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Simplonpark und Castello Sforzesco

In diesem hübschen Palazzo wohnen wir. Bislang war es recht ruhig, aber jetzt zu Weihnachten wird es etwas lebhafter hier.
In diesem hübschen Palazzo wohnen wir. Bislang war es recht ruhig, aber jetzt zu Weihnachten wird es etwas lebhafter hier.

Heute ist Heiligabend, aber dieser spielt im katholisch geprägten Italien eigentlich keine Rolle. Der Hauptfeiertag ist der 25.12. und wir wollen uns mit Lebensmitteln für die Selbstversorgung der nächsten Tage ausrüsten. Also begeben wir uns in den nahegelegenen Supermarkt. Dort wird uns gesagt, dass man alle Tage geöffnet habe. Es macht aber nichts, da wir nicht wissen, wie es sich mit Restaurants und Bars verhält und Petra möchte endlich einmal wieder Gemüse haben. Am heutigen Heiligabend ist auf den Straßen kräftig was los. Offensichtlich machen auch die Mailänder noch letzte Einkäufe.

Diese Tram hat in den 70er Jahren bestimmt mal einen Designpreis gewonnen...
Diese Tram hat in den 70er Jahren bestimmt mal einen Designpreis gewonnen…

Zwei große Einkaufstaschen mit Lebensmitteln stellen so die Versorgung für die nächsten Tage sicher. Nachdem alles einen Platz in der Küche gefunden hat und wir noch etwas an diesem Blog gearbeitet haben, begeben wir uns mit der Tram zum Simplonpark, der an das Castello Sforzesco anschließt.

Am Arco della Pace (Friedenstor), der dem Castello gegenüber liegt, hat sich eine Gruppe Chinesen mit einem Banner aufgestellt und dreht ein Video. Unsere gut unterrichteten Kreise aus Hannover übersetzen und geben uns den Hinweise, dass es sich um einen Neujahrsgruß in die Heimat handelt. Für uns und auch für die Italiener um uns herum wirkt die Szene etwas merkwürdig.

Der Simplonpark ist ziemlich groß, allerdings haben alle Cafés, sowie der Branca-Aussichtsturm (er soll angeblich nur bei schönem Wetter geöffnet haben), geschlossen. Nur ein kleiner mobiler Stand mit heißen Maronen, Nüssen und Getränken hat Erbarmen. Wir kaufen eine Tüte sehr heißer Maronen – lecker! Wir sind aber nicht die Einzigen, die sich dort die Zeit vertreiben. Leider hat auch das Museum für moderne Kunst und Design geschlossen.

Im Castello
Im Castello

So schlendern wir weiter und finden zu unserer Überraschung im Innenhof des Castello ein Café, das geöffnet hat und nutzen die Gelegenheit zu einer kleinen Teepause. Auch die Museen im Castello haben bis 17:30 Uhr geöffnet. Bei einem Eintritt von nur 5€ pro Person nutzen wir die letzen eineinhalb Stunden für einen Schnelldurchlauf, wobei wir nur einen kleinen Teil sehen. Besonders angetan sind wir vom Teil, der sich mit der Möblierung und Raumgestaltung über die Jahrhunderte beschäftigt. Die ältesten Stücke sind von etwa 1200. Wandteppiche, Truhen mit vielen Verzierungen und aus späterer Zeit wundervoll gestaltete Sekretäre ziehen uns in den Bann.

Gegen 17:20 Uhr wird uns bedeutet, wo der Ausgang ist und dass man jetzt schließen möchte, damit die Angestellten nach Hause können. Wir haben Verständnis und wünschen allen frohe Weihnachten.

Das Castello im Dunkeln
Das Castello im Dunkeln

Wir bummeln noch ein wenig durch die Straßen und nehmen dann eine Straßenbahn nach Hause. Das Wetter geht über von diesig zu neblig zu Nieselregen. In unserer Unterkunft beginnen wir nach kurzer Pause mit unserem Weihnachtsmenue „Pulpo a la Plancha“, so wie Klaus es aus seiner Zeit in Viviero kennt.

Nein, das ist weder eine Museumsbahn noch ist es die älteste Straßenbahn Mailands.
Nein, das ist weder eine Museumsbahn noch ist es die älteste Straßenbahn Mailands.

Der Mailänder Dom

Nachdem wir gestern mehrfach um den Dom in Mailand geschlendert sind, wollen wir heute das prachtvolle Gebäude von innen in Augenschein nehmen.

Portal des Mailänder Doms, des Duomo Santa Maria Nascente
Portal des Mailänder Doms, des Duomo Santa Maria Nascente

Im angrenzenden Dommuseum kann man Eintrittskarten für die Besichtigung, das Dommuseum und die Besteigung auf das Dach des Domes erstehen. Im Dom hat am Vormittag eine Trauerfeier stattgefunden, so dass der Dom erst wieder nach 12:00 Uhr zugänglich ist. Also gehen wir erst in das Museum und buchen für das Dach einen Zeitslot um 12:30 Uhr.

Ein raumfüllendes Holzmodell des Mailänder Doms im Dommuseum
Ein raumfüllendes Holzmodell des Mailänder Doms im Dommuseum

Im Dommuseum steht man zunächst vor einem raumfüllenden Modell des Doms, an dem man gut Baubesprechungen durchführen könnte. Es enthält auch Details der Tragestruktur.

Danach wird man durch abgedunkelte Räume mit dem Domschatz, duplizierten Mamor-Elementen und Statuen, sowie Aufnahmewerken für die Dombauhütte geführt. Alleine diese Stücke sind bereits den Besuch wert.

Schon der erste Eindruck auf dem Dach des Domes ist überwältigend
Schon der erste Eindruck auf dem Dach des Domes ist überwältigend

Als nächstes begeben wir uns auf das Dach des Doms. Man landet zunächst auf der mittleren Ebene, die bereits atemberaubende Anblicke bietet. Glücklicherweise ist es im Winter nicht voll hier oben. Das letzte Stück nach ganz oben geht über eine Treppe, die sich hinter der Fassade zum Domplatz befindet. Unten ist ein großer Chor am Singen – Gänsehaut pur. Oben hat man einen weiten Blick über Milano, allerdings schaut die Madonna immer noch weit von oben auf uns herab.

Auch der Mailänder Dom ist eine konstante Baustelle. Hier auf dem Dach sieht man sehr schön, die frisch ersetzten Teile.
Auch der Mailänder Dom ist eine konstante Baustelle. Hier auf dem Dach sieht man sehr schön, die frisch ersetzten Teile.

Wir haben keine Eile und genießen den Blick und die Sonne, die hier oben auf uns herunter scheint. Nördlich vom Dom sehen wir die Dachterrasse des benachbarten Kaufhauses Rinascente, auf dem sich ein geöffnetes Café befindet. Hier wollen wir eine Teepause einlegen, bevor wir in den Dom selbst gehen. Auf dem Weg nach unter geht es ein kurzes Stück durch den Kirchenraum, so dass wir bereits einen Eindruck davon bekommen, was uns erwartet.

Ein schöner Rücken kann auch entzücken - Blick nach Süden
Ein schöner Rücken kann auch entzücken – Blick nach Süden

Wir stärken uns noch auf dem Weihnachtsmarkt, aber dort gibt es keinerlei Getränke. Das Café auf der Dachterrasse entpuppt sich nun nicht als Offenbarung und ist sehr teuer, aber dafür bekommen wir unseren Tee unter ständiger Aufsicht von verschiedenen Statuen des Doms. Die Tauben übernehmen vollständig unerschrocken hier oben die Aufgabe der Möwen an der Küste, nur dass hier keine Fischbrötchen geklaut werden, sondern Oliven, Chips und sonstiges Fressbares. Wir bleiben unbehelligt, da Tauben keine Teeliebhaber sind.

Blick vom Dach des Doms nach Norden auf eine der zahllosen Statuen auf einer Fiale. Links ist die Kuppel der Galleria Vittorio Emanuele II, unten die Dachterrassen und im Hintergrund die zahlreichen Hochäuser
Blick vom Dach des Doms nach Norden auf eine der zahllosen Statuen auf einer Fiale. Links ist die Kuppel der Galleria Vittorio Emanuele II, unten die Dachterrassen und im Hintergrund die zahlreichen Hochäuser

Das Innere des Doms lässt uns erst einmal sprachlos und wir stecken die Kameras weg. Der Mailänder Dom übertrifft für uns den Petersdom in Rom und alle Kathedralen, die wir bisher gesehen haben. Überall gibt es Gemälde, Wandteppiche und Altäre. Die Anzahl der vorhandenen Orgeln haben wir nicht gezählt, aber sie könnten hier multistimmig gespielt werden. Zwischendurch setzen wir uns in die Bänke und lassen die Eindrücke einfach auf uns wirken. Es braucht Zeit, ehe wir erfassen, was wir hier sehen und erst dann entstehen einige Aufnahmen. Um die Größe zu erfassen, helfen nur Panoramaaufnahmen annähernd weiter.

Bevor wir uns wieder aus dem Dom begeben, werden wir noch auf Ausgrabungen hingewiesen, die sich unter der Domvorplatz Platte befinden. In einem Kellergewölbe sind die Grundmauern und Reste eines frühen achteckigen Taufbeckens in der Größe eines kleinen Badebeckens zu sehen. Es erinnert uns an ein römisches Badehaus. Sogar Fußbodenheizung scheint es gegeben zu haben.

Die Überreste des Taufbeckens von San Giovanni alle Fonti aus dem 4. Jahrhundert. Hier soll der Stadtheilige Ambrosius den späteren Kirchenvater Augustinus von Hippo im Jahr 387 getauft haben
Die Überreste des Taufbeckens von San Giovanni alle Fonti aus dem 4. Jahrhundert. Hier soll der Stadtheilige Ambrosius den späteren Kirchenvater Augustinus von Hippo im Jahr 387 getauft haben

Nach allen Stationen (Dommuseum, Dach, Kirche, Ausgrabungen) brauchen wir das Sofa in unserer Ferienwohnung. Klaus schläft eine ganze Stunde tief und fest, obwohl er vorher zwei große Becher Tee getrunken hat.

Der Duomo bei Nacht. Die Madonna schwebt über dem Kirchenschiff, als wäre sie der Mond
Der Duomo bei Nacht. Die Madonna schwebt über dem Kirchenschiff, als wäre sie der Mond

Dann ziehen wir wieder los, Nachtaufnahmen machen. Nach einem großen Spaziergang landen wir in einem spanischen Laden, sehr lebhaft, sehr laut, große Schinken unter der Decke. Es gibt große Portionen an gutem Essen für wenig Geld.

Kunstmuseum Basel

Auf dem Weg ins Museum kommen wir wieder an einem kleinen Brunnen vorbei
Auf dem Weg ins Museum kommen wir wieder an einem kleinen Brunnen vorbei

Heute haben wir uns das Baseler Kunstmuseum vorgenommen. Seit dem Jahr 2016 gibt es einen Neubau auf der anderen Straßenseite. Er beherbergt nun die Sammlung moderner Kunst seit 1900. Einem Teil dieser Sammlung kommt eine ganz besondere Bedeutung zu. Es handelt sich um Werke aus Deutschland, die durch die Nationalsozialisten nach 1933 als „entartet“ verfehmt und aus Museen und Sammlungen in Deutschland beschlagnahmt wurden. Die Werke wurden teilweise in einer verspottenden Ausstellung in Deutschland herumgereicht, um sie später zu vernichten.

Hier am Theater müssen wir mal kurz an den Louvre denken
Hier am Theater müssen wir mal kurz an den Louvre denken

Nichtsdestotrotz hat das NS Regime nicht gezögert, einen Teil dieser Werke für harte Devisen im Ausland zu Geld zu machen. Das Kunstmuseum Basel hat damals 50.000 SFR locker gemacht, um einige dieser Werk sicher zu stellen. Klar gab es damals eine heftige Diskussion um das Für und Wider eines solchen Ankaufes.

  • Soll man mit dem NS Regime Geschäfte machen?
  • Passen die Werke überhaupt zur bisherigen Baseler Sammlung?
  • Ist die Qualität der Werke hoch genug?

Die Ausstellung heißt „Zerrissene Moderne“ und es sind Werke dabei, die einem heute noch Tränen in die Augen treiben. Leider waren die finanziellen Mittel begrenzt, so dass einige der Werke, über die verhandelt wurde, seitdem verschwunden sind und davon ausgegangen werden muss, dass sie tatsächlich vernichtet wurden.

Im Haupthaus besuchen wir nach einer Tasse Tee die Ausstellung „Born in Ukraine“ mit Werken ukrainischer Künstler vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Sie stammen allesamt aus der Sammlung des Nationalmuseums Kyjiwer Gemäldegalerie, die bei einem Rekentenangriff am 10. Oktober diesen Jahres schwer beschädigt wurde. Das ist nicht das erstemal, dass den Ukrainern die Existenz abgesprochen wird. Auch während der Zarenzeit war alles Ukrainische verboten. Künstler aus der Ukraine hatten vor Ort keinerlei Möglichkeit, eine professionelle Ausbildung zu erhalten und mussten ihre Heimat oftmals verlassen. Kommt einem irgendwie bekannt vor. Was uns irritiert, ist die ständige Einordnung von Menschen jüdischen Glaubens in eine Volksgruppe. Es ist doch eine Religionsgruppe. Es würde doch auch keiner auf die Idee kommen, anderen Religionsgruppen die Zugehörigkeit zur Ukraine abzusprechen.

In einer kleinen Ausstellung geht es um Chagall und seine Mäzene.

Eine andere schöne Ausstellung dreht sich um das Thema „Radierungen“. Hier wird auch auf die verschiedenen Techniken eingegangen. Für Klaus ergeben sich hier einige Aha-Erlebnisse, da er mit dieser Technik bisher nichts zu tun hatte. Petra kann das Gelernte gleich auf einem Touchscreen ausprobieren und anwenden.

Eigentlich wollte ich nichts von Beuys zeigen, aber weil Ihr es seid: Hier liegen drei Baumstämme unter einem Stapel Filzdecken und haben es warm. Das ist ja nicht zu verachten in diesem Winter...
Eigentlich wollte ich nichts von Beuys zeigen, aber weil Ihr es seid: Hier liegen drei Baumstämme unter einem Stapel Filzdecken und haben es warm. Das ist ja nicht zu verachten in diesem Winter…

Zu guter Letzt besuchen wir noch im Neubau einige Werke von Joseph Beuys. Durch einen Baseler Mäzen sind hier etliche Ausstellungsstücke von ihm gelandet. Es sind aber nicht die Werke, die Petra vor 35 Jahren hier gesehen hat.

Falls Ihr Euch fragt, was der Weihnachtsmann in diesen Tagen so macht - der arbeitet in Basel als Straßenbahnfahrer ;-)
Falls Ihr Euch fragt, was der Weihnachtsmann in diesen Tagen so macht – der arbeitet in Basel als Straßenbahnfahrer 😉

Nun wird es Zeit einmal wieder nach draußen an die Luft zu gehen. In einer Bäckerei in der Nähe genießen wir zu Stärkung eine Chai-Latte und ein Schoggi Wäggi. Wieder begeben wir uns an den Rhein und gehen am südlichen Ufer aufwärts. Die Gebäude von Roche auf der Nordseite sind doch sehr bestimmend.

Da wir gestern gelernt haben, dass man vor 18:00 Uhr kein Restaurant zu suchen braucht, begeben wir uns auf dem Nordufer zurück in Richtung Weihnachtsmärkte, wo man wie üblich zu jeder Zeit etwas zu essen bekommt.

Auf der anderen Seite des Rheins entdecken wir noch ein Tinguely Museum. Noch ein Museum schaffen wir heute nicht mehr, also bewundern wir nur den wild sprühenden Brunnen vor dem Eingang.
Auf der anderen Seite des Rheins entdecken wir noch ein Tinguely Museum. Noch ein Museum schaffen wir heute nicht mehr, also bewundern wir nur den wild sprühenden Brunnen vor dem Eingang.

Den Abend ausklingen lassen wir im Soho Basel, wo wir uns erst einmal an die moderne Form der Speise- und Getränkekarte mittels QR-Code gewöhnen müssen. Auch das Bezahlen geht hier nur per Karte oder ApplePay.

Schöner Kahn auf dem Rhein
Schöner Kahn auf dem Rhein

Auf in den Süden

Nein, nein nicht so wie ihr denkt – Flughafen, Flugzeug und dann Sonne. So weit in den Süden soll es nicht gehen.

Der Blick aus unserem Hotelfenster geht in einen interessanten Innenhof
Der Blick aus unserem Hotelfenster geht in einen interessanten Innenhof

Wir haben beide beruflich in der Gegend um Mailand herum zu tun gehabt und wollen uns endlich diese außergewöhnliche Stadt einmal genauer anschauen. Um dahin zu kommen, wollen wir die Bahn benutzen. Also nehmen wir den ICE 73 in Richtung Basel.

Die netten Lokale lassen wir links liegen. Wir wollen lieber an den Rhein.
Die netten Lokale lassen wir links liegen. Wir wollen lieber an den Rhein.

Petra macht sich mit dem Italienisch Sprachkurs im DB Reiseportal schon ein wenig fit für Mailand. Klaus schnupft und hustet vor sich hin, ist aber glücklicherweise reisetauglich!

In der Altstadt von Basel faszinieren uns die an fast jeder Ecke leise plätschernden Brunnen mit ihrem klaren Wasser. Uns erinnert das an eine Bergwanderung.
In der Altstadt von Basel faszinieren uns die an fast jeder Ecke leise plätschernden Brunnen mit ihrem klaren Wasser. Uns erinnert das an eine Bergwanderung.

Vor über 35 Jahren war Petra als Studentin in ihren ersten Semesterferien mit der Bahn von Jugendherberge zu Jugendherberge gereist. Die Tour ging damals von Karlsruhe durch das Elsass nach Basel und Zürich. Von dort ging es dann wieder zurück nach Stuttgart. Unterwegs hat sie Freunde und Familie besucht, sowie neue Freunde gefunden. Mit der damaligen Reise sind viele besondere Erinnerungen verbunden, eine davon ist das Kunstmuseum in Basel. Deshalb wird Basel unsere Zwischstation.

Eine Seilfähre! Das müssen wir uns genauer ansehen!
Eine Seilfähre! Das müssen wir uns genauer ansehen!

Wir genießen die Reise und den Blick aus dem Zugfenster: In den Tälern der Mittelgebirge hängt ein wenig dekorativer Nebel. Ein Stück weiter südlich verschönert noch ein klein wenig Schnee die Landschaft. Kurz vor Freiburg kommt die Sonne raus, der Schnee ist weg und die Sonnenstrahlen glitzern auf den Pfützen. Im Hintergrund ist der Schwarzwald zu sehen.

Wir steigen auf die weihnachtlich geschmückte Seilfähre und machen es uns unter dem Vordach gemütlich.
Wir steigen auf die weihnachtlich geschmückte Seilfähre und machen es uns unter dem Vordach gemütlich.

In Basel SBB kann man in den Zug nach Mailand umsteigen, der gleich auf den Bahnsteig gegenüber steht. Wir wollen aber noch in Basel bleiben und haben uns für zwei Nächte ein Zimmer im IBIS am Bahnhof reserviert. Es ist ein Standard IBIS Zimmer mit einem Blick auf den Innenhof, das sehr ruhig ist, wenn die Bauarbeiter drei Häuser weiter Feierabend gemacht haben.

Unser Kapitän hat nicht viel zu tun. Zum Ablegen muss er nur das Ruder auf die andere Seite legen. Den Rest macht die Fähre von selbst und wir gleiten lautlos nur mit leise plätscherndem Wasser über den Rhein - fast wie Segeln!
Unser Kapitän hat nicht viel zu tun. Zum Ablegen muss er nur das Ruder auf die andere Seite legen. Den Rest macht die Fähre von selbst und wir gleiten lautlos nur mit leise plätscherndem Wasser über den Rhein – fast wie Segeln!

Wir nutzen das restliche Tageslicht und machen uns gleich auf den Weg Richtung Altstadt. Wir wollen zum Rhein, solange es noch hell ist. Auffällig ist auf jeden Fall schon einmal die freundliche Behandlung durch die Autofahrer. An jeder Straßenecke gibt es einen Zebra-Überweg und sowie man dort ankommt, stoppt der Verkehr, um einen hinüber zu lassen.

Aus dieser alten Kaserne ist ein Spiel- und Sportclub geworden
Aus dieser alten Kaserne ist ein Spiel- und Sportclub geworden

Als wir bei dem ersten Maronen-Stand die Maronen mit unseren mitgebrachten Scheinen bezahlen, werden wir dezent darauf hingewiesen, dass die Scheine bereits seit gut einem Jahr nicht mehr im Verkehr sind und wir sollten sie schleunigst bei einer Bank umtauschen. Trotzdem nimmt der Verkäufer unseren alten Schein an. Auch hier unheimliche Freundlichkeit. Die nächste Bank, die wir finden, ist die Baseler Kantonalbank. Dort werden wir erst einmal gefragt, ob wir Kunden sind, was wir verneinen müssen. Alte Scheine könne man nur auf ein Konto einzahlen wird uns von der Mitarbeiterin gesagt, aber sie könne ja einmal den Chef fragen. Dieser berichtigt und sagt, es ginge auch mit einer Bankcard. Es stellt sich heraus, dass dies nur für eine Schweizer Bankcard gilt. -Hmm- Wenig später ist er mit einer anderen Karte da und löst das Problem.

Ein Fahrgastschiff fährt in der Dämmerung stromaufwärts an den hell erleuchteten Türmen von Roche vorbei
Ein Fahrgastschiff fährt in der Dämmerung stromaufwärts an den hell erleuchteten Türmen von Roche vorbei

Während dessen flirtet Klaus mit dem Roboter am Eingang mit humanoiden Zügen. Es stellt sich heraus, dass es sich um Klara handelt, deren Hauptaufgabe es ist, ihren Gegenüber von den tollen Leistungen der Baseler Kantonalbank zu überzeugen und die es toll findet, über den Kopf gestreichelt zu werden. Nun ja, was Kundenservice angeht, haben sie auf jeden Fall eine glatte EINS verdient. Ob man einer Mitarbeiterin, auch einem Roboter über den Kopf streichen sollte, halten wir aber für fragwürdig.

Weihnachtsbäckerei in der Altstadt von Basel
Weihnachtsbäckerei in der Altstadt von Basel

Wie war noch die Strategie, wenn man zum Fluss will? Immer bergab gehen! So finden wir zügig den Rhein. Am Rhein fällt uns eine Fähre auf, die quer über den Fluss setzt und an einem Seil hängt. Der Fährmann braucht dazu nur das Zugseil auf die richtige Seite bringen und das Ruder legen. Den Rest macht die Strömung des Rheins. Das müssen wir natürlich einmal ausprobieren.

Schneekugeln gibt es auf dem Weihnachtsmarkt zu kaufen
Schneekugeln gibt es auf dem Weihnachtsmarkt zu kaufen

Auf der nördlichen Rheinseite angekommen, schlängeln wir uns über die alte Kaserne und dann Rhein aufwärts bis zur Wettsteinbrücke, die uns wieder zurück zur Altstadt und zum Münster führt.

Kunstvoll gearbeitete Schubladen in bizarren Holzstämmen gibt es auch auf dem Weihnachtsmarkt
Kunstvoll gearbeitete Schubladen in bizarren Holzstämmen gibt es auch auf dem Weihnachtsmarkt

Da wir das letzte Mal heute Morgen ordentlich gegessen haben, steht uns gegen 17:00 Uhr der Sinn nach einer handfesten Mahlzeit. Das ist hier in der Schweiz aber gar nicht so einfach. Die meisten Restaurants haben erst ab 18:00 Uhr geöffnet und die Cafés machen meist schon gegen 17:00 Uhr zu. Es muss halt alles seine Ordnung haben! Somit landen wir in einer Brasserie, die von Mövenpick betrieben wird und durchgängig geöffnet hat, sowie warme Speisen serviert. Jetzt wissen wir, wie Mövenpick reich geworden ist….

Nun wissen wir, was man sich auf der Alm zu Weihnachten schenkt
Nun wissen wir, was man sich auf der Alm zu Weihnachten schenkt

Nach der Stärkung schmeißen wir uns noch einmal in das Getümmel der Weihnachtsmärkte und probieren sehr leckeren Kakao und schauen dabei zwei kitschigen sprechenden Elchköpfen zu.

Jenseits des River Thames

Florence Nightingale "the lady with the lamp", hier dargestellt mit einer Öllampe, wie sie nächtliche Rundgänge im Krankenhaus/Lazaret macht. Die Lampe war aber laut Museum eher von einer anderen Bauart.
Florence Nightingale „the lady with the lamp“, hier dargestellt mit einer Öllampe, wie sie nächtliche Rundgänge im Krankenhaus/Lazaret macht. Die Lampe war aber laut Museum eher von einer anderen Bauart.

Als an Statistik Interessierte besuchen wir heute das Florence Nightingale Museum, das sich im St. Thomas Krankenhaus befindet. Florence Nightingale war eine Frau aus der gehobenen englischen Mittelschicht der victorianischen Zeit, die entgegen allen Gepflogenheiten ihr Leben der  Krankenpflege verschrieben hat. Dabei hat sie die Krankenpflege auf neue systematische Beine gestellt und zur Untermauerung ihrer Erkenntnisse aus der praktischen Arbeit statistische Daten in geeigneter graphischer Form dargestellt.

Florence Nightingales Medzinkasten, den sie vorsichtshalber aus England mit auf die Krim genommen hatte
Florence Nightingales Medzinkasten, den sie vorsichtshalber aus England mit auf die Krim genommen hatte

Dies war in damaliger Zeit neu und hat ihr geholfen, Zusammenhänge zu erklären und Maßnahmen durchzusetzen. Ihren großen Einsatz hatte sie im Krieg auf der Krim 1853 – 1856, wo sie mit einer Gruppe von Krankenschwestern erst einmal die Hospitäler umorganisierte und Hygiene einführte und damit drastisch die Sterblichkeit der verwundeten Soldaten reduzierte.

Neugieriges Eichhörnchen im Park des Erzbischofs von Canterbury
Neugieriges Eichhörnchen im Park des Erzbischofs von Canterbury

Die Erkenntnisse wurden später auch in zivilen Krankenhäusern in Großbritannien genutzt. Unterstützt wurde sie dabei von Politikern, mit denen sie gut vernetzt war und durch die Öffentlichkeit, organisiert von der Zeitung The Times. In der Zeit wurden viele Gelder für die Verbesserung der Krankenpflege gesammelt. Auf jeden Fall war sie mehr als nur eine einfache Krankenpflegerin, als die sie gerne dargestellt wird.

Im Café des Gartenmuseums
Im Café des Gartenmuseums

Durch den Park des Erzbischofs von Canterbury gehen wir zum Garten-Museum, wo wir uns einen Tee und einen riesigen Ingwer-Keks genehmigen. Den Besuch des Museums schenken wir uns, da 14 Pfund pro Person für dieses kleine Museum dann doch etwas reichlich sind.

Stattdessen bummeln wir wieder am Ufer der Thames entlang in Richtung Waterloo Station. Dabei kommen wir an der COVID-19 Memorial Wand gegenüber von Westminster und den touristischen Attraktionen wie Dungeons, Sea Life und dem großen Riesenrad London Eye vorbei, das uns aber nicht zur Mitfahrt reizt. Statt dessen gehen wir durch einen Tunnel unter den Gleisen voll mit Graffitis (The Leake Street Arches). Überwältigende Street Art.

Auf unserem Weg zum Florence Nightingale Museum hatten wir in der Lower Marsh Street einen Fresh Food Market gesehen. Leider werden die Stände bereits wieder abgebaut, aber in einem angrenzenden Restaurant bekommen wir ein jeweils gutes Stück Fisch und einen frischen Salat.

Schattenspiele in der Hayward Gallery
Schattenspiele in der Hayward Gallery

Nach diesem tollen Essen gehen wir zur Hayward Gallery in eine Ausstellung von Künstlern mit afrikanischen Wurzeln, die sich in ihren Arbeiten mit afrikanischen Mythen und ihren Wurzeln beschäftigt haben. Eine interessante Ausstellung!

Abends im Bus auf dem Heimweg
Abends im Bus auf dem Heimweg

Danach haben wir uns beide ein Cider am Ufer der Thames verdient und können Leute und die Skateboarder beobachten. Innerlich nehmen wir nun Abschied von London und genießen den Abend. Zurück zu unserem Hotel geht es dann wieder mit der Linie 68 durch den abendlichen immer noch dichten Verkehr.