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Kegelrobben und Kohle

Das Frühstücksmenü unseres Grand Hotels ist recht kreativ und Petra probiert das vegetarische große Frühstück. Das sättigt bis abends, aber die vegetarischen Würstchen waren etwas trocken.
Das Frühstücksmenü unseres Grand Hotels ist recht kreativ und Petra probiert das vegetarische große Frühstück. Das sättigt bis abends, aber die vegetarischen Würstchen waren etwas trocken.
Snakelock Anemone (Anemonia sulcata) kommt im Nordatlantik und in der Nordsee vor, kann bis zu 8cm groß werden und stechende Schmerzen verursachen, wie eine Feuerqualle
Snakelock Anemone (Anemonia sulcata) kommt im Nordatlantik und in der Nordsee vor, kann bis zu 8cm groß werden und stechende Schmerzen verursachen, wie eine Feuerqualle

Heute Morgen scheint die Sonne aus allen Knopflöchern und der Wind hat etwas abgeflaut. Wir wollen die Küste nördlich von Tynemouth abklappern. Aber vorher wollen wir uns im örtlichen Aquarium, nicht weit vom Hotel entfernt, etwas mit der maritimen Fauna vertraut machen. Die entsprechenden Fische sind zwar auch zu besichtigen, aber der Schwerpunkt des Aquariums liegt dann doch eher auf der Kindertauglichkeit.

Auch der Andenkenladen im Aquarium ist sehr kindgerecht...
Auch der Andenkenladen im Aquarium ist sehr kindgerecht…

Also sehen wir dort auch viele bunte tropische Fische und auch Piranhas, Rochen und Haie dürfen natürlich nicht fehlen. Die Abgrenzung zu den in der Nordsee vorkommenden Arten ist dabei nicht ganz klar. Neben dem Betrieb des Aquariums engagiert man sich noch in der Heuler Aufzucht und in der medizinischen Versorgung von verletzten Robben. In diesen Gewässern kommen vor allem Grey Seals (Kegelrobben) vor, die im Bestand gefährdet sind. Dadurch erfahren wir, dass nicht weit entfernt beim Leuchtturm auf St. Mary`s Island eine Kolonie von Kegelrobben lebt und von dort gut beobachtet werden kann. Dorthin wollen wir als erstes starten.

St. Mary's Leuchtturm wurde zum Schutz der Einfahrt in die Tyne gebaut, ist aber schon seit mehreren Jahrzehnten außer Betrieb
St. Mary’s Leuchtturm wurde zum Schutz der Einfahrt in die Tyne gebaut, ist aber schon seit mehreren Jahrzehnten außer Betrieb

Vorher statten wir uns im Hotel noch mit Verpflegung in Form von Tee und Obst aus. Die Straße nach St. Mary`s Lighthouse führt immer an der Küste entlang und bietet einen herrlichen Blick auf die Nordsee, die immer noch vereinzelt Schaumkronen hat. Das Lighthouse hält, was es verspricht. Es liegt auf einer Insel, die man ab halber Tide über einen Betondamm erreichen kann. Da wir gerade ablaufend Wasser haben und der Wasserstand schon ziemlich niedrig ist, machen wir von dieser Möglichkeit gebrauch. Wir sind natürlich nicht die einzigen, die das tun.

Damit die Kolonie Kegelrobben vor dem Leuchtturm nicht gestört wird, achten mehrere Freiwillige auf die Einhaltung der Regeln und den Abstand. Einer von ihnen erzählt, dass letzte Woche sich zwei Taucher im Kelp vor der Küste verirrt hatten und direkt neben der Kolonie zur Orientierung aus dem Wasser krabbelten. Sie sind dann aber schnell abgezogen. Vermutlich hat es in der Kolonie etwas Unruhe gegeben.

Bevor das Wasser wieder aufläuft, fahren wir weiter nach Blyth und erwarten dort eigentlich einen Yachthafen. Die Abzweigung verpassen wir aber und landen bei den Kaianlagen für die Windparks. Riesige Trommeln für Seekabel, ein großer Kabelleger und riesige Grundpflüge zum Eingraben der Kabel sind zu bestaunen. Auch die Universität Newcastle hat hier eine Anlage für Forschung zum Thema Windkraft. Wir gehen durch einen Park, der an die Kais anschließt in Richtung Innenstadt. Weiter den Fluss hinauf liegt ein großes Spezialschiff an einer Werft. Der Yachthafen liegt, wie wir der Karte entnehmen, gleich hinter der Einfahrt. Blyth selbst ist keine besondere Stadt und so fahren wir die Küste weiter nach Norden.

Luftaufnahme am Strand von Cresswell. Die schwarzen Schlieren sind Steinkohle
Luftaufnahme am Strand von Cresswell. Die schwarzen Schlieren sind Steinkohle

An einer Stelle des Kliffs gibt es mehrere Parkplätze mit Aussicht und Zugängen zum Strand. Der Strand vor dem Kliff ist durchzogen mit Sandsteinfelsen. An einer Felsplatte packen wir das erste Mal auf dieser Reise die Drohne aus, um einige schöne Flugaufnahmen zu machen. Die Drohne scheucht einen Schwarm Vögel auf, die im Schwarm erst einmal dieses merkwürdige Ding inspizieren. Offensichtlich erkennen sie es als ungefährlich an und lassen sich nach einer Runde wieder zum Fressen auf den Algenbänken nieder.

Steinkohle und Sand ergeben zusammen interessante Muster
Steinkohle und Sand ergeben zusammen interessante Muster

Bereits am Leuchtturm waren uns einige schwarze Steine aufgefallen, die wie Schiefer aussahen und auf einer geologischen Schautafel war dargestellt, dass in diesen Sandstein-Formationen dünne Steinkohleschichten eingebettet sein können.

Hier sind die schwarzen Steinkohleschichten im Sandstein der Klippen gut zu erkennen
Hier sind die schwarzen Steinkohleschichten im Sandstein der Klippen gut zu erkennen

Hier am Strand gibt es nun einige Bereiche, die ganz schwarz sind und auf denen einige Leute sich Säcke damit füllen. Wir fragen, ob es sich hier um Steinkohle handelt und bekommen es bestätigt. Der Herr erzählt uns, dass diese Kohlestreu zusammen mit Holzkohle eine wunderbar lang anhaltende Wärme ergibt. Er warnt aber auch vor den größeren Stücken in denen nasse Sandsteinen eingebettet sein können, die dann platzen und den Ofen beschädigen können. Als wir dicht ans Kliff herantreten, entdecken wir auch diese dünnen „Steinkohleflöze“.

Als wir wieder am Auto sind und die Schuhe wechseln, entdeckt Petra, dass sich bei ihren geliebten Wanderstiefeln die Sohle ablöst. Hierfür müssen wir schleunigst eine Lösung finden, also zurück zum Hotel und nach Schuster (Cobbler) oder Outdoor-Ausrüstungsladen fragen.

Cider Verkostung

Cider wird aus verschiedenen Fässern im Glas nach Wunsch für uns gemischt

Für den heutigen Vormittag steht der Besuch einer Cider Farm auf dem Programm. Einige kommen gleich zünftig in Wanderschuhen oder Gummistiefeln. Wir haben so etwas nicht dabei, brauchen es aber auch nicht, denn statt einer Besichtigung, ist es eher eine Cider Verkostung. Wir nippen vorsichtig an unseren Gläsern. So früh am Tag schon Alkohol ist nicht so ganz unser Ding, wir haben schließlich noch einiges vor. Glücklicherweise erweist sich der Cider als frei von Nebenwirkungen und wir essen kräftig Cracker mit Cheddar und Stilton, um ihn zu verdünnen.

 

Der Somerset Wobble im Selbstversuch

Das nächste Event heisst Somerset Wobble und führt uns auf einen Parkplatz, auf dem gerade ein Flohmarkt statfindet. Darum geht’s aber gar nicht. Wir befinden uns hier auf einem sehr torfigen Untergrund, was sich auch durchaus spüren laesst. Zur Demonstration werden wir in zwei Gruppen eingeteilt und dürfen auf Kommando gemeinsam in die Luft springen. Die andere Gruppe darf den Effekt spüren. Für einen außen stehenden Betrachter sieht es aus wie ein sehr merkwürdiges Ritual…

Burnham-on-Sea

Anschließend dürfen wir uns in einem Pub von den Anstrengungen des Vormittags erholen. Leider sticht mich dort eine Wespe in die Fingerspitze, was sehr schmerzhaft ist.  Auf der Suche nach einer geöffneten Apotheke gelangen wir nach Burnham-on-Sea und werfen noch einen kurzen Blick auf das abwesende Meer, bevor es wieder zurück nach Bristol in die Zivilisation geht.

Die Straße nach Hana

Wir sind seit gestern wieder „zu Hause“ in Kihei, aber ich werde um der späteren Lesbarkeit willen nun die Tage einzeln beschreiben und hier im Blog zurückdatieren.

Am Obststand namens „Half way to Hana“

Am Freitag morgen sind wir mit dem Auto Richtung Hana gestartet. Die Straße ist hier auf Maui legendär: „The Road to Hana“. Es gibt T-Shirts mit dem Aufdruck „I survived the Road to Hana“ und auf halber Strecke gibt es einen Obststand namens „Half way to Hana“. Obststände verkaufen hier nicht nur Obst, sondern oft auch Kaffee, Eis, Süßigkeiten, Getränke, Sandwiches u.s.w. Hana ist eine winzige Stadt an der Ostspitze von Maui. Sie ist so abgelegen, dass sie sogar einen eigenen Flughafen hat.

Die Nordostküste Mauis

Da der Passatwind tagsüber aus Nordost auf die Insel trifft und die feuchte Luft durch den Haleakala zum Aufstieg gezwungen wird, kühlt sie sich ab und regnet an den Nordosthängen des Vulkans ab. Dies ergibt allerbeste Bedingungen für einen schönen tropischen Regenwald. Zusätzlich nagt der ständige Seegang an der Küste und hat im Laufe der Zeit eine schöne Steilküste abgenagt. Natürlich ist die Nordostküste auch der bevorzugte Aufenthaltsort der Surfer. Diese tummeln sich jedoch eher in der Nähe von Kahului.

Ingwerblüte

In Paia ist das Zentrum der Surfer. Wir sind versucht anzuhalten, aber der Regenwald macht bereits hier seinem Namen alle Ehre und so klettern wir auf der Flucht vor einem intensiven Landregen schnell wieder ins Auto und fahren weiter.

Unterwegs halten wir so oft es geht, um die kleinen Wanderwege zu begehen, eine Schlucht zu bewundern oder am Strand die Füße im Wasser wieder vom Matsch der Wanderwege zu befreien. Der Regen lässt schnell nach. Die Sonne kommt raus und es dampft. Trotzdem scheint es auch hier länger nicht geregnet zu haben, denn die Wasserfälle sind meist nur Rinnsale und viele kleine Flüsse sind ausgetrocknet.

schöne Spinne an der Straße nach Hana

Die Pflanzen, die wir sehen, sind größtenteils später eingeführt worden. Wir identifizieren Mahagonie (ich wünschte, ich könnte das Dieter noch erzählen),  Fensterblätter, Efeututen, verschiedene Sorten Ingwer, viele Farne, Bananen, Hibiscus, Eucalyptus, Guaven und Mangobäume. Bei vielen Pflanzen haben wir jedoch nicht die geringste Idee, um was es sich dabei handeln könnte. In unserer Ferienwohnung gibt es ein Buch über Bäume in Hawai’i, aber das haben wir natürlich brav dort gelassen.

Keanae vom Hana Highway aus gesehen

Nach der halben Strecke überkommt uns die Lust auf einen Kaffee und etwas zu essen. Wir halten in Keanae, einem kleinen Dorf dicht am Wasser, wo wir an einem Obststand tadellos mit allem versorgt werden. Hier gibt es wie überall an der Küste öffentliche Toiletten und auf dem örtlichen Sportplatz gehen die Kuhreiher spazieren. Wir setzen uns auf einen großen Lavabrocken und schauen der Brandung zu.

Tsunami-Warnanlage bei Keanae

Bei der Weiterfahrt halten wir noch einmal oberhalb des Dorfes und schießen ein Foto. Dort wo wir stehen, ist ein großer Mast mit Sirenen – eine Tsunami-Warnanlage. Solche stehen auch in Kihei und Walea an der Küste. Von oben sind auch die kleinen Felder gut zu erkennen, auf denen in Keanae Taro angebaut wird. Diese Pflanze haben auch schon die einheimischen Polynesier hier angebaut.

Dann geht es weiter auf der Straße, die nur aus Kurven zu bestehen scheint, angeblich ist sie die kurvenreichste Straße der Welt. Ich schreibe „angeblich“ weil ich solchen Angaben in den USA meist nicht traue. Ich bin mir hier oft nicht sicher, bis wohin ihre Welt reicht. Nichtsdestotrotz ist sie wirklich eng, an vielen Stellen passt nur jeweils ein Auto hindurch. Beide Seiten müssen die Vorfahrt gewähren. Anders als bei uns, aber ähnlich wie bei den ‚4-way-stops‘, hat keine Seite Vorfahrt.

Die unbeleuchtete Ka’eleku Höhle

Nicht weit von Hana entfernt, biegen wir noch einmal ab. Es ist halb fünf. Die meisten Sehenswürdigkeiten hier auf Maui schließen zwischen 14 und 17 Uhr, aber die Ka’eleku Höhle hat noch geöffnet. Es ist eine Lava-Röhre, die entstand als bei einem Vulkanausbruch die zum Meer fließende Lava an der Oberfläche erstarrte und im Inneren die flüssige Lava weiter abfloss. Wir erhalten zwei starke Taschenlampen und machen uns auf den Weg. Es geht inmitten einer Wiese einfach senkrecht nach unten. Die Lava-Röhre ist nicht vollständig erschlossen. Dem Eigentümer gehört ca. 1 km davon. Diese wurden vorher als Schlachthaus und als Atombunker genutzt. Die Röhre ist unbeleuchtet. Der Fußboden ist etwas geebnet und ein Geländer und Hinweisschilder eingebaut. An vielen Stellen hat die Lava tolle Formen hinterlassen, die sehr an Schokolade erinnern…

St.-Pauli-Bier in Hana

Unser anschließender Versuch, im Waianapanapa State Park auf dem Campingplatz zu übernachten, schlägt fehl. Wir hätten vorher das Kleingedruckte lesen sollen und im Internet ein Permit kaufen müssen. Dieser Hinweis hilft uns nun auch nicht mehr. Sehr eindeutige Schilder weisen uns darauf hin, dass wir ohne Permit hier nicht bleiben dürfen. Das macht uns nun nachdenklich und wir fahren lieber schnell weiter nach Hana, um uns eine Unterkunft zu sichern. Das klappt auch ohne Probleme, wir finden ein sehr schönes Zimmer mit Küche und Balkon mit Meeresblick. Bevor wir uns auf denselbigen mit einer Flasche Wein zurückziehen, versorgen wir noch uns und das Auto im einzigen Laden, einzigen Restaurant und der einzigen Tankstelle des Ortes. Erstaunlicherweise gibt es im Restaurant nichtalkoholisches St.-Pauli Bier, mit einem drallen Oktoberfest Dirndlmädchen auf dem Etikett. Das Bier kommt angeblich aus Bremen – na denn Prost auf diese Vaterlandsverräter!

Palmen und Pazifik im Mondschein

Auch der Laden ist ziemlich skurril. Hier gibt es auf kleiner Fläche fast alles. Die Gummistiefel stehen über den Tomaten auf dem Gemüsefach. Die Auswahl entspricht teilweise unserem bevorzugten Ökomarkt in Kihei und zeigt deutlich, was wir schon auf der Strecke bemerkt haben: Es zieht eher Aussteiger Richtung Hana.

Auf unserem Balkon bewundern wir anschließend bei einer Flasche kalifornischen Weins den aufgehenden Mond über dem Pazifik.

Nottingham

Das Wetter ist heute nicht für Ausflüge gemacht: Es nieselt und ist nasskalt. Trotzdem machen wir uns gegen Mittag mit dem Bus auf den Weg in die Innenstadt. Im Fahrgastfernsehen macht die örtliche Nahverkehrsgesellschaft Werbung für Ihre Bemühungen um umweltfreundliche Antriebssysteme.

In den Höhlen von Nottingham
In den Höhlen von Nottingham

Die Innenstadt ist nicht besonders aufregend. Sie besteht aus alten und neuen Gebäude. Die Fußgängerzone ist mit blauen Lichterketten illuminiert. Bei Sonnenschein sieht sicher alles viel freundlicher aus. Von einem Einkaufszentrum aus gibt es einen Eingang zu Höhlen in den Sandsteinformationen unterhalb der Stadt. Wir erhalten Bauhelme und machen uns mit Audioguide bewaffnet auf den Weg in den Untergrund. Hier lebten Jahrhundertelang die ärmeren Leute, aber es gab hier auch Gerbereien, Lokale und im 2. Weltkrieg Schutzräume für die Bevölkerung. Neben dem Sandstein finden sich dort alte Backsteinfundamente ehemaliger Gebäude und die Betonfundamente des Einkaufszentrums.