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Krebse beim Bergsteigen ertappt

Logbuch:

9:00 Verlassen die Mooring vor Shroud Cay und setzen Groß und Genua. Wind ESE  4 Bft

9:20 Passieren Spitze Elbow Cay

9:50 Wind hat aufgefrischt und wir stecken Reff I ins Groß

11:00 Position 24°23,5’N 076°45,3’W der Wind hat noch weiter aufgefrischt und wir bergen das Groß

11:30 Position 24°21,6’N 076°44,1’W wir müssen nun fast gegen den Wind und starten die Maschine

12:17 Position 24°22,1’N 076°40,9’W per Funk wird uns von Exuma Nationalpark Warderick Wells Cay die Mooring Boie 21 zugewiesen

13:15  Fest an der Mooring Boie in Warderick Wells Cay

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Heute wollen wir zu unserem südlichsten Ziel aufbrechen. Der übliche Ablauf hat sich mitlerweile eingespielt, aber diesmal wache ich schon eine Stunde früher auf. Irgendetwas ist anders und das steckt tief drin, solange sich vor Anker die Geräusche nicht verändern ist alles gut. Wenn es plötzlich ruhig wird, ist das ein Alarmzeichen. Aber wahrscheinlich lag es nur daran, dass der Mond aufgegangen ist und es plötzlich hell ist. Der Wind hat etwas abgenommen, dadurch ist es ruhiger und die Geräusche, die sich in der Koje anhörten, wie Kinderstimmen, entpuppen sich draußen im Cockpit als ein leise quietschender Lümmelbeschlag (die Verbindung zwischen Baum und Mast). Hinter uns ist in der Nacht noch eine weitere große Motoryacht vor Anker gegangen. Beruhigt gehe ich wieder schlafen.

Schnecke
Schnecke

Die Tour ist diesmal nicht so angenehm. Wir müssen sehr hoch ran, das gefällt der Lady nicht und Seegang mag sie auch nicht. Wir reffen erst das Groß und nehmen es schließlich ganz weg. Dabei träumen wir von unserer Lorrikeet, die sich jetzt auf die Seite legen und mühelos durch die Wellen gleiten würde. Die Lady legt sich zwar auch auf die Seite, aber da sie keine tiefe Bilge hat, taucht das Wasser aus der Bilge an den unmöglichsten Stellen wieder auf. Ich fange an mir Sorgen um die Elektrik zu machen. Das Wasser müssen wir unbedingt abpumpen! Im Bad riecht es nach Benzin. Wahrscheinlich leckt der Reservekanister vom Dinghi bei der Schräglage etwas. Wir kontrollieren ihn, können aber nichts feststellen, also lüften wir kräftig. Als Klaus sich an der Steuersäule abstützt schaltet sich plötzlich der Kartenplotter aus. Glücklicherweise erholt er sich wieder, als er die Steuersäule loslässt. Im Seegang löst sich auch das Gestänge vom Bimini, aber wir bekommen es schnell wieder fixiert. Das Schiff ist zwar sehr komfortabel, aber für härteres Wetter nicht wirklich gemacht. Kein Wunder, dass wir diese Boote auf der Ostsee so oft motoren sehen.

Tote Mangrove
Tote Mangrove

Das letzte Stück nach Warderick Wells Cay müssen auch wir die Segel bergen und motoren. Es geht genau gegenan und kreuzen macht mit der Lady keinen Spaß. Über Funk melde ich uns beim Nationalpark an und bekomme die Boje mit der Nummer 21 zugeteilt. Die Mooring liegt in einem engen Seitenarm eines Cuts. Der Seitenarm hat die Form eines Angelhakens. Am Eingang liegen ein paar Korallenriffe, weiter drin wird er von Sandbänken begrenzt. Gleichzeitig geht noch ein starker Strom. Diese Einfahrt ist wirklich ein Nervenkitzel. Die vorletzte Boje ist dann glücklicherweise endlich unsere.

Kultstätte für Seeleute auf Booboo Hill
Kultstätte für Seeleute auf Booboo Hill

Während das Teewasser vor sich hin köchelt, hole ich etwa 50 Liter Wasser aus der Bilge. Nach dem Tee und ein paar Keksen machen wir uns auf den Weg, die Insel zu erkunden. Wir ziehen Badesachen und Schnorchelshirts an, da die Tour mit dem Dinghi meist ein feuchtes Vergnügen ist. In einer Plastiktüte nehmen wir eine Boxershort und ein Strandkleid mit. So sind wir an Land dann einigermaßen akzeptabel bekleidet. Klaus zieht seine Wandersandalen an und ich meine Neoprenschuhe.

Im Nationalparkzentrum zahlen wir unseren Obolus, erhalten ein paar Informationen und machen uns anschließend auf den Weg ins Inselinnere. Der Weg führt über zerklüfteten Sandstein mit scharfen Spitzen und tiefen Löchern, aber auch durch Mangroven und ein Stückchen durch‘s Wasser. Auf dem Booboo Hügel ist ein großer Haufen an Brettern, die von verschiedensten Booten stammen. Der Legende nach ist hier in der Nähe ein Schiff untergegangen, niemand wurde gefunden, der ein christliches Begräbnis bekommen konnte und die Geräusche auf dem Booboo Hügel bei Vollmond seien die Geister der verstorbenen Seeleute. Wenn man nun eine Gabe auf den Hügel legen würde, dann soll das eine glückliche Reise verschaffen. Wir haben leider nichts dabei.

Schöner Blick über die Nordspitze von Warderick Wells Cay
Schöner Blick über die Nordspitze von Warderick Wells Cay

Wir schauen uns als nächstes die Blow Holes an. Löcher im Fels, aus denen bei mehr Seegang wahrscheinlich Wasser hoch schießt. Das legen jedenfalls die verstreuten Muscheln nahe. Heute ist der Seegang nicht stark genug, aber die Luft, die aus den Löchern schießt und die Geräusche die das verursacht, sind auch schon sehr eindrucksvoll.

Kleiner Einsiedlerkrebs beim Bergsteigen
Kleiner Einsiedlerkrebs beim Bergsteigen

Von hier aus führt der Pfad ein Stückchen nach Süden über die Steilklippen und dann hinunter zum Strand. Uns fallen hier immer wieder Schneckenhäuser auf, die sich eher ruckartig bewegen, bei näherem Hinsehen, entdecken wir unterschiedlich große Einsiedlerkrebse, die den Berg hoch klettern. So etwas kurioses haben wir noch nie gesehen! Als wir den Strand verlassen und wieder den Hügel hinauf klettern, entdecke ich plötzlich einen sehr großen Krebs direkt auf unserem Pfad. Er ist etwa 30 cm breit und hat sehr eindrucksvolle Zangen. Was nun? Das Unterholz ist zu dicht für einen Umweg. Vorsichtig werfe ich ein kleines Stückchen Holz in seine Richtung. Er geht in Angriffsstellung. Als müssen wir ihn tatsächlich verscheuchen. So trauen wir uns mit unseren nackten Beinen nicht vorbei. Klaus bewaffnet sich mit einem Stock und kann ihn damit zur Flucht bewegen. Genervt verkriecht sich der Krebs unter einer Palme und wir können vorbei.

Angriffslustiger Landkrebs
Angriffslustiger Landkrebs

Auf dem Rückweg treffen wir noch einen Bahama Yellowthroat (Bahama Goldkehlchen?), einen Hutia und jede Menge Eidechsen. Der Fels ist hier durchlöchert und das Laufen mit den Neoprenschuhen nicht so angenehm. Vor uns steht mit einem Mal eine Leiter. Sie führt mehrere Meter tief in eine Höhle hinab. „Murphy‘s Hideaway“ steht auf einem Schild. Wir sparen uns das und laufen weiter. Diesmal geht es über eine kleine Brücke über das Wasser. Wir treffen zwei Männer, die uns erzählen, sie hätten in dem flachen Wasser eben einen kleinen Hai gesehen, aber nun sei er weg. Wir sehen ihn nicht.

Murphy's Hideaway
Murphy’s Hideaway

Mit dem Dinghi fahren wir anschließend zur Yacht „Aragon“, die wir beim Einlaufen entdeckt hatten. Mit ihr ist das französich-kanadische Pärchen unterwegs, die uns in Nassau so nett geholfen hatten. „Willommen im Paradies“ ruftz uns Claire freudestrahlend zu. Leider haben sie heute abend keine Zeit mehr für einen Besuch bei uns an Bord. Sie haben schon alles verstaut und bereiten sich auf eine frühe Abreise morgen früh vor.