Archiv der Kategorie: Großbritannien

Die Toga Party

Klaus mit Papagei bei der Anprobe

Heute abend ist nun der große Moment gekommen. Die letzten Tage haben wir schon ausgetauscht, was die einzelnen so planen für die Toga-Party. Wir haben beispielsweise gelernt, dass zu einer echt britischen Toga-Party die Herren mit Socken in den Sandalen kommen! Für unser Outfit ist heute nachmittag noch ein Detail hinzugekommen: In Burnham-on-Sea haben wir einen Plüschpapagei gekauft, der wird nun mit Sicherheitsnadeln auf Klaus‘ Schulter befestigt und ich leihe ihm meine Stimme, wenn ich nicht gerade über den Anblick grinsen muss. Etwas schwierig ist es, ihn so zu positionieren, dass er in einer realistisch wirkenden Position auf der Schulter sitzt. Aber das bekommen wir schließlich auch noch hin.

Vor dem Spiegel im Flur ist großer Andrang bis wir nun alle mit unserem Outfit zufrieden sind, dauert es ein wenig. Unsere Gastgeber haben ganz klassischen Bettlaken verwendet, aber beschlossen in hellblau zu gehen, statt in weiß.

Auf dem Weg zur Party

Der schwierigste Moment ist das Haus zu verlassen.  Sieht uns hier jemand auf dem Weg zum Auto? Unterwegs fallen wir niemandem auf, trotz Papagei.

Die Bettlakenfraktion von hinten

Die Party findet im Privathaus eines unserer Gastgeber statt. Schon auf der Straße treffen wir die ersten „Römer“. Empfangen werden wir mit großem Hallo und nun können wir auch endlich das Outfit der anderen bewundern. Es ist interessant, wie viele Lösungen es gibt. Drei weitere Gäste haben sich meinem Ansatz angeschlossen und Reisemitbringsel angezogen. Das reicht von Marokko über Ägypten bis zu meinem indischen Sari. Etliche haben im Internet entsprechende Faschingskostüme geordert. Das Ergebnis sind jedoch keine gewickelten Togas, sondern eher schief geschnittene halb durchsichtige Kleidchen. Ein Paar hat sich gerade neue Gardinen zugelegt und lässt nun noch einmal die alten Gardinen als Togas zu Ehren kommen. Der Gastgeber hat den britischen Ansatz gewählt und sich in seien Landesfarben gehüllt und trägt dazu natürlich Socken in den Sandalen. Da fällt mir ein, dass ich auch noch eine hannöversche Flagge besitze…

Alte Gardinen und Reiseandenken einer Nilkreuzfahrt als Togas

Bettlaken gibt es auch mehrere, aber auch meterlange dünne Futterstoffe und natürlich viele Lorbeerkränze. Einmal abgesehen von den Kostümen vergeht der Abend mit einem Buffet, lustigen Reden gegenseitiges Beschenken und einladen, sowie natürlich vielen Gesprächen.

Die SS Great Britain

Der heutige Nachmittag steht zur freien Verfügung. Wir haben die Auswahl, uns der Besichtigung eines alten Gutshauses anzuschließen oder etwas eigenes zu tun. Wir beschließen, dass wir die SS Great Britain noch einmal besuchen wollen, die wir vor ein paar Jahren schon einmal besichtigt hatten. Sie wurde vom legendären Brunel gebaut, der auch die Hängebrücke über die Avon Schlucht gebaut hat.

Das nachgebaute Ruder und der nachgebaute Propeller der SS Great Britain

Das Besondere an dem Schiff ist, dass es zum einen das erste Stahlschiff war, welches für Atlantiküberquerungen gebaut wurde. Zum anderen hatte es als erstes derartiges Schiff eine Propellerschraube als Antrieb statt des bis dahin üblichen Schaufelrads und es hatte ein balanciertes Ruder. Mit einer Länge von 98 Metern war es zudem im Jahr der Fertigstellung 1845 das größte existierende Schiff. Für die Atlantiküberquerung erreichte es damals eine neue Rekordzeit.

Das wunderschön erneuerte Heck

Bei der Taufe ging so einiges schief und das schien sich im Laufe der Zeit fortzusetzen. Es wurde mehrfach repariert und überarbeitet, bevor es 1886 außer Dienst gestellt wurde und anschließend 50 Jahre lang auf den Falkland-Inseln als schwimmendes Lagerhaus diente. 1937 endete auch diese Phase und man versuchte das Schiff in einer Bucht zu versenken und es dort verrotten zu lassen.

Unter Deck

30 Jahre später war davon jedoch noch genügend über, um einige Leute auf die Idee kommen zu lassen, dieses historische Schiff nach Bristol an seinen Bauort zurückzuholen. Dies passierte dann tatsächlich in einer sehr spektakulären deutsch-englischen Gemeinschaftsaktion zusammen mit der Firma Harms Bergung.  Die BBC hat darüber einen sehr sehenswerten Film gedreht. Die SS Great Britain liegt nun in ihrem ehemaligen Dock auf dem Trockenen.

Eine Nachbildung der Kombüse

Dort ist ein Museum entstanden. Das Schiff selbst wurde in einen Zustand versetzt, der einerseits am Unterwasserschiff den Verfallszustand zeigt, andererseits das Deck und das Innere im Zustand nach dem Bau zeigt, als es für Atlantiküberquerungen genutzt wurde. In vielen liebevollen Details ist das Leben an Bord eines solchen Schiffes vor 150 Jahren nachempfunden, so dass es wie eine Zeitreise für die Besucher ist. Wir verbringen viel Zeit damit, alles anzuschauen und uns vorzustellen, wie es wohl an Bord gewesen sein mag. Um das Schiff herum wurde eine Glasdecke auf Höhe des Wasserspiegels eingezogen, so dass es so aussehen soll, wie die Wasseroberfläche. Darunter kämpfen Belüftungs- und Entwässerungsanlagen darum, dass Unterwasserschiff trocken zu halten.

Cider Verkostung

Cider wird aus verschiedenen Fässern im Glas nach Wunsch für uns gemischt

Für den heutigen Vormittag steht der Besuch einer Cider Farm auf dem Programm. Einige kommen gleich zünftig in Wanderschuhen oder Gummistiefeln. Wir haben so etwas nicht dabei, brauchen es aber auch nicht, denn statt einer Besichtigung, ist es eher eine Cider Verkostung. Wir nippen vorsichtig an unseren Gläsern. So früh am Tag schon Alkohol ist nicht so ganz unser Ding, wir haben schließlich noch einiges vor. Glücklicherweise erweist sich der Cider als frei von Nebenwirkungen und wir essen kräftig Cracker mit Cheddar und Stilton, um ihn zu verdünnen.

 

Der Somerset Wobble im Selbstversuch

Das nächste Event heisst Somerset Wobble und führt uns auf einen Parkplatz, auf dem gerade ein Flohmarkt statfindet. Darum geht’s aber gar nicht. Wir befinden uns hier auf einem sehr torfigen Untergrund, was sich auch durchaus spüren laesst. Zur Demonstration werden wir in zwei Gruppen eingeteilt und dürfen auf Kommando gemeinsam in die Luft springen. Die andere Gruppe darf den Effekt spüren. Für einen außen stehenden Betrachter sieht es aus wie ein sehr merkwürdiges Ritual…

Burnham-on-Sea

Anschließend dürfen wir uns in einem Pub von den Anstrengungen des Vormittags erholen. Leider sticht mich dort eine Wespe in die Fingerspitze, was sehr schmerzhaft ist.  Auf der Suche nach einer geöffneten Apotheke gelangen wir nach Burnham-on-Sea und werfen noch einen kurzen Blick auf das abwesende Meer, bevor es wieder zurück nach Bristol in die Zivilisation geht.

Besuch in einem Museums Lager

Für den heutigen Nachmittag steht ein Besuch im ehemaligen Industriemuseum Mshed auf dem Plan. Das Museum ist umgebaut und soll nun die Geschichte und die Geschichten der Stadt Bristol erzählen. Um das wirklich würdigen zu können, müssten wir viel Zeit mitbringen. Die Zielgruppe sind eindeutig die Bristolians selbst, denn ohne die Erklärungen unserer Gastgeber erschließt sich vieles nicht.
Wir bekommen eine kurze Einführung von einem Mitarbeiter des Museums und dann das Angebot im Anschluss an unseren Rundgang, das Lager des Museums zu besuchen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und sind natürlich pünktlich am vereinbarten Treffpunkt. Aus dem Lager sind wir dann auch kaum mehr heraus zu bekommen. Fotomotive gibt es hier reichlich: