
Heute steht wieder etwas Bildung auf dem Plan. Wir haben uns zu einer Wanderung zu den Felszeichnungen an El Julan angemeldet. Dort darf man nur mit einem Führer hin, da es sich um eine archäologische Stätte handelt und in der Vergangenheit leider einiges entwendet oder zerstört wurde.

Uns war eingeschärft worden, bitte bis spätestens 7:45 Uhr dort zu sein und es gab auch genaue Vorgaben bezüglich Ausrüstung. Also stehen wir entsprechend früh auf und stehen 7:35 Uhr vor einem verschlossenen Gatter. Nach und nach treffen alle Mitwanderer – alles Deutsche – und der Wanderführer ein. Kurz vor 8:00 Uhr erscheint mit heulendem Motor ein Landrover, dessen Fahrer dann das Gatter öffnet. Das mit 7:45 Uhr war eben der Ansatz bitte pünktlich 8:00 Uhr da zu sein.

Nachdem alle ihren Obolus bezahlt haben, geht es los. Der Weg führt über eine Schotterstraße mit einigen Abkürzungen den Steilhang des El Julan hinab. Unser Führer erzählt uns einiges über das Leben der Bimbaches und die Begebenheiten am El Julan.

Auf halber Höhe treffen wir das erste Mal auf Ritzungen in den Lavaflächen. So genau weiß man noch nicht um deren Zweck. Sind es nun rituale Symbole, künstlerische Ergüsse oder einfach nur Kritzeleien (Doodles) von Hirten? Fakt ist, das die Ritzungen nur wenig dinglich sind und in einer Schriftsprache verfasst sind, die wir heute nicht verstehen. Es gibt Experten, die meinen eine Ähnlichkeit zu nordafrikanischen Schriftzeichen der Berber und Tuareg ausmachen zu können. Anscheinend ist dies auch der einzige Grund, warum man vermutet, dass die Bimbaches nordafrikanischer Herkunft waren.

Am Kliff treffen wir auf eine dörfliche Ansammlung von verfallenen Hütten mit einem Versammlungsort, der von einem etwa 1m hohen Steinturm überragt wird.

Von hier aus hat man einen wundervollen Blick über das gesamte Gebiet des El Julan und über uns kreist ein kanarischer Mäusebussard. Um was es sich bei dem Turm gehandelt hat, ist bis heute nicht klar. Es finden sich keine Reste von Opfern oder Feuer um ihn herum. Deshalb gibt es auch die Theorie, dass es sich um einen Thron gehandelt haben könnte.

Ein Stück weiter gibt es wieder Platten mit reichhaltigen Steinritzungen. Wenn es sich hier um Kritzeleien aus Langeweile handelte, so hat hier jemand viel Langeweile gehabt. Unsere Aufmerksamkeit wird dann noch von einem sehr zutraulichen Kolkraben erregt. Er lässt sich nahe bei uns auf einem Busch nieder und ist offensichtlich interessiert an uns. Er lässt uns bis auf 2m an ihn heran. Wir tun ihm ja nichts und er erhofft sich wohl eine kleine Gage. Allerdings wird er enttäuscht. Auf die Frage, ob es sich bei dem Raben um eine Sondereinlage der Führung handelt, Antwortet unser Wanderführer schlagfertig ‚Klar, das ist Felipe‘.

Felipe begleitet uns dann noch auf dem Rest der Wanderung. Zum Schluss werden wir mit dem Landrover wieder zum Besucherzentrum nach oben gefahren. Netter Service, da die 500m Höhenunterschied zurück jetzt doch etwas anstrengend wären. Oben angekommen, gibt es ein paar lokale Spezialitäten zur Stärkung.

Da es jetzt erst Mittag ist, begeben wir uns noch zur Ermita de Nuestra Senora de los Reyes, der Schutzpatronin von El Hierro. Von dort aus wandern wir zum Mirador de Bascos. Dieser Aussichtspunkt ist allerdings bei einem der letzten Stürme halb abgestürzt. Der Rest gibt aber einen atemberaubenden Blick über El Golfo.

An dem Weg zurück statten wir noch El Sabinar, einem Wacholderwäldchen mit lauter Wacholdern, die sich nach der vorherrschenden Windrichtung gebogen haben und sehr vielfältige Figuren bilden, einen Besuch ab.