Archiv der Kategorie: Nordamerika

Kanada, USA, Mexiko

Flaute auf der Rücktour

Logbuch:

9:15 Auslaufen Warderick Wells Cay. Wir setzen Groß und Genua

12:03 Position 24°23,9’N 076°46,6’W

13:55 Fest an einer Mooring Boie vor Hawksbill Cay

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Gestern hatten wir überlegt, auf welcher Route wir unsere Rückreise nach Nassau antreten. Angesagt war, dass gegen Ende unserer Zeit der Wind auf Nord drehen würde. Von den Exumas rüber nach Nassau ist die Richtung Nordwest, also nicht gerade optimale Bedingungen für Lady Marceline. Eine Alternative wäre, Richtung Nordost nach Eleuthera zu laufen . Die Insel würde uns guten Schutz vor Nordwinden bieten und wir könnten dann auf der Südseite der Insel Richtung Nassau laufen. Dazu bräuchten wir aber genügend Wind, denn die Strecken sind lang. Der Vorteil wäre, dass wir außer den Exumas auch noch eine andere Ecke kennenlernen könnten. Als ich dann jedoch, dank Internetverbindung, eine aktuelle Vorhersage hole, lautet die Prognose: schwacher Wind erst aus Südos, dann über Ost auf Nordost drehend. Das reicht nicht für eine Tour nach Eleuthera. Also segeln wir einfach die gleiche Strecke zurück und versuchen mal die Plätze zum Übernachten anzusteuern, die wir auf der Hintour ausgelassen haben.

Mangroven auf Hawksbill Cay
Mangroven auf Hawksbill Cay

Mit den Wettervorhersagen ist das hier so eine Sache. Auch wenn unsere erste Amtshandlung beim Aufstehen ist, das Ankerlicht auszuschalten und das Funkgerät an. Über Funk haben wir bislang nur ein einziges Mal einen Wetterbericht empfangen. Mobilfunk ist hier im Nationalpark nicht verfügbar, also haben wir auch keine Internetverbindung mit dem ipad. Ausgeholfen haben wir uns deshalb mit dem Mittelwellensender „National Radio of The Bahamas“. Glücklicherweise haben wir unseren kleinen Weltempfänger mitgenommen, denn mit dem eingebauten Radio hier bekommen wir nur UKW. Dafür können wir auch den MP3-Player dranhängen und damit auch das Cockpit beschallen. Der Mittelwellensender hält uns über alles Wesentlich hier auf dem Laufenden: Von der Sonntagspredigt über verlesene Todesanzeigen, die Gewinner der Junkanoo-Parade vom 1. Weihnachtsfeiertag, die Opfer eines Bandenkrieges in Nassau (jetzt haben wir auch begriffen, warum wir dort nachts nicht herumlaufen sollten) bis hin zum neuesten Flüchtlingsdrama mit einer vollkommen überladenen Nussschale aus Haiti wissen wir nun was die Bahamas bewegt.

Gras auf Expansionskurs
Gras auf Expansionskurs

Das mit den Flüchtlingsbooten aus Haiti ist nichts Neues. Ich lese gerade den Bericht einer Frau, die Anfang der 90er Jahre zusammen mit ihrem Mann Highborne Cay gemanagt hat (die Insel ist in Privatbesitz und hat einen kleinen Hafen, eine Laden und ein paar Ferienhäuser. Sie berichtet von einem kaum 10 Meter langen Boot, dass eines Tages mit 100 Flüchtlingen an Bord auf der Insel gestrandet ist. Die Inselbesatzung hat die Flüchtlinge mit dem Lebensnotwendigen versorgt und die Marine der Bahamas hat denen geholfen ihr Boot wieder flott zu bekommen, um weiter Richtung Florida zu schippern. In Warderick Well Cay hängt ein Zeitungsartikel vom Anfang des Monats, wonach dort vor der Insel ein ähnliches Boot in Seenot geraten ist. Etwa 30 Haitianer sind dabei ums Leben gekommen. Im Artikel wurden die Mitarbeiter des Nationalparks gelobt, denen es gelungen ist, die Mehrzahl der Leute zu retten. Es erinnert uns alles sehr an die Flüchtlingsdramen vor Lampedusa im Mittelmeer, nur dass hier der Umgang mit den Flüchtlingen humaner zu sein scheint.

Fundsache in den Magroven: wir adoptieren den Frosch - Müll darf man mitnehmen
Fundsache in den Magroven: wir adoptieren den Frosch – Müll darf man mitnehmen

Heute morgen ist unser erster Wassertank alle. 160 Liter haben 6 Tage gehalten, also haben wir pro Person etwa 13 Liter am Tag verbraucht. Das ist nach unseren Massstäben schon recht verschwenderisch. Nun sollten wir noch etwa 200 Liter für die restlichen 3 Tage haben.

Zur üblichen Zeit machen wir die Leine von der Mooring los und machen uns auf den Rückweg. Zu Beginn weht noch etwas Wind ziemlich genau von hinten. Das ist ein blöder Kurs, da das Vorsegel immer einfällt. Aus unserem Peekhaken und etwas Tauwerk bauen wir uns einen Ausbaumer. Ich hoffe nur, dass das Ding nicht abbricht, wie sollen wir sonst die Mooringleinen aus dem Wasser angeln? Glücklicherweise hält die Konstruktion.

Krebs beim Ausnehmen einer Muschel und ...
Krebs beim Ausnehmen einer Muschel und …

Wolken sind heute keine da, die Sonne brennt unerbittlich. Mit ein paar Wäscheklammern und einem meiner Seidentücher bauen wir einen Sonnenschutz, um am Steuerrad keinen Hitzschlag zu bekommen, ansonsten trinken wir Unmengen an Wasser. Vor Hawksbill Cay ist der Wind fast ganz weg. Wir machen den Motor an und motoren zum Mooringfeld. Zwei Yachten verlassen es gerade. Weiter draußen ankern zwei riesige Motoryachten. Es ist flach hier und wir müssen uns vorsichtig um einige Korallenriffe herum hinein tasten. Dabei verscheuchen wir einen großen Rochen. Aber warum wir hier alleine sind, ist uns trotzdem nicht klar. Zur Abkühlung schwimmen wir erst einmal ein paar Runden um das Schiff. Den Nachmittag versuchen wir uns mit Hilfe eines Bettlakens etwas Schatten zu verschaffen. Das ist ein mühseliges Unterfangen, denn das Schiff dreht hin und her.

Erst kurz vor Sonnenuntergang werden wir unternehmungslustiger und wagen noch einen Ausflug mit dem Schlauchboot. Auch hier ist wieder eine Verbindung zu den Mangroven im Inneren der Insel nur dass diese Verbindung zu flach ist. Wir kommen nur ein kleines Stück hinein und ziehen dort das Schlauchboot auf den Strand. Ein Krebs ist gerade dabei, eine Muschel auszunehmen. Als ich ihm mit der Kamera zu nahe komme, vergräbt er sich blitzartig im Sand.

... wer findet jetzt den Krebs?
… wer findet jetzt den Krebs?
Lady Marceline vor Anker
Lady Marceline vor Anker

Wir machen einen kleinen Spaziergang. Auch hier ist es vollkommen still. Von der Ostseite der Insel ist die Brandung zu hören, gelegentlich hören wir eine Fliege. Es wird so schnell dunkel, dass wir bald wieder umdrehen. Zurück im Boot ist die Sonne bereits untergegangen. Zwei weitere Motorboote sind noch in der Bucht vor Anker gegangen. Die Riesenboote weiter draußen sind verschwunden. Zum Abend kommt etwas Wind auf und es ist sehr schaukelig hier am Liegeplatz. Auch wenn wir das Dinghi schon seit ein paar Tagen nachts längsseit holen, damit es nicht so viel Krach macht, so schlagen die Wellen hier trotzdem lautstark unter das Heck. Zum Abendessen gibt es als neueste Kreation ein sehr leckeres Flaschenkürbiscurry mit Blaubeeren und hartgekochten Eiern.

Auch Haie müssen mal schlafen

Heute bleiben wir in Warderick Wells Cay. Nach dem Frühstück statten wir dem Nationalparkzentrum einen weiteren Besuch ab. Wir kaufen ein paar Souvenirs und einen Zugang zum WLAN, der uns nach mehreren Tagen Abstinenz Zugang zum Internet via Satellit verheißt. Die letzten Tage hatte das ipad noch Zugang über Mobilfunk, aber die Geschwindigkeit reichte nicht aus, um auch das Netbook mit dranzuhängen und das Blog zu aktualisieren. Ich habe einfach offline weitergeschrieben in der Hoffnung, es irgendwann alles auf einen Schlag hochzuladen.

Danach gehen wir schnorcheln, erst an einem versunkenen Boot zwischen den Moorings, dann von einem kleinen Strand aus an der Nordspitze der Insel. Dies sind die Plätze, an denen der volle Gezeitenstrom läuft. Deshalb haben wir sie uns für den späten Vormittag ausgesucht. Es ist Niedrigwasser und damit die Chance hier ohne nennenswerte Strömung zu schnorcheln. Anschließend machen wir eine Pause und ich aktualisiere endlich das Blog. Dann machen wir usn am frühen Nachmittag auf zu einem Platz vor der Ostküste der Insel. Hier läuft kaum Strömung, aber wir haben viel Seegang und das Dinghi nimmt bei langsamer Fahrt viel Wasser über. Wir sind schon durchnässt bevor wir überhaupt im Wasser waren. Das Dinghi machen wir an einer Mooring für Dinghis gleich neben einem großen Korallenfelsen fest. Ich bleibe zur Sicherheit im Dinghi und Klaus geht erst einmal alleine schnorcheln, während ich das Boot mit meiner Flosse wieder leer schöpfe. Nach einer Weile kommt er zurück ins Boot und fragt ob ich Lust habe zu schnorcheln. Er müsse mich allerdings darauf hinweisen, dass dort ein großer Hai sei. Unter dem Riff liegt ein ca. 2,5 m langer Hai am Boden und schläft. Auf seinem Rücken liegen zwei Schiffshalter-Fische. Ich verzichte auf diese Badebekanntschaft und schaue mir die Sache vom Schlauchboot aus an. Wir lassen uns noch ein Stückchen sacken, um einen besseren Blick zu haben. Dann fahren wir zum Nationalparkzentrum, um herauszufinden, was wir da gesehen haben. Es scheint ein Atlantischer Ammenhai zu sein. Sie jagen nachts und schlafen tags unter Korallen. Dem Menschen werden sie nur gefährlich, wenn sie provoziert werden. Die Frage ist nur, was ist für einen Ammenhai eine Provokation?

Krebse beim Bergsteigen ertappt

Logbuch:

9:00 Verlassen die Mooring vor Shroud Cay und setzen Groß und Genua. Wind ESE  4 Bft

9:20 Passieren Spitze Elbow Cay

9:50 Wind hat aufgefrischt und wir stecken Reff I ins Groß

11:00 Position 24°23,5’N 076°45,3’W der Wind hat noch weiter aufgefrischt und wir bergen das Groß

11:30 Position 24°21,6’N 076°44,1’W wir müssen nun fast gegen den Wind und starten die Maschine

12:17 Position 24°22,1’N 076°40,9’W per Funk wird uns von Exuma Nationalpark Warderick Wells Cay die Mooring Boie 21 zugewiesen

13:15  Fest an der Mooring Boie in Warderick Wells Cay

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Heute wollen wir zu unserem südlichsten Ziel aufbrechen. Der übliche Ablauf hat sich mitlerweile eingespielt, aber diesmal wache ich schon eine Stunde früher auf. Irgendetwas ist anders und das steckt tief drin, solange sich vor Anker die Geräusche nicht verändern ist alles gut. Wenn es plötzlich ruhig wird, ist das ein Alarmzeichen. Aber wahrscheinlich lag es nur daran, dass der Mond aufgegangen ist und es plötzlich hell ist. Der Wind hat etwas abgenommen, dadurch ist es ruhiger und die Geräusche, die sich in der Koje anhörten, wie Kinderstimmen, entpuppen sich draußen im Cockpit als ein leise quietschender Lümmelbeschlag (die Verbindung zwischen Baum und Mast). Hinter uns ist in der Nacht noch eine weitere große Motoryacht vor Anker gegangen. Beruhigt gehe ich wieder schlafen.

Schnecke
Schnecke

Die Tour ist diesmal nicht so angenehm. Wir müssen sehr hoch ran, das gefällt der Lady nicht und Seegang mag sie auch nicht. Wir reffen erst das Groß und nehmen es schließlich ganz weg. Dabei träumen wir von unserer Lorrikeet, die sich jetzt auf die Seite legen und mühelos durch die Wellen gleiten würde. Die Lady legt sich zwar auch auf die Seite, aber da sie keine tiefe Bilge hat, taucht das Wasser aus der Bilge an den unmöglichsten Stellen wieder auf. Ich fange an mir Sorgen um die Elektrik zu machen. Das Wasser müssen wir unbedingt abpumpen! Im Bad riecht es nach Benzin. Wahrscheinlich leckt der Reservekanister vom Dinghi bei der Schräglage etwas. Wir kontrollieren ihn, können aber nichts feststellen, also lüften wir kräftig. Als Klaus sich an der Steuersäule abstützt schaltet sich plötzlich der Kartenplotter aus. Glücklicherweise erholt er sich wieder, als er die Steuersäule loslässt. Im Seegang löst sich auch das Gestänge vom Bimini, aber wir bekommen es schnell wieder fixiert. Das Schiff ist zwar sehr komfortabel, aber für härteres Wetter nicht wirklich gemacht. Kein Wunder, dass wir diese Boote auf der Ostsee so oft motoren sehen.

Tote Mangrove
Tote Mangrove

Das letzte Stück nach Warderick Wells Cay müssen auch wir die Segel bergen und motoren. Es geht genau gegenan und kreuzen macht mit der Lady keinen Spaß. Über Funk melde ich uns beim Nationalpark an und bekomme die Boje mit der Nummer 21 zugeteilt. Die Mooring liegt in einem engen Seitenarm eines Cuts. Der Seitenarm hat die Form eines Angelhakens. Am Eingang liegen ein paar Korallenriffe, weiter drin wird er von Sandbänken begrenzt. Gleichzeitig geht noch ein starker Strom. Diese Einfahrt ist wirklich ein Nervenkitzel. Die vorletzte Boje ist dann glücklicherweise endlich unsere.

Kultstätte für Seeleute auf Booboo Hill
Kultstätte für Seeleute auf Booboo Hill

Während das Teewasser vor sich hin köchelt, hole ich etwa 50 Liter Wasser aus der Bilge. Nach dem Tee und ein paar Keksen machen wir uns auf den Weg, die Insel zu erkunden. Wir ziehen Badesachen und Schnorchelshirts an, da die Tour mit dem Dinghi meist ein feuchtes Vergnügen ist. In einer Plastiktüte nehmen wir eine Boxershort und ein Strandkleid mit. So sind wir an Land dann einigermaßen akzeptabel bekleidet. Klaus zieht seine Wandersandalen an und ich meine Neoprenschuhe.

Im Nationalparkzentrum zahlen wir unseren Obolus, erhalten ein paar Informationen und machen uns anschließend auf den Weg ins Inselinnere. Der Weg führt über zerklüfteten Sandstein mit scharfen Spitzen und tiefen Löchern, aber auch durch Mangroven und ein Stückchen durch‘s Wasser. Auf dem Booboo Hügel ist ein großer Haufen an Brettern, die von verschiedensten Booten stammen. Der Legende nach ist hier in der Nähe ein Schiff untergegangen, niemand wurde gefunden, der ein christliches Begräbnis bekommen konnte und die Geräusche auf dem Booboo Hügel bei Vollmond seien die Geister der verstorbenen Seeleute. Wenn man nun eine Gabe auf den Hügel legen würde, dann soll das eine glückliche Reise verschaffen. Wir haben leider nichts dabei.

Schöner Blick über die Nordspitze von Warderick Wells Cay
Schöner Blick über die Nordspitze von Warderick Wells Cay

Wir schauen uns als nächstes die Blow Holes an. Löcher im Fels, aus denen bei mehr Seegang wahrscheinlich Wasser hoch schießt. Das legen jedenfalls die verstreuten Muscheln nahe. Heute ist der Seegang nicht stark genug, aber die Luft, die aus den Löchern schießt und die Geräusche die das verursacht, sind auch schon sehr eindrucksvoll.

Kleiner Einsiedlerkrebs beim Bergsteigen
Kleiner Einsiedlerkrebs beim Bergsteigen

Von hier aus führt der Pfad ein Stückchen nach Süden über die Steilklippen und dann hinunter zum Strand. Uns fallen hier immer wieder Schneckenhäuser auf, die sich eher ruckartig bewegen, bei näherem Hinsehen, entdecken wir unterschiedlich große Einsiedlerkrebse, die den Berg hoch klettern. So etwas kurioses haben wir noch nie gesehen! Als wir den Strand verlassen und wieder den Hügel hinauf klettern, entdecke ich plötzlich einen sehr großen Krebs direkt auf unserem Pfad. Er ist etwa 30 cm breit und hat sehr eindrucksvolle Zangen. Was nun? Das Unterholz ist zu dicht für einen Umweg. Vorsichtig werfe ich ein kleines Stückchen Holz in seine Richtung. Er geht in Angriffsstellung. Als müssen wir ihn tatsächlich verscheuchen. So trauen wir uns mit unseren nackten Beinen nicht vorbei. Klaus bewaffnet sich mit einem Stock und kann ihn damit zur Flucht bewegen. Genervt verkriecht sich der Krebs unter einer Palme und wir können vorbei.

Angriffslustiger Landkrebs
Angriffslustiger Landkrebs

Auf dem Rückweg treffen wir noch einen Bahama Yellowthroat (Bahama Goldkehlchen?), einen Hutia und jede Menge Eidechsen. Der Fels ist hier durchlöchert und das Laufen mit den Neoprenschuhen nicht so angenehm. Vor uns steht mit einem Mal eine Leiter. Sie führt mehrere Meter tief in eine Höhle hinab. „Murphy‘s Hideaway“ steht auf einem Schild. Wir sparen uns das und laufen weiter. Diesmal geht es über eine kleine Brücke über das Wasser. Wir treffen zwei Männer, die uns erzählen, sie hätten in dem flachen Wasser eben einen kleinen Hai gesehen, aber nun sei er weg. Wir sehen ihn nicht.

Murphy's Hideaway
Murphy’s Hideaway

Mit dem Dinghi fahren wir anschließend zur Yacht „Aragon“, die wir beim Einlaufen entdeckt hatten. Mit ihr ist das französich-kanadische Pärchen unterwegs, die uns in Nassau so nett geholfen hatten. „Willommen im Paradies“ ruftz uns Claire freudestrahlend zu. Leider haben sie heute abend keine Zeit mehr für einen Besuch bei uns an Bord. Sie haben schon alles verstaut und bereiten sich auf eine frühe Abreise morgen früh vor.

Dinghi-Expedition in die Mangroven

Logbuch:

9:05 Anker auf Normans Cay

10:30 Fest an Mooring des Exuma Land and Sea Park W-Seite von Shroud Cay

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Auch heute wachen wir wieder pünktlich mit Morgengrauen auf und gehen um 9 Uhr Anker auf. Unser Ziel ist Shroud Cay am nördlichen Ende des Nationalparks. Um halb elf angeln wir den Festmacher einer Mooring Boje aus dem Wasser und liegen nun zum ersten Mal nicht in einem der Cuts, den Verbindungen zwischen der Bank und dem Sund, in denen der volle Gezeitenstrom gurgelt, sondern in einer Bucht auf der Westseite, ein Strom läuft hier kaum.

Seesterne im Flachwasser am Strand
Seesterne im Flachwasser am Strand

In den Hinweisblättern der Charterbasis stand die Empfehlung, mit dem Dinghi eine Tour auf die Nordseite der Insel zu machen und in einen Fluss einzulaufen, der 3 Stunden vor und nach Hochwasser befahrbar sein soll. Bevor wir das tun und mal wieder professionell ausgerüstet aufbrechen, landen wir noch an dem kleinen Strand, hier soll man die Gebühr für die Mooring bezahlen. Dazu müssten wir erst einmal wissen, wieviel wir denn bezahlen sollen: Am Strand steht ein Briefkasten. An der Seite ist ein Fach mit Umschlägen und Kugelschreiber. 15 $ kostet unsere Schiffsgröße – na, das geht ja.

Mangroven
Mangroven

Dann fahren wir weiter. Ich finde es immer ein komisches Gefühl, mit nichts als dem Dinghi, einer Flasche Wasser und einem Handfunkgerät unser Boot zu verlassen und auch nicht mehr sehen zu können. Abschließen können wir das Boot nicht. Genauso wenig wie die Uhr hat hier irgendeines der Schlösser das Klima bislang überlebt. In Nassau hatte man uns noch eingeschärft, auf keinen Fall den Zündschlüssel abzuziehen.

Öffnung des Mangroven-Flusses zum Sund
Öffnung des Mangroven-Flusses zum Sund

Die Einfahrt in den Fluss finden wir mühelos. Gleich zu Beginn tauchen links und rechts die ersten Mangroven auf. Sie sind jedoch viel kleiner als die Mangroven, die ich bislang in anderen Teilen der Welt gesehen habe. Faktisch füllt sich bei Hochwasser das gesamt Innere der Insel mit Wasser. Der Fluss ist vollkommen klar, Fische sehen wir nur wenige, ein Reiher flieht vor uns. Außer unserem Motor hören wir keine Geräusche, kein Vogel singt, keine Fliege summt, einfach nichts. Selbst das Mückenschutzmittel bleibt ungenutzt.

Junge Mangroven-Pflanze
Junge Mangroven-Pflanze

Noch etwas irritiert uns, warum strömt uns das Wasser entgegen? Sollte mit auflaufend Wasser das Wasser nicht in den Fluss strömen? Hinter einer Biegung wartet die Lösung des Rätsels: Es gibt einen Seitenarm, der in den Sund mündet. Von hier strömt das Wasser in den Fluss. Später lese ich, dass hier in den 60er Jahren ein Segler auf seinem Boot gelebt hat und am Strand eine kleine Hütte gebaut hat. In den 80er Jahren haben hier die Drogefahnder in der Hütte kampiert, um die Flugbewegungen auf Norman’s Cay zu beobachten. Ab hier haben wir nun auch die Strömung mit uns.

Mit dem Dinghi am Strand
Mit dem Dinghi am Strand

Zwischendurch liegen immer wieder einzelne Bojen, die uns mit der Aufschrift „SLOW“ mahnen, langsam zu fahren. Keine Sorge, das tun wir schon, denn das Wasser ist noch nicht tief. An einer Stelle fahren wir fest und müssen aussteigen und schieben. Pötzlich taucht vom Sund her ein Wasserflugzeug im Tiefflug auf und braust über uns hinweg. Bislang hatten wir den Eindruck hier alleine zu sein. Am Ende drehen wir um und fahren zurück. Ein weiteres Dinghi kommt uns entgegen.

Curly tailed lizard (Ringelschwanzechse?)
Curly tailed lizard (Ringelschwanzechse?)

Dicht neben der Mündung hatten wir auf der Hinfahrt einen netten Strand gesehen. Hier machen wir nun Pause und nach einem kleinen Picknick aus Wasser und Studentenfutter gehen wir schnorcheln. Wir entdecken ein paar kleine Fische und einen Einsiedlerkrebs in einer Conch.

Zurück an Bord holen wir noch Geld, um brav unsere Gebühr im Briefkasten zu entrichten. Leider haben wir es nicht passend und so geben wir halt noch 5$ Spende hinzu.

Einsiedlerkrebs in einer Conch
Einsiedlerkrebs in einer Conch

Nach unserm Abendessen mit echt hamburgischem Bauernfrühstück, als es bereits stockfinster ist, taucht noch ein Licht am Horizont auf. Eine große Motoryacht tastet sich hinein und wirft schräg hinter uns den Anker. Nun liegen wir hier mit 8 Schiffen, wie letzte Nacht auch, nur dass diesmal die Hälfte davon riesige Motorboote sind. Während man zwei Boote weiter mit gewaltigen Scheinwerfern die Welt unter Wasser illuminiert, sitzen wir bei Kerzenschein. Als ich das Netbook einschalte, meldet es mir plötzlich Drahtlosnetzwerke. Ich schaue mal neugierig nach: Es sind die WLAN-Netze von drei Nachbarbooten. Selbst mit einer Mobilfunkverbindung haben wir hier Schwierigkeiten. Die letzten Tage hatte ich noch versucht über den Hotspot von Klaus‘ ipad ins Internet zu kommen. Leider vergeblich, die Verbindung war einfach zu langsam und so schreibe ich das Blog erst einmal offline. Es war uns gerade noch gelungen, die Wetterdaten mit dem ipad abzurufen.

Bahamas – baha mar – flaches Meer

Logboch:

9:00 Auslaufen Alans Cay und setzen Groß und Genua. Wir stellen fest, dass die Bilge seit heute Morgen vollgelaufen ist. Scheinbar sollte das Seeventil in der Bilge nicht geöffnet werden. Also – Bilge lenzen!

9:50 Highborn Cay Anstuerung querab.

11:10 Runden Normans Stake

12:15 Anker nieder vor Normans Cay Club (Ruine)

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Gestern abend waren wir pünktlich in der Koje. Die Nacht war deutlich erholsamer als die letzte und heute morgen wache ich mit dem ersten Morgengrauen auf. Ich setze mich nach draußen ins Cockpit und schaue wie es langsam heller wird. Die Sonne bekommen wir erst später zu sehen. Im Osten stehen noch dicke Wolken. Anscheinend haben wir nun auch die Nerven für Experimente, denn wir drehen ein bislang verschlossenes Seeventil in der Hoffnung, dass dann auch endlich die Bilgepumpe läuft. Sie tut das auch endlich und legt zwischendurch immer wieder Pausen ein.

Hübsche kleine Insel in Norman's Cut
Hübsche kleine Insel in Norman’s Cut

Um 9 Uhr gehen wir Anker auf und stellen kurz danach fest, dass das Wasser schon bis an die Bodenbretter steht. Die Bilgepumpe ist schon ganz heiß. Wir schalten sie aus, machen das Seeventil wieder dicht und während Klaus mit der Handpumpe und der Pütz die Wassermassen bekämpft, segele ich die Lady Richtung Süden. An der Ansteuerung nach Highborne Cay kommt noch mal die Gewissensfrage: haben wir ein Problem oder nicht? In Highborne ist eine Marina, hier könnte ich noch abbiegen statt nach Süden abzubiegen. Klaus hat schon ca. 200 Liter Wasser ins Cockpit geschüttet, die an meinen Füßen vorbei nach hinten gerauscht sind. Langsam macht mich das unruhig, aber er meint, er habe die Lage nun im Griff und ich könne weiter nach Süden segeln.

Ein Kugelfisch versteckt sich im Flugzeugwrack
Ein Kugelfisch versteckt sich im Flugzeugwrack

Eine Stunde später sind wir an der Abzweigung zu unserem angestrebten Ankerplatz im Süden von Norman‘s Cay. Diesmal sind wir nicht alleine. Mit uns waren drei andere Yachten auf dem Weg nach Süden und am Ankerplatz liegen auch schon einige. Vorsichtig tasten wir uns hinein. Norman‘s Cay hat die Form eines großen A. Unser Ankerplatz liegt am unteren linken Schenkel des A. Hier ist eine Verbindung von der flachen Bahama Bank zum tieferen Sund auf der Ostseite der Exumas. Das heißt hier geht der Gezeitenstrom hindurch und es ist stellenweise etliche Meter tief, aber am Rand zu den Ankerplätzen wird es auch sehr schnell flach.

Barrakuda
Barrakuda

Der Anker geht während eines Schauers zwischen zwei anderen Yachten nieder. Wir liegen recht dicht beieinander und müssen schauen, wie sich die Yachten beim Tidenwechsel drehen, damit wir uns nicht zu nahe kommen. Solange warten wir noch ab, bevor wir die Umegbung erkunden. Zwischen den unteren Enden der beiden Schenkel des A liegt ein Flugzeug, dass hier vor längerer Zeit abgestürzt ist. Damals residierte auf Norman‘s Cay ein Drogenbaron und das Flugzeug gehörte wohl ihm. Reste der Kanzel ragen noch aus dem Wasser.

Presifrage: Wie bekommt man ein neues Auto auf so eine kleine Insel?
Presifrage: Wie bekommt man ein neues Auto auf so eine kleine Insel?

Wir rüsten unser Schlauchboot aus und als alles klar zu gehen scheint beim Tidenwechsel machen wir uns auf den Weg. Wir ankern neben dem Flugzeug und Klaus schnorchelt hin und macht ein paar Fotos. Er trifft ein paar neugierige Fische und einen Barrakuda. Ich hatte gelesen, dass sich in dem See an der Spitze des A, der einen sehr engen Zugang zum Sund hat, die Hammerhaie zur Paarungszeit treffen, wann auch immer das ist.

Norman's Cay Airport Terminal A
Norman’s Cay Airport Terminal A

Anschließend machen wir noch einen Ausflug an Land und erkunden ein Stück. Ein Schauer durchweicht uns gründlich, aber das stört uns bei der Wärme nicht. Vor uns startet plötzlich ein Flugzeug aus dem Busch. An der Pier wurde bei unserer Ankunft jede Menge Gepäck auf ein Motorboot verladen, wahrscheinlich kann das im Flieger nicht mit. Beim Weitergehen finden wir auch die Start- und Landebahn. Etliche Ruinen sind hier zu finden.  In den 80er Jahren hat hier ein Drogenboss residiert. Er hat wohl auch den Flughafen gebaut. Hinter der Startbahn gibt es ein paar Ferienhäuschen und eine Bar, die jedoch geschlossen hat.

Strand auf Norman's Cay
Strand auf Norman’s Cay

Wir machen noch einen Strandspaziergang und drehen dann um, denn die Sonne geht bald unter. Währenddessen versuchen uns die örtlichen Insekten auszusaugen. Schnell weg hier und zurück an Bord! Dort mixt uns Klaus aus den Resten des scheußlich süßen Kokosnussrums, den uns die Charterbasis an Bord gestellt hatte, einer Zitrone und etwas Cranberry-Saft einen netten Drink und wir genießen den Sonnenuntergang.