Heute ziehen wir um. Hier in Griechenland haben wir entfernte Verwandte, die in Loutraki wohnen. Wir haben sie das letzte Mal ebenfalls vor 30 Jahren in Athen getroffen. Auch das ist natürlich eine spannende Geschichte.
Es fährt dorthin zwar auch die Metro, aber wir wollen noch weitere Orte auf dem Peloponnes besuchen und dann ist man ohne Auto etwas eingeschränkt. Also haben wir ein Auto gemietet, mit dem wir aus Athen dort hin fahren. Die Autovermietung unterhält zwar in der Stadt eine Filiale, aber dort fährt man dann doch besser mit dem Taxi hin. Mit dem Service des Hotels ist das kein Problem.
Von der Autovermietung geht der Weg am Meer entlang Richtung Korinth. Allerdings ist die Straße nicht gerade eine Schönheit. Sie führt entlang an Industrieanlagen und Raffinierien. Erst das letzte Stück vor dem Isthmus ist ganz OK. Loutraki selbst ist ein typischer Seebadeort im Winter. Viele Geschäfte und Hotels haben geschlossen.
Wir haben uns ein Appartement gemietet. Aber auch hier zeigt sich die Winterzeit. Als wir es übernehmen, ist es in der Bude empfindlich kalt. Die Wände sind ausgekühlt und wir müssen erst einmal die elektrische Heizung anschmeißen, um es uns etwas angenehmer zu machen.
Da es noch früh am Nachmittag ist, brechen wir zu einer archäologischen Städte am Kap Iréon auf. Dort gab es ein Heiligtum der Hera. Wenn man sich die Anlage genau anschaut, erkennt man, dass es sich um einen idealen Schutzhafen mit hervorragender Wasserversorgung gehandelt hat. Also findet sich dort neben Molen auch eine Stoa, wo Handel getrieben wurde. Vom Kap hatte man zudem fast 360° unter Kontrolle.
Auf dem Kap gibt es auch einen Leuchturm, der den Schiffen den Weg in den Kanal von Korinth weißt. Seglerherz was willst du mehr?
Abends gibt es dann großes Hallo mit der Verwandtschaft. In den letzten 30 Jahren ist natürlich viel passiert und es gibt viel zu erzählen.
Zweiter Weihnachtsfeiertag und damit wieder ein Tag an dem alle Museen und Ausstellungen geschlossen haben. Aber kein Problem, das Wetter spielt mit.
Nicht weit vom Hotel liegt der Nationalgarten mit dem Zappeio. Viele Athener nutzen diesen Garten als Laufstrecke. Ob die Luft hier wirklich so gut ist, dass man hier laufen sollte, sei noch dahin gestellt, aber das Grün der Büsche und Bäume vermittelt zu mindestens den Eindruck, dass es hier gesünder sei.
Vor dem Präsidentenpalast, der an den Garten grenzt, können wir eine weitere Form der sportlichen Aktivitäten beobachten – das Männerballet in Uniform. Vor dem Palast schiebt die Nationalgarde choreografiert Wache.
Wir winken dann noch bei Herrn Tsipras und begeben uns nach Kolonaki. Dies ist einer der teuersten Stadtteile von Athen und hier befinden sich auch die Botschaften von Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Allerdings ist die Botschaft von Großbritannien ziemlich scheußlich. Wir steigen die Ploutarchou zur Lycabettus Funicular, einer Schrägseilbahn zur Spitze. Dieses Mal lassen wir uns hoch befördern, um dann beim Abstieg über den Serpentinenweg die Aussicht genießen zu können. Wir sind offensichtlich nicht die Einzigen, die diese Idee haben. Oben an der Kirche auf dem Lycabettus ist es ziemlich voll. Auf dem Weg nach unten verläuft es sich aber.
Nun ist Kontrastprogramm angesagt. Nordwestlich vom Lycabettus befindet sich der Stadtteil Exarchia, der eine Hochburg der autonomen Szene von Athen ist. Die Mauern sind voll mit Graffii und einige Häuser sind ziemlich heruntergekommen. Es gibt aber auch sehr liebevoll zurechtgemachte Ecken und ansprechende Cafés.
Auf der Panepistimiou lassen wir uns dann von dem Großstadtleben treiben und schauen uns die Bauten der Nationalbibliothek, der Universität und der Akademie der Wissenschaften an. Alles Bauten die von Nordeuropäern erdacht und zu Otto’s Zeiten gebaut wurden. Ein Stück weiter in Richtung Syntagma befindet sich dann noch das Schliemann-Haus, dass heute die Münzsammlung beherbergt. Gar keine so schlechte Idee, wenn man bedenkt, dass Schliemann einer der Superreichen seiner Zeit war und dies aus ärmlichstem Verhältnis. Über ihn nachlesen lohnt sich! Nachdem wir noch kurz durch die Galerie des Kaufhauses Attika gegangen sind lassen wir uns noch ein Wenig durch die Plaka bei der Hadrians Bibliothek treiben, um dann im Hotel eine Pause bis zum Abend einzulegen.
Heute wollen wir die zweite verbliebenen Kellertaverne in der Plaka ausprobieren. Es sieht so aus, als wenn es diese Art der Restaurants kaum noch gibt. Wir werden sehr herzlich empfangen und der Fisch ist auch wirklich gut. Trotzdem werden wir den Eindruck nicht los, hier einen Dinosaurier kennengelernt zu haben.
Zum Abschluss des Abends gehen wir noch einmal mit Kameras bewaffnet den Weg am Fuß der Akropolis entlang zum Areopagus Hügel. Hier treffen sich die Jugendlichen.
Als wir nach Monastiraki absteigen, wissen wir wo die Partyzone ist. Hier boxt der Papst! Je weiter wir in die Plaka kommen, desto mehr geht alles schlafen. Das war vor 30 Jahren definitiv anders. So ändern sich die Zeiten.
Heute Morgen scheint die Sonne aus allen Knopflöchern und es geht kaum Wind. Es verspricht ein schöner Tag zu werden, ideal für einen Ausflug zum Meer.
Mit dem Zug wollen wir nach Piräus fahren. Auf dem Weg zur Station kommen wir am Turm der Winde vorbei, der uns bereits vor 30 Jahren beeindruckt hat. Die verschiedenen Windrichtungen sind entsprechend ihrer Ausprägung bzw. Auswirkung dargestellt. Als Segler weiß man so etwas sehr gut nachzuvollziehen.
Wir begeben uns auf dem kürzesten Weg an die Küste und landen gleich an einer Marina. Neben einigen Luxusyachten finden sich hier auch ganz normale Segelyachten zwischen 30 und 45 Fuß.
Im Mikrolimano befinden sich neben einigen Yachten auch immer noch Fischerboote, allerdings hat sich der Hafen doch ein wenig verändert. Wir haben in Erinnerung, dass man direkt an der Kaimauer entlang gehen konnte. Dies ist jetzt nicht mehr möglich, da sich hier zwischen Kaimauer und Straße die Restaurantsund Bars breit gemacht haben. Den Booten bleibt nur noch ein kleiner Streifen zum Festmachen. An der Südmole befindet sich der griechische Yachtclub mit dem Olympia-Stützpunkt. Auf dem Gelände sind viele Rennjollen, Drachen und Ausbildungsboote für Match Racing zu finden. Über allem thront mit herrlichem Blick über die Mole ein Club-Restaurant mit Terrasse. Da können wir nicht widerstehen und lassen uns erst einmal nieder.
Der größere Hafen ist der Passalimani mit der Marina Zeas. Bereits an der Einfahrt liegt dickes Milliardärs Spielzeug unter britischer Flagge. Aber auch sonst reihen sich hier etliche Yachten verschiedener Flaggen aneinander. Ob wohl die Yacht aus Bimini jemals ihren Heimathafen gesehen hat?
Es gibt in diesem Hafen aber auch normale Yachten und Fischerboote. Insgesamt machen die Schiffe und Boote hier einen sehr gepflegten Eindruck, wenn sie nicht aufgegeben auf dem Hafengrund liegen.
Als uns am frühen Nachmittag unsere Mägen Hunger signalisieren, versorgen wir uns mit einer Pita, da der Weg zurück zu den Fischrestaurants am Mikrolimano zu weit ist. Stattdessen schlagen wir uns quer über die Halbinsel zum Fährhafen durch und von dort zur Metro nach Athen. Rund um die Akropolis und in der Plaka scheint ganz Athen auf den Beinen zu sein, um das schöne Wetter zu genießen.
Heute ist Heiligabend und auch hier in Athen sind die Weihnachtsfeiertage besondere Feiertage. Wir hatten bereits gelesen, dass das neue Akropolis-Museum am 25./26.12. geschlossen hat. Also hatten wir diesen Besuch als festen Bestandteil im heutigen Tagesprogramm.
Das Museum ist ein moderner Bau, bei dessen Errichtung man natürlich auf alte Stadtreste gestoßen ist. Diese Ausgrabungen hat man aber gleich in das Gebäude integriert. Die Austellung ist sehr gut gegliedert und mit englischen Texten begleitet, so dass man keinen Museumsführer braucht. Wer durch die Ausstellung geht, bemerkt an vielen Stellen, dass Ausstellungsstücke fehlen, da sie in Berlin, London und Paris in Museen stehen.
Liebe Europäer, es ist an der Zeit diese Stücke dahin zurück zu führen, wo sie hingehören, nämlich hier! Dieses Museum ist in der Lage, die Schätze zu beherbergen.
Der erste Bereich ist eine Rampe, dem Zugang zur Akropolis nachempfunden, wo man einiges über die frühe Zeit Athens und die Hochzeitsbräuche der damaligen Zeit, erfährt. Irgendwie erinnerten uns die Bräuche stark an das, was wir aus Indien mitbekommen haben. Die Mädchen wurden sehr früh an einen deutlich älteren, möglichst wohlhabenden Mann verheiratet. Bei dem Ritual geht es darum, das Mädchen aus der Obhut bzw. Abhängigkeit des Vaters in die Obhut des Bräutigams zu übergeben. Das Mädchen wird parallel von ihren Freundinnen in die Ehe verabschiedet und trennt sich von ihren Spielsachen (Opfer). Sie soll sich nun ganz um ihre zukünftige Familie kümmern.
In der ersten Etage befinden sich dann jede Menge Statuen und Reliefs, die sehr gut in Beziehung zueinander und zur Zeit gesetzt sind. Des weiteren kann man auf Bildschirmen Simulationen sehen, wie diese Statuen damals mit der Kolorierung ausgesehen haben mögen. Die lassen sich mittlerweile sehr gut nachvollziehen, da man Reste von Farbpigmenten gefunden hat. Die Statuen und Gebäude waren sehr bunt! Also nix mit polierter Mamor-Oberfläche. Auch die bronzenen Köpfe wirken sehr lebendig.
Zur Stärkung gehen wir mittags in das Museumsrestaurant. Es ist übrigens sehr zu empfehlen und durchaus preiswert. Als wir nach einer ausgiebigen Fotosession auf der Terrasse in das Obergeschoss gehen, wird uns mitgeteilt, dass das Museum bereits um 15:00 Uhr schließt. Das hatten wir so nicht mitbekommen, da am Eingang ein Schild hängt, dass an Sonntagen das Museum bis 20:00 geöffnet hat. Nun gut, Heiligabend ist eben kein normaler Sonntag.
Wir lassen uns also aus dem Museum schieben und begeben uns zum Eingang der Akropolis, um zu klären wie es hier mit den Öffnungszeiten aussieht. Dort erfahren wir, dass auch hier am 25./26.12. die Schotten dicht sind, wir aber noch 1,5 Stunden Zeit für einen Besuch hätten. Also nichts wie hinein bzw. hinauf.
Wir werden nicht enttäuscht. Das Licht ist geradezu ideal zum Fotografieren und auch die Menschenmassen halten sich im Rahmen.
Seit unserem letzten Besuch vor 30 Jahren ist man mit dem 1 Mio. Teile 3D-Puzzle etwas weitergekommen und wie wir den Schildern entnehmen können, hat die EU auch mit etwas Geld nachgeholfen. Wir denken, es ist ganz gut angelegt.
Als wir dann am südlichen Fuß der Akropolis noch die Amphitheater besuchen und einige kleinere Tempelreste inspizieren, merken wir dass 1,5 Stunden doch ganz schön knapp sind. Also werden wir auch hier von dem Aufsichtspersonal mit freundlichem Nachdruck aus der Anlage geschoben. Wir sind wieder einmal die letzten und hinter uns wird das Tor zugeschlossen.
Danach lassen wir uns noch ein wenig durch die Gassen treiben, um letztlich im Hotel zu landen. Morgen müssen wir uns ein Programm einfallen lassen, das von Öffnungszeiten unabhängig ist.
….oder wo man mit dem Segelboot nicht so schnell hinkommt