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London for Beginners

Auch in London scheint mal die Sonne und es gibt sogar Eiskaffee
Auch in London scheint mal die Sonne und es gibt sogar Eiskaffee

Für uns beide ist es schon eine Ewigkeit her, dass wir London besucht haben. Also starten wir wieder nach der alten bewährten Methode des gezielten Verlaufens und dabei die Augen aufhalten.

Ich hatte gelesen, dass es nach dem Brexit in Großbritannien einen akuten Ärztemangel gibt und neue Patienten oft nicht aufgenommen werden. HIer scheint es noch zu gehen und der NHS macht kräftig Werbung. Ob die Frau wohl gerade einen Termin macht?
Ich hatte gelesen, dass es nach dem Brexit in Großbritannien einen akuten Ärztemangel gibt und neue Patienten oft nicht aufgenommen werden. HIer scheint es noch zu gehen und der NHS macht kräftig Werbung. Ob die Frau wohl gerade einen Termin macht?

Die Sonne steht am Himmel und wir wissen, dass sich die Themse (River Thames) südlich von uns befindet. Da es 11:30 Uhr ist, als wir das Hotel verlassen, gehen wir immer der Sonne entgegen oder etwas nach links und kommen an der Rückseite von einem imposanten Gebäude heraus.

So viele Telefonzellen und gegenüber ein Buchladen mit juristischer Fachliteratur - wenn das man nicht ein Gerichtsgebäude ist
So viele Telefonzellen und gegenüber ein Buchladen mit juristischer Fachliteratur – wenn das man nicht ein Gerichtsgebäude ist

Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, der gerade die angrenzende Straße entlang kommt, antwortet auf die Frage, um was es sich bei diesem Gebäude handelt, mit einem kurzen Lachen und gibt uns die Information, dass dies die Royal Courts of Justice seien und wenn man durch den Haupteingang gehe, könne man auch hinein und es von innen besichtigen.  Also gehen wir um das Gebäude herum und passieren die Sicherheitskontrolle. Drinnen herrscht leider striktes Foto- und Filmverbot.

Royal Courts of Justice
Royal Courts of Justice

Die große Eingangshalle wirkt wie eine großes gotisches Kirchenschiff. Zu den Seiten und hinten gehen Aufgänge zu den seitlichen oberen Stockwerken ab, in denen sich etwa 25 Gerichtssäle befinden. Jeder dieser Säle ist wie ein Hörsaal  mit Podium für das Gericht gestaltet. An den Seiten befinden sich Bücherregale höchstwahrscheinlich mit den Gesetzbüchern, die aber sicherlich nie benutzt werden.

Das Stammhaus von Twinings
Das Stammhaus von Twinings

Im hinteren Teil der Empfangshalle ist eine Präsentation allerhöchsten Richterinnen der letzten hundert Jahre. Es ist immer noch eine überschaubare Zahl. Als wir uns diese Präsentation anschauen, treffen wir wieder auf den Sicherheitsmitarbeiter und er weiß zu Einigen von ihnen etwas zu erzählen. Besonders begeistert ist er von einer Richterin, die immer ein freundliches Wort, auch für den einfachsten Mitarbeiter hat. „She is just human!“.

Heiraten mit Edgar Wallace
Heiraten mit Edgar Wallace

Gegenüber von den Royal Courts of Justice befindet sich das Stammgeschäft der Teehandelsfirma Twinings. Als eingefleischte Teetrinker müssen wir uns dies natürlich anschauen. Ein echter „Flagshipstore“ und wir lernen, wie es zum Earl Grey kam!

Blick über die Themse
Blick über die Themse

Wir nehmen wieder unseren von der Sonne gelenkten Weg zum River Thames auf und landen schließlich bei der HMS Wellington. Wir entscheiden uns am Nordufer weiter in Richtung Osten zu gehen. Das starke Verlangen nach einem Tee und einer Stärkung läßt uns die Millennium Bridge in Richtung Tate Gallery queren. Wo wir schon da sind, gehen wir nach der Stärkung in diese berühmte Gallerie für moderne Kunst.

Das Turbinenhaus der Tate Modern
Das Turbinenhaus der Tate Modern

Es handelt sich um das umgebaute riesige Turbinenhaus eines ehemaligen Kraftwerks. Allein dieses Gebäude ist schon beeindruckend. Im großen Eingangsbereich (Level 0) wird gerade die Installation der vorherigen Ausstellung zerlegt. Das Ganze wirkt an sich schon wie ein Happening. Wir begeben uns auf Level 2 und durchwandern mehrere Räume mit zeitgenössischer Kunst. Jeder Raum für sich ist unter ein Thema oder unter einen Künstler gestellt. Zu jedem Objekt gibt es eine Beschreibung und eine zeitliche Zuordnung – ganz große Klasse!

Abbau einer Ausstellung oder Happening?
Abbau einer Ausstellung oder Happening?

Irgendwann ist aber bei uns die Luft raus und wir verlassen die Tate über den Shop. Wir haben nur eine Hälfte des Levels 2 gesehen und es gibt noch weitere 4 Level mit Kunstausstellungen auf jeder Seite der riesigen Eingangshalle und ein weiteres Gebäude. Hier könnte man locker mehrere Tage zubringen.

Tower Bridge und dahinter jede Menge Hochhäuser
Tower Bridge und dahinter jede Menge Hochhäuser

Weiter geht es nun am Südufer bis zur Tower Bridge. Hier wurde in den letzten Jahrzehnten kräftig gebaut und erneuert, um den Docks mit Erfolg neues Leben einzuhauchen.

Ein altes Kriegsschiff aus dem zweiten Weltkrieg, welches auch am Korekrieg teilgenommen hat, kann hier besichtigt werden. Dahinter die Kräne, die weitere Hochhäuser emporziehen
Ein altes Kriegsschiff aus dem zweiten Weltkrieg, welches auch am Korekrieg teilgenommen hat, kann hier besichtigt werden. Dahinter die Kräne, die weitere Hochhäuser emporziehen

Die Tower Bridge ist natürlich immer noch der große Touristenmagnet. Langsam merken wir unsere Beine und beschließen mit unserer Oyster-Card per U-Bahn wieder zurück zum Hotel zu fahren. Für das Abendessen suchen wir ein  italienisches Restaurant in der Nähe des Hotels auf.

Sorry, we are fully booked

Nach einem selbst organisierten Frühstück mit eigenen Zutaten und Zutaten aus der uns zur Verfügung gestellten Küche, starten wir von Wylam aus zurück zur Mauer. Der Himmel ist schwer mit Wolken verhangen und es sieht nach Regen aus. Die Straße B6318 zieht sich an der Mauer entlang, aber meist lässt sich die Existenz von Hadrians Wall nur durch Bodenformationen erahnen und teilweise zeugen lediglich Weidemauern aus entsprechend gearbeiteten Steinen davon, dass hier einmal der Hadrians Wall war. Der eigentliche Wall ist hier dann eingeebnet.

Im Reiseführer finden wir den Hinweis, dass es in Corbridge die Ausgrabung einer alten römischen Stadt gibt. Sie ist zwar nicht Teil des Hadrians Wall sondern liegt weiter südlich, aber für den Betrieb der Mauer in damaliger Zeit war sie von großer Bedeutung. Das heutige Corbridge ist eine kleine alte Stadt, die ihr touristisches Flair pflegt. Unser Auto parken wir auf dem öffentlichen Parkplatz jenseits der Tyne und gehen durch die Stadt zur Ausgrabungsstätte.

Das Museum ist exzellent gemacht. Alle Stücke sind gut beschriftet und zeitlich eingeordnet. Auch die Verbindung zwischen römischem Militär und der Zivilbevölkerung ist gut dargestellt. Auf dem angrenzenden Ausgrabungsgelände, das es bereits seit 1902 gibt, hilft ein Audioguide an verschiedenen Stellen mit sehr bildhafter Sprache, sich einen Eindruck von der damaligen Zeit zu machen.

Corbridge bzw. Corbis, wie die Römer es damals nannten, war eine der wichtigsten Städte im Norden von England bzw. Albion, wie es damals die Römer nannten. Mit dem Abzug der Römer schwand die Bedeutung der Stadt und sie verfiel. Ein neuer Stadtkern bildete sich an der neuen Brücke weiter im Osten. Die Steine wurden, wie damals üblich, zum Bauen  neuer Gebäude verwendet. Nach und nach überwucherte der alte Teil und wurde erst in der viktorianischen Zeit „wiederentdeckt“. Parallel zu den Erklärungen der römischen Stadt befinden sich auf dem Gelände auch Schautafeln, die von diesen Ausgrabungen und den Leuten, die daran mitgearbeitet haben, berichten.

Tyne Brücke in Corbridge. Die alte römische Brücke ein Stückchen weiter neben der alten Römerstadt sah auch nicht viel anders aus.
Tyne Brücke in Corbridge. Die alte römische Brücke ein Stückchen weiter neben der alten Römerstadt sah auch nicht viel anders aus.

Wir gehen zurück nach Corbridge und genießen in einem Tea Room einen Afternoon Tea samt herrlichen Scones mit Clotted Cream und frischen Erdbeeren. Langsam fangen wir an, uns Gedanken über unsere nächste Übernachtung zu machen. Die Suchen bei Booking.com und AirB&B ergeben keine wirklich guten Ergebnisse. Also fahren wir durch den Nieselregen erst einmal weiter nach Chester, wo es Ruinen der alten Römerbrücke über die North-Tyne und ein angeschlossenes Fort geben soll. Als wir dort ankommen, wird uns gesagt, dass die Anlage gleich um 16:30 Uhr schließt, aber auf der anderen Seite der North-Tyne die Reste der Brücke frei zugänglich sind.

Der Fluss hat sich im Laufe der zahlreichen Jahrhunderte in Richtung des anderen Ufers verlagert, so dass dieser Brückenkopf nun an Land liegt. Die Begrenzung zum Fluss hin ist noch gut erhalten. Links sind die Reste eines Turms zu erkennen. Rechts führte eine Straße über die Brücke.
Der Fluss hat sich im Laufe der zahlreichen Jahrhunderte in Richtung des anderen Ufers verlagert, so dass dieser Brückenkopf nun an Land liegt. Die Begrenzung zum Fluss hin ist noch gut erhalten. Links sind die Reste eines Turms zu erkennen. Rechts führte eine Straße über die Brücke.

Im mittlerweile kräftigen Regen machen wir uns auf den Weg zu den Brückenresten und werden auf dem Weg verständnislos von den Schafen angeschaut, die Schutz unter Bäumen und Büschen gesucht haben. Etwas durchnässt sitzen wir kurz darauf wieder im Auto. Eine Unterkunft haben wir immer noch nicht. Wir fangen an, verschiedene Hotels und B&Bs abzutelefonieren oder anzufahren. Wir bekommen zwei verschiedene Standardantworten:

Neben der Brücke lagern fein säuberlich nebeneinander sorgfältig gehauene Steinblöcke
Neben der Brücke lagern fein säuberlich nebeneinander sorgfältig gehauene Steinblöcke
  1. „Sorry, we don’t do B&B any more.“

  2. „Sorry, we are fully booked tonight.“

Wo wollt Ihr denn hin, bei dem Regen?
Wo wollt Ihr denn hin, bei dem Regen?

Ein B&B in Humshaugh, das auch ausgebucht ist, vermittelt uns weiter zum „Simon Burns Cottage“. Dort erfahren wir, dass auch hier eine Buchung für die kommende Nacht vorliegt, die Gäste aber noch nicht erschienen sind. Die Wirtin Judith des B&B wollte dies nun klären und sich melden, wenn das Zimmer frei ist. Nach einiger Zeit ruft sie zurück und bietet uns das Zimmer an. Einziger Haken, es muss bar bezahlt werden und unsere Barbestände geben das nicht her. Wir müssen also erst 6 Meilen nach Hexham fahren, um dort einen Geldautomaten zu finden. Dort soll es auch einige Hotels geben. Wenn wir dort sind, wollen wir  es erstmal vor Ort versuchen. Denn mittlerweile sind wir auch ziemlich hungrig. In Hexham finden wir zwar einen Geldautomaten, aber alle Hotels, die wir anfragen, antworten mit der gleichen Standardantwort. Also besorgen wir uns Bares und etwas nette Verpflegung für den Abend und fahren zurück zu Judiths B&B.

Abendbrot mit Blick auf eine Rinderweide
Abendbrot mit Blick auf eine Rinderweide

Das B&B erweist sich als ein absoluter Glücksgriff. Wir beziehen ein geschmackvoll eingerichtetes großes Zimmer mit einem ebensolchen Bad. – Was will man mehr? – Auf der Weide gegenüber weiden Rinder und der Blick aus dem Fenster schweift über das Tal. Für die nächste Nacht buchen wir gleich eine Unterkunft in Haltwhistle. So einen Stress wollen wir nicht noch einmal haben.