Die 5 Windkraftanlagen auf El Hierro

Inselbetrieb

Dies ist unser vorletzter Tag auf der Insel und wir sind immer noch nicht geschwommen, aber das Wetter sieht heute morgen auch nicht danach aus: Es stürmt, es ist bewölkt und kalt – ideales Museumswetter. Nur gibt es hier keine Museen, in denen man ganze Tage verbringen könnte, nur kleine Informationszentren oder Heimatmuseen, die man nach höchstens 30 Minuten komplett gesehen hat. Wenn es sich um neuere Einrichtungen handelt, gibt es die Informationen nicht nur auf Spanisch, sondern auch auf Deutsch und Englisch. Bei der ersten Einrichtung hat man uns einen Touristenpass verkauft für alle Museen auf der Insel. Ein Eintrag ist noch nicht abgestempelt: das ethnografische Museum in Valverde. Dort fahren wir heute hin. Es zeigt die Handwerkskünste auf der Insel: von der Schmiede bis zum Webstuhl. Die Esse ist erstaunlicherweise aus Holz gebaut. Das Holz wird mit Lavasteinen vor der glühenden Kohle geschützt. Ein scheinbar völlig überdimensionierter Blasebalg sorgt für die Luft. Den hätte ich gern mal ausprobiert.

Die Rohrleitung, die die beiden Wasserbecken verbindet
Die Rohrleitung, die die beiden Wasserbecken verbindet

Auf dem Weg zum Museum kommen wir an den 5 Windrädern vorbei, die hier seit 2014 stehen. Zusammen mit einem unteren und einem oberen Wasserbecken als Energiespeicher sollen sie die Energieversorgung der Insel sicherstellen. Bislang wurde hier Strom nahezu ausschließlich mit einem 11,36 MW Dieselkraftwerk erzeugt, welches mit Schweröl betrieben wird. Das Öl wurde per Schiff angeliefert. Das Kraftwerk liegt passenderweise direkt neben dem Hafen. In unseren Fahrten über die Insel haben wir bei entlegenen Orten aber auch bemerkt, dass sie über einen eigenen Generator verfügten und anscheinend nicht an das Netz angeschlossen sind. Heißwasser erzeugen viele mit Sonnenkollektoren, die es gleich fertig mit integriertem Speicher zu kaufen gibt. Geheizt wird mit Holz, mit Elektrogeräten oder mit Gas aus Flaschen, so wird auch unser Herd in der Küche betrieben.

Die Windräder stehen etliche hundert Meter über dem Meeresspiegel und bekommen so deutlich mehr Wind
Die Windräder stehen etliche hundert Meter über dem Meeresspiegel und bekommen so deutlich mehr Wind

El Hierro hat keine Verbindung des elektrischen Netzes nach außen zu anderen Inseln oder an das afrikanische Festland. Sie müssen also auch selbst für die Netzstablilität sorgen. Geht das nur mit Windkraft und einem Wasserkraftwerk? Den Anspruch erheben sie jedenfalls auf ihren Informationstafeln und Webseiten. Über den tatsächlichen Stand erfährt man vor Ort nichts und auch auf den Webseiten des Betreibers ist keine Information erhältlich, nur Fotos von freundlich lächelnden Besuchergruppen. Alles klingt sehr euphorisch. Man will mit gutem Beispiel für andere Inseln voran gehen. Gefühlt kommt mir die Anlage etwas klein vor. Die Nennleistung der 5 Windräder beträgt insgesamt 11,5 MW, also etwas mehr als das bisherige Dieselkraftwerk. Die Nennleistung liefern die Generatoren natürlich nur bei ausreichend Wind. Bislang haben wir viel Wind erlebt, aber ist das immer so? Und reicht die Kapazität der Wasserbecken für windarme Zeiten aus? Auf Wikipedia hatte ich gelesen, dass das Projekt kein Erfolg sei.

Kunstwerk an der Straße zum Flughafen
Kunstwerk von Ruben Armiche an der Straße zum Flughafen. Es wurde 2009 aus Anlass der Bajada  geschaffen (Die Marienfigur wird alle 4 Jahre einmal über die Insel getragen. Es werden Kostüme getragen und Zenhtausende reisen auf die Insel. Am 1.7.2017 ist es wieder soweit)

Im Internet werde ich schließlich fündig: Im ersten Betriebsjahr lag der Anteil erneuerbarer Energien nur bei 34,6% statt der versprochenen 100%. Ein schottischer Geologe betreibt eine Webseite über Energiethemen und hat dort den Beitrag eines deutschen Ingenieurs veröffentlicht, der anhand der öffentlich verfügbaren Daten des Netzbetreibers und eigener Berechnungen und Überlegungen zu dem Schluss kommt, dass die installierte Windleistung ausreichend ist, dass aber die Wasserbecken vollkommen unterdimensioniert sind.

Das Kunstwerk fällt nach 8 Jahren langsam auseinander und lässt erkennen, woraus es gebaut wurde: Metallschrott (Waschmaschinen, Autoteile etc) überzogen mit Maschendraht und Beton
Das Kunstwerk fällt nach 8 Jahren langsam auseinander und lässt erkennen, woraus es gebaut wurde: Metallschrott (Waschmaschinen, Autoteile etc) überzogen mit Maschendraht und Beton

Außerdem fehlt ein Ausgleich für kurzfristige Schwankungen im Netz. Auf anderen Inseln wird so etwas mit Akkus gepuffert. Auf El Hierro fehlt diese Komponente anscheinend. Deshalb müssen die Dieselgeneratoren nach wie vor mitlaufen. Da sie mit Schweröl betrieben werden, brauchen sie mindestens 50% Last.

Schwarzer Krebs auf schwarzem Grund an der Küste in La Caleta
Schwarzer Krebs auf schwarzem Grund an der Küste in La Caleta

Das können wir anhand der aktuellen Daten von heute selbst auch nachvollziehen. Das teuerste an der Anlage war das Wasserkraftwerk, welches aber kaum einen Beitrag liefert. Er schlägt vor, dieses abzuschalten. Eine traurige Entscheidung für eine Anlage, die mit EU-Mitteln gefördert wurde.

Diese Bademeisterin ist immer im Dienst
Diese Bademeisterin ist immer im Dienst
Die Schwimmbecken in La Caleta
Die Schwimmbecken in La Caleta

Wir fahren nun nach La Caleta. Hier waren wir noch nicht. Es hat ein sehr nettes Meerwasserschwimmbecken direkt am Wasser. Wir nutzen die Chance und gehen nun endlich schwimmen. Das Wasser ist recht kühl, aber die Sonne wärmt uns wieder auf.

Der Wanderweg in Tamaduste
Der Wanderweg in Tamaduste

Anschließend fahren wir nach Tamaduste weiter, wo wir uns schon vor Tagen den kleinen Wanderweg durch die schwarze Lava vorgenommen hatten. Es sieht aus, wie eine gewaltige Abraumhalde oder stellenweise auch wie ein frisch gepflügter schwarer Erde, nur das alles aus Stein ist.

"Määääh, kannst Du uns bitte melken!" Diese schwereutrigen Ziegen treffen wir auf unserem Heimweg neben der Käsefabrik in Isora
„Määääh, kannst Du uns bitte melken!“ Diese schwereutrigen Ziegen treffen wir auf unserem Heimweg neben der Käsefabrik in Isora

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