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Letzter Tag auf der Insel

Da heute unser letzter Tag ist, das Wetter uns freundlich gesonnen ist und wir ihn einfach unten an einem der Strände östlich von Playa de Santiago mit Sonnenbaden und Schwimmen genießen, bleiben uns nur einige zusammenfassende Worte zu unserem Aufenthalt hier.

Fangen wir mit der Insel an: Die Tatsache, dass La Gomera keinen internationalen Flughafen hat (der kleine Flughafen in Playa de Santiago zählt nicht) hilft, die großen Touristenmassen von der Insel fern zu halten. Der Ausnahmezustand ist nur, wenn ein Kreuzfahrtschiff in San Sebastian anlegt. Es gibt natürlich trotzdem reichlich Touristen hier, aber diese treten meist paarweise auf und versuchen sich zu integrieren. Die meisten kratzen so weit es geht ihr Spanisch zusammen, um sich zu verständigen, denn oftmals sprechen die Einheimischen in den Geschäften und Lokalen nichts anderes oder ihr Englisch geht auch nicht über Grundbegriffe hinaus. Wir hatten eine nette Begegnung beim Bäcker, bei dem wir uns gegenseitig beigebracht haben, wie „Frohes Neues Jahr“ in Deutsch und in Spanisch heißt. Die Schilder an den vor ein paar Jahren ausgeschilderten Wanderwegen sind auf Spanisch und Englisch, aber das Zollhaus in San Sebastian hat nur spanische Erklärungen über Columbus, wobei so ein Museum doch ein bevorzugter Anlaufpunkt für Touristen ist, die vor allem aus Nordeuropa (Deutschland, England, Frankreich, Skandinavien) kommen. Auffällig ist auch, dass viele hier hängen geblieben sind, wie z.B. unsere Vermieter, aber auch ein Großteil ihrer Gäste auf der Weihnachtsparty. Zwischendurch sind uns immer mal wieder Leute aufgefallen, die offensichtlich nicht von hier stammen, aber hier wohnen. Auf einem Nachbargrundstück steht ein Schild, auf dem die Namen der Eigentümer angegeben sind – offensichtlich Deutsche. Die Frau, bei der wir am ersten Tag nach dem Weg fragten, kam auch aus Deutschland.

Klaus mit Kater

Shirley, unsere Vermieterin erzählte uns heute morgen, dass wir viel Glück mit dem Wetter gehabt hätten. Normalerweise würde es um diese Jahreszeit auch schon regnen und die Insel grün sein. Wir hatten abgesehen von drei Tropfen keinen Regen und es ist alles sehr trocken und noch weit von der Farbe grün entfernt. Tagsüber war es in der Sonne sehr angenehm warm, aber wenn Wolken aufzogen und der Wind mal wieder garstig über die Terrasse fegte, haben wir dann oftmals mit Fleecejacke und Schal draußen gesessen. Insofern wäre eine Unterkunft 800m niedriger in Playa de Santiago sicherlich deutlich angenehmer gewesen. Auch dort hätten wir sicherlich etwas mit schönem Blick über den Atlantik gefunden, so wie auf dem Foto oben, das den Blick heute abend von unserer Terrasse auf El Hierro zeigt.

Köstlichkeiten unserer Versuchsküche

Aber ob wir dort in solch einer schönen Unterkunft gewohnt hätten mit wunderschönen Gemälden unseres Vermieters an der Wand? Und ob wir dort zur Weihnachtsfeier eingeladen worden wären und auch Hund und Katze uns automatisch zur Familie gezählt hätten? Hätten wir dort auch solch eine gut ausgestattete Küche vorgefunden in der wir unsere kulinarischen Versuche mit der einheimischen Verpflegung machen konnten? Hätten wir dann im Garten die passenden Kräuter und die frischen Zitronen dazu ernten können? Wir wissen es nicht, aber das hat uns jedenfalls gut gefallen hier. Außerdem war Neujahr am Strand deutlich besser als alles was uns zu Hause an Wetterlage erwartet hätte.

Die Fischfabrik

Seit unserer Tour zu den Walen lässt uns die alte Fischfabrik nicht mehr los. Dorthin würden wir gern noch einmal zu Fuß. Leider sind das von uns aus 800m Höhenunterschied und etliche Kilometer Entfernung. Da wir bislang noch keine Wanderkarte erstanden haben (die Touristeninformationen hatten immer geschlossen, wenn wir kamen) wissen wir bislang nicht, wie wir dort hinkommen. Gestern auf unserer Wanderung haben wir zwar einen passenden Wegweiser gesehen, aber von uns ist das einfach etwas zu heftig.

Das Glück ist hold, denn der Supermarkt hatte gestern nachmittag geschlossen. So waren wir gezwungen nach Playa de Santiago zu fahren, um uns für die nächsten Tage zu verproviantieren. Dort gibt es einen Schreibwarenladen. Nach Kaffee und leckerem Kuchen beim Bäcker durchsuchen wir solange den Schreibwarenladen, bis wir endlich eine Wanderkarte finden. Als erfreulichen Seiteneffekt haben wir nun auch für die nächsten Tage Kuchen und Fisch.

Heute morgen rüsten wir uns dann mit Keksen, Bananen und reichlich Wasser für unsere Wanderung aus. Mit dem Auto fahren wir bis Quise. Von dort aus sind es bis Cantera „nur“ noch 500 Höhenmeter. Das erste Stück verläuft als sanfter Abstieg bis wir das Gefühl haben, gleich müsste es senkrecht eine Leiter hinunter zum Strand gehen. Ab dort geht es dann steil in Serpentinen in die Schlucht hinunter. Der Weg ist recht gut gepflegt. Auf dem Schild am Beginn stand, dass dies für die Angestellten der Fischfabrik der Weg zur Arbeit war. Hoffentlich gab es unten Übernachtungsmöglichkeiten, so dass sie den nicht täglich gehen mussten!

Unten steht ein Schild: „Privateigentum“ und ein zweites Schild, das uns den Weg zum Strand weist. Offensichtlich hat sich jemand in den Ruinen der Fischfabrik häuslich eingerichtet. Aber ist solch ein Schild für einen Aussteiger nicht viel zu spießig?

In der Fabrik stehen noch alle Maschinen. Leere Dosen stehen herum und die Deckel bilden auf dem Fußboden ein Muster. Wir fühlen uns wie im Industriemuseum, selbst die Riemenantriebe und der Dieselmotor zum Antrieb sind noch dort. Dazwischen immer wieder Anzeichen von Bewohnern: Kerzen, Feldbetten, Öllampen, Kartoffeln, Vorhänge, schließlich sogar ein kleines Büro mit ungeöffneten Briefen unter einem Stein vom Strand. Vor uns ist schon ein Paar hinabgewandert. Sie hatten sogar zwei Strandliegen gefunden und es sich darauf bequem gemacht. Große Tonnen stehen hinter den Gebäuden, vermutlich als Trinkwasserspeicher. Der ursprüngliche gemauerte Wasserspeicher im Tal ist leer.

Die folgenden Fotos zeigen unseren Weg und die alte Fischfabrik, beziehungsweise was davon nach über 70 Jahren noch übrig ist:

 

Gomera in Sepia

Heute gegen Mittag beschließen wir, doch noch aktiv zu werden. Uns lockt schon seit Tagen der Montana del Clavario, auf den wir die ganze Zeit schauen. Izik hatte mir am ersten Tag erzählt, dass man drum herum wandern könne und unterwegs verlassene Hütten finden würde.

Wir laufen also durch den Ort auf den Berg zu und biegen nach rechts auf einen Wanderweg ab. Dieser führt zu etwa einem Drittel um den Berg herum und biegt dann nach rechts ins nächste Tal ab. Also verlassen wir den Weg und folgen ausgetretenen Pfaden querfeldein. Dabei finden wir Unmengen an braunen Glasflaschen. Dann neigt sich das Gelände wieder steil bergab in das nächste Tal hinein. Wir klettern am Hang entlang bis es uns zu steil wird, also gehen wir ein Stück zurück und rasten im Schatten einer Dattelpalme, die  zu einem verlassenen Hof gehört. Es ist unglaublich still. Kein Vogel ist zu hören, kein Auto, kein Hund nur der Wind rauscht gelegentlich in den Palmen. Wir genießen den Blick über das Tal und beschließen umzukehren. Statt jedoch den gleichen Weg zu nehmen, klettern wir ein Stückchen höher und finden dort oben wieder einen neuen Pfad, der deutlich weniger atemberaubend doch noch durch einen Pass im nächsten Bergrücken führt. Auf der anderen Seite folgen wir ausgetretenen Ziegenpfaden und entdecken noch eine verlassene Hütte. Die Tür ist sorgfältig verschlossen mit einem Vorhängeschloss. Durch die Ritze kann man noch ein paar Gegenstände erspähen, aber das Dach ist an einer Stelle längst eingebrochen. Ob die Besitzer wohl vorhatten wieder zu kommen?

Da sich die ganze Wanderung sehr sepia anfühlte, hier die Bilder auch in Sepia:

 

Weston Super Mare Grand Pier

Heute morgen steht der vorletzte Programmpunkt an: Nach Weston Super Mare zum Grand Pier. In Weston Super Mare war ich schon einmal 1982 als Schülerin. An ein Pier, geschweige denn einen Strand, kann ich mich nicht erinnern.  Was ist an einer Seebrücke nun so besonderes? Bei uns in Deutschland halten dort tagsüber die Ausflugsdampfer und nachts sitzen dort die Angler. Ansonsten kann man das Meer anschauen ohne gleich Sand in den Schuhen zu haben. Jugendliche springen bei entsprechendem Wetter gern von dort ins Wasser und man kann von oben die Quallen besser sehen. Und sonst? Ach ja, in Grömitz gibt es eine Tauchgondel und Heiligenhafen baut gerade eine neue Seebrücke. Die in Niendorf ist im letzten Winter davon geschwommen und da sie wohl keiner braucht, ist sie nur noch halb so lang wie vorher. Also, was soll an einer Seebrücke schon besonderes sein?

Im Eingang zur Grand Pier

Aus den USA kennen wir auch Seebrücken mit Fischrestaurants, Fischgeschäften und Serviceeinrichtungen für Angler.

Hier in Weston Super Mare beginnt die Überraschung schon am Eingang. Die Seebrücke öffnet erst um 10 Uhr. Wir sind früher da, denn wir bekommen eine Führung. Immerhin ist der Eintritt frei, aber auf den ersten Metern ist das Meer und der Strand nicht zu sehen: rechts und links Imbissbuden und Andenkenläden. Darüber wehen bunte Wimpel. Über die lange Brücke geht es zu einem großen Gebäude am Ende der Brücke. In der Mitte ist ein geschützter Gang, so dass sich hier niemand Wind und Wetter aussetzen muss.

Japanischer Servicetechniker bei der Arbeit

Im Gebäude dann die nächste Überraschung: Wir stehen in einem Vergnügungspark. Wozu man den auf eine Seebrücke baut, hat sich mir nicht erschlossen, an Land wäre das sicher billiger, aber vielleicht ist bei uns das Wetter einfach besser, zumindest an der Ostsee. An der Nordsee fallen mir keine Seebrücken ein.

Rings um uns herum stehen Automaten, in die man Geld wirft, in der Hoffnung durch viel Geschicklichkeit eine billige Plüschfigur oder ähnliches Made in China zu erhaschen. Besucher sind noch keine unterwegs, aber japanische Servicetechniker warten eine neue Maschine und britische Servicetechniker schleppen Münzen in großen Eimern davon.

Münzen in Eimern

Aber das ist längst nicht alles: Wir werden von einer jungen Frau begrüßt, die uns das komplette Gebäude zeigt. Sie ist hier die Chefin. Zusammen mit ihrem Bruder hat sie dies alles aufgebaut. Als sie die Pier vor ein paar Jahren kauften, stand auf ihr ein denkmalgeschütztes Gebäude, das bereits einen Vergnügungspark beinhaltete.  2008 brannte das Gebäude nieder und so konnten sie unbeschwert von Denkmalschutzauflagen ein Gebäude bauen, das all ihre Wünsche erfüllte. Auch für die Besucher bleiben nicht nur Daddelautomaten, sondern Bars, Cafés, verschiedene Veranstaltungsräume, ein 4D-Kino, Auto-Scooter, und und und.  Wer will, kann auch den großen Saal mieten.  Dann werden alle Automaten mal eben rausgeschoben. Sie erzählt ganz locker von den Millionen, die hier investiert wurden und wie sie ihre Vorstellungen gegenüber Architekten und Baufirmen durchgesetzt haben.

Ein Industrieroboter im Vergnügungspark

Wir sehen einen Film in 4D (Wasserspritzer, Rütteln, Nebel und Seifenblasen inklusive), besuchen die Überwachungszentrale, das Münzlager, die großen Säle, probieren das Café  und zwei von uns haben das zweifelhafte Vergnügen, sich von einem Industrieroboter durch die Luft katapultieren zu lassen. Wir sind schwer beeindruckt, insbesondere von dem Mut, solche Summen zu investieren und so sicher zu sein, dass das Spiel aufgeht, dass die Leute ohne Eintritt in ausreichender Zahl auf die Pier strömen, um dann ihr Kleingeld bei all den Vergnügungen zu lassen. Als wir die Pier verlassen, ist 10 Uhr längst vorbei und dass die Besucher nun in Strömen auf die Pier drängen, ist nicht zu übersehen.

Der Eingang zur Grand Pier nach 10 Uhr

Anschließend endet dieser kurzweilige Besuch in Bristol für uns mit einem gemeinsamen Mittagessen in einem Restaurant auf dem Weg zum Flughafen.

Die SS Great Britain

Der heutige Nachmittag steht zur freien Verfügung. Wir haben die Auswahl, uns der Besichtigung eines alten Gutshauses anzuschließen oder etwas eigenes zu tun. Wir beschließen, dass wir die SS Great Britain noch einmal besuchen wollen, die wir vor ein paar Jahren schon einmal besichtigt hatten. Sie wurde vom legendären Brunel gebaut, der auch die Hängebrücke über die Avon Schlucht gebaut hat.

Das nachgebaute Ruder und der nachgebaute Propeller der SS Great Britain

Das Besondere an dem Schiff ist, dass es zum einen das erste Stahlschiff war, welches für Atlantiküberquerungen gebaut wurde. Zum anderen hatte es als erstes derartiges Schiff eine Propellerschraube als Antrieb statt des bis dahin üblichen Schaufelrads und es hatte ein balanciertes Ruder. Mit einer Länge von 98 Metern war es zudem im Jahr der Fertigstellung 1845 das größte existierende Schiff. Für die Atlantiküberquerung erreichte es damals eine neue Rekordzeit.

Das wunderschön erneuerte Heck

Bei der Taufe ging so einiges schief und das schien sich im Laufe der Zeit fortzusetzen. Es wurde mehrfach repariert und überarbeitet, bevor es 1886 außer Dienst gestellt wurde und anschließend 50 Jahre lang auf den Falkland-Inseln als schwimmendes Lagerhaus diente. 1937 endete auch diese Phase und man versuchte das Schiff in einer Bucht zu versenken und es dort verrotten zu lassen.

Unter Deck

30 Jahre später war davon jedoch noch genügend über, um einige Leute auf die Idee kommen zu lassen, dieses historische Schiff nach Bristol an seinen Bauort zurückzuholen. Dies passierte dann tatsächlich in einer sehr spektakulären deutsch-englischen Gemeinschaftsaktion zusammen mit der Firma Harms Bergung.  Die BBC hat darüber einen sehr sehenswerten Film gedreht. Die SS Great Britain liegt nun in ihrem ehemaligen Dock auf dem Trockenen.

Eine Nachbildung der Kombüse

Dort ist ein Museum entstanden. Das Schiff selbst wurde in einen Zustand versetzt, der einerseits am Unterwasserschiff den Verfallszustand zeigt, andererseits das Deck und das Innere im Zustand nach dem Bau zeigt, als es für Atlantiküberquerungen genutzt wurde. In vielen liebevollen Details ist das Leben an Bord eines solchen Schiffes vor 150 Jahren nachempfunden, so dass es wie eine Zeitreise für die Besucher ist. Wir verbringen viel Zeit damit, alles anzuschauen und uns vorzustellen, wie es wohl an Bord gewesen sein mag. Um das Schiff herum wurde eine Glasdecke auf Höhe des Wasserspiegels eingezogen, so dass es so aussehen soll, wie die Wasseroberfläche. Darunter kämpfen Belüftungs- und Entwässerungsanlagen darum, dass Unterwasserschiff trocken zu halten.