Weihnachtsessen für Iguanas: Blumenkohl

Die Nacht war unruhig. Zwischendurch knackt es immer wieder. Wir glauben es sei die Bilgepumpe, die automatisch anspringt, aber wir hören nichts pumpen. In der Bilge steht ein wenig Wasser. Erst morgens finden wir dann heraus, dass es das große Netz ist, in dem wir Obst und Gemüse lagern. Es ist mit Kabelbindern und Leinen am Handlauf in der Kajüte aufgehängt. Im Seegang schaukelt es schwer beladen hin und her und verursacht die knackenden Geräusche. Hinter dem Boot pflügt unser Dinghi durch die Wellen. Ab und zu schlagen Wellen krachend unter das Heck. Die Ankerkette klackt, wenn zwischenzeitlich die Spannung nachlässt. Im Rigg klappern die Wanten. Alles Geräusche, die völlig ok sind, aber an die wir uns erst noch gewöhnen müssen.

Unser wunderschöner Ankerplatz
Unser wunderschöner Ankerplatz

Wir sind morgens etwas gerädert, aber nach einer Katzenwäsche, zwei großen Bechern heißen Tee und einem netten Frühstück in der Sonne geht es uns besser. Trotzdem bleiben wir heute hier. Wir haben die Iguanas auf Leaf Cay noch nicht gesehen, außerdem haben wir uns einen faulen Tag nun wirklich verdient. Ich mache das Radio an, aber UKW-Sender sind hier keine mehr zu empfangen. Wir sind nun etwa 70 km von Nassau entfernt. Kurz nach dieser Feststellung knackt es im Funk und klar und deutlich meldet sich die Station Highbourne Cay von der bewohnten Nachbarinsel. Es folgen der Wetterbericht und die Öffnungszeiten der Servicestationen.

Der Strand von Leaf Cay
Der Strand von Leaf Cay

Vor Allen‘s Cay scheint ein Seehund zu schwimmen. Ein Blick durch das Fernglas bringt Klarheit: Es ist bloß eine Kokosnuss. Wo wir das Fernglas schon mal vor den Augen haben, inspizieren wir auch den Strand von Leaf Cay, die Insel, die uns vor dem Seegang aus Osten abschirmt. Siehe da, am Strand sind deutlich einige Iguanas zu sehen.

Vorwitziger Bahama Mockingbird
Vorwitziger Bahama Mockingbird

Im Laufe des Morgens verlassen die anderen Boote die Bucht. Wir machen statt dessen unser Dinghi einsatzbereit. Vorher müssen wir jedoch den schweren Außenborder von seinem Aufbewahrungsort am Heckkorb hinunter in das Schlauchboot befördern. Wir bauen schließlich mit Hilfe des Biminigestells einen Flaschenzug und fieren ihn vorsichtig herunter. Er wiegt gefühlte 30 Kilo. Man hatte uns gesagt, dass wir ihn zwischen den Inseln am Dinghi lassen dürfen, ihn aber für die großen Überfahrten wieder am Heckkorb verstauen sollen. Wie gut, denn jeden Tag wollen wir die Prozedur nicht machen. Da wir nun völlig allein sind an diesem Ankerplatz, rüsten wir das Dinghi gut aus: Anker, Trinkwasser, Schwimmwesten, Sonnenhüte und Handfunkgerät sind mit dabei. Dann gehen wir auf unsere kleine Expedition. Es ist kurz vor Mittag und der Gezeitenstrom am Ankerplatz hat etwas nachgelassen. Mit dabei haben wir auch Obstschalen und den Strunk und die Blätter unseres gestrigen Blumenkohls. Die wollen wir auf der Insel der Kompostierung überlassen, statt sie weiter spazieren zu fahren.

Iguanas am Strand von Leaf Cay
Iguanas am Strand von Leaf Cay

Als wir am Strand anlangen, kommen die Iguanas gleich neugierig anmarschiert. Insbesondere die kleineren Exemplare marschieren neugierig vorne weg. Solange wir uns nicht viel bewegen, kommen sie immer näher. Der Revierführer hatte gewarnt, dass die Tierchen beißen können. Wir bleiben also zu Beginn respektvoll in der Nähe unseres Schlauchboots, um uns bei Bedarf schnell in Sicherheit bringen zu können, aber dann merken wir, dass sie abhauen, wenn wir uns hektisch bewegen.

Iguanas am Strand von Leaf Cay
Iguanas am Strand von Leaf Cay

Außer den Iguanas kommt noch ein Vogel in der Größe einer Dohle an. Er ist sehr neugierig und kommt bis vor unsere Füße. Klaus geht mit unseren Gaben ein Stück abseits, und deponiert sie hinter einem Baum. Wir wollen die Tiere nicht füttern, sie sollen nicht lernen, Menschen mit Futter in Verbindung zu bringen. Wahrscheinlich ist es dafür aber bereits zu spät. Der Vogel hat die Sache sofort kapiert und liefert sich einen heftigen Kampf mit noch einem ganz winzigen Iguana. Sofort macht sich der Chef der Bande auf den Weg, um die Sache in Augenschein zu nehmen. Insbesondere die Blumenkohlblätter sind heftig umkämpft. Iguanas gehören mit zu den größten eingeborenen Tiere der Bahamas.

Iguanas am Strand von Leaf Cay
Iguanas am Strand von Leaf Cay

Von Norden zieht eine dicke schwarze Wolke herauf. Wir brechen unseren Ausflug ab und fahren zurück an Bord. Unsere Hoffnung, das Salzwasser im kommenden Schauer abzuspülen erfüllt sich nicht: Wir bekommen vom Schauer nur den Wind und ein paar Tropfen ab.

Spätnachmittags kommt ein großer Katamaran in die Bucht und geht neben uns vor Anker. Ich zaubere gebratene Paprika mit hartgekochten Eiern und Tahin auf den Tisch und wir finden auf Mittelwelle tatsächlich einen lokalen Radiosender. Der Wetterbericht verspricht, dass das Tiefdruckgebiet, welches uns mit kräftigem Wind und Schauern versorgt nach Südosten abziehen soll. Währenddessen hat der Krisenstab in Nassau getagt: Aufgrund des starken Windes wurde der Beginn der Junkanoo Parade auf 3 Uhr morgens verschoben: Die sind echt hart im Nehmen hier!

Allerdings kann ich verstehen, dass sie mit ihrem Kopfschmuck keine Sturmböen mögen und bei den Dekorationen aus Pappmaché keine Regengüsse.

Schreibe einen Kommentar