es renoviert. Die Renovierungsarbeiten sind zwar noch nicht abgeschlossen aber das Ergebnis ist schon sehr vorzeigbar und die Kubaner sind mächtig Stolz auf den Bau.

Erst das Gerüst verdeutlicht die Größe der 17m hohen Statue im Eingangsbereich des Capitolio
Erst das Gerüst verdeutlicht die Größe der 17m hohen Statue im Eingangsbereich des Capitolio

Es wird mehrfach betont, dass es sich um keine Kopie des Capitols in Washington handelt. Nur die äußere Form ist sehr ähnlich. Innen ist es total anders aufgebaut und strukturiert. Der Hinweis darauf, dass es etwas höher ist, erfüllt die Kubaner aber mit schelmischer Freude. Allerdings ist der Sitzungssaal für das Parlament zu klein und so können hier leider nur Ausschüsse tagen und natürlich offizielle Empfänge stattfinden. Die Bedeutung des Parlaments ist aber nicht mit unserem Bundestag zu vergleichen. Unter der Kuppel am Haupteingang befindet sich der Punkt Null des Kubanischen Straßennetzes. Hier ist ein beleuchteter Diamant eingelassen. Es handelt sich aber um eine Kopie des ursprüngliche Originals. 

Erst durch die Besuchergruppe werden die Ausmaße des Gebäudes sichtbar
Erst durch die Besuchergruppe werden die Ausmaße des Gebäudes sichtbar

Das Original soll aus der Zarenkrone des letzten russischen Zaren stammen. Er wurde auch schon einmal gestohlen und fand sich danach in dem Büro des amtierenden Präsidenten wieder. – Ein Schelm der Böses dabei denkt – Nun wird er sicher im Tresor der Nationalbank verwahrt. Unsere Führerin war sich sicher, dass er immer noch da ist :-). Im Erdgeschoss darunter befindet sich ein Schrein mit den Gebeinen von drei unbekannten Soldaten, die für die kubanische Unabhängigkeit gestorben sind. Um sie herum stehen Fahnen der Länder Amerikas plus Spanien und Portugal. Raúl Castro schickt regelmäßig einen frischen Kranz für den Schrein. 

Unser Guide vor einem Foto der Mitarbeiter, die für den Verschnitt des Rums verantwortlich sind
Unser Guide vor einem Foto der Mitarbeiter, die für den Verschnitt des Rums verantwortlich sind

Nach der Tour bewegen wir uns wieder zur Casa. Nach einer kleinen Pause machen wir uns auf zum Rum-Museum am Hafen. Diesmal ist es nicht geschlossen. Auch hier wird eine Führung angeboten.

Auch das Ausgangsprodukt, der frisch gepresste Zuckerrohrsaft, ist schon schmackhaft
Auch das Ausgangsprodukt, der frisch gepresste Zuckerrohrsaft, ist schon schmackhaft

Zunächst wird über die Verbreitung des Zuckerrohrs und dessen Weg nach Kuba berichtet. Da die Spanier auf Kuba kein Gold fanden, haben sie schnell auf die Erzeugung des „weißen Goldes“ umgesattelt. Darunter musste zunächst die einheimische Bevölkerung leiden. Nachdem diese fast ausgerottet war, mussten afrikanische Sklaven leiden. Sehr schnell erkannte man, dass man aus dem Zuckerrohr einen Schnaps herstellen kann. Dieser war dann der Renner bei den Seeleuten und den Piraten. Anfangs muss das einen ziemliche Brühe gewesen sein. Dann brachte jemand die Technik des Filters mit und es entstand der Rum, wie wir ihn heute kennen. Der gefilterte Rum wird mindestens drei Jahre in alten Bourbon Fässern gelagert, bevor er auf Trinkstärke verdünnt wird. Zum Abschluss dürfen wir noch einen Schluck 7jährigen Havanna Club Rum probieren. Unser Fall ist er nicht, wir haben schon bessere gekostet.

Das Biest in der Barbie
Das Biest in der Barbie

Nun würden wir gerne eine Kleinigkeit essen, bevor wir uns wieder mit unseren Mitreisenden treffen. Leider finden wir nichts geeignetes und für ein vollständiges Essen reicht die Zeit nicht mehr. In der Casa haben sich die Beiden schon fein gemacht. Wir wollen gemeinsam eine Tour mit einem Oldtimer Cabrio machen. Sie haben bereits einen Fahrer mit Wagen gefunden und einen günstigen Preis verhandelt.

Blick über die Altstadt von Havanna
Blick über die Altstadt von Havanna

Es ist ein Chevrolet Bel Air von 1954 mit V8-Motor, 380PS und in rosa mit weiß lackiert. Der Fahrer David spricht einigermaßen Englisch und ist mächtig stolz auf den Originalmotor. Das Auto gehörte ursprünglich seinem Großvater und er nennt es liebevoll „Barbie-Biest“. Barbie wegen der Farbe und Biest wegen des Motors, der 33 Liter auf 100 km schluckt. Wir vereinbaren eine Tour auf die andere Seite des Hafens. Er startet Musik vom Buena Vista Social Club und dann den Motor. Mit einer schwarzen Rauchwolke hinter uns geht es los. Durch den Tunnel fahren wir auf die andere Seite zur Jesus Statue, dem Che Guevara Haus, dem Militärmuseum und dem alten Fort.

Blick auf den Malecón
Blick auf den Malecón

Zum Abschluss lassen wir uns an der Plazuela del Angel raussetzen. Dort hat eine Modedesignerin ein Restaurant eröffnet. Wir genießen zum Abschluss ein wundervolles Abendessen.