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Faro de Orchilla und Meridiano Cero

Im Pinienwald treffen wir mal wieder auf den Schäfer mit seiner Schafherde
Im Pinienwald treffen wir mal wieder auf den Schäfer mit seiner Schafherde

Als alte Seebären kommen wir natürlich nicht am westlichsten Punkt Spaniens vorbei, an dem es auch ein ‚Monumento Meridiano Cero‘ gibt. Dies ist natürlich nicht der Nullmeridian, den wir aus Greenwich kennen, sondern ein von Claudius Ptolomaeus ebenfalls willkürlich festgelegter westlichster Punkt der in der Antike bekannten Welt.

Atemberaubender Blick von der Straße auf El Julan. Auch hier ist vor ca. 160000 Jahren der Berg ins Meer abgerutscht
Atemberaubender Blick von der Straße auf El Julan. Auch hier ist vor ca. 160000 Jahren der Berg ins Meer abgerutscht

Die Position des Leuchturmes ‚Faro de Orchilla‘, der ganz in der Nähe steht, ist nach heutiger Festlegung 27° 42′ 24“N und 18° 08′ 50“W. Laut Seekarte ist es vor dem Leuchtturm gleich sehr tief und wir können sehen, dass der Seegang dort sehr ruhig läuft, obwohl der Wind kräftig weht.

Faro de Orchilla
Faro de Orchilla

Die Gegend um den Leuchtturm ist ein schroffes Lavafeld mit wenig Vegetation und einigen Wanderwegen. Es führt auch ein Weg zu einer alten kleinen Mole ins Mar de las Calmas. Von hier sollen sich viele Inselbewohner nach Amerika eingeschifft haben. Über die Mole wurde auch das Baumaterial für die Errichtung des Leuchtturmes angelandet.

Vulkankrater bei Orchilla
Vulkankrater bei Orchilla

In den letzten Abendstunden fahren wir von hier aus noch um die NW-liche Spitze in die El Golfo Bucht. Am Beginn der Straße steht ein Schild, dass sie von 18:30 bis 7:30 gesperrt ist. Als wir sie befahren, ist uns klar warum. Sie geht teilweise einspurig auf steilen schwarzen Lavahängen bzw. -graten und hat keinerlei Seitenbegrenzung. Die Policia Local hat offensichtlich keine Lust hier ständig Unfallfahrzeuge abzubergen.

Pozo de la Salud
Pozo de la Salud

An der Südspitze des El Golfo gibt es einen interessanten Ort, den ‚Pozo de la Salud‘. Hier gibt es einen Brunnen, dem heilende Wirkung zugeschrieben wird. Also haben wir es mit „Bad El Golfo“ zu tun. Über uns am Steilhang drehen einige Gleitschirme ihre Runden und machen teilweise atemberaubende Kunststücke.

Geisterstädte gestern, heute und morgen

Gestern abend war es schon sehr mild und auch heute morgen ist es mild. Wir haben die Uhren um eine Stunde zurückgestellt. Nur die innere Uhr macht natürlich nicht mit und so wache ich pünktlich um halb acht nach Arizona-Zeit auf. Gestern waren wir nach unserem Frühstück so satt gewesen, dass wir den restlichen Tag außer einem Eis und ein paar salzigen Snacks nichts mehr gegessen haben. Deshalb haben wir heute morgen auch keine große Lust auf ein großes Frühstück.

Briefkästen am Bahnübergang in Goffs
Briefkästen am Bahnübergang in Goffs

Das Zimmer hat eine Mikrowelle. Ich kaufe nebenan im Liquor-Store eine Packung Teebeutel. So frühstücken wir mit Kuchen, Tee und Banane. Nebenher suche ich mit dem Kindle nach einem geeigneten Reiseführer. Wir haben alle gedruckten Reiseführer zu Hause gelassen. Sie sind uns mittlerweile zu schwer zum Mitnehmen und eigentlich auch zu alt. In Arizona sind wir mit Reiseführern aus dem Kindle-Store sehr gut klargekommen, aber die waren auch nur für Arizona.

Zwei Züge mit je 4 Lokomotiven begegnen sich am Bahnübergang von Goffs
Zwei Züge mit je 4 Lokomotiven begegnen sich am Bahnübergang von Goffs

Ich finde auch einen für die Route 66 und lade ihn herunter, denn wir wollen weiter auf der Route 66 nach Westen. Dazu müssen wir wieder ein Stück auf die Interstate 40, dann auf den Highway 95 und dann an einer unscheinbaren Abzweigung auf die Route 66. Schon diese Abzweigung hätten wir ohne Reiseführer wahrscheinlich übersehen. Auf der Route 66 waren wir bislang nicht so sehr viel langsamer als auf der Interstate und es war definitiv nicht langweilig, was es sonst bei langen Wüstentouren schnell werden kann.

Wüsten-Graffiti
Wüsten-Graffiti

Unseren ersten Zwischenstopp legen wir in Goffs ein. Die Schranke am Bahnübergang ist runter. Das Café neben dem Übergang ist ein Trümmerhaufen. Als die Schranke wieder hochgeht, hält ein Mann mit seinem Auto an, als er mich mit der Kamera sieht. Er fragt, ob ich schon in Goffs war. Das soll ich mir unbedingt ansehen und auch das Bagdad Café hinter Ludlow. Das wäre nämlich das wahre Bagdad Café, wo der Film gedreht wurde. Alle würden sagen, die Route 66 wäre in Ludlow zu Ende. Das wäre aber nicht wahr. Ich bedanke mich freundlich und wir halten brav in Goffs am Schulhaus. Hier hat jemand alles Mögliche an alten Dingen zusammengetragen, aber das Gelände ist leider abgeschlossen und so fahren wir weiter.

Geister-Tankstelle
Geister-Tankstelle

Entlang der Straße verläuft ein kleiner Damm, denn Leute genutzt haben, um aus Steinen Buchstaben und Wörter zu legen. Das geht kilomerterlang so entlang der Straße. Den Ort Bagdad genauso wie den Ort Klondike finden wir nicht, auch wenn sie als Orte in der Karte eingezeichnet sind. Es gibt kein Ortsschild, keine Gebäude, noch nicht mal Ruinen. Im Reiseführer steht ganz lapidar, dass auf Luftaufnahmen noch Strukturen ehemaliger Besiedlung zu erkennen seien. Das ist wohl schon lange her, dass Bagdad mal eine Geisterstadt war.

Einschussloch hinter meinem Rücken im Café in Ludlow
Einschussloch hinter meinem Rücken im Café in Ludlow

In Ludlow bekommen wir langsam Hunger. Ludlow selber besteht nur noch aus Ruinen, aber es gibt eine Abfahrt von der Interstate samt Tankstelle und Café. Hier war ursprünglich mal eine Wasserversorgung für die Dampflokomotiven, dann hat man Gold entdeckt und es wurde eine Goldgräberstadt. Unterwegs hatten wir einen umgekippten Zug mit Autowaggons gesehen, denn Arbeiter mit einem Bagger gerade in seine Einzlteile zerlegten Wir fragen danach. Die Inhaberin weiß davon nichts, berichtet aber, dass vor Kurzem ganz in der Nähe zwei Züge zusammengestoßen seien.

Pisgah Crater neben der Route 66
Pisgah Crater neben der Route 66

Hinter Ludlow verläuft die Route 66 sehr dicht an der Interstate und der Zustand der Straße wird deutlich schlechter. In Newberry Springs finden wir dann auch das Bagdad Café. Als ich die Bedienung sehe, habe ich eigentlich keine Lust was zu essen. Wir trinken einen Kaffee und essen dann doch etwas Eis und Kuchen zum Nachtisch dazu. Uns wird sofort das Gästebuch herbeigeschleppt, wo wir uns verewigen müssen und man besteht darauf, dass wir uns hinter dem Tresen fotografieren lassen, bevor wir wieder gehen dürfen.

Im Bagdad Café
Im Bagdad Café

Die Bedienung beschwert sich, dass es so schrecklich kalt sei. Es sind angenehme 20°C und wir sind im T-Shirt unterwegs. Ja, aber es sei doch so windig. Das stimmt allerdings. Unterwegs haben wir einen Sandsturm im Tal südlich von der Strecke gesehen. Außerdem sei das Wetter so unvorhersagbar. Ich glaub, der war noch nie in Deutschland…

Alter Wohnwagen hinter dem Bagdad Café
Alter Wohnwagen hinter dem Bagdad Café

Kurz vor Barstow machen wir noch einen Abstecher zur Geisterstadt Calico. Was wir unterwegs an Besiedlung sehen ist von dem Zustand „Geisterstadt“ auch kaum zu unterscheiden. Calico selbst ist dann eher eine Touristenfalle als eine Geisterstadt. Hier wurde mal Silber und Borax abgebaut. Die Minen sind zu sehen und auch teilweise zu besichtigen.

Kleine Hütte in Calico
Kleine Hütte in Calico

Es gibt viele Holzhäuser im alten Stil, aber vor dem Wiederaufbau hätte sie vielleicht doch mal einen Denkmalpfleger kontaktieren sollen, denn die Schichtplatten gab es so sicherlich damals nicht. Auch die Klimaanlagen erinnern nicht gerade an eine Geisterstadt aus dem 19. Jahrhundert. Nicht nur, dass die Stadt selbst Eintritt kostet, auch jede sonstige Attraktion kostet noch einmal extra. Der Busladung asiatischer Touristen scheint es zu gefallen. Wir flüchten, tanken nochmal voll und verlassen nun die Route 66.

Windpark bei Mojave
Windpark bei Mojave

Auf dem Highway 58 haben wir nun noch eine gute Tagesreise bis nach Creston vor uns. In Mojave in den Bergen treffen wir nach sechs Tagen zum ersten Mal auf einen Windpark. Er ist schon ziemlich alt. Viele kleine Windräder stehen sehr dicht beieinander. Aber dazwischen stehen auch schon etliche große moderne Windkraftanlagen. Kurze Zeit später sehen wir Dunst. Wir rollen nun hinab Richtung Bakersfield und plötzlich ist die Mojave-Wüste vorbei. Schlagartig haben wir den Eindruck in dem Kalifornien zu sein, dass wir kennen. Wir überholen einen LkW mit Zitrusfrüchten. Obst und Gemüse haben mir die letzten Tage am meisten gefehlt. Darauf freue ich mich schon. Dann kommen auch schon die ersten Obstplantagen links und rechts.

Aaaaah - Kalifornien :-)
Aaaaah – Kalifornien 🙂

In Bakersfield suchen wir uns ein Hotel in der Innenstadt. Es ist sehr ordentlich, aber leider haben wir übersehen, dass es sehr dicht an der Bahnstrecke ist. Und wenn mal kein Zug fährt und kein Auto, dann lärmt immer noch die Klimaanlage auch in ausgeschaltetem Zustand. Das als Kingsize angepriesene Bett hat noch nicht mal Queen-Size Größe. Dafür sind wir in der Innenstadt und gehen bei einem Chinesen essen. Das hätten wir weiter draußen in einem Motel sicher nicht gekonnt.

Pilani Highway und das Nachtleben von Kihei

Um von Hana aus zurück nach Kihei zu kommen, gibt es zwei Möglichkeiten: einfach den gleichen Weg zurück fahren oder weiter um den Haleakala auf dem Pilani Highway. Über diese Straße kursieren die wildesten Gerüchte: angeblich ist die Benutzung für Mietwagen untersagt, nach kräftigen Regenfällen soll sie oft weggeschwemmt werden und außerdem soll sie einfach furchtbar holprig sein. Wir haben unser Spielmobil, geregnet hat es nicht viel, also was soll uns hindern, dort liegen zu bleiben, wo auch die Abschleppwagen nicht mehr hinkommen?

Die Straße verläuft weiter kurvig und eigentlich noch spektakulärer als zuvor. Ich hatte vorher in den Fahrzeugpapieren das Gewicht unseres Jeeps erkundet: etwas über 4 Tonnen. Die Brücken sind oft winzig, einmal können wir das Baujahr erkennen: 1916. Vor einer Brücke, die ein Höchtgewicht von 4 Tonnen erlaubt, halten wir an. Nicht weil wir uns nicht trauen, sondern weil wir den hinter uns fahrenden Autokorso vorbei lassen wollen. Wir möchten auch mal spontan anhalten können, um uns etwas näher anzuschauen, ohne gleich einen Auffahrunfall zu riskieren. Da wir nun schon stehen, schauen wir uns das kleine Flüßchen unter der Brücke an. Ein uralter Pickup hält neben uns und  ein fast zahnloses altes, sehr hawaiianisch aussehendes, Paar begrüßt uns begeistert. Sie wollen wissen, wo wir herkommen. Sie sind vollends begeistert, als sie hören, dass wir aus Deutschland kommen – so weit weg! Sie raten uns, zu den Seven Pools zu fahren, die seien viel schöner als ihr kleiner Fluss. Aber wir sollen dort unsere Wertsachen alle mitnehmen! Dort wollen wir sowieso hin, beruhigen wir die beiden. Zum Abschied winken sie euphorisch.

Banyanbaum am Pipiwai Trail

Die Seven Pools gehören wieder zum Haleakala Nationalpark. Unser Ticket ist abgelaufen, aber heute am Samstag ist der Eintritt frei. Der große Parkplatz ist bereits gut gefüllt. In der Rangerstation lernen wir noch etwas über die Lebensbedingungen und das Kapu-System der alten Hawaiianer. Das Land war strikt aufgeteilt auf die einzelnen Großfamilien (Ohana). Jede Ohana musste sich selbst versorgen und durfte mit den anderen Ohanas Handel treiben. In sehr fruchtbaren Gebieten waren die Parzellen klein. In den kargeren Gebieten auf der Westhälfte der Insel waren die Parzellen entsprechend größer. Wertvolle Ressourcen der Insel waren mit einem Tabu belegt (Kapu). Sie durften nur von den Priestern betreten werden. So viel anders ist das System unserer Naturschutzgebiete eigentlich auch nicht, nur dass es heute nur Biologen sind, die die entsprechenden Gebiete betreten dürfen…

Wanderweg durch den Bambuswald

Der Wanderweg führt über 2 Meilen entlang der Schlucht kontinuierlich bergauf. Unter uns geht es zu Beginn steil bergab. Gelegentlich gibt es einen Aussichtspunkt mit Blick auf die tief unter uns liegenden Pools, die sich in der Lava gebildet haben. Der Weg führt durch Regenwald mit vielen Farnen, aber auch vielen Obstbäumen. Die herabgefallenen Guaven erzeugen einen intensiven Geruch, mal fruchtig, mal vergoren. Wir finden Mangobäume, aber ohne Mangos, außerdem ein paar sehr schöne Banyanbäume und Kaffeesträucher mit Früchten. Eine Frucht pflücken wir ab und untersuchen sie genauer: die beiden Kaffeebohnen sind als weißliche Kerne deutlich zu erkennen, riechen aber nach nichts. Der Weg führt auch durch einen ausgedehnten Bambuswald, der teilweise so dicht ist, dass er kaum Tageslicht hindurchlässt. Die einzelnen Stämme sind ca. 10 m hoch. Wenn der Wind hindurchgeht, rauschen oben die Blätter und unten klappern die Stämme aneinander.

Waimoku Wasserfall

Der Weg endet am 130 m hohen Waimoku Wasserfall. Viele nutzen die Gelegenheit zum Baden und duschen im Wasserfall. Schilder warnen vor Steinschlag und Leptospirose. Wir sparen uns das erfrischende Bad für später auf, auch wenn der Wasserfall sehr verlockend ist, aber die 130m senkrechte Wand und die vielen darunter liegenden Felsbrocken sind uns doch nicht recht geheuer und ein Fall für das Robert-Koch-Institut wollen wir auch nicht werden…

Zurück am Parkplatz erkundigen wir uns nach dem Zustand des Pilani Highway und bekommen die erwartete Entwarnung die Straße ist passierbar aber etwas holprig. Wir fahren also weiter. Unser größtes Problem ist ein sehr langsamer Bus von Polynesian Adventure Tours, der sehr viel Staub aufwirbelt und den wir bei dieser Straße auch nicht überholen können. Stehenbleiben geht mangels Haltemöglichkeit auch nicht. Glücklicherweise hält irgendwann der Bus und lässt uns vorbei. Nun können wir endlich wieder die Fenster herunter kurbeln.

Regenbogen am Pilani Highway

Die Landschaft wird sehr schnell sehr viel trockener. Es eröffnen sich grandiose Blicke auf den Haleakala und auf die raue Küste. Hinter uns zieht eine Regenwolke her, so dass wir hinter uns ständig einen Regenbogen haben. Wann die Straße nun so schlecht wird, dass sie von normalen Fahrzeugen nicht mehr befahren werden kann, fragen wir usn allerdings bis heute. Die westliche Hälfte der Straße war frisch geteert. Die östliche Hälfte war teilweise geteert, aber ohne tiefe Schlaglöcher. Da war der Weg hinauf in den Nebelwald, den wir vor ein paar Tagen gefahren sind, viel schlimmer. Wir finden, dass sich der Weg auf jeden Fall lohnt.

Die Küste am Pilani Highway

Auf dem Hinweg meinte unser Navi, dass wir nach Hana rechtsherum um den Vulkan fahren sollten, statt wie vorgesehen links herum. Deshalb schalten wir es nun ein, um herauszufinden, wo denn nun der angebliche Weg nach Kihei sein soll, der auf keiner Karte eingezeichnet ist. An einem Bauernhof will uns das Navi zum Abbiegen nötigen, obwohl ein deutlich sichtbares Schild darauf hinweist, dass dies keine Durchgangsstraße ist. Wieviele Leute werden hier wohl täglich versuchen, die ca. 20 Meilen Umweg über Kahului zu sparen?

Nachdem wir uns ‚zu Hause‘ mit einem großen Salat gestärkt haben und Staub udn Schweiß abgespühlt haben, machen wir uns noch einmal auf den Weg. Es ist Samstag abend und der Reiseführer meint, Kihei habe durchaus ein Nachtleben, also wollen wir mal schauen. Zentral auf einer Art Parkplatz stehen ein gutes Dutzend niedrige Bauten beieinander, die wohl das hiesige Nachtleben darstellen sollen. Aus einem Schuppen dringt lautstarke Live-Musik. Wir beschließen uns im gegenüberliegenden Irish-Pub ein Gestränk zu besorgen und nach draußen zu setzen, wo die Lautstärke ganz annehmbar ist. An den Außenplätzen riecht es jedoch ganz abscheulich, so dass wir wieder reingehen. Die Stimmung ist gut, eine Band baut gerade auf. Jemand hat Geburtstag und wir bekommen an unserem Platz schnell Gesellschaft. Es ist jedoch bei der Lautstärke nur schwer möglich sich zu unterhalten. Es sind mal wieder alle begeistert, dass wir aus Deuschland kommen. Die zwei Freundinnen neben uns sind zur Hochzeit des Bruders der einen aus Santa Cruz in Kalifornien angereist. Überhaupt kommen hier viele zum Heiraten oder zur Hochzeitsreise her. Heute morgen am Wasserfall sprachen wir mit einem jungen Mann, der mit seiner Frau auf Hochzeitsreise war. Sie kamen aus New Ulm in Minnesota. Die Band spielt schließlich das, was fast alle Radiosender hier auch spielen: Reggae. Er verkörpert auch für uns das Lebensgefühl dieser Insel. Viele fangen an zu tanzen.

Die Straße nach Hana

Wir sind seit gestern wieder „zu Hause“ in Kihei, aber ich werde um der späteren Lesbarkeit willen nun die Tage einzeln beschreiben und hier im Blog zurückdatieren.

Am Obststand namens „Half way to Hana“

Am Freitag morgen sind wir mit dem Auto Richtung Hana gestartet. Die Straße ist hier auf Maui legendär: „The Road to Hana“. Es gibt T-Shirts mit dem Aufdruck „I survived the Road to Hana“ und auf halber Strecke gibt es einen Obststand namens „Half way to Hana“. Obststände verkaufen hier nicht nur Obst, sondern oft auch Kaffee, Eis, Süßigkeiten, Getränke, Sandwiches u.s.w. Hana ist eine winzige Stadt an der Ostspitze von Maui. Sie ist so abgelegen, dass sie sogar einen eigenen Flughafen hat.

Die Nordostküste Mauis

Da der Passatwind tagsüber aus Nordost auf die Insel trifft und die feuchte Luft durch den Haleakala zum Aufstieg gezwungen wird, kühlt sie sich ab und regnet an den Nordosthängen des Vulkans ab. Dies ergibt allerbeste Bedingungen für einen schönen tropischen Regenwald. Zusätzlich nagt der ständige Seegang an der Küste und hat im Laufe der Zeit eine schöne Steilküste abgenagt. Natürlich ist die Nordostküste auch der bevorzugte Aufenthaltsort der Surfer. Diese tummeln sich jedoch eher in der Nähe von Kahului.

Ingwerblüte

In Paia ist das Zentrum der Surfer. Wir sind versucht anzuhalten, aber der Regenwald macht bereits hier seinem Namen alle Ehre und so klettern wir auf der Flucht vor einem intensiven Landregen schnell wieder ins Auto und fahren weiter.

Unterwegs halten wir so oft es geht, um die kleinen Wanderwege zu begehen, eine Schlucht zu bewundern oder am Strand die Füße im Wasser wieder vom Matsch der Wanderwege zu befreien. Der Regen lässt schnell nach. Die Sonne kommt raus und es dampft. Trotzdem scheint es auch hier länger nicht geregnet zu haben, denn die Wasserfälle sind meist nur Rinnsale und viele kleine Flüsse sind ausgetrocknet.

schöne Spinne an der Straße nach Hana

Die Pflanzen, die wir sehen, sind größtenteils später eingeführt worden. Wir identifizieren Mahagonie (ich wünschte, ich könnte das Dieter noch erzählen),  Fensterblätter, Efeututen, verschiedene Sorten Ingwer, viele Farne, Bananen, Hibiscus, Eucalyptus, Guaven und Mangobäume. Bei vielen Pflanzen haben wir jedoch nicht die geringste Idee, um was es sich dabei handeln könnte. In unserer Ferienwohnung gibt es ein Buch über Bäume in Hawai’i, aber das haben wir natürlich brav dort gelassen.

Keanae vom Hana Highway aus gesehen

Nach der halben Strecke überkommt uns die Lust auf einen Kaffee und etwas zu essen. Wir halten in Keanae, einem kleinen Dorf dicht am Wasser, wo wir an einem Obststand tadellos mit allem versorgt werden. Hier gibt es wie überall an der Küste öffentliche Toiletten und auf dem örtlichen Sportplatz gehen die Kuhreiher spazieren. Wir setzen uns auf einen großen Lavabrocken und schauen der Brandung zu.

Tsunami-Warnanlage bei Keanae

Bei der Weiterfahrt halten wir noch einmal oberhalb des Dorfes und schießen ein Foto. Dort wo wir stehen, ist ein großer Mast mit Sirenen – eine Tsunami-Warnanlage. Solche stehen auch in Kihei und Walea an der Küste. Von oben sind auch die kleinen Felder gut zu erkennen, auf denen in Keanae Taro angebaut wird. Diese Pflanze haben auch schon die einheimischen Polynesier hier angebaut.

Dann geht es weiter auf der Straße, die nur aus Kurven zu bestehen scheint, angeblich ist sie die kurvenreichste Straße der Welt. Ich schreibe „angeblich“ weil ich solchen Angaben in den USA meist nicht traue. Ich bin mir hier oft nicht sicher, bis wohin ihre Welt reicht. Nichtsdestotrotz ist sie wirklich eng, an vielen Stellen passt nur jeweils ein Auto hindurch. Beide Seiten müssen die Vorfahrt gewähren. Anders als bei uns, aber ähnlich wie bei den ‚4-way-stops‘, hat keine Seite Vorfahrt.

Die unbeleuchtete Ka’eleku Höhle

Nicht weit von Hana entfernt, biegen wir noch einmal ab. Es ist halb fünf. Die meisten Sehenswürdigkeiten hier auf Maui schließen zwischen 14 und 17 Uhr, aber die Ka’eleku Höhle hat noch geöffnet. Es ist eine Lava-Röhre, die entstand als bei einem Vulkanausbruch die zum Meer fließende Lava an der Oberfläche erstarrte und im Inneren die flüssige Lava weiter abfloss. Wir erhalten zwei starke Taschenlampen und machen uns auf den Weg. Es geht inmitten einer Wiese einfach senkrecht nach unten. Die Lava-Röhre ist nicht vollständig erschlossen. Dem Eigentümer gehört ca. 1 km davon. Diese wurden vorher als Schlachthaus und als Atombunker genutzt. Die Röhre ist unbeleuchtet. Der Fußboden ist etwas geebnet und ein Geländer und Hinweisschilder eingebaut. An vielen Stellen hat die Lava tolle Formen hinterlassen, die sehr an Schokolade erinnern…

St.-Pauli-Bier in Hana

Unser anschließender Versuch, im Waianapanapa State Park auf dem Campingplatz zu übernachten, schlägt fehl. Wir hätten vorher das Kleingedruckte lesen sollen und im Internet ein Permit kaufen müssen. Dieser Hinweis hilft uns nun auch nicht mehr. Sehr eindeutige Schilder weisen uns darauf hin, dass wir ohne Permit hier nicht bleiben dürfen. Das macht uns nun nachdenklich und wir fahren lieber schnell weiter nach Hana, um uns eine Unterkunft zu sichern. Das klappt auch ohne Probleme, wir finden ein sehr schönes Zimmer mit Küche und Balkon mit Meeresblick. Bevor wir uns auf denselbigen mit einer Flasche Wein zurückziehen, versorgen wir noch uns und das Auto im einzigen Laden, einzigen Restaurant und der einzigen Tankstelle des Ortes. Erstaunlicherweise gibt es im Restaurant nichtalkoholisches St.-Pauli Bier, mit einem drallen Oktoberfest Dirndlmädchen auf dem Etikett. Das Bier kommt angeblich aus Bremen – na denn Prost auf diese Vaterlandsverräter!

Palmen und Pazifik im Mondschein

Auch der Laden ist ziemlich skurril. Hier gibt es auf kleiner Fläche fast alles. Die Gummistiefel stehen über den Tomaten auf dem Gemüsefach. Die Auswahl entspricht teilweise unserem bevorzugten Ökomarkt in Kihei und zeigt deutlich, was wir schon auf der Strecke bemerkt haben: Es zieht eher Aussteiger Richtung Hana.

Auf unserem Balkon bewundern wir anschließend bei einer Flasche kalifornischen Weins den aufgehenden Mond über dem Pazifik.