Dinghi-Expedition in die Mangroven

Logbuch:

9:05 Anker auf Normans Cay

10:30 Fest an Mooring des Exuma Land and Sea Park W-Seite von Shroud Cay

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Auch heute wachen wir wieder pünktlich mit Morgengrauen auf und gehen um 9 Uhr Anker auf. Unser Ziel ist Shroud Cay am nördlichen Ende des Nationalparks. Um halb elf angeln wir den Festmacher einer Mooring Boje aus dem Wasser und liegen nun zum ersten Mal nicht in einem der Cuts, den Verbindungen zwischen der Bank und dem Sund, in denen der volle Gezeitenstrom gurgelt, sondern in einer Bucht auf der Westseite, ein Strom läuft hier kaum.

Seesterne im Flachwasser am Strand
Seesterne im Flachwasser am Strand

In den Hinweisblättern der Charterbasis stand die Empfehlung, mit dem Dinghi eine Tour auf die Nordseite der Insel zu machen und in einen Fluss einzulaufen, der 3 Stunden vor und nach Hochwasser befahrbar sein soll. Bevor wir das tun und mal wieder professionell ausgerüstet aufbrechen, landen wir noch an dem kleinen Strand, hier soll man die Gebühr für die Mooring bezahlen. Dazu müssten wir erst einmal wissen, wieviel wir denn bezahlen sollen: Am Strand steht ein Briefkasten. An der Seite ist ein Fach mit Umschlägen und Kugelschreiber. 15 $ kostet unsere Schiffsgröße – na, das geht ja.

Mangroven
Mangroven

Dann fahren wir weiter. Ich finde es immer ein komisches Gefühl, mit nichts als dem Dinghi, einer Flasche Wasser und einem Handfunkgerät unser Boot zu verlassen und auch nicht mehr sehen zu können. Abschließen können wir das Boot nicht. Genauso wenig wie die Uhr hat hier irgendeines der Schlösser das Klima bislang überlebt. In Nassau hatte man uns noch eingeschärft, auf keinen Fall den Zündschlüssel abzuziehen.

Öffnung des Mangroven-Flusses zum Sund
Öffnung des Mangroven-Flusses zum Sund

Die Einfahrt in den Fluss finden wir mühelos. Gleich zu Beginn tauchen links und rechts die ersten Mangroven auf. Sie sind jedoch viel kleiner als die Mangroven, die ich bislang in anderen Teilen der Welt gesehen habe. Faktisch füllt sich bei Hochwasser das gesamt Innere der Insel mit Wasser. Der Fluss ist vollkommen klar, Fische sehen wir nur wenige, ein Reiher flieht vor uns. Außer unserem Motor hören wir keine Geräusche, kein Vogel singt, keine Fliege summt, einfach nichts. Selbst das Mückenschutzmittel bleibt ungenutzt.

Junge Mangroven-Pflanze
Junge Mangroven-Pflanze

Noch etwas irritiert uns, warum strömt uns das Wasser entgegen? Sollte mit auflaufend Wasser das Wasser nicht in den Fluss strömen? Hinter einer Biegung wartet die Lösung des Rätsels: Es gibt einen Seitenarm, der in den Sund mündet. Von hier strömt das Wasser in den Fluss. Später lese ich, dass hier in den 60er Jahren ein Segler auf seinem Boot gelebt hat und am Strand eine kleine Hütte gebaut hat. In den 80er Jahren haben hier die Drogefahnder in der Hütte kampiert, um die Flugbewegungen auf Norman’s Cay zu beobachten. Ab hier haben wir nun auch die Strömung mit uns.

Mit dem Dinghi am Strand
Mit dem Dinghi am Strand

Zwischendurch liegen immer wieder einzelne Bojen, die uns mit der Aufschrift „SLOW“ mahnen, langsam zu fahren. Keine Sorge, das tun wir schon, denn das Wasser ist noch nicht tief. An einer Stelle fahren wir fest und müssen aussteigen und schieben. Pötzlich taucht vom Sund her ein Wasserflugzeug im Tiefflug auf und braust über uns hinweg. Bislang hatten wir den Eindruck hier alleine zu sein. Am Ende drehen wir um und fahren zurück. Ein weiteres Dinghi kommt uns entgegen.

Curly tailed lizard (Ringelschwanzechse?)
Curly tailed lizard (Ringelschwanzechse?)

Dicht neben der Mündung hatten wir auf der Hinfahrt einen netten Strand gesehen. Hier machen wir nun Pause und nach einem kleinen Picknick aus Wasser und Studentenfutter gehen wir schnorcheln. Wir entdecken ein paar kleine Fische und einen Einsiedlerkrebs in einer Conch.

Zurück an Bord holen wir noch Geld, um brav unsere Gebühr im Briefkasten zu entrichten. Leider haben wir es nicht passend und so geben wir halt noch 5$ Spende hinzu.

Einsiedlerkrebs in einer Conch
Einsiedlerkrebs in einer Conch

Nach unserm Abendessen mit echt hamburgischem Bauernfrühstück, als es bereits stockfinster ist, taucht noch ein Licht am Horizont auf. Eine große Motoryacht tastet sich hinein und wirft schräg hinter uns den Anker. Nun liegen wir hier mit 8 Schiffen, wie letzte Nacht auch, nur dass diesmal die Hälfte davon riesige Motorboote sind. Während man zwei Boote weiter mit gewaltigen Scheinwerfern die Welt unter Wasser illuminiert, sitzen wir bei Kerzenschein. Als ich das Netbook einschalte, meldet es mir plötzlich Drahtlosnetzwerke. Ich schaue mal neugierig nach: Es sind die WLAN-Netze von drei Nachbarbooten. Selbst mit einer Mobilfunkverbindung haben wir hier Schwierigkeiten. Die letzten Tage hatte ich noch versucht über den Hotspot von Klaus‘ ipad ins Internet zu kommen. Leider vergeblich, die Verbindung war einfach zu langsam und so schreibe ich das Blog erst einmal offline. Es war uns gerade noch gelungen, die Wetterdaten mit dem ipad abzurufen.

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