Archiv der Kategorie: Bahamas 2013

Flug nach Nassau und Segeltour mit einem gecharterten Boot

Krebse beim Bergsteigen ertappt

Logbuch:

9:00 Verlassen die Mooring vor Shroud Cay und setzen Groß und Genua. Wind ESE  4 Bft

9:20 Passieren Spitze Elbow Cay

9:50 Wind hat aufgefrischt und wir stecken Reff I ins Groß

11:00 Position 24°23,5’N 076°45,3’W der Wind hat noch weiter aufgefrischt und wir bergen das Groß

11:30 Position 24°21,6’N 076°44,1’W wir müssen nun fast gegen den Wind und starten die Maschine

12:17 Position 24°22,1’N 076°40,9’W per Funk wird uns von Exuma Nationalpark Warderick Wells Cay die Mooring Boie 21 zugewiesen

13:15  Fest an der Mooring Boie in Warderick Wells Cay

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Heute wollen wir zu unserem südlichsten Ziel aufbrechen. Der übliche Ablauf hat sich mitlerweile eingespielt, aber diesmal wache ich schon eine Stunde früher auf. Irgendetwas ist anders und das steckt tief drin, solange sich vor Anker die Geräusche nicht verändern ist alles gut. Wenn es plötzlich ruhig wird, ist das ein Alarmzeichen. Aber wahrscheinlich lag es nur daran, dass der Mond aufgegangen ist und es plötzlich hell ist. Der Wind hat etwas abgenommen, dadurch ist es ruhiger und die Geräusche, die sich in der Koje anhörten, wie Kinderstimmen, entpuppen sich draußen im Cockpit als ein leise quietschender Lümmelbeschlag (die Verbindung zwischen Baum und Mast). Hinter uns ist in der Nacht noch eine weitere große Motoryacht vor Anker gegangen. Beruhigt gehe ich wieder schlafen.

Schnecke
Schnecke

Die Tour ist diesmal nicht so angenehm. Wir müssen sehr hoch ran, das gefällt der Lady nicht und Seegang mag sie auch nicht. Wir reffen erst das Groß und nehmen es schließlich ganz weg. Dabei träumen wir von unserer Lorrikeet, die sich jetzt auf die Seite legen und mühelos durch die Wellen gleiten würde. Die Lady legt sich zwar auch auf die Seite, aber da sie keine tiefe Bilge hat, taucht das Wasser aus der Bilge an den unmöglichsten Stellen wieder auf. Ich fange an mir Sorgen um die Elektrik zu machen. Das Wasser müssen wir unbedingt abpumpen! Im Bad riecht es nach Benzin. Wahrscheinlich leckt der Reservekanister vom Dinghi bei der Schräglage etwas. Wir kontrollieren ihn, können aber nichts feststellen, also lüften wir kräftig. Als Klaus sich an der Steuersäule abstützt schaltet sich plötzlich der Kartenplotter aus. Glücklicherweise erholt er sich wieder, als er die Steuersäule loslässt. Im Seegang löst sich auch das Gestänge vom Bimini, aber wir bekommen es schnell wieder fixiert. Das Schiff ist zwar sehr komfortabel, aber für härteres Wetter nicht wirklich gemacht. Kein Wunder, dass wir diese Boote auf der Ostsee so oft motoren sehen.

Tote Mangrove
Tote Mangrove

Das letzte Stück nach Warderick Wells Cay müssen auch wir die Segel bergen und motoren. Es geht genau gegenan und kreuzen macht mit der Lady keinen Spaß. Über Funk melde ich uns beim Nationalpark an und bekomme die Boje mit der Nummer 21 zugeteilt. Die Mooring liegt in einem engen Seitenarm eines Cuts. Der Seitenarm hat die Form eines Angelhakens. Am Eingang liegen ein paar Korallenriffe, weiter drin wird er von Sandbänken begrenzt. Gleichzeitig geht noch ein starker Strom. Diese Einfahrt ist wirklich ein Nervenkitzel. Die vorletzte Boje ist dann glücklicherweise endlich unsere.

Kultstätte für Seeleute auf Booboo Hill
Kultstätte für Seeleute auf Booboo Hill

Während das Teewasser vor sich hin köchelt, hole ich etwa 50 Liter Wasser aus der Bilge. Nach dem Tee und ein paar Keksen machen wir uns auf den Weg, die Insel zu erkunden. Wir ziehen Badesachen und Schnorchelshirts an, da die Tour mit dem Dinghi meist ein feuchtes Vergnügen ist. In einer Plastiktüte nehmen wir eine Boxershort und ein Strandkleid mit. So sind wir an Land dann einigermaßen akzeptabel bekleidet. Klaus zieht seine Wandersandalen an und ich meine Neoprenschuhe.

Im Nationalparkzentrum zahlen wir unseren Obolus, erhalten ein paar Informationen und machen uns anschließend auf den Weg ins Inselinnere. Der Weg führt über zerklüfteten Sandstein mit scharfen Spitzen und tiefen Löchern, aber auch durch Mangroven und ein Stückchen durch‘s Wasser. Auf dem Booboo Hügel ist ein großer Haufen an Brettern, die von verschiedensten Booten stammen. Der Legende nach ist hier in der Nähe ein Schiff untergegangen, niemand wurde gefunden, der ein christliches Begräbnis bekommen konnte und die Geräusche auf dem Booboo Hügel bei Vollmond seien die Geister der verstorbenen Seeleute. Wenn man nun eine Gabe auf den Hügel legen würde, dann soll das eine glückliche Reise verschaffen. Wir haben leider nichts dabei.

Schöner Blick über die Nordspitze von Warderick Wells Cay
Schöner Blick über die Nordspitze von Warderick Wells Cay

Wir schauen uns als nächstes die Blow Holes an. Löcher im Fels, aus denen bei mehr Seegang wahrscheinlich Wasser hoch schießt. Das legen jedenfalls die verstreuten Muscheln nahe. Heute ist der Seegang nicht stark genug, aber die Luft, die aus den Löchern schießt und die Geräusche die das verursacht, sind auch schon sehr eindrucksvoll.

Kleiner Einsiedlerkrebs beim Bergsteigen
Kleiner Einsiedlerkrebs beim Bergsteigen

Von hier aus führt der Pfad ein Stückchen nach Süden über die Steilklippen und dann hinunter zum Strand. Uns fallen hier immer wieder Schneckenhäuser auf, die sich eher ruckartig bewegen, bei näherem Hinsehen, entdecken wir unterschiedlich große Einsiedlerkrebse, die den Berg hoch klettern. So etwas kurioses haben wir noch nie gesehen! Als wir den Strand verlassen und wieder den Hügel hinauf klettern, entdecke ich plötzlich einen sehr großen Krebs direkt auf unserem Pfad. Er ist etwa 30 cm breit und hat sehr eindrucksvolle Zangen. Was nun? Das Unterholz ist zu dicht für einen Umweg. Vorsichtig werfe ich ein kleines Stückchen Holz in seine Richtung. Er geht in Angriffsstellung. Als müssen wir ihn tatsächlich verscheuchen. So trauen wir uns mit unseren nackten Beinen nicht vorbei. Klaus bewaffnet sich mit einem Stock und kann ihn damit zur Flucht bewegen. Genervt verkriecht sich der Krebs unter einer Palme und wir können vorbei.

Angriffslustiger Landkrebs
Angriffslustiger Landkrebs

Auf dem Rückweg treffen wir noch einen Bahama Yellowthroat (Bahama Goldkehlchen?), einen Hutia und jede Menge Eidechsen. Der Fels ist hier durchlöchert und das Laufen mit den Neoprenschuhen nicht so angenehm. Vor uns steht mit einem Mal eine Leiter. Sie führt mehrere Meter tief in eine Höhle hinab. „Murphy‘s Hideaway“ steht auf einem Schild. Wir sparen uns das und laufen weiter. Diesmal geht es über eine kleine Brücke über das Wasser. Wir treffen zwei Männer, die uns erzählen, sie hätten in dem flachen Wasser eben einen kleinen Hai gesehen, aber nun sei er weg. Wir sehen ihn nicht.

Murphy's Hideaway
Murphy’s Hideaway

Mit dem Dinghi fahren wir anschließend zur Yacht „Aragon“, die wir beim Einlaufen entdeckt hatten. Mit ihr ist das französich-kanadische Pärchen unterwegs, die uns in Nassau so nett geholfen hatten. „Willommen im Paradies“ ruftz uns Claire freudestrahlend zu. Leider haben sie heute abend keine Zeit mehr für einen Besuch bei uns an Bord. Sie haben schon alles verstaut und bereiten sich auf eine frühe Abreise morgen früh vor.

Dinghi-Expedition in die Mangroven

Logbuch:

9:05 Anker auf Normans Cay

10:30 Fest an Mooring des Exuma Land and Sea Park W-Seite von Shroud Cay

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Auch heute wachen wir wieder pünktlich mit Morgengrauen auf und gehen um 9 Uhr Anker auf. Unser Ziel ist Shroud Cay am nördlichen Ende des Nationalparks. Um halb elf angeln wir den Festmacher einer Mooring Boje aus dem Wasser und liegen nun zum ersten Mal nicht in einem der Cuts, den Verbindungen zwischen der Bank und dem Sund, in denen der volle Gezeitenstrom gurgelt, sondern in einer Bucht auf der Westseite, ein Strom läuft hier kaum.

Seesterne im Flachwasser am Strand
Seesterne im Flachwasser am Strand

In den Hinweisblättern der Charterbasis stand die Empfehlung, mit dem Dinghi eine Tour auf die Nordseite der Insel zu machen und in einen Fluss einzulaufen, der 3 Stunden vor und nach Hochwasser befahrbar sein soll. Bevor wir das tun und mal wieder professionell ausgerüstet aufbrechen, landen wir noch an dem kleinen Strand, hier soll man die Gebühr für die Mooring bezahlen. Dazu müssten wir erst einmal wissen, wieviel wir denn bezahlen sollen: Am Strand steht ein Briefkasten. An der Seite ist ein Fach mit Umschlägen und Kugelschreiber. 15 $ kostet unsere Schiffsgröße – na, das geht ja.

Mangroven
Mangroven

Dann fahren wir weiter. Ich finde es immer ein komisches Gefühl, mit nichts als dem Dinghi, einer Flasche Wasser und einem Handfunkgerät unser Boot zu verlassen und auch nicht mehr sehen zu können. Abschließen können wir das Boot nicht. Genauso wenig wie die Uhr hat hier irgendeines der Schlösser das Klima bislang überlebt. In Nassau hatte man uns noch eingeschärft, auf keinen Fall den Zündschlüssel abzuziehen.

Öffnung des Mangroven-Flusses zum Sund
Öffnung des Mangroven-Flusses zum Sund

Die Einfahrt in den Fluss finden wir mühelos. Gleich zu Beginn tauchen links und rechts die ersten Mangroven auf. Sie sind jedoch viel kleiner als die Mangroven, die ich bislang in anderen Teilen der Welt gesehen habe. Faktisch füllt sich bei Hochwasser das gesamt Innere der Insel mit Wasser. Der Fluss ist vollkommen klar, Fische sehen wir nur wenige, ein Reiher flieht vor uns. Außer unserem Motor hören wir keine Geräusche, kein Vogel singt, keine Fliege summt, einfach nichts. Selbst das Mückenschutzmittel bleibt ungenutzt.

Junge Mangroven-Pflanze
Junge Mangroven-Pflanze

Noch etwas irritiert uns, warum strömt uns das Wasser entgegen? Sollte mit auflaufend Wasser das Wasser nicht in den Fluss strömen? Hinter einer Biegung wartet die Lösung des Rätsels: Es gibt einen Seitenarm, der in den Sund mündet. Von hier strömt das Wasser in den Fluss. Später lese ich, dass hier in den 60er Jahren ein Segler auf seinem Boot gelebt hat und am Strand eine kleine Hütte gebaut hat. In den 80er Jahren haben hier die Drogefahnder in der Hütte kampiert, um die Flugbewegungen auf Norman’s Cay zu beobachten. Ab hier haben wir nun auch die Strömung mit uns.

Mit dem Dinghi am Strand
Mit dem Dinghi am Strand

Zwischendurch liegen immer wieder einzelne Bojen, die uns mit der Aufschrift „SLOW“ mahnen, langsam zu fahren. Keine Sorge, das tun wir schon, denn das Wasser ist noch nicht tief. An einer Stelle fahren wir fest und müssen aussteigen und schieben. Pötzlich taucht vom Sund her ein Wasserflugzeug im Tiefflug auf und braust über uns hinweg. Bislang hatten wir den Eindruck hier alleine zu sein. Am Ende drehen wir um und fahren zurück. Ein weiteres Dinghi kommt uns entgegen.

Curly tailed lizard (Ringelschwanzechse?)
Curly tailed lizard (Ringelschwanzechse?)

Dicht neben der Mündung hatten wir auf der Hinfahrt einen netten Strand gesehen. Hier machen wir nun Pause und nach einem kleinen Picknick aus Wasser und Studentenfutter gehen wir schnorcheln. Wir entdecken ein paar kleine Fische und einen Einsiedlerkrebs in einer Conch.

Zurück an Bord holen wir noch Geld, um brav unsere Gebühr im Briefkasten zu entrichten. Leider haben wir es nicht passend und so geben wir halt noch 5$ Spende hinzu.

Einsiedlerkrebs in einer Conch
Einsiedlerkrebs in einer Conch

Nach unserm Abendessen mit echt hamburgischem Bauernfrühstück, als es bereits stockfinster ist, taucht noch ein Licht am Horizont auf. Eine große Motoryacht tastet sich hinein und wirft schräg hinter uns den Anker. Nun liegen wir hier mit 8 Schiffen, wie letzte Nacht auch, nur dass diesmal die Hälfte davon riesige Motorboote sind. Während man zwei Boote weiter mit gewaltigen Scheinwerfern die Welt unter Wasser illuminiert, sitzen wir bei Kerzenschein. Als ich das Netbook einschalte, meldet es mir plötzlich Drahtlosnetzwerke. Ich schaue mal neugierig nach: Es sind die WLAN-Netze von drei Nachbarbooten. Selbst mit einer Mobilfunkverbindung haben wir hier Schwierigkeiten. Die letzten Tage hatte ich noch versucht über den Hotspot von Klaus‘ ipad ins Internet zu kommen. Leider vergeblich, die Verbindung war einfach zu langsam und so schreibe ich das Blog erst einmal offline. Es war uns gerade noch gelungen, die Wetterdaten mit dem ipad abzurufen.

Bahamas – baha mar – flaches Meer

Logboch:

9:00 Auslaufen Alans Cay und setzen Groß und Genua. Wir stellen fest, dass die Bilge seit heute Morgen vollgelaufen ist. Scheinbar sollte das Seeventil in der Bilge nicht geöffnet werden. Also – Bilge lenzen!

9:50 Highborn Cay Anstuerung querab.

11:10 Runden Normans Stake

12:15 Anker nieder vor Normans Cay Club (Ruine)

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Gestern abend waren wir pünktlich in der Koje. Die Nacht war deutlich erholsamer als die letzte und heute morgen wache ich mit dem ersten Morgengrauen auf. Ich setze mich nach draußen ins Cockpit und schaue wie es langsam heller wird. Die Sonne bekommen wir erst später zu sehen. Im Osten stehen noch dicke Wolken. Anscheinend haben wir nun auch die Nerven für Experimente, denn wir drehen ein bislang verschlossenes Seeventil in der Hoffnung, dass dann auch endlich die Bilgepumpe läuft. Sie tut das auch endlich und legt zwischendurch immer wieder Pausen ein.

Hübsche kleine Insel in Norman's Cut
Hübsche kleine Insel in Norman’s Cut

Um 9 Uhr gehen wir Anker auf und stellen kurz danach fest, dass das Wasser schon bis an die Bodenbretter steht. Die Bilgepumpe ist schon ganz heiß. Wir schalten sie aus, machen das Seeventil wieder dicht und während Klaus mit der Handpumpe und der Pütz die Wassermassen bekämpft, segele ich die Lady Richtung Süden. An der Ansteuerung nach Highborne Cay kommt noch mal die Gewissensfrage: haben wir ein Problem oder nicht? In Highborne ist eine Marina, hier könnte ich noch abbiegen statt nach Süden abzubiegen. Klaus hat schon ca. 200 Liter Wasser ins Cockpit geschüttet, die an meinen Füßen vorbei nach hinten gerauscht sind. Langsam macht mich das unruhig, aber er meint, er habe die Lage nun im Griff und ich könne weiter nach Süden segeln.

Ein Kugelfisch versteckt sich im Flugzeugwrack
Ein Kugelfisch versteckt sich im Flugzeugwrack

Eine Stunde später sind wir an der Abzweigung zu unserem angestrebten Ankerplatz im Süden von Norman‘s Cay. Diesmal sind wir nicht alleine. Mit uns waren drei andere Yachten auf dem Weg nach Süden und am Ankerplatz liegen auch schon einige. Vorsichtig tasten wir uns hinein. Norman‘s Cay hat die Form eines großen A. Unser Ankerplatz liegt am unteren linken Schenkel des A. Hier ist eine Verbindung von der flachen Bahama Bank zum tieferen Sund auf der Ostseite der Exumas. Das heißt hier geht der Gezeitenstrom hindurch und es ist stellenweise etliche Meter tief, aber am Rand zu den Ankerplätzen wird es auch sehr schnell flach.

Barrakuda
Barrakuda

Der Anker geht während eines Schauers zwischen zwei anderen Yachten nieder. Wir liegen recht dicht beieinander und müssen schauen, wie sich die Yachten beim Tidenwechsel drehen, damit wir uns nicht zu nahe kommen. Solange warten wir noch ab, bevor wir die Umegbung erkunden. Zwischen den unteren Enden der beiden Schenkel des A liegt ein Flugzeug, dass hier vor längerer Zeit abgestürzt ist. Damals residierte auf Norman‘s Cay ein Drogenbaron und das Flugzeug gehörte wohl ihm. Reste der Kanzel ragen noch aus dem Wasser.

Presifrage: Wie bekommt man ein neues Auto auf so eine kleine Insel?
Presifrage: Wie bekommt man ein neues Auto auf so eine kleine Insel?

Wir rüsten unser Schlauchboot aus und als alles klar zu gehen scheint beim Tidenwechsel machen wir uns auf den Weg. Wir ankern neben dem Flugzeug und Klaus schnorchelt hin und macht ein paar Fotos. Er trifft ein paar neugierige Fische und einen Barrakuda. Ich hatte gelesen, dass sich in dem See an der Spitze des A, der einen sehr engen Zugang zum Sund hat, die Hammerhaie zur Paarungszeit treffen, wann auch immer das ist.

Norman's Cay Airport Terminal A
Norman’s Cay Airport Terminal A

Anschließend machen wir noch einen Ausflug an Land und erkunden ein Stück. Ein Schauer durchweicht uns gründlich, aber das stört uns bei der Wärme nicht. Vor uns startet plötzlich ein Flugzeug aus dem Busch. An der Pier wurde bei unserer Ankunft jede Menge Gepäck auf ein Motorboot verladen, wahrscheinlich kann das im Flieger nicht mit. Beim Weitergehen finden wir auch die Start- und Landebahn. Etliche Ruinen sind hier zu finden.  In den 80er Jahren hat hier ein Drogenboss residiert. Er hat wohl auch den Flughafen gebaut. Hinter der Startbahn gibt es ein paar Ferienhäuschen und eine Bar, die jedoch geschlossen hat.

Strand auf Norman's Cay
Strand auf Norman’s Cay

Wir machen noch einen Strandspaziergang und drehen dann um, denn die Sonne geht bald unter. Währenddessen versuchen uns die örtlichen Insekten auszusaugen. Schnell weg hier und zurück an Bord! Dort mixt uns Klaus aus den Resten des scheußlich süßen Kokosnussrums, den uns die Charterbasis an Bord gestellt hatte, einer Zitrone und etwas Cranberry-Saft einen netten Drink und wir genießen den Sonnenuntergang.

Weihnachtsessen für Iguanas: Blumenkohl

Die Nacht war unruhig. Zwischendurch knackt es immer wieder. Wir glauben es sei die Bilgepumpe, die automatisch anspringt, aber wir hören nichts pumpen. In der Bilge steht ein wenig Wasser. Erst morgens finden wir dann heraus, dass es das große Netz ist, in dem wir Obst und Gemüse lagern. Es ist mit Kabelbindern und Leinen am Handlauf in der Kajüte aufgehängt. Im Seegang schaukelt es schwer beladen hin und her und verursacht die knackenden Geräusche. Hinter dem Boot pflügt unser Dinghi durch die Wellen. Ab und zu schlagen Wellen krachend unter das Heck. Die Ankerkette klackt, wenn zwischenzeitlich die Spannung nachlässt. Im Rigg klappern die Wanten. Alles Geräusche, die völlig ok sind, aber an die wir uns erst noch gewöhnen müssen.

Unser wunderschöner Ankerplatz
Unser wunderschöner Ankerplatz

Wir sind morgens etwas gerädert, aber nach einer Katzenwäsche, zwei großen Bechern heißen Tee und einem netten Frühstück in der Sonne geht es uns besser. Trotzdem bleiben wir heute hier. Wir haben die Iguanas auf Leaf Cay noch nicht gesehen, außerdem haben wir uns einen faulen Tag nun wirklich verdient. Ich mache das Radio an, aber UKW-Sender sind hier keine mehr zu empfangen. Wir sind nun etwa 70 km von Nassau entfernt. Kurz nach dieser Feststellung knackt es im Funk und klar und deutlich meldet sich die Station Highbourne Cay von der bewohnten Nachbarinsel. Es folgen der Wetterbericht und die Öffnungszeiten der Servicestationen.

Der Strand von Leaf Cay
Der Strand von Leaf Cay

Vor Allen‘s Cay scheint ein Seehund zu schwimmen. Ein Blick durch das Fernglas bringt Klarheit: Es ist bloß eine Kokosnuss. Wo wir das Fernglas schon mal vor den Augen haben, inspizieren wir auch den Strand von Leaf Cay, die Insel, die uns vor dem Seegang aus Osten abschirmt. Siehe da, am Strand sind deutlich einige Iguanas zu sehen.

Vorwitziger Bahama Mockingbird
Vorwitziger Bahama Mockingbird

Im Laufe des Morgens verlassen die anderen Boote die Bucht. Wir machen statt dessen unser Dinghi einsatzbereit. Vorher müssen wir jedoch den schweren Außenborder von seinem Aufbewahrungsort am Heckkorb hinunter in das Schlauchboot befördern. Wir bauen schließlich mit Hilfe des Biminigestells einen Flaschenzug und fieren ihn vorsichtig herunter. Er wiegt gefühlte 30 Kilo. Man hatte uns gesagt, dass wir ihn zwischen den Inseln am Dinghi lassen dürfen, ihn aber für die großen Überfahrten wieder am Heckkorb verstauen sollen. Wie gut, denn jeden Tag wollen wir die Prozedur nicht machen. Da wir nun völlig allein sind an diesem Ankerplatz, rüsten wir das Dinghi gut aus: Anker, Trinkwasser, Schwimmwesten, Sonnenhüte und Handfunkgerät sind mit dabei. Dann gehen wir auf unsere kleine Expedition. Es ist kurz vor Mittag und der Gezeitenstrom am Ankerplatz hat etwas nachgelassen. Mit dabei haben wir auch Obstschalen und den Strunk und die Blätter unseres gestrigen Blumenkohls. Die wollen wir auf der Insel der Kompostierung überlassen, statt sie weiter spazieren zu fahren.

Iguanas am Strand von Leaf Cay
Iguanas am Strand von Leaf Cay

Als wir am Strand anlangen, kommen die Iguanas gleich neugierig anmarschiert. Insbesondere die kleineren Exemplare marschieren neugierig vorne weg. Solange wir uns nicht viel bewegen, kommen sie immer näher. Der Revierführer hatte gewarnt, dass die Tierchen beißen können. Wir bleiben also zu Beginn respektvoll in der Nähe unseres Schlauchboots, um uns bei Bedarf schnell in Sicherheit bringen zu können, aber dann merken wir, dass sie abhauen, wenn wir uns hektisch bewegen.

Iguanas am Strand von Leaf Cay
Iguanas am Strand von Leaf Cay

Außer den Iguanas kommt noch ein Vogel in der Größe einer Dohle an. Er ist sehr neugierig und kommt bis vor unsere Füße. Klaus geht mit unseren Gaben ein Stück abseits, und deponiert sie hinter einem Baum. Wir wollen die Tiere nicht füttern, sie sollen nicht lernen, Menschen mit Futter in Verbindung zu bringen. Wahrscheinlich ist es dafür aber bereits zu spät. Der Vogel hat die Sache sofort kapiert und liefert sich einen heftigen Kampf mit noch einem ganz winzigen Iguana. Sofort macht sich der Chef der Bande auf den Weg, um die Sache in Augenschein zu nehmen. Insbesondere die Blumenkohlblätter sind heftig umkämpft. Iguanas gehören mit zu den größten eingeborenen Tiere der Bahamas.

Iguanas am Strand von Leaf Cay
Iguanas am Strand von Leaf Cay

Von Norden zieht eine dicke schwarze Wolke herauf. Wir brechen unseren Ausflug ab und fahren zurück an Bord. Unsere Hoffnung, das Salzwasser im kommenden Schauer abzuspülen erfüllt sich nicht: Wir bekommen vom Schauer nur den Wind und ein paar Tropfen ab.

Spätnachmittags kommt ein großer Katamaran in die Bucht und geht neben uns vor Anker. Ich zaubere gebratene Paprika mit hartgekochten Eiern und Tahin auf den Tisch und wir finden auf Mittelwelle tatsächlich einen lokalen Radiosender. Der Wetterbericht verspricht, dass das Tiefdruckgebiet, welches uns mit kräftigem Wind und Schauern versorgt nach Südosten abziehen soll. Währenddessen hat der Krisenstab in Nassau getagt: Aufgrund des starken Windes wurde der Beginn der Junkanoo Parade auf 3 Uhr morgens verschoben: Die sind echt hart im Nehmen hier!

Allerdings kann ich verstehen, dass sie mit ihrem Kopfschmuck keine Sturmböen mögen und bei den Dekorationen aus Pappmaché keine Regengüsse.

Weihnachten auf See

Logbuch:

Wasser voll getankt

Wettervorhersage:

Di. Breezy, 14mph NNE

Mi. Windy, 18mph ENE

Do. Breezy, 12mph E

HW@Nassaau 12:09 EST

 

!0:00 Diesel und Gemisch für Dinghy vollgetankt. Es geht los! Ablegen Nassau

11:00 Passieren Porgee Rock unter Maschine und gehen auf Kurs Alans Cay

12:00 Standort 25°00’N 077°11’w

14:10 Standort 24°53’N 077°01’W Haben die Yellow Bank passiert und uns unseren Weg durch die Riffe gebahnt

16:40 Anker nieder in Alans Cay. Es hätte auch nicht später sein dürfen, da man Unterwasserhindernisse nicht mehr sieht.

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Während wir hier in Allen‘s Cay vor Anker liegen, draußen der Wind heult und wir hoffen, dass das nur ein Schauer ist, der bald vorbei ist, versuche ich mal die Ereignisse des Tages zusammenzufassen.

Lady Marceline in der Bay Street Marina Nassau
Lady Marceline in der Bay Street Marina Nassau

Heute morgen haben wir den Wecker um 6 Uhr klingeln lassen. Gegen halb sieben wird es hell und wir haben viel vor. Bevor wir auslaufen können, muss noch Frischwasser nachgefüllt, das Dinghi betankt , Diesel aufgefüllt und noch ein paar letzte Fragen geklärt werden. Trotzdem pünktlich bereit sind, dauert es dann doch noch bis alles bereit ist. Die Marina ist noch im Bau und so gibt es noch keine Sanitäranlagen und wir probieren morgens mal unsere bordeigene Dusche aus. Das geht prima und mit über 300 Liter Wasser an Bord, dürfen wir sie sogar gelegentlich mal nutzen. Unsere Versuche, einen Wetterbericht über Funk zu empfangen schlagen fehl. Wir hören zwar, wie jemand noch einmal nachfragt, aber den eigentlichen Wetterbericht hören wir nicht. Der Chef der Cahrterbasis schreibt uns freundlicherweise den Wetterbericht der nächsten Tage auf. Erst um kurz nach 10 Uhr können wir endlich los. Wir gewöhnen uns erst einmal an den Motor. Lady Marcellina, so heißt unser Boot ist recht kräftig motorisiert. Wir fahren an den Anlegern vorbei, wo etliche ziemlich verrostete kleine Schiffe liegen. Manch eins ist auch schon nicht mehr wirklich schwimmfähig. Im Norden stehen die berühmten Cumulus Castellanus, die bei uns zu Hause um diese Uhrzeit spätere Gewitter ankündigen. Müssen wir die hier auch ernst nehmen? Wir wissen es nicht.

Wir verlassen Nassau Richtung Osten
Wir verlassen Nassau Richtung Osten

Ein Stück weiter draußen setzen wir die Segel. Leider reicht die Geschwindigkeit nicht aus, um damit noch bei Tageslicht auf die Exumas zu kommen. Segeln bei Nacht ist nicht nur für die Charterboote verboten, sondern auch gefährlich, da an etlichen Stellen der Meeresboden nicht vermessen ist und man nach Sicht fahren muss, was bei dem klaren Wasser und genügend hohem Sonnenstand tagsüber kein Problem sein sollte.

Wir genießen trotzdem erst einmal den Moment und stärken uns an einem zweiten Frühstück.Dann schmeißen wir den Motor an und nehmen Kurs auf Allan‘s Cay. Ein Ankerplatz auf den Exumas.

Auf halber Strecke müssen wir ganz vorsichtig über die gelbe Bank. Hier gibt es mehrere Korallenriffe. Ich stehe vorne im Ausguck und dirigiere Klaus per Handzeichen hindurch. Als wir das geschafft haben, gönnen wir uns ein paar Weihnachtskekse und Lebkuchen, die wir von zu Hause mitgebracht haben.

Über den Exumas stehen nun dicke Wolken, als wir näher kommen, ist die Sonne weg. Der Wind dreht schlagartig auf Südost. Das ist genau unsere Richtung und wir nehmen die Segel weg. Nun sehen wir auch ein paar Boote. Unterwegs war es sehr einsam nachdem wir die Umgebung von Nassau verlassen hatten. Einzig zwei Angelboote kamen uns entgegen.

Sonnenuntergang über Allen's Cay
Sonnenuntergang über Allen’s Cay

Die Exumas bestehen hier aus vielen kleinen Inseln. Wir haben vor, zwischen zwei langgestreckten Inseln zu ankern. Hinter uns läuft eine große Yacht mit uns ein. An dem Ankerplatz liegen bereits zwei große Katamarane und ein sehr großes Motorboot vor Anker. Die haben weniger Tiefgang. Mein erster Versuch zwischen den beiden Katamaranen zu ankern schlägt fehl, weil es dort zu flach ist. Also fahren wir wieder ein Stück raus und finden schließlich bei 3 – 4 Meter Tiefe einen guten Platz. Die große Yacht fährt ganz wieder raus und sucht sich woanders einen Platz.

Abendliche Cumulus castellanus
Abendliche Cumulus castellanus

Wir bleiben erst einmal im Cockpit sitzen und genießen den schönen Sonnenuntergang. Als es fast dunkel ist, sind im Wasser auf einmal drei blaue Lichter zu sehen. Ganz langsam treiben sie vorbei, werden mal heller mal dunkler. Was ist das – Quallen? Bislang haben wir hier kaum Fische gesehen, auch Vögel waren nicht so besonders viele zu sehen. Im Dunkeln tönt dann ein wahres Konzert von den Inseln, aber sind das Vögel oder möglicherweise die Iguanas, die hier leben?

Anschließend kochen wir unser erstes Essen an Bord. Zu Heiligabend gibt es Blumenkohl-Kartoffel-Curry und zum Nachtisch ein Bier und einen unglaublichen Sternenhimmel, bis plötzlich der Wind kräftig zunimmt. In Böen haben wir wohl 6-7 Windstärken. Die Lady schwojt kräftig. Schließlich schüttet es wie aus Eimern. Nun wissen wir, Cumulus Castellanus müssen wir auch hier Ernst nehmen. Mittlerweile ist der Schauer durch und der Wind hat wieder abgeflaut. Es ist Zeit in die Koje zu gehen.