Rio de Sil

Wir beginnen den Tag, wo wir ihn gestern beendet haben: In der Bar um die Ecke gibt es erst einmal Frühstück, anschließend decken wir uns mit Lebensmitteln ein und packen auch ausreichend lokale Spezialitäten ein: Pinienhonig, Quittenbrot, Mandelkuchen, Zipfelkäse (eigentlich heißt er Brüstchenkäse oder Nuckel, aber wir finden er sieht mehr aus wie ein Zipfel…) und frisches Brot.

Der Glockenturm in Castro Caldelas
Der Glockenturm in Castro Caldelas

In Castro Calderas statten wir der Burg einen Besuch ab und decken uns mit Karten ein. Auf kleien Sträßchen geht es in das tiefe Tal, dass sich der Rio Sil gegraben hat. Immer wieder gibt es spektakuläre Blicke hinab auf den Fluss. In der Touristeninformation hatte man uns erklärt, dass der Wasserstand um mehrere dutzend Meter niedriger ist, als gewöhnlich, da an der Staumauer gearbeitet wird. Dies ist deutlich zu sehen. Baumstümpfe und Baumwipfel ragen aus dem Wasser.

In Parada do Sil stellen wir das Auto ab und machen einen längeren Spazierganz zu mehreren Aussichtspunkten. Es ist heute fast windstill und die Sonne brennt unnachgiebig auf uns herab. Viel angenehmer ist es da in den Maronenhainen auf schattigen Wegen zwischen alten Mauern. Die Maronen wurden anscheinend geschnitten wie Kopfweiden und so ergeben sich die erstaunlichsten Baumstämme. Am Dorfbrunnen kühlen wir uns mit dem kalten Wasser wieder ab. Der Brunnen besteht aus mehreren Becken, die früher vermutlich zum Wäsche waschen dienten. In diesem Dorf können wir auch die Bauweise typischer Häuser dieser Gegend betrachten: Unten hatte das Vieh seinen Unterstand, oben wohnten die Menschen. Leider sind viele Häuser verfallen.

Klaus meditiert im Kloster Santa Christina
Klaus meditiert im Kloster Santa Christina

Ein Stückchen weiter verlassen wir die Durchgangsstraße und fahren mit dem Auto zum Kloster Santa Christina in Ribas de Sil, einer Ruine, die jedoch gesichert wurde, um den Bau zu erhalten. Sie liegt am steilen Hang in mitten des Waldes und ist einfach ein wunderschön ruhiger Ort mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Wir überlegen, wie es wohl den Mönchen früher hier ergangen ist. Auch hier sind wir fast allein, erst gegen Ende unseres Besuches kommen noch zwei spanische Motorradfahrer hinzu. Insgesamt sind wenig Touristen unterwegs. Wenn wir Leute treffen, sind es entweder Spanier oder Menschen aus dem deutschen Sprachraum. Beschilderungen sind meist auf Gallego und Spanisch, Englisch oder irgend eine andere Sprache kommen kaum vor. Außerhalb großer Hotels oder Touristeninformationen scheint auch kaum jemand Englisch zu sprechen.

Vom Christinenkloster aus wollen wir nun endlich zur Küste. Es wird schon spät und wir haben noch ein paar Kilometer vor uns. Trotzdem weichen wir noch einmal vom Weg ab, um ein weiteres Kloster zu besuchen. San Stefano liegt dicht an der Strecke und ist von der Parador-Hotelkette wieder aufgebaut worden. Wir besichtigen die Kirche und stärken uns in einem der Innnenhöfe mit einer Tasse Tee. Wir sind beeindruckt, was aus dem alten Kloster geworden ist. Diese Hotelkette scheint die Rettung alter Gemäuer zu ihrer Spezialität gemacht zu haben. Auch in Monforte hatten wir bereits ein Beispiel dafür gesehen. Wir nehmen ein Hotelverzeichnis mit., denn es ist beschlossen, in irgendeinem dieser Gemäuer wollen wir auch mal übernachten.

Anschließend geht es über Ourense und dann die Autobahn nach A Guarda. Kurz vor dem Ziel sehen wir auf der anderen Seite des Rio Mino Rauchwolken aufsteigen: Zwei Waldbrände am anderen Ufer in Portugal. In A Guarda fahren wir auf den Hausberg, den Monte Tecla. Dort oben haben bereits die Kelten eine Burg errichtet. Neben einem Museum soll sich dort auch ein einfaches Hotel mit phantastieschem Blick befinden. Der Reiseführer hat recht, wir bekommen ein großes aber einfaches Zimmer mit einer Wahnsinns Aussicht auf die portugiesische Seite des Rio Mino. Das Zimmer ist spottbillig: 35 € für zwei Personen. Wir sind fast die einzigen Gäste und speisen dann ganz allein im Restaurant wunderbare gebratene Garnelen und Seezunge. Das Essen ist jedoch fast doppelt so teuer, wie das Zimmer…

Anschließend sprinten wir, um noch die Sonne im Atlantik versinken zu sehen. Dann verlassen auch die letzten Gäste den Berg und wir sind fast allein hier oben.  Unten kläffen die spanischen Hunde den portugiesischen Hunden auf der anderen Seite des Flusses zu.

Fischerboote vor Sonnenuntergang
Fischerboote vor Sonnenuntergang

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