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Der Mailänder Dom

Nachdem wir gestern mehrfach um den Dom in Mailand geschlendert sind, wollen wir heute das prachtvolle Gebäude von innen in Augenschein nehmen.

Portal des Mailänder Doms, des Duomo Santa Maria Nascente
Portal des Mailänder Doms, des Duomo Santa Maria Nascente

Im angrenzenden Dommuseum kann man Eintrittskarten für die Besichtigung, das Dommuseum und die Besteigung auf das Dach des Domes erstehen. Im Dom hat am Vormittag eine Trauerfeier stattgefunden, so dass der Dom erst wieder nach 12:00 Uhr zugänglich ist. Also gehen wir erst in das Museum und buchen für das Dach einen Zeitslot um 12:30 Uhr.

Ein raumfüllendes Holzmodell des Mailänder Doms im Dommuseum
Ein raumfüllendes Holzmodell des Mailänder Doms im Dommuseum

Im Dommuseum steht man zunächst vor einem raumfüllenden Modell des Doms, an dem man gut Baubesprechungen durchführen könnte. Es enthält auch Details der Tragestruktur.

Danach wird man durch abgedunkelte Räume mit dem Domschatz, duplizierten Mamor-Elementen und Statuen, sowie Aufnahmewerken für die Dombauhütte geführt. Alleine diese Stücke sind bereits den Besuch wert.

Schon der erste Eindruck auf dem Dach des Domes ist überwältigend
Schon der erste Eindruck auf dem Dach des Domes ist überwältigend

Als nächstes begeben wir uns auf das Dach des Doms. Man landet zunächst auf der mittleren Ebene, die bereits atemberaubende Anblicke bietet. Glücklicherweise ist es im Winter nicht voll hier oben. Das letzte Stück nach ganz oben geht über eine Treppe, die sich hinter der Fassade zum Domplatz befindet. Unten ist ein großer Chor am Singen – Gänsehaut pur. Oben hat man einen weiten Blick über Milano, allerdings schaut die Madonna immer noch weit von oben auf uns herab.

Auch der Mailänder Dom ist eine konstante Baustelle. Hier auf dem Dach sieht man sehr schön, die frisch ersetzten Teile.
Auch der Mailänder Dom ist eine konstante Baustelle. Hier auf dem Dach sieht man sehr schön, die frisch ersetzten Teile.

Wir haben keine Eile und genießen den Blick und die Sonne, die hier oben auf uns herunter scheint. Nördlich vom Dom sehen wir die Dachterrasse des benachbarten Kaufhauses Rinascente, auf dem sich ein geöffnetes Café befindet. Hier wollen wir eine Teepause einlegen, bevor wir in den Dom selbst gehen. Auf dem Weg nach unter geht es ein kurzes Stück durch den Kirchenraum, so dass wir bereits einen Eindruck davon bekommen, was uns erwartet.

Ein schöner Rücken kann auch entzücken - Blick nach Süden
Ein schöner Rücken kann auch entzücken – Blick nach Süden

Wir stärken uns noch auf dem Weihnachtsmarkt, aber dort gibt es keinerlei Getränke. Das Café auf der Dachterrasse entpuppt sich nun nicht als Offenbarung und ist sehr teuer, aber dafür bekommen wir unseren Tee unter ständiger Aufsicht von verschiedenen Statuen des Doms. Die Tauben übernehmen vollständig unerschrocken hier oben die Aufgabe der Möwen an der Küste, nur dass hier keine Fischbrötchen geklaut werden, sondern Oliven, Chips und sonstiges Fressbares. Wir bleiben unbehelligt, da Tauben keine Teeliebhaber sind.

Blick vom Dach des Doms nach Norden auf eine der zahllosen Statuen auf einer Fiale. Links ist die Kuppel der Galleria Vittorio Emanuele II, unten die Dachterrassen und im Hintergrund die zahlreichen Hochäuser
Blick vom Dach des Doms nach Norden auf eine der zahllosen Statuen auf einer Fiale. Links ist die Kuppel der Galleria Vittorio Emanuele II, unten die Dachterrassen und im Hintergrund die zahlreichen Hochäuser

Das Innere des Doms lässt uns erst einmal sprachlos und wir stecken die Kameras weg. Der Mailänder Dom übertrifft für uns den Petersdom in Rom und alle Kathedralen, die wir bisher gesehen haben. Überall gibt es Gemälde, Wandteppiche und Altäre. Die Anzahl der vorhandenen Orgeln haben wir nicht gezählt, aber sie könnten hier multistimmig gespielt werden. Zwischendurch setzen wir uns in die Bänke und lassen die Eindrücke einfach auf uns wirken. Es braucht Zeit, ehe wir erfassen, was wir hier sehen und erst dann entstehen einige Aufnahmen. Um die Größe zu erfassen, helfen nur Panoramaaufnahmen annähernd weiter.

Bevor wir uns wieder aus dem Dom begeben, werden wir noch auf Ausgrabungen hingewiesen, die sich unter der Domvorplatz Platte befinden. In einem Kellergewölbe sind die Grundmauern und Reste eines frühen achteckigen Taufbeckens in der Größe eines kleinen Badebeckens zu sehen. Es erinnert uns an ein römisches Badehaus. Sogar Fußbodenheizung scheint es gegeben zu haben.

Die Überreste des Taufbeckens von San Giovanni alle Fonti aus dem 4. Jahrhundert. Hier soll der Stadtheilige Ambrosius den späteren Kirchenvater Augustinus von Hippo im Jahr 387 getauft haben
Die Überreste des Taufbeckens von San Giovanni alle Fonti aus dem 4. Jahrhundert. Hier soll der Stadtheilige Ambrosius den späteren Kirchenvater Augustinus von Hippo im Jahr 387 getauft haben

Nach allen Stationen (Dommuseum, Dach, Kirche, Ausgrabungen) brauchen wir das Sofa in unserer Ferienwohnung. Klaus schläft eine ganze Stunde tief und fest, obwohl er vorher zwei große Becher Tee getrunken hat.

Der Duomo bei Nacht. Die Madonna schwebt über dem Kirchenschiff, als wäre sie der Mond
Der Duomo bei Nacht. Die Madonna schwebt über dem Kirchenschiff, als wäre sie der Mond

Dann ziehen wir wieder los, Nachtaufnahmen machen. Nach einem großen Spaziergang landen wir in einem spanischen Laden, sehr lebhaft, sehr laut, große Schinken unter der Decke. Es gibt große Portionen an gutem Essen für wenig Geld.

Daily life in Vindolanda

Ziel ist heute die Ausgrabungsstätte in Vindolanda. Leider spielt das Wetter nicht so mit, wie wir es uns wünschen. Es nieselt einmal wieder und so fahren wir mit unserer Knutschkugel dorthin, anstatt mit dem Bus dorthin zu fahren und anschließend eine Wanderung zurück zu machen.

Vindolanda ist ein römisches Fort, das bereits vor dem Mauerbau bestand. Da es zunächst von der Armee aus Holz gebaut wurde und nicht besonders langlebig war,  wurde es von den Römern selbst immer wieder platt gemacht und neu aufgebaut. Dazu wurden die Holzpfähle entweder abgesägt oder abgebrannt und das ganze dann mit einer neuen Lehmschicht überzogen Diese Lehmschicht wirkt für organische Substanzen konservierend, wodurch die unteren Strukturen erhalten blieben und heute genau datiert und rekonstruiert werden können. Zusätzlich haben sich unter dem Lehm auch andere organische Substanzen wie z.B. Leder von Schuhen – mittlerweile wurden Hunderte gefunden – Riemen, Stoffe und andere Holzgegenstände erhalten.

Auch ein schön dekorierter Kamm aus Buchsbaumholz hat sich erhalten
Auch ein schön dekorierter Kamm aus Buchsbaumholz hat sich erhalten

Zu Zeiten von Hadrian hat man das Fort dann in Stein errichtet. Später wurde es massiv in ein Kavalerie-Fort umgebaut und dann deutlich verkleinert. Nachdem die Römer ihre Herrschaft in England beendeten, wurde das Fort weiter von Zivilisten bewohnt. Es gibt auch Hinweise auf eine Christianisierung.

Auch viele Tierskelette haben sich erhalten, darunter sehr viele unterschiedliche Hunderassen
Auch viele Tierskelette haben sich erhalten, darunter sehr viele unterschiedliche Hunderassen

Das Besondere an diesen Ausgrabungen ist die Erweiterung des Verständnisses für das tägliche Leben der Soldaten und Zivilisten. Geholfen hat dabei der Fund von Schreibtafeln, die durch den Lehm bestens konserviert wurden. Da gab es zum einen buchhalterische Aufstellungen über den Zustand der Soldaten und die Anforderungslisten für die Versorgung, aber auch private und geschäftliche Briefe bzw. Nachrichten, eine offizielle Einladung zu einer Geburtsfeier, versehen mit einer ganz persönlichen Widmung der Einladenden, der Hilferuf endlich Bier zu senden, da man nichts ordentliches mehr zum Trinken hat und den schlichten Vorwurf endlich einmal auf die gesendeten Briefe zu antworten oder das erwartete Geld zu schicken.

Der älteste erhaltene Toilettensitz, etwas geschrumpft durch die Konservierung
Der älteste erhaltene Toilettensitz, etwas geschrumpft durch die Konservierung

Durch den Lehm wurden auch hölzerne Wasserrohre und die einzige hölzerne Toilettenabdeckung im römischen Reich erhalten, deren Konservierung der heutige britische Hersteller von hölzernen Toilettensitzen übernommen hat. Das ist britischer Humor, wie man ihn liebt. Die Ausstellung in Vindolanda ist auf jeden Fall ein Highlight und gehört zu den „Must See“ im Zusammenhang mit dem Hadrians Wall.

Auf dem Ausgrabungsgelände haben wir noch die Gelegenheit, mit freiwilligen Ausgrabungshelfern und einer Archäologin zu sprechen. Die Freiwilligen können sich Anfang November für das kommende Jahr für jeweils zwei Wochen bewerben. Die Nachfrage ist so groß, dass nach wenigen Minuten alle Slots vergeben sind. Der Traum dieser Leute ist natürlich einmal ein wichtiges Stück zu finden und in Händen zu halten.

Von Vindolanda aus fahren wir zur Mauer zurück, die an dieser Stelle oben an einem Steilhang entlang führt. Der Wind ist mittlerweile abgeflaut und es hat aufgehört, zu regnen. Wir trauen uns, oben am Steilhang die Drohne zu starten. Aus der Drohnen Sicht ergibt sich nochmals ein viel atemberaubenderes Bild auf dieses Bauwerk und die umgebende Landschaft.

Blick vom Sycamore Gap nach Norden, in das Land vor dem sich die Römer schützen wollten
Blick vom Sycamore Gap nach Norden, in das Land vor dem sich die Römer schützen wollten

Abends schauen wir uns die Aufnahmen mit Rachel und Felix, unseren Gastgebern, zusammen an. Auch sie sind davon begeistert und für ihre nächsten Erkundungen der Umgebung von Haltwhistle inspiriert.

Ein Milecastle aus der Drohnenperspektive. Die Dinger heißen so, weil sie im Abstand von einer römischen Meile an der Mauer standen und jeweils ca. 10-30 Soldaten Unterkunft geboten haben, während sich der Rest der Truppe im Fort amüsiert hat.
Ein Milecastle aus der Drohnenperspektive. Die Dinger heißen so, weil sie im Abstand von einer römischen Meile an der Mauer standen und jeweils ca. 10-30 Soldaten Unterkunft geboten haben, während sich der Rest der Truppe im Fort amüsiert hat.

Bimbache Doodles?

Im Morgengrauen kommen wir am El Julan an
Im Morgengrauen kommen wir am El Julan an

Heute steht wieder etwas Bildung auf dem Plan. Wir haben uns zu einer Wanderung zu den Felszeichnungen an El Julan angemeldet. Dort darf man nur mit einem Führer hin, da es sich um eine archäologische Stätte handelt und in der Vergangenheit leider einiges entwendet oder zerstört wurde.

In den Schluchten am El Julan sind die abgelagerten Ascheschichten der Vulkanausbrüche gut zu erkennen
In den Schluchten am El Julan sind die abgelagerten Ascheschichten der Vulkanausbrüche gut zu erkennen

Uns war eingeschärft worden, bitte bis spätestens 7:45 Uhr dort zu sein und es gab auch genaue Vorgaben bezüglich Ausrüstung. Also stehen wir entsprechend früh auf und stehen 7:35 Uhr vor einem verschlossenen Gatter. Nach und nach treffen alle Mitwanderer – alles Deutsche – und der Wanderführer ein. Kurz vor 8:00 Uhr erscheint mit heulendem Motor ein Landrover, dessen Fahrer dann das Gatter öffnet. Das mit 7:45 Uhr war eben der Ansatz bitte pünktlich 8:00 Uhr da zu sein.

Ein Gorona, ein Windschutz für die Hirten
Ein Gorona, ein Windschutz für die Hirten

Nachdem alle ihren Obolus bezahlt haben, geht es los. Der Weg führt über eine Schotterstraße mit einigen Abkürzungen den Steilhang des El Julan hinab. Unser Führer erzählt uns einiges über das Leben der Bimbaches und die Begebenheiten am El Julan.

Felszeichnungen der Bimbaches auf einer Lavaplatte
Felszeichnungen der Bimbaches auf einer Lavaplatte

Auf halber Höhe treffen wir das erste Mal auf Ritzungen in den Lavaflächen. So genau weiß man noch nicht um deren Zweck. Sind es nun rituale Symbole, künstlerische Ergüsse oder einfach nur Kritzeleien (Doodles) von Hirten? Fakt ist, das die Ritzungen nur wenig dinglich sind und in einer Schriftsprache verfasst sind, die wir heute nicht verstehen. Es gibt Experten, die meinen eine Ähnlichkeit zu nordafrikanischen Schriftzeichen der Berber und Tuareg ausmachen zu können. Anscheinend ist dies auch der einzige Grund, warum man vermutet, dass die Bimbaches nordafrikanischer Herkunft waren.

Die Bimbaches brachten Schafe und Ziegen mit auf die Insel und nutzten die Lavahöhlen als Ställe, wie dieses Exemplar, was mit einer Mauer halbhoch verschlossen ist
Die Bimbaches brachten Schafe und Ziegen mit auf die Insel und nutzten die Lavahöhlen als Ställe, wie dieses Exemplar, was mit einer Mauer halbhoch verschlossen ist

Am Kliff treffen wir auf eine dörfliche Ansammlung von verfallenen Hütten mit einem Versammlungsort, der von einem etwa 1m hohen Steinturm überragt wird.

Kanarischer Mäusebussard
Kanarischer Mäusebussard

Von hier aus hat man einen wundervollen Blick über das gesamte Gebiet des El Julan und über uns kreist ein kanarischer Mäusebussard. Um was es sich bei dem Turm gehandelt hat, ist bis heute nicht klar. Es finden sich keine Reste von Opfern oder Feuer um ihn herum. Deshalb gibt es auch die Theorie, dass es sich um einen Thron gehandelt haben könnte.

Der Tagoron, die Versammlungsstätte der Bimbaches
Der Tagoron, die Versammlungsstätte der Bimbaches

Ein Stück weiter gibt es wieder Platten mit reichhaltigen Steinritzungen. Wenn es sich hier um Kritzeleien aus Langeweile handelte, so hat hier jemand viel Langeweile gehabt. Unsere Aufmerksamkeit wird dann noch von einem sehr zutraulichen Kolkraben erregt. Er lässt sich nahe bei uns auf einem Busch nieder und ist offensichtlich interessiert an uns. Er lässt uns bis auf 2m an ihn heran. Wir tun ihm ja nichts und er erhofft sich wohl eine kleine Gage. Allerdings wird er enttäuscht. Auf die Frage, ob es sich bei dem Raben um eine Sondereinlage der Führung handelt, Antwortet unser Wanderführer schlagfertig ‚Klar, das ist Felipe‘.

Felipe, der Kolkrabe redet in zärtlichen Tönen mit uns
Felipe, der Kolkrabe redet in zärtlichen Tönen mit uns

Felipe begleitet uns dann noch auf dem Rest der Wanderung. Zum Schluss werden wir mit dem Landrover wieder zum Besucherzentrum nach oben gefahren. Netter Service, da die 500m Höhenunterschied zurück jetzt doch etwas anstrengend wären. Oben angekommen, gibt es ein paar lokale Spezialitäten zur Stärkung.

Hier oben wirbelt der Nebel über die Berge, dementsprechend sehen die Schilder aus
Hier oben wirbelt der Nebel über die Berge, dementsprechend sehen die Schilder aus

Da es jetzt erst Mittag ist, begeben wir uns noch zur Ermita de Nuestra Senora de los Reyes, der Schutzpatronin von El Hierro. Von dort aus wandern wir zum Mirador de Bascos. Dieser Aussichtspunkt ist allerdings bei einem der letzten Stürme halb abgestürzt. Der Rest gibt aber einen atemberaubenden Blick über El Golfo.

Verwunschener Baum im Wacholderwald
Verwunschener Baum im Wacholderwald

An dem Weg zurück statten wir noch El Sabinar, einem Wacholderwäldchen mit lauter Wacholdern, die sich nach der vorherrschenden Windrichtung gebogen haben und sehr vielfältige Figuren bilden, einen Besuch ab.