Vor dem Frühstück schultern wir Drohny und gehen noch einmal auf den Jetty der RNLI (Royal National Lifeboat Institution). Das Wetter ist herrlich, aber wir stellen fest, dass wir uns in einem ziemlich begrenzten Flugbereich zwischen zwei Flughäfen befinden. Auch die maximale Flughöhe ist hier auf 60m begrenzt. Trotzdem starten wir das Gerät und fliegen über die bei ablaufend Wasser freiliegenden Wattflächen. Die Steuersoftware ist so intelligent, dass die Drohne bei Erreichen der Grenzen gestoppt wird.
Im Peak District
Im Peak District
Im Peak District
Nach dem Frühstück starten wir in Richtung Manchester, den Peak District und dann nach Nottingham, wo wir eine Studienfreundin mit ihrer Familie besuchen wollen. Im Peak District haben wir vor, einmal zu parken und ein wenig zu wandern. Aber der Bank Holiday belastet auch diesen Bereich mit zahlreichen Besuchern und wir finden keinen freien Parkplatz, um zu wandern. Ansonsten ist es eine nette Landschaft, allerdings nicht so dramatisch wie die des Lake Districts.
Das Schaf des Tages ist mit Stroh dekoriert
Nach einem Tee in einem kleinen Ort am SO-lichen Rand fahren wir weiter nach Nottingham. Mit unserer Freundin machen wir noch einen kräftigen Abendspaziergang, den wir nach einem ganzen Tag im Auto dringend gebraucht haben.
Ziel ist heute die Ausgrabungsstätte in Vindolanda. Leider spielt das Wetter nicht so mit, wie wir es uns wünschen. Es nieselt einmal wieder und so fahren wir mit unserer Knutschkugel dorthin, anstatt mit dem Bus dorthin zu fahren und anschließend eine Wanderung zurück zu machen.
Ein leichter Sommerschuh aus der letzten Kollektion – nein, ein vor ungefähr 1800 Jahren weggeworfener Schuh im Fort Vindolanda. Das war alles Handarbeit!
Solch ein Schuh könnte auch heute noch bei uns getragen werden
Schuhe, die draußen getragen wurden, waren mit Nägeln beschlagen, damit die Sohle länger hält.
Vindolanda ist ein römisches Fort, das bereits vor dem Mauerbau bestand. Da es zunächst von der Armee aus Holz gebaut wurde und nicht besonders langlebig war,wurde es von den Römern selbst immer wieder platt gemacht und neu aufgebaut. Dazu wurden die Holzpfähle entweder abgesägt oder abgebrannt und das ganze dann mit einer neuen Lehmschicht überzogen Diese Lehmschicht wirkt für organische Substanzen konservierend, wodurch die unteren Strukturen erhalten blieben und heute genau datiert und rekonstruiert werden können. Zusätzlich haben sich unter dem Lehm auch andere organische Substanzen wie z.B. Leder von Schuhen – mittlerweile wurden Hunderte gefunden – Riemen, Stoffe und andere Holzgegenstände erhalten.
Auch ein schön dekorierter Kamm aus Buchsbaumholz hat sich erhalten
Zu Zeiten von Hadrian hat man das Fort dann in Stein errichtet. Später wurde es massiv in ein Kavalerie-Fort umgebaut und dann deutlich verkleinert. Nachdem die Römer ihre Herrschaft in England beendeten, wurde das Fort weiter von Zivilisten bewohnt. Es gibt auch Hinweise auf eine Christianisierung.
Auch viele Tierskelette haben sich erhalten, darunter sehr viele unterschiedliche Hunderassen
Das Besondere an diesen Ausgrabungen ist die Erweiterung des Verständnisses für das tägliche Leben der Soldaten und Zivilisten. Geholfen hat dabei der Fund von Schreibtafeln, die durch den Lehm bestens konserviert wurden. Da gab es zum einen buchhalterische Aufstellungen über den Zustand der Soldaten und die Anforderungslisten für die Versorgung, aber auch private und geschäftliche Briefe bzw. Nachrichten, eine offizielle Einladung zu einer Geburtsfeier, versehen mit einer ganz persönlichen Widmung der Einladenden, der Hilferuf endlich Bier zu senden, da man nichts ordentliches mehr zum Trinken hat und den schlichten Vorwurf endlich einmal auf die gesendeten Briefe zu antworten oder das erwartete Geld zu schicken.
Der älteste erhaltene Toilettensitz, etwas geschrumpft durch die Konservierung
Durch den Lehm wurden auch hölzerne Wasserrohre und die einzige hölzerne Toilettenabdeckung im römischen Reich erhalten, deren Konservierung der heutige britische Hersteller von hölzernen Toilettensitzen übernommen hat. Das ist britischer Humor, wie man ihn liebt. Die Ausstellung in Vindolanda ist auf jeden Fall ein Highlight und gehört zu den „Must See“ im Zusammenhang mit dem Hadrians Wall.
Graben heißt, auf den Knien im Matsch zu sitzen oder auch unter vorhandene Strukturen zu kriechen
Der ausgegrabene Matsch wird dann in der Schubkarre vorsortiert. Hier wurde gerade ein weiterer Schuh gefunden
Über diesen Fund freute sich die freiwillige Helferin am meisten. Es ist ein Stück eines Keramikgefäßes aus Frankreich, welches damals in großen Mengen importiert wurde. Von der Abbildung her, so eine Art französisches Kamasutra.
Auf dem Gelände befindet sich ein modernes Gebäude für die archäologische Arbeiten, in dem Grabungsfunde gereinigt und dokumentiert werden
Auf dem Ausgrabungsgelände haben wir noch die Gelegenheit, mit freiwilligen Ausgrabungshelfern und einer Archäologin zu sprechen. Die Freiwilligen können sich Anfang November für das kommende Jahr für jeweils zwei Wochen bewerben. Die Nachfrage ist so groß, dass nach wenigen Minuten alle Slots vergeben sind. Der Traum dieser Leute ist natürlich einmal ein wichtiges Stück zu finden und in Händen zu halten.
Die Römer haben keine Mühe geschäut und die Mauer direkt am Steilhang gebaut
Der meistfotografierte Baum am Hadrians Wall im Sycamore Gap
Die Drohne bereit zum Abflug
Von Vindolanda aus fahren wir zur Mauer zurück, die an dieser Stelle oben an einem Steilhang entlang führt. Der Wind ist mittlerweile abgeflaut und es hat aufgehört, zu regnen. Wir trauen uns, oben am Steilhang die Drohne zu starten. Aus der Drohnen Sicht ergibt sich nochmals ein viel atemberaubenderes Bild auf dieses Bauwerk und die umgebende Landschaft.
Blick vom Sycamore Gap nach Norden, in das Land vor dem sich die Römer schützen wollten
Abends schauen wir uns die Aufnahmen mit Rachel und Felix, unseren Gastgebern, zusammen an. Auch sie sind davon begeistert und für ihre nächsten Erkundungen der Umgebung von Haltwhistle inspiriert.
Ein Milecastle aus der Drohnenperspektive. Die Dinger heißen so, weil sie im Abstand von einer römischen Meile an der Mauer standen und jeweils ca. 10-30 Soldaten Unterkunft geboten haben, während sich der Rest der Truppe im Fort amüsiert hat.
….oder wo man mit dem Segelboot nicht so schnell hinkommt